Es war heiß und es war voll! Auf und abseits der Bühne gab es reichlich Inspirationen und Input rund um das Thema Schlagzeug zu entdecken. Wie wir das Meinl Drum Festival 2023 erlebt haben, lest ihr hier. Die Beckenmarke Meinl ist seit vielen Jahren auf der Überholspur, und auch was die angesagten Artists in den sozialen Medien betrifft, hat man in Gutenstetten oftmals den richtigen Riecher. So gab es dieses Jahr eine Art Klassentreffen aus langjährigen Meinl-Endorsern wie Anika Nilles, Benny Greb oder Jost Nickel und international Aufsehen erregenden Newcomern wie Greyson Nekrutman und Zack Grooves. Man könnte sagen, dass für nahezu jeden was dabei war.
Neben dem Bühnenprogramm, das sich von 11:30 bis ca. 21 Uhr erstreckte, konnte man auf dem Gelände auch an Percussion-Workshops teilnehmen oder sich die Instrumente der Sonic Energy Linie zu Gemüte führen, ebenso war für eine musikalische Kinderbetreuung gesorgt. Auch das gastronomische Angebot passte und war sehr fair ausgepreist. Wem es bei 31 Grad zu heiß war, der konnte sich durch den klimatisierten Showroom von Meinl Cymbals, Meinl Percussion und Meinl Stick & Brush treiben lassen oder Produkte der Vertriebsmarken Tama Drums und Ibanez begutachten. Dazu gab es auch dieses Jahr wieder die Möglichkeit, an Führungen durch die Beckenproduktionshallen teilzunehmen.
Das Programm beinhaltete zahlreiche Highlights
Und direkt ab Beginn war die Halle bereits proppevoll. 2000 Karten waren im Vorverkauf weggegangen, dazu kamen noch etwa 500 geladene Gäste. Darunter waren neben dem Who-is-Who der deutschen Drumszene auch illustre Gestalten wie der Youtuber El Estepario Siberiano, der zwar nicht auf der Bühne auftrat, aber seinen brandneuen Meinl Signature Drumstick am Festivaltag vorstellte und somit auch für das ein oder andere Selfie mit seinen zahlreichen Fans zu haben war.
Den Auftakt des Bühnenprogramms machte Anika Nilles im Duett mit dem Percussionisten Santino Scavelli. Die beiden spielten die meiste Zeit zu Fusion/Pop-Tracks ihrer Band „Nevell“. Für Anika, die sehr locker und befreit aufspielte, war es bereits der dritte Auftritt auf dem Meinl Drum Festival. Percussionist Santino hatte zudem einen ausgiebigen Solo-Spot. Die Performance der beiden wurde mit Standing Ovations bedacht.
Mit dem gerade mal 21 Jahre alten Greyson Nekrutman, der virtuoses Jazz Drumming im Stile von Buddy Rich genauso wie Rock / Metaldrumming abliefert und abfeiert, kam der nächste Künstler auf die Bühne. Greyson solierte ausgiebig – ob mit Besen oder Sticks – und erzählte zwischendurch ein paar sehr launige Anekdoten. Für Fans von klassischem Schlagzeugspiel sicherlich eines der Highlights des Tages.
Mit dem englischen Schlagzeuger Mike Malyan hatte man einen Progressive Metal Drummer eingeladen. Er verstand es geschickt, vertrackte Doublebassdrum-Salven mit eher poppig-dynamischem Spiel zu verbinden. Kein Wunder, zählt er doch laut eigener Aussage Leute wie Mark Guiliana zu seinen größten Vorbildern. Auch wenn das Thema Heavy Drumming im Vergleich zu früheren Ausgaben einen etwas kleineren Stellenwert hatte, zeigte Mike Malyan sehr interessante Konzepte.
