Eurorack Utility-Module sind der Schlüssel zum kreativen Sounddesign im Techno- und Ambient-Bereich. Denn harte Kicks oder spacige Reverbs allein reichen nicht immer aus, um einzigartige Tracks zu produzieren. Audio- und CV-Signale müssen auch unkonventionell durch den modularen Synthesizer geschickt oder rhythmisch bearbeitet werden, damit das Ergebnis musikalisch überzeugt. Genau das erreicht man mit verschiedenen Hilfsmodulen im Eurorack, über die wir im Folgenden einen einführenden Überblick geben wollen.
Dabei konzentrieren wir uns auf zwei beliebte Musik-Genres, Ambient und Techno. Aber natürlich sind einige der Tipps auch auf andere Genres und Anwendungsbereiche übertragbar. Also weiterlesen, auch wenn man musikalisch selbst nicht unbedingt in diese Bereiche fällt!
Was sind Utility- oder Hilfsmodule im Eurorack eigentlich?
Unter dem Begriff Utility-Module für das Eurorack fasst man zunächst alle Module zusammen, die keine Klangerzeugung besitzen oder bearbeiten bzw. keine CV-Signale erzeugen. Man spricht hier auch von Hilfsmodulen. Zudem sind Eurorack Utility-Module oft schmal und vergleichsweise günstig. Ein klassisches Beispiel sind Multiples, also Module, die externe Signale aufnehmen und vervielfachen. Solche Multiples kann man immer gebrauchen – aber ihre Funktionsweise ist nicht wirklich kreativ. Deshalb werden sie hier auch nicht weiter behandelt. Es gibt jedoch andere Hilfsmodule für den Einsatz im Eurorack, die einen kreativen Workflow erst möglich machen. Diese wollen wir in den folgenden Abschnitten beleuchten.
Welche Eurorack Utility-Module gibt es?
Neben den praktischen Multiples bieten andere Modulkategorien im Eurorack-Bereich durchaus unterstützende Hilfsmodule oder Utilities, die vielfältige Aufgaben übernehmen und damit das Einsatzspektrum der verwendeten Module deutlich erweitern.
Eurorack Switch: Prototyp der vielseitigen Hilfsmodule
Eurorack Switches sind Utility-Module, mit denen man Signale im Eurorack an zwei oder mehr Ziele senden kann. So kann man beispielsweise LFOs nacheinander auf Filter, Oszillatoren und Effekte routen. Da dieses Konzept viele kreative Möglichkeiten in sich birgt, gibt es auch viele verschiedene Switch-Module mit eigenen Fähigkeiten. So bietet der Hersteller Joranalogue gleich zwei verschiedene Module mit Switch-Fähigkeiten an, den Select 2 und den Switch 4. Während der Select 2 per CV zwischen zwei Signalen umschaltet, wird der Switch 4 per Kippschalter bedient und kann mehrere Signale gleichzeitig in verschiedene Richtungen ausgeben. An diesem Beispiel sieht man bereits, dass die Auswahl der Hilfsmodule oft darüber entscheidet, welche Optionen und auch Betriebsarten einem im Eurorack zur Verfügung stehen.
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Eurorack Utility-Module für Techno und Ambient im Überblick
- Clock Divider: teilt die Taktfrequenz durch eine gewünschte Zahl und verlangsamt den Takt
- Multiplier: erzeugt Taktfrequenzen, die Vielfache der Eingangsfrequenz sind und beschleunigt den Takt
- Gate-Prozessor: generiert Taktmuster mit variabler Länge und Geschwindigkeit für komplexe Rhythmik
- Fader: steuert stufenlos Parameter, CV-Signale, Lautstärke, etc.
- Slew Limiter: verhindert, dass Signale zu schnell ansteigen oder fallen
- Attenuator (Abschwächer): reduziert die Amplitude von Signalen z. B. die Intensität von Modulationen
- Switch: regelt den Signalfluss um z.B. Signale an zwei oder mehr Ziele zu senden
Die besten Eurorack Utility-Module für Techno
Nachdem wir nun ein wenig Hintergrundwissen haben, geht es ans Eingemachte. Welche Eurorack Utility Module sind jetzt die besten für Techno? Auf diese Frage gibt es sicher viele gute Antworten – aber die meisten haben wohl etwas mit Rhythmus zu tun. Deshalb werde ich mich hier auf zwei Grundkategorien von Hilfsmodulen konzentrieren: Clock Divider bzw. Multiplier und Gate-Prozessoren.
Clock Divider sorgen für vielfältige Rhythmen
Die erste Kategorie von Utility-Modulen für das Eurorack dürfte den meisten Modularisten bekannt sein. Clock Divider und Multiplier erzeugen in Abhängigkeit von einem Grundrhythmus langsamere oder schnellere Rhythmen in Form von Gates. Sie können sowohl analog als auch digital arbeiten. Der wohl bekannteste Clock Divider ist Pamela’s NEW Workout bzw. PRO Workout von ALM/Busy Circuits. Da das Modul aber auch LFOs, Hüllkurven und Sequenzen erzeugen kann, ist es weit mehr als nur ein Clock Divider – und definitiv kein Hilfsmodul. Dazu würde ich eher analoge Clock Divider zählen. Und in dieser Unterkategorie finden sich auch einige spannende Module für den Einsatz in Techno-Jams.
