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Wie klingen Röhren-, Transistor- oder Class D-Endstufen mit Amp-Modelern?

Der Trend geht zur Kompaktheit und Modeler sind immer mehr auf dem Vormarsch. Neben der Anwendung direkt in ein Mischpult setzen jedoch auch viele Gitarristen auf ein Setup, das die moderne Welt der digitalen Ampsimulationen mit der Tradition einer mikrofonierten Gitarrenbox und einer Endstufe verbindet. Zu diesem Zweck steht eine Fülle an Poweramp-Bauweisen bereit, von Röhren über Solid-State oder MOSFET bis zu Class D. Wir wollen hier der Frage nachgehen, inwieweit der Endstufentyp Einfluss auf das Klangergebnis hat und was die optimale Lösung ist, wenn es darum geht, Modeler zu verstärken.

Inhalte
  1. Endstufen mit Amp-Modelern – Einleitung
  2. Röhrenendstufen mit Modelern
  3. Transistorendstufen mit Amp-Modelern
  4. Class D-Endstufen in Kombination mit Modelern
  5. Verschiedene Endstufen mit Amp-Modelern im Audiovergleich
  6. Welche Endstufe für den Amp-Modeler? – Fazit

Endstufen mit Amp-Modelern – Einleitung

Grundsätzlich bieten sich bei der Verstärkung eines Modelers verschiedene Optionen. Natürlich lässt es sich vollkommen “endstufenlos“ direkt in ein Mischpult spielen, wobei dann die PA die Verstärkung übernimmt. Der Modeler stellt für diesen Zweck häufig eine interne, klangliche Endstufensimulation bereit, meist im Amp-Block, und leitet das Signal an eine Speakersimulation weiter, die in der Regel auf IR-Basis funktioniert. Wer trotzdem gerne das Gefühl einer eigenen Box auf der Bühne möchte, hat die Möglichkeit, dieses Signal abzuzweigen und in seine eigene FRFR-Monitorbox zu leiten, die meist mit einer Class-D Endstufe bestückt ist. FRFR ist übrigens die Abkürzung für Full Range Flat Response und bezeichnet Lautsprecher mit weitgehend linearer Wiedergabe über den gesamten Frequenzgang.

Hier soll die Endstufe nicht als klangfärbendes Element auftreten, sondern das bereits frequenzkorrigierte Signal klanglich unangetastet und im Idealfall möglichst linear verstärken. Typische FRFR-Boxen findet man z. B. in Form der Laney LFR-Modellreihe, Cabinets von Blueamps oder der Harley Benton G212A-FR. Diese Boxen dienen lediglich als Monitor und werden nicht zusätzlich abmikrofoniert.

Wer ein eher klassisches Setup fahren möchte, kann jedoch auch den Cab-Block in seinem Modeler deaktivieren. In diesem Fall wird der Output mit einer Endstufe und diese mit einer passiven Gitarrenbox verbunden, die nun mit einem Mikrofon abgenommen wird. Solid-State- und Class-D-Endstufen haben hier einen höheren Dämpfungsfaktor und klingen demnach linearer, während eine Röhrenendstufe mit der angeschlossenen Last interagiert. Hinzu kommt, dass Röhren auch durch das Hinzufügen von harmonischen Obertönen den Klang beeinflussen können.

Hier setzt unser Artikel an, denn wir wollen der Frage nachgehen, ob in dem Setup mit einem echten Gitarrencab die Wahl der Endstufe klanglich eine große Rolle spielt und die häufig geäußerte Annahme, dass Röhrenamps grundsätzlich besser klingen als Solid State oder Class D auch in der Kombination mit Modelern zutreffend ist. Zu diesem Zweck möchte ich euch zunächst generelle Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Schaltungsdesigns aufzeigen, ein paar Endstufenmodelle vorstellen und euch einen klanglichen Vergleich präsentieren.

