Beim Spielen auf dem Klavier bezieht sich der Begriff Fingersatz auf die Anordnung und Bewegung der Finger auf den Tasten, um eine Melodie, einen Akkord oder eine Passage auf effiziente und musikalische Weise zu spielen.
Der Fingersatz ist dabei entscheidend, um eine flüssige und präzise Umsetzung der geschriebenen Noten auf den Klaviertasten zu erreichen. Besser Klavier spielen mit Fingersatz ist also die Devise. In unserem Workshop erklären wir ausführlich, was es mit den Zahlen über vielen Noten in Klaviernoten auf sich hat und welchen Zweck sie erfüllen.
- Der Fingersatz beim Klavier und seine Bedeutung
- Welche Aufgaben erfüllt der Fingersatz beim Klavier spielen?
- Ist der Fingersatz zum Spielen auf dem Klavier notwendig?
- Wie entwickelt man den richtigen Fingersatz für ein effizientes Spiel auf dem Klavier?
- Fingersatz beim Klavier: Welcher Finger steht für welche Zahl?
- Ist der Fingersatz in den Noten für Klavier immer gleich?
- Zwei Wege, einen Fingersatz für ein effizientes Spiel auf dem Klavier zu schreiben
- Klavier und Fingersatz – wichtige Stellen in den Noten markieren
- Tipps für einen Fingersatz bei schwieriger Literatur für Klavier
- Klavier und Fingersatz – der stumme Wechsel
- Zum Schluss
Der Fingersatz beim Klavier und seine Bedeutung
Die verschiedenen Zeichen auf dem Notenblatt, wie Bögen, Punkte oder Striche, sind bereits aus den Noten anderer Instrumente bekannt. Die Zahlen sind aber nur bei wenigen Noten vorhanden, was auch beweist, dass diese Zahlen nichts mit den Noten selbst zu tun haben können. Sonst wären sie ja auch in den Noten anderer Instrumente zu finden. Aber was bedeuten die Zahlen? Hier die Auflösung: Die fraglichen Zahlen werden in Noten für Tasten-, Streich- und Zupfinstrumente verwendet.
Dabei handelt es sich um den sogenannten Fingersatz, auch Applikatur genannt. Der Fingersatz und seine Zahlen stehen dabei für bestimmte Finger und geben beim Klavierspiel an, mit welchem Finger ein bestimmter Ton und damit welche Taste gespielt werden soll. Der Fingersatz ist also eine große Hilfe, um mit nur zehn Fingern viel mehr Töne problemlos spielen zu können.
Welche Aufgaben erfüllt der Fingersatz beim Klavier spielen?
- Technische Effizienz: Ermöglicht flüssige Bewegungen der Finger über die Tasten. Reduziert unnötige Handbewegungen vermeidet Verspannungen.
- Bewältigung schwieriger Passagen: Bietet optimale Fingerabfolgen für das Spielen komplizierte Abschnitte (inkl. Arpeggien und akkordischen Passagen)
- Gleichmäßiger Klang: Unterstützt das Erzeugen eines gleichmäßigen, ausgewogenen Klangs und ermöglicht musikalischen Ausdruck.
- Anpassung an Hand-Anatomie: Ein angepasster Fingersatz berücksichtigt die individuelle Handgröße und Fingerlänge für ein optimales Spielen.
- Koordination der Hände: Unterstützt die synchronisierte Bewegung beider Hände.
- Entwicklung individueller Technik: Gestattet eine persönliche Anpassung an unterschiedliche Musikstücke.
- Zeitersparnis beim Üben: Ein gut gewählter Fingersatz verkürzt die Zeit, die für das Erlernen technisch anspruchsvoller Passagen benötigt wird.
Ist der Fingersatz zum Spielen auf dem Klavier notwendig?
