Der Cherry Audio Pro Soloist ist die Emulation des gleichnamigen Synthesizers von ARP. Das historische Vorbild ist ein simpler monofoner Analog-Synthesizer mit 30 einfachen Presetklängen. Sein Keyboard mit 37 Tasten lässt sich druckempfindlich spielen. Der Aftertouch kann mehrere Parameter wie Lautstärke, Filterfrequenz oder Pitch steuern.
Das zwischen 1972 und 1977 hergestellte Instrument setzten bekannte Gruppen und Künstler aus unterschiedlichen Genres ein. Einige davon sind Tangerine Dream, Herbie Hancock, Vangelis oder Tony Banks von Genesis. Zwar interessiert man sich heute mehr für den ARP Odyssey und erst recht für den Minimoog, der Pro Solist hat aber als solides Performance-Instrument durchaus Talente.
Wie fast alle Plugins von Cherry Audio ist der Pro Soloist bezüglich Preis/Leistung nicht zu toppen. Hinzu kommen Extra-Features, die das Plugin klanglich viel attraktiver machen als das historische Original. Das ist auch gut so. Bislang gab es eigentlich nur mäßige Versuche, den erfolgreichen Preset-Synthesizer nachzubilden.
DETAILS & PRAXIS
Performen mit dem Cherry Audio Pro Soloist
Drei Panel Modes bietet der Pro Soloist. Der erste Mode ist für die Performance gedacht. Er orientiert sich stark an die Benutzeroberfläche des Vintage-Synthesizers. Den größten Platz nehmen die Schalter (Preset Paddels) zur Anwahl der 30 Presets ein.
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Vor allem sind es akustische Soloinstrumente wie Flöte, Oboe, Posaune oder Violine, die imitiert werden sollen. Auch Fuzz Guitar, Bass und Piano sind im Repertoire. Der Fokus liegt nicht auf dem Sounddesign. Wie beim originalen Tasteninstrument geht es ums Musizieren.
Auf der linken Seite des Panels liegen die Touch Sensor Effects. Touch Sensor in ein anderer Begriff für Aftertouch. Druckdynamisch lassen sich mehrere Parameter gleichzeitig steuern: Bend, Wow, Brilliance, Growl, Lautstärke. WahWah, Tremolo und Vibrato lassen sich noch in Repeat oder Speed regulieren.
Unten links finden sich fünf Fader, die ebenfalls für lebendigen Klangausdruck sorgen. Alle Parameter sind über MIDI steuerbar. Insgesamt hat Cherry Audio das Panel schick wie praktisch auf den Bildschirm gebracht.
Klänge des Pro Soloist editieren
Im Edit Panel Mode bekommt man dedizierten Zugriff auf die Klangerzeugung des Pro Soloist. Sie lässt sich im Single, Double und Split nutzen. Bis zu 16 Stimmen sind pro Layer möglich. Den Basisklang liefert ein Super-Wave-Oszillator mit Sägezahn-Wellenform und variabler Pulswelle. Wie der 90er Vintage-Synth Roland JP-8000 sorgt er bereits mit nur einem Oszillator für einen vollen schwebungsreichen Sound.
Ein Clou beim Pro Soloist ist die Resonator Bank aus fünf parallel geschalteten Bandpass-Filtern. Im Unterschied zum Original lassen sie sich beim virtuellen Pro Soloist ausführlich bearbeiten und modulieren. Natürlich bekommt man auch einen tempo-synchronsierbaren LFO sowie zwei Hüllkurven. Im Gunde ist das Plugin ein typischer moderner Analog-Synthesizer.
Das Sahnehäubchen ist die Modulationsmatrix. Sie bietet sechs Slots für Verknüpfungen aus 22 Quellen und 58 Zielen. Selbst die Resonator Bank und einzelne Effektparameter lassen sich adressieren.
Arpeggiator und Effekte
Anders als die alte Preset-Maschine bietet das Plugin einen Arpeggiator. Er beherrscht zwar nur das bekannte Auf und Ab sowie Random, bereichert aber die Möglichkeiten des Synthesizers musikalisch.
Der Pro Soloist wartet mit fünf separaten FX-Blöcken auf. Sie lassen sich gut parameterisieren. Im einzelnen sind es Distortion, Phaser, Flanger/Chorus sowie Echo und Reverb mit den bewährten Typen (wie Tape Delay oder Galactic Reverb), die auch bei anderen Plugins von Cherry Audio klanglich einen guten Job machen.
Das ist wirklich fein: Für die beiden Layer lassen sich unterschiedliche Effekt-Settings wählen. Erfreulicherweise gilt dies auch für den Arpeggiator. So kann man beim Pro Solist aufwendige Layer- oder Split-Sounds mit unterschiedlichen Effekt- und Arp-Einstellungen erstellen. Genau das wünscht man sich als Soundprogrammierer.
Gut bedienbar
Das skalierbare GUI macht sich schön breit auf dem Bildschirm. Tatsächlich ist auch fürs Editieren praktisch. Das von Cherry Audio bekannte Zoom-In-Feature benötigt man eigentlich nicht.