Röhrenendstufen mit Modelern

Für die meisten Gitarristen sind sicherlich Röhrenamps der Goldstandard, wenn es um die Verstärkung ihres Signals geht. Natürlich ist das auch in dem Mojo begründet, den diese Technologie umgibt: der ganz spezielle Geruch, die rot glühenden Kolben und die Diskussionen, welche Röhren von welchem Hersteller und welche NOS-Tubes wohl am besten klingen.

Andere Gründe sind jedoch auch handfester Natur, denn Röhrenamps sorgen für harmonische Obertöne, die diese Bauform als besonders weich, natürlich und voller erscheinen lässt. Auch die Dynamik, das organische Verhalten, wenn es zum „Break-Up“ kommt, der in einer natürlichen Verzerrung mündet, wird von Gitarristen nicht grundlos verehrt. Die Vorteile sind demnach eher akustischer Natur, aber genügen, um all die Nachteile, die diese Technologie mit sich bringt, mühelos wegzuwischen. Diese sind einerseits die höheren Anschaffungskosten und das hohe Gewicht. Hinzu kommt die Wartungsanfälligkeit, die neben der Abnutzung und dem daraus resultierenden obligatorischen Röhrenwechsel alle paar Jahre auch in der generellen Empfindlichkeit der Glaskolben begründet liegt.

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Transistorendstufen mit Amp-Modelern

Transistor- bzw. Solid-State-Endstufen verwenden, wie der Name vermuten lässt, eine Transistorschaltung, um ein elektrisches Signal in ein Audiosignal umzuwandeln. Die großen Vorteile dieser Bauweise sind einerseits das niedrigere Gewicht, die günstigeren Anschaffungskosten und weniger Wartungsaufwand als bei den Röhrenkollegen. Da Transistoren nicht unbedingt angenehm klingen, wenn man sie an ihre Grenzen und in die Verzerrung fährt, eignen sie sich vor allem für Spieler, die entweder viel cleanen Headroom benötigen, oder aber die Zerre aus der Vorstufe oder aus Pedalen gewinnen. Auch das unterscheidet sie von den Röhrenendstufen, denn einige Gitarristen, insbesondere Classic-Rock-Fans, würden sicherlich behaupten, dass ein Röhrenverstärker dann am besten klingt, wenn er bis zum Anschlag ausgereizt und die Endstufe in eine angenehme Kompression und Crunch gefahren wird. Dazu sagt man Solid-State-Lösungen einen etwas matteren Klang mit weniger harmonischen Obertönen nach, was jedoch auch seinen Reiz haben kann. All das bedeutet nämlich nicht, dass Transistor-Amps nicht auch in der Musikgeschichte ihren Einsatzbereich gefunden haben. Solid-State-Amps wie der Polytone Minibrute oder auch der Roland Jazz Chorus finden sowohl im Jazz als auch im Rock ihren Einsatzbereich – man denke an Andy Summers von „The Police“ oder das cleane Picking von Metallicas „Nothing else matters“.

Beliebte Solid-State-Endstufen sind z. B.:

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Auch Modelle von Rocktron (z. B. aus der Velocity-Reihe) oder Matrix (z. B. GT1000FX-1U) arbeiten auf Solid-State-Basis, sind jedoch in Deutschland schwerer erhältlich.

Class D-Endstufen in Kombination mit Modelern

Unter Class D versteht man eine Verstärkerschaltung, die ein PWM-Signal (PWM=Pulse Width Modulation, sprich Pulsweitenmodulation, steht) erzeugt. Häufig wird hier auch, aufgrund des Buchstabens „D“, von Digitalverstärkern gesprochen, was jedoch irreführend ist, denn hierbei handelt es sich nicht um einen rein digitalen Amp, sondern im weitesten Sinne um einen Verstärker mit Transistoren. Diese begreifen die eintreffenden PWM-Signale nur als Kommando, um in sehr hoher Geschwindigkeit entweder „ein-“ oder „aus-“ geschaltet zu werden. Dies geschieht in Verbindung mit einem Schaltnetzteil, das nur dann Strom liefert, wenn dieser tatsächlich benötigt wird, analog zu einem Wasserhahn, den man schnell auf- und zudreht. Einige dieser Vorgänge werden zwar häufig digital kontrolliert, das Signal am Verstärkerausgang ist jedoch analog.