Der Fingersatz ist eine große Hilfe für das flüssige Spielen von Klavier-Literatur. Als Klavieranfänger sollte man auf keinen Fall darauf verzichten. Gerade bei diesem großen Instrument mit seiner breiten Klaviatur von 88 Tasten dauert es eine Weile, bis man sich darauf zurechtfindet. Mit der Zeit wird der Fingersatz zudem ein wichtiges Hilfsmittel beim Klavier spielen: Er ist der Weg der Finger über die Tastatur und er bestimmt, wie gut und wie schnell man bestimmte Tonkombinationen gleichzeitig oder nacheinander spielen kann. Ein optimaler Fingersatz dabei hilft, die Finger für das Spiel so zu sortieren, dass man sicher sein kann, den gewünschten Ton ohne Fehler und Verrenkungen zu erreichen. Gerade später, wenn man schwierige Literatur spielt, kommt man ohne Fingersatz kaum mehr aus. Der Fingersatz ist sozusagen das Navigationssystem für die Finger des Pianisten und ein erfolgreiches Hilfsmittel für ein fehlerfreies Klavierspiel.
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Was sollte man vermeiden?
Vor allem Anfänger oder solche, die noch unsicher sind, lassen sich dazu verleiten, über jeder Note eine Zahl zu notieren, mit welchem Finger sie gespielt werden soll. Ist das zu übende Klavierstück recht komplex und besteht aus vielen aufeinander folgenden Noten, so entsteht bald ein Wald aus Noten und Zahlen, der das gesamte Notenblatt schnell sehr unübersichtlich werden lässt. Die Signalwirkung an den wirklich wichtigen Stellen geht verloren und man steht vor dem gleichen Problem, als hätte man gar keinen Fingersatz notiert. Der Fingersatz entfaltet beim Klavier spielen also nur dann seine optimale Wirkung, wenn er gezielt auf die Stellen reduziert wird, an denen wirklich Handlungsbedarf besteht.
Was ist wichtig?
Wichtig sind die Noten selbst, denn sie bestimmen den tonalen Teil des zu spielenden Stückes, und der Fingersatz übernimmt beim Klavier spielen die Koordination von Hand und Fingern, um die zu spielenden Töne leicht zu erreichen. Hier gilt: Weniger ist oft mehr. Im Laufe des Lernprozesses entwickelt jeder später seine eigene Methode, schwierige Stellen so zu kennzeichnen, dass sie mit dem eigenen Fingersatz problemlos gespielt werden können. Wie man es nicht machen sollte, zeigt das oben und unten abgebildete Notenblatt: viele Noten + viele Fingersätze = große Unübersichtlichkeit.
Wie entwickelt man den richtigen Fingersatz für ein effizientes Spiel auf dem Klavier?
Der richtige Fingersatz ist derjenige, der den folgenden Regeln entspricht:
- Das Stück muss klanglich genauso umgesetzt werden können, wie es durch die Noten vorgegeben ist.
- Das Spielen der Noten muss sich gut anfühlen, die Fingerstellung darf keine Probleme bei der Umsetzung bereiten und nicht zu Verspannungen in der Hand führen.
Wenn man diese beiden Regeln beachtet, kann eigentlich nichts schiefgehen. Natürlich gibt es in der Klavier- und Orgelliteratur auch Fingersätze, die entstanden sind, weil sie von vielen Anwendern als nützlich empfunden und von den Verlagen als bewährte Hilfsmittel mit abgedruckt wurden. Es handelt sich dabei aber nur um Vorschläge, denen man folgen kann, aber nicht muss. Wichtig ist, wie man die entsprechenden Stellen selbst empfindet. Deshalb ist es wichtig auszuprobieren sollte, ob der in der Partitur notierte Vorschlag hilfreich ist oder ob man mit einer selbst erstellten Fingerkombination besser zum Ziel kommt. Klavier spielen erfordert also Eigeninitiative, die, wenn sie richtig eingesetzt wird, ein Stück viel leichter spielbar macht.
Fingersatz beim Klavier: Welcher Finger steht für welche Zahl?
Für das Spielen von Noten auf dem Klavier wird jedem Finger eine Zahl zugeordnet – diese Zahlen bezeichnet man in den Noten dann als Fingersatz.
- Der Daumen ist an beiden Händen immer die 1
- Der Zeigefinger ist immer die 2
- Der Mittelfinger, die 3
- Der Ringfinger immer die 4
- Der kleine Finger bekommt die 5
Beim Schreiben des Fingersatzes verwendet man also die Zahlen von 1 bis 5. Für die rechte Hand schreibt man den Fingersatz immer über die Töne der rechten Hand, für die linke Hand immer unter die Töne der linken Hand.
