Der Marleaux Tiuz erblickte im Jahre 2017 das Licht der Welt und wurde von Firmengründer Gerald Marleaux als flexibles Arbeitsgerät für hart arbeitende Live- und Studiobassist:innen konzipiert. Um ein möglichst breites Klangspektrum zu erreichen, wurde für das Modell eigens eine aufwändige Aktivelektronik entwickelt, die eine Anpassung der EQ-Frequenzen je nach Bedarf und Geschmack ermöglicht. Daneben verfügt der Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD aber natürlich über alle Tugenden, die man den Instrumenten aus der Harzer Edelbassschmiede gemeinhin zuschreibt: Es kommen nur hochwertigste Materialien zum Einsatz, der Spielkomfort ist fast schon legendär, und auch die Optik kommt nicht zu kurz. In Zusammenarbeit mit dem Musikhaus Thomann hat Marleaux aktuell eine kleine aber feine Tiuz-Sonderserie ins Leben gerufen, die einige spezielle Features bietet. Die limitierten Modelle sind mit einer Fichtendecke ausgestattet, die von Meister Gerald Marleaux sehr kunstvoll auf alt getrimmt wurde. Dazu gibt es ebenfalls künstlich gealterte Hardware in Kupfer, die sehr gut zum neoklassizistischen Look der Sondermodelle passt. Thomann hat uns freundlicherweise einen Fünfsaiter aus der Sonderserie zur Verfügung gestellt!
Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD – das Wichtigste in Kürze
- Longscale-Fünfsaiter mit 34“-Mensur
- Erle-Korpus
- Fichtendecke mit „Old Violin Aged“-Optik
- geschraubter Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett
- Marleaux Custom Humbucker, Humbucker/Singlecoil schaltbar
- Marleaux BC-4 Preamp mit Vierband-EQ und einstellbaren Frequenzbändern
- ETS-Bridge und Schaller-Stimmmechaniken
Erster Eindruck
Ausgeliefert wird das Tiuz-Sondermodell natürlich, wie alle Marleaux-Bässe, inklusive einem stabilen Gigbag von Canto, in dem der Bass gut geschützt zur Probe oder zum Gig transportiert werden kann. Im Gigbag finden wir – neben einigen Werbebroschüren – eine genaue Beschreibung der aufwändigen Elektronik, ein Zertifikat, und selbstverständlich Werkzeug für das Setup.
Beim ersten Anblick des Tiuz Worn Spruce bleibt mir dann doch kurz die Spucke weg, obwohl ich in meinem langen Testerleben doch schon den ein oder anderen Bass begutachten durfte. Die kunstvoll gealterte Fichtendecke steht dem Marleaux Tiuz 5 Worn Spruce LTD wirklich hervorragend und sorgt für einen extrem edlen Look, der mit Hardware-Komponenten in künstlich gealterter Kupfer-Optik wunderbar komplettiert wird.
Hinter der Fichtendecke verbirgt sich ein Korpus aus Erle und die Rückseite (Boden) wurde mit einem wunderschön gemaserten Stück aus geflammtem Ahorn versehen. Die Holzkomposition ist alles in allem einfach ungemein geschmackvoll – das „Old-Violin-Aged“-Finish wirkt auf mich sehr realistisch. Diese tolle Optik gleicht wirklich der einer gut eingespielten alten Geige.
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Hals/Griffbrett
Der mit sieben Schrauben am Korpus befestigte Hals des Tiuz 5 Worn Spruce LTD besteht aus drei Teilen geflammtem Ahorn, die mit zwei schmalen Furnieren voneinander abgesetzt sind. Die mehrteilige Halskonstruktion alleine würde normalen Beanspruchungen und Klimaschwankungen sicherlich bereits problemlos standhalten. Dennoch wird sie durch zwei quadratische Carbon-Rohre zusätzlich verstärkt. Diese Maßnahme wirkt sich in der Regel positiv auf das Schwingungsverhalten aus, denn das Instrument klingt ebenmäßiger und die bei Schraubhalsbässen üblichen sustainschwächeren Töne werden im besten Fall komplett eliminiert.
Für einen edle Optik und eine geschmeidige Haptik sorgt das seidenmatte Finish auf dem Halsrücken, das eine leichte Tönung besitzt und somit perfekt zum Old-Violin-Look des Basses passt. Aber keine Angst: Die schöne Flammung des Ahorns ist durch das Finish immer noch sehr gut zu erkennen!
Für das Griffbrett kommt hartes Ebenholz zum Einsatz, das sich klanglich in der Regel mit einer dezenten perkussiven Note und klaren Höhen bemerkbar macht. Im Griffbrett sitzen 24 perfekt abgerichtet und auf Hochglanz polierte Bünde sowie ein Nullbund. Auf Lagenmarkierungen im Griffbrett hat Gerald Marleaux Zugunsten eines cleanen Looks verzichtet, an der Flanke gibt es jedoch schwarze Punkte zur Orientierung.
Am Ende des Halses sitzt die kompakte nach hinten abgewinkelte Kopfplatte im Marleaux-Design inklusive eines Aufleimers aus geflammtem Ahorn. Hier finden wir fünf sehr leichte Stimmmechaniken aus dem Hause Schaller und das silberfarbige Firmen-Logo von Marleaux.
