Neues Jahr, neues Update beim Flaggschiff von Arturia. Nach der V Collection X steht nun bei Pigments 5 das Update ins Haus. Der Soft Synth war in der letzten Version schon nah an der Perfektion – was hat sich Arturia an neuen Features einfallen lassen?
Checkliste zum Kauf von Arturia Pigments 5
- VST Instrument mit fast 2000 Presets, sechs Oszillator-Typen und zugänglichem Workflow
- 100 Neue Presets, 3 Erweiterungspacks
- Sequencer: Melodien auf Knopfdruck, Sequencer-lock beim Preset-Wechsel, MIDI Out zum Triggern anderer Plugins
- Audio Input: Über Sidechain-Audiosignal von anderen Spuren in die Utility-Engine routen
- Neue Auswahlmenüs für bessere Übersicht, Play View mit neuem Visualizer
Wenn ein Plugin wie Pigments bereits in so vielen Punkten so ausgefeilt ist, kann ein Hersteller unter Umständen etwas in die Bredouille kommen, wenn es um neue Features geht. Wozu überhaupt, wenn alles schon so toll ist? Zum einen als Verkaufsargument für Interessierte. Und zum anderen als kostenlose Update, um mit der Konkurrenz mitzuhalten.
DETAILS & PRAXIS
Was ist neu in Arturia Pigments 5?
Neue Sounds, neue Sequencer- und Routing-Features, Audio-Input, neue Visualizer in der Play View – das ist das Update. Tatsächlich ist Pigments 5 im Vergleich zu früheren Versionen eher klein geraten. Von „Quality-of-Life“ spricht man bei so einem, eher auf kleine Verbesserungen ausgelegten Update in der Software-Welt.
Ganz im Zeichen von Ableton Live 12’s neuen Möglichkeiten mit einem Klick Melodien zu erzeugen, gibt es ähnliches jetzt auch im Sequencer von Pigments. Dazu hat Arturia im abgespeckten Play-View des Plugins eine neue Visualisierung eingebaut und externe Audio-Signale können per Sidechain in Pigments geroutet werden.
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Außerdem fällt nach einem ersten Rundgang im Update auf, dass die Auswahlmenüs für Presets, Oszillatoren, Filter und Effekte neugestaltet wurden und übersichtlicher aussehen. Auch kann man den Aux-Effekt-Weg nun auf Wunsch VOR die Insert-Effekte legen. Und bei der CPU-Auslastung hat man laut Arturia noch einmal kräftig optimiert, sodass auch ältere Rechner noch besser mit dem Plugin arbeiten können.
Was ist neu in Arturia Pigments 5?
So ernüchtert ich ob der für ein Update doch recht spärlichen neuen Funktionen bin, bei den neuen Sounds trifft Arturia Pigments 5 voll ins Schwarze. Denn was hier gerade bei Leads und Pads wieder dabei ist – selbst Current oder die alte Dame Serum kommen da nicht heran.
Man muss aber auch sagen, dass es dabei bleibt, dass Pigments für mich nicht der erste Soft Synth für Bass-Sounds ist. Da gibt es auf der analogen Seite Repro-1 und Diva und wenn es brachialer und dubsteppiger sein soll, Serum, Vital und Current. Wo Arturia aber brilliert: MPE. Selten habe ich so lebendige und vielschichtige MPE-Sounds mit dem Roli Seaboard Block gespielt, wie im bei den Sounds im Zusatz-Pack „Expressive Exploration“.
Der Sequencer in Pigments 5 macht jetzt selbst Musik
Der Sequencer-Bereich in Pigments 5 ist am deutlichsten überarbeitet worden. Denn nicht nur haben dort Arpeggiator und Sequencer ihre Plätze getauscht, der Sequencer erzeugt nun auch selbstständig Melodien. Ein Klick auf den großen Würfel, schon ist von alleine eine bis zu sechzehn Noten lange Sequenz erzeugt, inklusive variierender Werte pro Note für Velocity, Gate Length, Octave, und Slide.
Kombiniert man das mit bestehenden Sequencer-Funktionen wie „Auto-Regen“, das nach gewähltem Raster alle Viertel/Achtel/Sechzehntel neue Sequenzen erzeugt und dem Verriegeln einzelner Noten, wird Pigments zum Endlos-Musikmaschine. Hat man einmal eine Sequenz gefunden, die besonders gefällt, kann man diese speichern und auch verriegeln. Wechselt man dann durch Presets, bleibt die Sequenz.