Dies erleichtert das Lesen, da die rechte Hand oben und die linke Hand unten notiert ist. So ist die Zuordnung der Zahlen zu den Händen viel leichter zu erkennen. Und wenn die rechte Hand mal ganz tief spielt und die linke gleichzeitig ganz hoch, dann ist zwischen den beiden Händen gar kein Platz für Zahlen.
Ist der Fingersatz in den Noten für Klavier immer gleich?
Nein, denn beim Spielen auf dem Klavier ist der Fingersatz in erster Linie Geschmackssache. Das bedeutet, dass nur die beiden oben genannten Parameter erfüllt sein müssen. Der eigene Fingersatz sollte das fehlerfreie Spielen des Stückes nicht behindern. Er muss auch mit der eigenen Anatomie kompatibel sein, ansonsten ist der Weg frei. Der eigene Fingersatz wird bereits durch die Größe der eigenen Hände bestimmt. Ein Pianist mit einer kleinen Hand wird sicherlich an vielen Stellen einen anderen Fingersatz wählen als ein anderer mit einer großen Hand.
Zwei Wege, einen Fingersatz für ein effizientes Spiel auf dem Klavier zu schreiben
An einem Beispiel wollen wir sehen, welche Überlegungen beim Schreiben eines Fingersatzes wichtig sind. Dazu verwenden wir ein Stück, das wir alle kennen: „Alle meine Entchen“.
Man erkennt, dass das Lied mit einer Reihe von aufsteigenden Tönen beginnt – wie bei einer Tonleiter. Hier folgen nun sechs Töne aufeinander, aber wir haben nur fünf Finger. Wir müssen uns also einen Fingersatz ausdenken, um alle sechs Töne auf dem Klavier spielen zu können. Kurz gesagt, es ist ratsam, einen eigenen Fingersatz zu schreiben. Dazu zeigen wir zwei Wege, wie man das bei diesem Lied machen kann.
Weg Nr. 1: Starten mit dem Zeigefinger
Video: Starten mit dem Zeigefinger
Da wir sechs Töne haben, beginnen wir das Stück mit dem zweiten Finger. Durch den folgenden Fingeruntersatz macht dann der Daumen weiter. So kann man alle sechs Töne nacheinander mit einer Hand spielen. Diese Technik hat beispielsweise auch Johann Sebastian Bach in seiner zweistimmigen Invention in d-Moll verwendet (siehe Bild unten).
Weg Nr. 2: Der Daumenuntersatz
Schauen wir uns jetzt noch eine weitere Möglichkeit an.
Video: Der Daumenuntersatz
Diesmal hat der Daumen begonnen und der Daumenuntersatz erfolgt erst, nachdem der dritte Finger gespielt wurde. An diesen Beispielen sieht man, dass jede Stelle auf verschiedene Weise gespielt werden kann. Ich persönlich würde hier den zweiten Weg wählen. Würde man den ersten Weg einschlagen, müsste man die Tonwiederholungen im dritten Takt mit dem kleinen Finger spielen. Das finde ich persönlich etwas umständlich. Wie man in den Videos hören kann, klingen beide Versionen gleich, da sie die gleichen Noten verwenden. Ziel ist es, nicht die unterschiedlichen Fingersätze zu hören, sondern nur die richtig gespielten Töne. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Möglichkeiten … und niemand kann die Fingersätze für sein Klavierspiel so gut schreiben wie man selbst. Schließlich geht es um die Anatomie der eigenen Finger und der eigenen Hand.
Kleiner Tipp zum Schreiben von Fingersätzen
Wie im Bild unten zu sehen, werden nur die wirklich wichtigen Zahlen in der Partitur notiert. Hier noch einmal der Hinweis, es mit dem Fingersatz nicht zu übertreiben. Dann geht die Signalwirkung dieses Hilfsmittels verloren und der gesamte Notentext wird unübersichtlich. Wenn beispielsweise die linke Hand mit dem vierten Finger auf dem Klavier beginnt und die Töne stufenweise aufwärts spielt, sollte man auf keinen Fall alle vier Noten mit einer Zahl versehen. Wozu auch? Es ist doch logisch, dass bei einer Tonleiter einfach immer der nächste Finger zum Einsatz kommt.