Nachdem das PWM-Signal nun verstärkt wurde, läuft es durch weitere Bauteile wie z. B. Tiefpassfilter, um das ursprüngliche Audiosignal wieder zurückzugewinnen. Die Vorteile von Class-D-Amps sind einerseits die hohe Energieeffizienz und die geringe Wärmeabgabe, aber auch die kompakte Bauweise und der niedrige Wartungsbedarf.

Die Nachteile sind, je nach Qualität des Class-D-Amps, die aufwendige Konstruktion, die manchmal geringere Soundqualität und die reduzierte Dynamik.

Grundsätzlich kann man sagen, dass es durchaus sehr gut klingende Class-D-Verstärker gibt, die dann allerdings auch ihren Preis haben. Werden auf dem jedoch Amps mit Class D-Technik angeboten, liegt der Grund jedoch leider häufig in dem Umstand begründet, dass diese sehr günstig herstellbar sind.

Beliebte Class D-Endstufen sind z.B.:

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Verschiedene Endstufen mit Amp-Modelern im Audiovergleich

In meinem Versuchsaufbau verwende ich einen HX Stomp, in dem ich Presets mit einem Fender DLX Reverb, einem Vox AC30, einem Marshall Plexi und einem Peavey 5150 erstellt habe. Das erste Klangbeispiel geht direkt in mein Audio Interface, eine RME Fireface UFX, wobei ich eine 4×12“ Marshall Greenback-Faltung einsetze. Die nachfolgenden Beispiele wurden durch eine Harley Benton GPA-400 Class D Endstufe, eine Orange Pedal Baby Transistorendstufe und zwei Röhrenendstufen geschickt. Bei den beiden letztgenannten kam der Return eines Vox AC15 Nachbaus mit 15 Watt und EL84 Röhren sowie der Return eines Peavey 5150 mit 120 Watt und 6L6 Röhren zum Einsatz. Alle Endstufen wurden mit einer reaktiven Loadbox verbunden und mit der gleichen 4×12“ Marshall Greenback-Faltung wie oben belegt, um einen Vergleich zu ermöglichen. Uns interessiert ja schließlich nicht nur, was am besten klingt, sondern welches Signal dem Direktsignal ins Pult am meisten gleicht.

An dieser Stelle sei gleich erwähnt, dass der Vergleich natürlich mit einer Prise Salz zu genießen ist, denn verschiedene Endstufen liefern auch innerhalb desselben Schaltungstyps abweichende Klangergebnisse. Da manche Modelle auch noch mit Klangregelungen ausgestattet sind, ist es auch nicht immer möglich, präzise Vergleiche anzustellen. Dennoch lassen sich aus der Gegenüberstellung einige grundlegende Charakteristika herausfiltern.

a) Clean – Fender DLX Reverb – Stratocaster

Audio Samples
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IR-basiert ohne Endstufe Harley Benton GPA-400 Orange Pedal Baby 15W Röhrenendstufe – EL84 120W Röhrenendstufe – 6L6

b) Crunch – AC30 – Stratocaster

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IR-basiert ohne Endstufe Harley Benton GPA-400 Orange Pedal Baby 15W Röhrenendstufe – EL84 120W Röhrenendstufe – 6L6

c) Medium Gain – Marshall Plexi – Les Paul

Audio Samples
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IR-basiert ohne Endstufe Harley Benton GPA-400 Orange Pedal Baby 15W Röhrenendstufe – EL84 120W Röhrenendstufe – 6L6

d) High Gain – Peavey 5150 – Stratocaster

Audio Samples
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IR-basiert ohne Endstufe Harley Benton GPA-400 Orange Pedal Baby 15W Röhrenendstufe – EL84 120W Röhrenendstufe – 6L6