Komplexere Riffs im Eurorack mit dem Rotating Clock Divider
Ein spannendes Utility-Modul im Eurorack ist der 4ms Rotating Clock Divider, der nicht nur Clock-Frequenzen von 1/1 bis 1/64 teilen, sondern auch die Teilungs-Patterns an den Buchsen verschieben kann. Dadurch – und weil Patterns wie /3 und /5 zur Verfügung stehen – entstehen wilde, oft polyrhythmische Strukturen, die sich hervorragend für hypnotische Techno-Riffs eignen. Dazu gibt es ein passendes Expander-Modul mit praktischen Kippschaltern, mit denen sich Laufrichtung, Gate/Trigger-Modus und mehr einstellen lassen. Wem das zu viel Experimentierfreude ist, der kann sich alternativ den Shakmat Time Wizard ansehen. Seine insgesamt sechs Kanäle kann man schnell per Hand einstellen und bieten so stabile und schnell zugängliche Rhythmusquellen für Sequenzer, Drumsounds und mehr.
Gates im Eurorack mit Utility-Modulen zufällig verteilen ist ein Erfolgsrezept
Gate-Prozessoren sind spezielle Eurorack Utility-Module, die Gate-Patterns verarbeiten oder selbst erzeugen. Ein faszinierendes Beispiel aus diesem Bereich ist der Noise Engineering Zularic Repetitor. Aus einem rhythmischen Input, beispielsweise einer Clock, leitet das Modul 30 verschiedene Rhythmen ab, die von afrikanischer Musik inspiriert sind. Diese können dann zum Beispiel für Drum-Sequenzen verwendet werden. Außerdem bietet das Modul einen Modus, in dem zufällige Gate-Pattern erzeugt werden. Diese eignen sich, um Sequenzer unregelmäßig zu resetten und so Abwechslung in Techno-Tracks zu bringen. Für diesen Zweck kann man auch Klone des Mutable Instruments Branches verwenden. Das Modul verteilt Gates auf Basis von Wahrscheinlichkeiten auf zwei Ausgänge – ist aber nur noch als Nachbau auf Drittplattformen verfügbar.
Die besten Eurorack Utility-Module für Ambient
Im Bereich der Ambient-Musik geht es weniger darum, viele rhythmische Informationen zu kombinieren, als vielmehr darum, komplexe Texturen und harmonische Bewegungen gemächlich zu entwickeln. Welche Eurorack Utility-Module braucht man also für Ambient? Auch hier habe ich ein paar konkrete Kategorien herausgesucht, die einen Blick wert sind: Fader, Touchstrips und Slew-Prozessoren.
Fader Utility-Module bieten einfache Kontrolle über viele Parameter im Eurorack
Manche werden sich fragen: Fader gibt es doch an vielen Modulen, warum ist das eine eigene Kategorie? Nun, weil es auch Eurorack Utility-Module gibt, die Fader als Steuerelement anbieten. Meine persönlichen Favoriten sind der Instruo 1[f] und das noch sehr junge Modul GLISS, ein multifunktionaler Touchstrip mit interaktiver LED-Anzeige. Beide bieten die Möglichkeit, mit Fingerbewegungen Parameter anderer Module zu steuern. Insbesondere mit Multiples ist dies eine hervorragende Möglichkeit, langsame und komplexe Veränderungen in Patches herbeizuführen. Allerdings muss man nicht zwangsläufig mehrere Zielparameter anvisieren. Allein über den Cutoff eines Filters oder die Decay-Zeit eines Reverb-Effekts hat man mit einem Fader oder Touchstrip mehr dynamische Kontrolle als mit einem Regler.
Signale kontrolliert mit Slew Limiter Hilfsmodulen steuern
Auch in Ambient-Patches ist oft eine feinfühlige Steuerung von Modulationssignalen notwendig, um beispielsweise neue Klangelemente wie Geräusche oder Sequenzen einzufügen. Neben Abschwächern sind dafür auch Slew-Prozessoren geeignete Utility-Module im Eurorack. Diese Hilfsmodule erkennen starke Veränderungen der eingehenden Signale und sorgen anschließend für einen weicheren Übergang von Spannung A zu Spannung B. So lassen sich nicht nur diskrete Sequenzerläufe mit Glide-Effekten versehen, sondern auch Sample-and-Hold-Signale in fluktuierende Zufallswerte umwandeln. Gerade bei sehr langsamen Tempi ergeben sich durch leichte Veränderungen ihrer Arbeitsintensität neue Effekte auf Filter, Hüllkurven und Waveshaper. Einfach, aber genial. Mein (letzter) Tipp aus diesem Segment ist der Doepfer A-171-2, ein Slew-Prozessor, der bei Bedarf auch selbst nützliche Modulationssignale für Ambient-Patches erzeugt.
Zum Schluss
Am Beispiel der beiden so unterschiedlichen Musikrichtungen Techno und Ambient wird schnell klar, wie wichtig die Wahl der richtigen Eurorack Utility-Module ist. Denn Clock Divider, Multiples, Gate-Prozessoren, Slew Limiter und Fader helfen enorm, die „Hauptmodule“ im Eurorack gezielter zu steuern. Allein von diesen Modultypen gibt es schier unendlich viele verschiedene Exemplare. Und wie so oft bei modularen Synthesizern ist das erst der Anfang. Von Muting-Modulen, Präzisionsaddierern, Oktavmodulen, Stimmgeräten oder CV-Mixern habe ich noch gar nicht gesprochen. Diese und noch einige andere Modultypen sind ebenfalls dazu da, die Flexibilität des eigenen Eurorack-Systems zu erweitern. Aber sie alle zu besprechen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Darüber also ein anderes Mal.
TURBOGABBA sagt:
#1 - 16.10.2023 um 22:38 Uhr
Gerne eine Fortsetzung vom Artikel. Utility Module sind die Muskeln des Euroracks, so schön wie komplexe Wellenformen auch klingen mögen, ohne Utility bewegt sich gar nichts. Es hilft auch immer Mal wieder sich mit den basics vertraut zu machen, desshalb gerne Teil zwei!