Coverversionen sind ein heikles Thema, an dem sich schon so manche Band die Finger verbrannt hat. Alles richtig gemacht haben 1992 allerdings die US-Kultrocker Faith No More mit ihrer Interpretation von „Easy“. Der Song stammt eigentlich aus dem Jahr 1977 und wurde zuerst von den Commodores gesungen. Faith No More veröffentlichten den Track als Single ihres Albums „Angel Dust“. Das entspannte Feeling von „Easy“ wurde dabei nicht nur übernommen, sondern durch eine gewisse „Schlampigkeit“ sogar noch verstärkt. Darüber hinaus wurde dem Ganzen ein moderner gitarrenlastiger Sound verpasst. Den Rest erledigt der großartige Sänger Mike Patton. Neben dem relaxten Swing-Feel hält die Bassline von Bassist Billy Gould einige kleine Highlights für uns bereit. Diese sind schon alleine einen Blick wert, aber „Easy“ gehört natürlich auch zu den Songs, die einem bei einem spontanen Jam mit anderen Musikern begegnen können. Mehr als genug Gründe für einen Bass-Workshop also!
„Easy“ – Originalvideo
Hier wie immer zunächst das originale Video zum Song:
„Easy“ – Rhythmik
Wie bereits erwähnt haben wir es bei „Easy“ mit einem relaxten Swing-Feeling zu tun. Die Sechzehntel werden dabei daher nicht rein mathematisch binär (also „gerade“) interpretiert, sondern die zweite und vierte Sechzehntel jeder Viertel zeitlich gesehen „nach hinten“ verschoben.
Um den Song bei dem moderaten Tempo stabil zu halten, liegen die Schwerpunkte der Bassline auf den Downbeats 1 und 3. Dazwischen spielt Billy Gould immer wieder kleine Fill-Ins am Bass, welche natürlich ebenfalls „geschwungen“ interpretiert werden. Ein kleines rhythmisches Highlight ist der Unisono-Break im vierten Takt des Verses. Hier werden die Sechzehntel plötzlich „gerade“ gespielt, was für einen Überraschungseffekt sorgt.
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Mit dem Bassfill im letzten Takt vor dem Chorus schenkt uns Billy Gould noch eine rhythmische und technische Herausforderung. Die Sechzehnteltriole auf der Zählzeit 4 ist auch bei dem moderaten Tempo nicht ohne.
„Easy“ – Tonmaterial
Im Großen und Ganzen befinden wir uns in der Tonart Ab-Dur. Diese beinhaltet die Töne Ab, Bb, C, Db, Eb, F und G. In Billy Goulds Bassline dominieren Grundtöne auf den Zählzeiten 1 und 3 klar das Bild. Bei seinen Fills orientiert er sich komplett an der Ab-Dur-Tonleiter (skalar). Einzig in der Bridge gibt es mit wenigen Leihakkorden aus Ab-Moll kleinere Abweichungen. Hier reduziert sich Billy aber erneut auf die Grundtöne des jeweiligen Akkords.
„Easy“ – Basssound
Gibson Grabber, Aria Integra und natürlich seine Zon Custom-Bässe – dies ist das Arsenal, mit dem man Billy Gould im Laufe seiner Karriere gesehen hat. Zudem setzt er auf Verstärker und Boxen der Marken Peavey natürlich Ampeg. Den Basssound von „Easy“ kann ich keinem speziellen Instrument zuordnen. Er lässt sich am besten mit „rund und warm“ bezeichnen und sollte eigentlich mit jedem Bass realisierbar sein. Ein leichter Cut in den Mitten (je nach Instrument zwischen ca. 400 Hz und 800 Hz) und wenig Top End sind zweifellos probate Hilfsmittel – entscheidender dürfte jedoch ein softer Anschlag mit wenig Attack sein!
Ob Billy den Bass über einen Preamp direkt ins Pult oder über einen mikrofonierten Amp samt Box gespielt hat, lässt sich für mich anhand der Aufnahme nicht genau sagen. Wichtiger sind sicher die genannten Tipps in Punkto Anschlag und Equalizer.
„Easy“ – Transkription
Hier findet ihr die Transkription sowie die von mir eingespielten Soundfiles von „Easy“.
Viel Spaß mit diesem Klassiker und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt
Peter sagt:
#1 - 26.08.2023 um 09:43 Uhr
Großartiger Artikel. Allerdings spielt Billy Gould hat zahlreiche sehr interessante Bassläufe in FNM-Songs, die aus der Feder der Bandmitglieder selbst stammen, z. B. Land of Sunshine, Evidence oder Collision. Diese wären sicherlich auch einen Artikel wert.
Thomas Meinlschmidt sagt:
#1.1 - 28.08.2023 um 13:13 Uhr
Hey Peter, vielen Dank! Da stimme ich dir zu, bei FNM gibts noch viele interessante Basslines. Wird sicher nicht der letzte Artikel zu dieser Band sein ;) LG Thomas
Antwort auf #1 von Peter
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