Welche Endstufe für den Amp-Modeler? – Fazit

Ganz klar: Die Endstufe macht etwas mit unserem Modeler-Sound, und alle vorgestellten Optionen führen zu anderen Ergebnissen. Wie man die Klangunterschiede allerdings bewertet, hängt von der eigenen Erwartung an den Sound ab: Wünscht man sich ein relativ lineares Ergebnis, das dem DI-Sound des Modelers möglichst nahekommt? Oder erwartet man sich von der Endstufe eine Veränderung, im Idealfall eine Aufwertung? Fakt ist, dass sowohl die Harley Benton Class D- als auch die Orange Transistorendstufe einen hervorragenden Job machen, wenn es darum geht, das Modeler-Signal zu verstärken. Dabei klingt die Harley Benton GPA-400 zwar einen Hauch matter als die anderen Kandidaten. Aber die Bauweise macht sich erstaunlicherweise weniger bemerkbar, als dies bei einem voll analogen Setup mit z. B. einem Röhrenpreamp der Fall wäre.

Setzt man hinter seinem Modeler auf Röhren, muss man mit einem größeren Einfluss auf den Klang rechnen. Selbst die beiden im Vergleich verwendeten Endstufen klingen extrem unterschiedlich, wobei mir die Peavey Endstufe deutlich besser zusagt und im Vergleich mein persönlicher Favorit ist. Die Endstufe des AC15 liefert für mich zu extreme „chimy“ Höhenanteile, die eben auch charakteristisch für den AC15 sind und in Kombination mit dessen Vorverstärker super klingen – nicht jedoch unbedingt mit einem Modeler.

Demnach muss man sagen: Eine Röhrenendstufe kann hinter einem Modeler subjektiv besser klingen und diesen auch aufwerten – muss sie jedoch nicht zwangsläufig. Sicherlich hängt das Ergebnis auch stark von der Qualität des Modelers ab bzw. ob und wie gut dieser die Interaktion mit Endstufe und Speaker digital bereits abbildet.

Mein persönliches Fazit lautet daher: Auch wenn ich es bei einem rein analogen Setup eher vermeiden würde, Class D- oder Solid-State-Vollverstärker einzusetzen, hätte ich im Zusammenspiel mit einem Modeler nicht die geringsten Bedenken.

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Vergleichstest Röhrenverstärker Gitarren Topteile

Röhren Amps im Test. Wir haben über 120 Röhrenverstärker Gitarren Topteile getestet und präsentieren euch alle wichtigen Infos zu den angesagtesten Gitarren Verstärkern der letzten Jahre auf einer Seite – inklusive aussagekräftiger Hörbeispiele.

11.10.2023
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Profilbild von Tricki

Tricki sagt:

#1 - 26.11.2023 um 18:07 Uhr

0

Interessant, nutze selbst die HB mit einer 1x12 Gitarrenbox und bin eigentlich zufrieden. Der Test hat auch meine Abneigung gegenüber EL84 Endstufen bestätigt. Mich hätte vor allem interessiert, was die x-fach teureren SD Teile demgegenüber bringen.

Profilbild von Uli

Uli sagt:

#2 - 03.12.2023 um 12:57 Uhr

0

Hätte nicht erwartet, dass mir die HB Endstufe am Besten gefällt. Ich hatte früher auch mal meinen Kemper mit einer Engl Röhrenendstufe betrieben. Der Sound war dünn und setzte sich nicht im Gruppensound durch. Kein Vergleich mit der Rocktron, die in der Kombi wesentlich besser klang. Wer sich für eine digitale Vorstufenlösung entscheidet muss m.E. entgegen aller Werbeversprechen zumindestens im Livesound damit leben dass der Crunchsound die Qualität einer guten Röhrenvorstufe nicht erreichen wird und das durch die Wahl der Enstufe nur sehr eingeschränkt zu korrigieren ist. Das mag im Studio ganz anders aussehen. Auch bin ich der Meinung, dass Crunch nicht die Kernkompetenz des HX darstellt. Da hat m.E. der Boss Core 1000 die Nase vorn. Habe beide und natürlich ist das mein Geschmack.

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