Besonders für Schlagzeuglehrer: Mike Johnston von mikeslessons.com
Mit Mike Johnston, dem sicherlich bekanntesten Schlagzeuglehrer im englischsprachigen Internet, hatte man einen alten Hasen und langjährigen Meinl-Endorser aus Kalifornien eingeladen. Das Thema Motivation und positives Denken ist bei Mike von zentraler Bedeutung. So groovte er nicht nur auf seinem kleinen Gretsch-Kit, sondern nahm sich auch Zeit, seine didaktischen Ansätze zu erklären. Auch der Stellenwert von sozialen Medien und die Performance für ebendiese wurde mit einer Drumlehrerin und einem Drumlehrer aus dem Publikum vorgeführt und erörtert.
Jost Nickel ist Drummer von Jan Delay, Buchautor und Dozent. Vor allem gehört er für mein Dafürhalten zu den „ausgechecktesten Drummern Deutschlands“. Entsprechend war die Halle während seiner Performance rappelvoll. Jost spielte zu Tracks seiner Solo-CD „The Check In“ und solierte ausgiebig auf seinem Sonor SQ2 Set, was mit Standing Ovations vom Publikum bedacht wurde.
Next Level Drumming: das Duo von Brody Simpson und Dan Mayo
Mit dem Australier Brody Simpson und dem Israeli Dan Mayo wurde es im nächsten Spot deutlich progressiver, das konnte man schon an den eher ungewöhnlichen Setups aus A&F Drums und erst recht an den nun folgenden Sounds erkennen. Die beiden Klangtüftler hatten sich erst ein paar Tage zuvor zum ersten Mal persönlich getroffen und ihr Duo-Set erarbeitet. Den Anfang machte Brody Simpson, der erst zu live erzeugten Loops trommelte und dann noch zu zwei Tracks spielte. Nach einem Solo von Dan Mayo, der seinen Drumsound zum Teil extrem mit Effektpedalen verfremdete, ging es an die gemeinsame Performance und dann zum Abschluss in eine improvisierte Groove-Passage, die das Hosenbein flattern ließ. Der mit sehr viel Beifall bedachte Auftritt der beiden war sicher nichts für Puristen, aber für mich ganz klar das Highlight des Tages.
Beim US-Amerikaner Zack Grooves kamen die Freunde von Swag Beats und schnellen „Chops“ voll auf ihre Kosten. Auch wenn er während seiner Performance mit einer nach vorn rutschenden Bassdrum zu kämpfen hatte, tat das seiner Virtuosität keinen Abbruch. Zack ist vor allem durch seinen unterhaltsamen YouTube Content und die Plattform Drumeo bekannt geworden. Auch er präsentierte am Festivaltag sein neues Meinl Signature Stick Modell.
Benny brachte die Brass Band mit
Jetzt war es Zeit für ein weiteres Highlight: die Benny Greb Brass Band stand auf dem Programm. Die Musik seines 2009 erschienenen Albums feierte auf dem diesjährigen Meinl Drum Festival eine Neuauflage. Im Stil einer Marching Band marschierte Benny mit umgehängter Snare in die Halle ein, begleitet von seinen Mitstreitern Jakob Bänsch, Felix Eilers und Tobi Zillner. So kam neben dem typisch fetten Benny Greb Groove auch eine feine Prise New Orleans nach Gutenstetten. Das Publikum bedachte es mit donnerndem Applaus.
Der Abschluss des recht langen Tages war dann dem US-Ausnahmedrummer Calvin Rodgers (The Isley Brothers / Aretha Franklin) vorbehalten. Auch wenn es zu der späteren Zeit nicht mehr ganz so voll in der Halle war…. für alle, die geblieben waren, lohnte es sich richtig! Calvins Gospel Chops und vor allem sein tightes und druckvolles Getrommel, das mich an Drummer im Stile von Chris Coleman erinnerte, waren ein echtes Erlebnis.
Nach dem Gruppenbild konnten sich die Fans noch für die Signing Session aller beteiligten Artists anstellen. Alles in allem war es ein sehr gelungenes Festival, das nicht nur reibungslos ablief, sondern auch mit sehr viel persönlichem Einsatz der Meinl-Mitarbeiterschaft vor und hinter den Kulissen auf die Beine gestellt wurde. Als einzigen Verbesserungsvorschlag hätte ich nur den Sound zu erwähnen, der im hinteren Teil der Halle etwas matschig klang, hier könnte noch optimiert werden.