Klavier und Fingersatz – wichtige Stellen in den Noten markieren
Wird in einem Stück für Klavier ein vorgegebener Fingersatz beispielsweise durch einen Daumenuntersatz abgewandelt, so ist es sinnvoll, diese Stelle mit einer Zahl zu kennzeichnen, da die zuvor vorgesehene Abfolge geändert wurde. Sollten man sich an dieser Stelle dennoch verspielen, ist es ratsam, mit anderen Fingersätzen zu experimentieren.
Tipps für einen Fingersatz bei schwieriger Literatur für Klavier
Manchmal ist es hilfreich, wenn man auch die Note vor einem Daumenuntersatz mit einer Zahl versieht. Hier muss man einfach herumprobieren. Mit der Zeit findet man die optimale Darstellung der Zahlen für den Fingersatz in den eigenen Klavier–Noten. Hier noch ein zweites Beispiel, dieses Stück ist bereits deutlich schwieriger.
In diesem Beispiel spielt jede Hand zwei verschiedene Stimmen. Sowohl oben als auch unten gibt es einerseits eine Stimme, die nur aus Vierteln besteht, und andererseits eine Stimme aus Sechzehntelnoten, die durch beide Hände läuft. Die linke Hand ist dabei relativ problemlos zu spielen. Hier genügt es, die Sechzehntel immer mit Zeigefinger und Daumen zu spielen. Dann bleiben genau drei Finger für die Unterstimme übrig. So sieht das Ganze dann aus. Zur Veranschaulichung verstoßen wir jetzt gegen den vorher gegebenen Rat und notieren einmal viel Fingersatz.
Video: Fingersatz bei schwieriger Klavierliteratur
Klavier und Fingersatz – der stumme Wechsel
Nun zur rechten Hand. Wenn wir nur die Oberstimme in der rechten Hand spielen müssten, wäre die Sache einfach. Vier absteigende Töne erfordern nur vier Finger. Allerdings übernimmt die rechte Hand die zweite Hälfte der Sechzehntel-Begleitung, und diese Noten sind für die rechte Hand ziemlich tief. Wir können diese Noten aber auch wieder nur mit Daumen und Zeigefinger spielen. Das funktioniert wunderbar, aber wie wollen wir dann die Melodie binden? Die Töne sind zu weit auseinander. Also müssen wir tricksen, und zwar mit dem sogenannten stummen Wechsel.
Ein Beispiel für den stummen Wechsel
Wir beginnen also mit dem kleinen Finger bei den Vierteln und spielen dann das ‚Gis‘ mit dem vierten Finger. So kann man die beiden Töne prima verbinden. Sobald das ‚Gis‘ angeschlagen ist, wechseln wir den vierten Finger mit dem Fünften, ohne die Taste dabei loszulassen. Mit dem stummen Wechsel ist das gut möglich, aber in diesem Fall nicht so einfach, denn die schwarzen Tasten sind ja viel kleiner.
Video: Stummer Wechsel (Beispiel: rechte Hand)
Mit dieser Technik kann man also auch solche Stellen notengetreu spielen. Letztendlich könnte diese Stelle in den Klavier-Noten also so aussehen. Diesmal wieder nur mit dem Fingersatz, der wirklich nötig ist.
Video: Stummer Wechsel (Beispiel: linke und rechte Hand)
Zum Schluss
Der Fingersatz ist neben dem eigentlichen Spielen der notierten Noten einer der wichtigsten Aspekte beim Üben und Spielen von Klavier– und Orgelliteratur. Der Fingersatz beschreibt den Weg der Finger beider Hände über die Tastatur. Er sollte – sorgfältig der eigenen Anatomie angepasst – nur die wichtigsten und schwierigsten Stellen markieren, um die Übersicht auf dem Notenblatt zu wahren. Der Fingersatz koordiniert dabei den spieltechnischen Ablauf und gibt Signale an Stellen, die erhöhte Aufmerksamkeit erfordern. Es ist wichtig, für sich selbst den Fingersatz zu finden und zu üben, der den bequemsten Ablauf beim Spielen des Stückes bietet. Die Kombination aus perfektem Fingersatz und Üben auf dem Klavier garantiert später den Erfolg, auf den man hinarbeitet.