In der aktuellen Workshop-Folge befassen wir uns mit dem Thema „Leises Schlagzeugspiel“. Sobald es leiser zugehen soll, werden viele Drummer unsicher. Das Timing und die Koordination fangen mitunter an zu wackeln, und nicht wenige haben beim Spielen das Gefühl, den Puls oder den Groove nicht mehr so richtig fühlen und artikulieren zu können. Wie bei allem an diesem wunderbaren Instrument ist leises Spielen aber reine Übungssache und kann bei bestimmten Gigs und Locations quasi “überlebenswichtig” sein. Und das gilt nicht nur für Jazzdrummer. Der aus Brasilien stammende Wahl-Kölner Joao Raineri stellt uns in diesem Workshop drei Übungen vor, die dabei helfen, mehr Kontrolle in leiseren Dynamikstufen am Schlagzeug zu erlangen.
Hier könnt ihr euch das PDF zum Workshop herunterladen:
Das Video mit allen drei Übungen:
Übung 1: Die Power Triplets von Jim Chapin
Auch wenn Power Triplets nach einer sehr kraftvollen Interpretation klingt, eignet sich diese von Jim Chapin überlieferte Übung sehr gut, um leiseres Spiel zwischen der Snaredrum, dem Hängetom und dem Standtom zu trainieren. Die Übung startet auf dem Hängetom und das Sticking ist immer RLR LRL RLR LRL. Im zweiten Schritt kannst du die Bassdrum in Viertelnoten „feathern“ und die Hi-Hat auf „zwei“ und „vier“ treten.
Wenn das gut klappt, kannst du die Übung in der Dynamik variieren, also von sehr leise bis laut spielen. Achte aber darauf, in der leisen Dynamik nicht langsamer und in der lauten Dynamik nicht schneller zu werden. Ein Metronom ist hierbei eine sinnvolle Referenz.
In der Variation der Übung wird der Schlag auf dem Hängetom um zwei Achteltriolen nach hinten auf die dritte Triole geschoben. Dadurch bekommt die Figur ein typisches BeBop-Feeling. Die Figur startet jetzt also auf der Snaredrum, das Sticking bleibt allerdings gleich.
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Übung 2: Die Max Roach Viertelnoten-Übung
In der zweiten Übung zum leisen Schlagzeugspiel geht es darum, alle vier Gliedmaßen synchron in einem gleichmäßigen Viertelnotenpuls zu spielen, ohne dass es dabei zu Flams kommt. Was erst einmal sehr einfach klingt, ist gar nicht so leicht. Auch hier soll die Grundlautstärke so gering wie möglich sein. Wenn das gut klappt, kannst du im nächsten Schritt versuchen, eine der vier Stimmen (Ridebecken = rechte Hand, Snaredrum = linke Hand, Bassdrum = rechter Fuß, Hi-Hat = linker Fuß) lauter und wieder leiser werden zu lassen. Die übrigen drei Gliedmaßen bleiben aber genau so leise wie vorher und es sollen auch alle vier Gliedmaßen weiterhin synchron bleiben. Hier kommen zwei Hörbeispiele, bei denen Joao das Ridebecken und dann die Bassdrum in der Dynamik variieren lässt.
Übung 3: Die Jonas Burgwinkel Rudiment Übung
Bei der dritten Übung geht es darum, eine Schlagfolge / ein Rudiment (zum Beispiel Doppelschläge) in der leisestmöglichen Dynamik zu spielen. Die ersten beiden Takte starten mit der rechten Hand, die letzten beiden Takte mit der linken Hand.
So ist der Ablauf: Nach dem ersten Takt des Rudiments folgt ein Takt mit Einzelschlägen in der rechten Hand. Danach dreht sich die vorherige Figur für einen Takt auf links, gefolgt von einem Takt Einzelschlägen mit der linken Hand. Als Inspiration für die Schlagfolgen in Takt eins und drei kannst du dir zum Beispiel die erste Seite aus George Lawrence Stone’s „Stick Control“ Buch nehmen. Achte bei der Ausführung darauf, möglichst aus dem Handgelenk und mit dem kleinstmöglichen Hub zu spielen. Es hilft außerdem, den Stock etwas fester zu greifen. Sobald du die Hand öffnest, wirst du merken, dass es zwar leichter geht, du aber nicht mehr so leise spielen kannst. Im Video könnt ihr sehen, wie wenig sich Joaos Hand bei der Ausführung der Übung bewegt.