Brücke
Am anderen Ende des Basses werden die Saiten von eine ETS/Marleaux-Brücke aufgenommen, die sämtliche Komfortmerkmale einer modernen Brückenkonstruktion bietet und in Sachen Funktionalität keinerlei Wünsche offen lässt – die ETS Tuning Fork gehört sicherlich zum Besten, was der Hardware-Markt derzeit hergibt.
Die Brücke ist (genauso wie die Tunerflügel und ein Teil der Potiknöpfe) im Look von angelaufenem Kupfer gehalten, was wirklich hervorragend mit der „Old-Violin“-Optik des Tiuz 5 Worn Spruce LTD ahrmoniert, wie ich finde.
Pickups und Elektronik
Damit sind wir auch schon beim Herzstück unseres Testkandidaten angelangt: Der aufwändigen Tonabnehmer- und Elektronikausstattung, die Gerald Marleaux in Zusammenarbeit mit deutschen Herstellern speziell für den Tiuz entwickelt hat. In erster Reihe sind für den Sound zwei Marleaux-Humbucker verantwortlich, die in eleganten Ebenholzgehäusen unterbracht sind und wahlweise auch in den Singlecoil-Betrieb geschaltet werden können.
Die Humbucker leiten das Signal an den opulenten Marleaux/Behn BC-4 Preamp, welcher den Tiuz mit einer ganzen Reihe von Reglern und Schaltern ausstattet. Damit das Cockpit nicht allzu unübersichtlich wird, setzt Marleaux für die Regler des passiven Bereichs der Elektronik schwarze, und für die Regler des Vierband-Equalizer kupferfarbene Potiknöpfe ein.
In der schwarzen Reihe finden wir den Lautstärkeregler, gefolgt vom Balance-Regler sowie der passiven Tonblende, die lobenswerterweise auch im aktiven Betrieb funktioniert. Zwischen den Reglern parken außerdem zwei kleine Schalter. Der hintere ist für die Aktiv-/Passiv-Schaltung der Elektronik zuständig, und mit dem anderen können die Tonabnehmer vom Humbucker- in den Singlecoil-Betrieb geschaltet werden – ich erwähnte dieses Feature ja bereits weiter oben.
Die untere Reihe mit den Chrom-Knöpfen setzt sich aus dem Bass-Regler, dem Tiefmitten-Regler, dem Hochmitten-Regler und schließlich dem Höhen-Regler des Vierband-Equalizers zusammen, der logischerweise nur im aktiven Betrieb funktioniert.
Klar, ein gut abgestimmter Equalizer mit vier Bändern bietet schon enorme Klangmöglichkeiten, zumal die Tonblende des Tiuz ja auch noch im aktiven Betrieb funktioniert. Damit ist es aber nicht genug, denn die Einsatzfrequenzen der vier Bänder können darüber hinaus noch an den persönlichen Geschmack angepasst werden!
Umfangreicher EQ und praktische Magnethalterung
Für den Bassbereich und den Höhenbereich stehen jeweils zwei Werte zur Verfügung (Bass: 40/75Hz, Höhen: 4kHz/8kHz), und die beiden Mittenbänder bieten sogar jeweils drei verschiedene Einsatzfrequenzen (Tiefmitten: 300/450/750Hz, Hochmitten: 850/1200/1700Hz). Die Justierung geschieht super anwenderfreundlich mittels kleiner Dip-Switches, die durch Aussparungen im Elektronikfachdeckel zugänglich sind.
Die Elektronik arbeitet mit einer Spannung von 18 Volt und benötigt für den Betrieb daher zwei 9V-Batterien, die in einem separaten Fach auf der Rückseite sitzen. Auch hier hat Gerald Marleaux dafür gesorgt, dass die Bedienung bei einem Batteriewechsel maximal komfortabel und schnell vonstatten gehen kann. Die Abdeckung, die aus demselben Ahorn geschnitten wurde wie die Abdeckung des Elektronikfaches, wird von zwei kleinen Magneten gehalten und kann blitzschnell durch einen leichten Druck im oberen Bereich abgehoben werden. Das ist sicherlich die cleverste und bedienerfreundlichste Lösung, die in neuerer Zeit erfreulicherweise immer öfter bei Boutique-Bässen zu finden ist.
Mike sagt:
#1 - 07.11.2023 um 10:13 Uhr
Sehr schönes Instrument, allerdings kann ich mir vorstellen, dass die an der Halsflanke angebrachten Dots in schwarz auf einer halbdunklen Bühne schwer bis gar nicht zu erkennen sind. Optisch sehr ansprechend, aber in der Praxis dürfte das ein Nachteil sein. Ich orientiere mich zumindest an diesen Dots ;)
SlapBummPop sagt:
#2 - 12.11.2023 um 09:53 Uhr
Hallo zusammen. Was mir leider überhaupt nicht gefällt, dass der Korpus aus Erle ist. Bei einem Instrument jenseits 5000 € erwarte ich da "fesche" Esche! Gruß SalpBummPop