Cherry Audio hat mitgedacht: Es lassen sich die Einstellungen Upper und Layer schnell austauschen sowie auch untereinander kopieren. Übrigens hält sich die CPU-Belastung im Rahmen. Schließlich kann man theoretisch zwei Sounds jeweils 16-fach polyfon mit ordentlich viel Effekten spielen.
Alles in allem ist der emulierte Pro Soloist ein Plugin, an dem man gern die PC-Maus anlegt und seine Soundideen verwirklicht.
Der Pro Soloist überrascht klanglich
Schon direkt nach der Installation listet das Plugin über 400 Presets im Browser. Damit zeigt er schnell, dass man die 30 Factory Presets heute eigentlich vergessen kann. In vielen Sparten gibt er sehr ansprechende und animierende Sounds zum Besten. Die Palette reicht von Arpeggiator-Kreationen über Pads, Bässe und Leads bis hin zu nützlichen Split-Performances.
Man sollte die Presets unbedingt mit einem Controller-Keyboard anspielen, das Aftertouch bietet. Nicht wenige Sounds des Pro Solist reagieren sehr gut auf druckdynamisches Spiel und wirken entsprechend ausdrucksvoll. Die Preset-Designer erschließen Arpeggiator und Effekte sowie die Modulationsmatrix ebenso kompetent.
Am liebsten hätte ich doppelt so viele Audio-Demos erstellt. Die insgesamt 16 Kostproben demonstrieren aber schon die tollen klanglichen Eigenschaften des Plugins. Vangelis und JMJ dürften sich ebenso erfreuen wie jüngere SynthPop- und LoFi-Producer.
FAZIT
Cherry Audio schießt deutlich übers Ziel hinaus. Dies meine ich als Kompliment. Der Pro Soloist mutiert vom einfachen Preset-Gerät zum mächtigen Vintage-Synth-Plugin. Er überzeugt mit einem rundum satten und lebendigen Klang. Er lässt sich gerade auch per Aftertouch sehr ausdrucksvoll spielen und ist offen für die kreative Soundbearbeitung.
Dabei liefert das Plugin bedeutend mehr als die Factory Patches oder klassische Lead-Synth-Patches. Vor allem Arpeggiator/Pad-Sounds im Double- oder Split-Mode machen richtig viel Spaß. Für elektronische Musik der 70er und 80er Jahre und auch für aktuelle LoFi-Produktionen bringt die üppige Library des virtuellen Synthesizer überraschend viel.
Absolut professionell! Vom ersten Anschauen des GUI bis zum finalen Song begeistert der Cherry Audio Pro Solist. Er ist die Referenz für alle weitere Emulationen des ARP Pro Solist.
Features
- Emulation des ARP Pro Solist von 1972
- Virtuelles Abbild des analogen Preset-Synthesizers
- Drei Key Modes: Single, Double, Split
- Bis zu 16 Stimmen pro Layer
- Drei Panel-Benutzer-Interface: Performance, Edit und Arp/FX Mode
- Touch Sensor Effects (Aftertouch)
- Tempo-synchronisierbarer LFO
- Resonator Bank mit fünf parallelen Bandpass-Filtern
- Zwei Hüllkurven (ADSR und AR)
- Modulationsmatrix (22 Quellen und 58 Ziele)
- Effekte (Distortion, Phaser, Flanger/Chorus, Echo, Reverb)
- Klassischer Arpeggiator
- Umfangreiche Library mit über 400 Presets
- Originale Factory Sounds des ARP Pro Soloist
- Skalierbares GUI, Zoom-In Feature
- Systemvoraussetzungen Ab Windows 7, Ab Mac OS X 10.13 (M1 Support)
- Online-Aktivierung, VST, VST3, AU, AAX, Standalone
- PREIS: 49 Euro (Einführungspreis), 69 Euro (regulär)
- Bislang beste Emulation des ARP Pro Solist
- Mehr Soundpotenzial als das Original
- Bis zu 16 Stimmen, Layer und Split
- Aftertouch gut integriert
- Gute Effektsektion
- Gelungene Preset Library
- Kostengünstig
sputnik sagt:
#1 - 25.11.2023 um 12:02 Uhr
Also das finde ich jetzt ein bisschen komisch. Ich schalte auf "HQ" und das erste Arpeggio Klangbeispiel ist ein ganz anderes tempo als wenn HQ aus ist. Das "HQ" sample ist langsamer. Wie hann das sein?
sputnik sagt:
#1.1 - 25.11.2023 um 12:03 Uhr
Jezt merke ich. Alles ist anders in HQ. Sogar die Tonhöhe
Antwort auf #1 von sputnik
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMatthias Sauer sagt:
#1.1.1 - 27.11.2023 um 14:03 Uhr
Hallo Sputnik, vielen Dank auf den technischen Hinweis! Offenbar befand ich mich beim Produzieren der Audio Demos im Höhenflug und wählte eine zu hohe Samplerate für die WAV-Dateien. Das sollte aber nun geändert sein, mit 44,1 kHz laufen die Demos korrekt. Nochmal Dankeschön und viel Spaß beim Lauschen. LG, Matthias
Antwort auf #1.1 von sputnik
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