Mit „Born and Raised“ – und dem heute daraus ausgewählten Song „Queen of California“ – veröffentlichte John Mayer im Jahre 2012 sein fünftes Studioalbum, das sich mit intimen, Folk-lastigen Klängen deutlich vom Blues-Pop der beiden Vorgängeralben „Continuum“ (2006) und „Battle Studies“ (2009) absetzte. Auf beiden hatte Steve Jordan das Schlagzeug bedient. Für „Born and Raised“ holte John Mayer den damals noch aufstrebenden Schlagzeuger Aaron Sterling mit ins Boot, der mittlerweile zu den gefragtesten Studiodrummern der Szene gehört.
Unter Trommlern gilt Aaron aka „Sterloid“ als absoluter Recording-Guru. Das mag daran liegen, dass er nicht damit geizt, sein Wissen über alle möglichen Plattformen weiterzugeben. Sei es in seiner zweiteiligen Videoreihe „Sound of Sterloid“, seinen „King Dojo“-Master Classes, oder auf seinem Instagram-Feed, den er kontinuierlich mit neuen spannenden Videos aus dem Studio speist.
Ein tolles Beispiel für Aarons erfrischende Art, einem Song im Studio zu begegnen, ist der Opener des „Born and Raised“ Albums: „Queen of California“. Im gemütlichen Tempo bewegt sich der Song durchweg auf einem folkigen Gitarren-Picking, das Aaron mit einem trabenden Snare-Beat genial unterstützt. Neben einem unglaublich entspannten Feel ist es vor allem der (im besten Sinne) „pappige“ Drumsound, der hierbei für den richtigen Vibe sorgt. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Drum Cover Workshop!
John Mayer: „Queen of California“:
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Mehr Informationen„Queen of California“: der 808-Snare Sound, aber organisch!
Zum Glück verrät uns Aaron in seiner „Sound of Sterloid 1“ Master Class höchstpersönlich, wie es zu dem speziellen Drumsound von „Queen of California“ kam. Seine initiale Klangvorstellung im Studio war eine organische Version einer Roland TR-808 Snare.
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Eine Ludwig Marching Snare aus den 50er Jahren sorgte für den passenden Sound
So experimentierte er mit verschiedenen Snaremodellen, bis die Wahl schließlich auf eine 1950s Ludwig 13“ x 8“ Marching Snare mit Single Tension Rods (Bild 1) fiel. Neben Gaffa benutzte er obendrein ein Stück Papier (Bild 2), das er in die Mitte des Schlagfells klebte, um dem kurzen, leicht pappigen Klang einer 808 Snare noch näher zu kommen. Passend dazu kam höchstwahrscheinlich ein 1970er Slingerland Drumset zum Einsatz (Bild 3), das Aaron auf seinem Instagram-Kanal einmal sein „favorite out of all time“ nannte.
Die Queen of California Grooves
„The drum is playing the riff“
„These tunes don’t sound like these tunes without these guys playing on it, you know, Aaron has this lope on the drum. (…) Aaron’s function in that is not just being the drummer, it’s like, he’s playing the riff. The drum is playing the riff, really.“ (John Mayer, Youtube-Video: Born & Raised Tour: John Mayer G+ Hangout)
Das „Riff“, von dem John Mayer im oben verlinkten Interview spricht, ist der Snare-Beat, mit dem Aaron den Großteil von „Queen of California“ begleitet. Nicht nur der spezielle Sound, sondern auch Aarons leichtes Swing-Feel ist der Grund dafür, dass der Beat so wunderbar mit Mayers Gitarren-Picking verschmilzt. In seiner „Sound of Sterloid 1“ Master Class spielt Aaron glücklicherweise eine kurze Sequenz aus dem Song und offenbart uns damit, welches Sticking er hierbei benutzt:
Die durchlaufenden Sechzehntel auf der Snare spielt Aaron also nicht Hand-to-Hand, sondern mit einem Sticking, das einem Paradiddle ähnlich ist. Und siehe da: Durch die beiden Doppelschläge in der Mitte fällt es tatsächlich viel leichter, in das spezielle, leicht swingende Feel zu kommen. Die Bassdrum markiert dabei die Viertelnoten im Wechsel mit der Hi-Hat auf den Offbeats. Auf den Zählzeiten „2“ und „4“ spielt Aaron den Backbeat, der durch das Sticking auf die linke Hand fällt.
Leise Ghostnotes sind essentiell!
Für den richtigen Vibe dieses Beats ist es extrem wichtig, alle Ghostnotes auf der Snare so entspannt und leise wie möglich zu spielen, da das Ganze ansonsten droht, nach „Marschkapelle“ zu klingen. Was dabei helfen kann, ist, sich einen kleinen Shaker vorzustellen und zu versuchen, die Ghostnotes dementsprechend weich und unaufdringlich klingen zu lassen. Auch lassen sich die Ghostnotes noch leiser spielen, indem man die Sticks etwas weiter vorne als gewohnt hält.
Neben der unglaublich kontrollierten Dynamik sind es auch die kleinen, subtilen Fill-ins, mit denen Aaron den Beat so organisch klingen lässt und uns Zuhörer stetig bei Laune hält. Hier könnt ihr euch einmal das Intro und den ersten Vers zusammen mit einer Bassbegleitung anhören:
In den beiden Instrumental-Parts des Songs spielt Aaron mit der rechten Hand auf dem Ridebecken. Dabei verändert er das oben beschriebene Sticking leicht, um ein fließendes Beckenpattern zu erreichen. Passend dazu spielt er nun auch ein etwas bewegteres Pattern in der Bassdrum:
Hier könnt ihr euch eine Live-Version von „Queen of California“ anschauen:
Ich wünsche euch viel Spaß beim Anhören und Nachspielen der Soundfiles. Bis zum nächsten Mal!
Jonas