In Kombination mit der Möglichkeit, per MIDI-Out auch andere VSTs über den Sequencer von Pigments zu triggern ist das eines der Highlights dieses Updates. Ich würde mir für nächste Updates wünschen, die Sequenz direkt als MIDI-Clip exportieren zu können und vielleicht sogar den Sequencer zur Modulation benutzen zu können.
Per Sidechain-Routing externe Audiosignale in Pigments integrieren
Per Sidechain-Routing kann man Audiosignale aus anderen Spuren in der DAW in Pigments routen und mit den Effekten verändern. Je nach DAW geht das Sidechain-Routing von einer zweiten Spur zu Pigments 5 etwas anders von statten. In Ableton Live beispielsweise macht man direkt neben dem Plugin in der Spur die Auswahl für das Routing. In Logic Pro ist die Option in der Kopfzeile des Plugins.
Und in Pigments 5 hat sich Arturia wirklich Mühe gegeben, diese Option zu verstecken. Na ja, ganz soweit würde ich nicht gehen, aber es brauchte mehrfaches Durchlesen und Durcharbeiten des Beipackzettels, bis ich die Option in der Utility-Engine im Noise-2-Modul dann endlich fand. Das könnte man bestimmt besser auffindbar machen.
Und ich muss gestehen, dass sich mir der musikalische Sinn der Funktion nur halb erschließt. Klar, ich kann jetzt einen Drumloop oder Vocals in Pigments schicken und dort mit den internen, okayen, jetzt nicht spektakulären Effekten samt Modulation verändern. So viele kreative Anwendungsgebiete sehe ich da aber nicht.
Kreativer wäre die Sidechain-Funktion, wenn es in Pigments einen Envelope Follower gäbe, wie in Curve. Denn mit diesem Modulator könnte man den Lautstärkeverlauf eines Sounds als Modulationskurve nutzen. Dann würde ein Drumloop dafür sorgen, dass beispielsweise der Cutoff rhythmisch hüpft.
Ist Pigments 5 CPU-optimierter?
Schon beim letzten Update versprach Arturia, dass man den Focus verstärkt auf die Leistungsoptimierung des Plugins gelegt habe. Denn gerade bei mächtigen Granular-Presets konnte Pigments 3 auch leistungsfähige Systeme ganz schön in die Knie zwingen. Da auch dieses Mal von CPU-Optimierung die Rede ist, habe ich das mit einem Vergleich zu testen versucht.
So habe ich in Pigments 2,3,4 und 5 jeweils nacheinander installiert (die alten Versionen sind alle bei Arturia zum Download verfügbar), das Preset „Ancient Beings“ geladen und mehrstimmige Akkorden in Ableton Live 11 gespielt. Einmal auf meinem aktuellen Macbook Pro mit M1 Pro und 32 GB RAM und einmal auf meinem Macbook Pro 2016 mit Intel CPU und 16 GB RAM.
Wo es von Pigments 2 zu 3 CPU-technisch sogar noch CPU-beanspruchender wurde, war der Sprung bei Pigments 4 deutlich. Bei einem Buffer von 64ms lag die Aktivitätsanzeige beider Macs bei Pigments 3 immer zwischen 90 und 100 Prozent. Das halbierte sich fast bei Pigments 4 auf gut 60 Prozent Auslastung. Mit Version 5 ist bei beiden Systemen die Auslastung fast gleich. Wer also von Pigments 3 kommt, wird sich freuen. Einen Unterschied zwischen Version 4 und 5 konnte ich auch nach mehreren Versuchen, Buffer-Einstellungen und Presets nicht feststellen.
FAZIT – Arturia Pigments 5
Arturia Pigments 5 ist in der sechsjährigen Geschichte des sehr gut gemachten und durchdachten Soft Synths das bisher kleinste Update. Da steckte mehr im Update zu 3.5. Das was neu ist – Sequencer, Sounds, Audio Input – macht das Plugins minimal besser. Aber auch nicht schlechter.
Aber gerade, wenn man schaut, was bei Physical Modelling gerade passiert, oder wenn man bedenkt, dass Arturia in der V Collection doch kürzlich erst ein hervorragendes Update bei der Minimoog Emulation nachgereicht hat (dessen alter Filter in Pigments dabei ist), dann geht da noch was! Freuen wir uns auf Pigments 6!
Features
- Polyphoner Software-Synthesizer mit zwei Engine-Slots und jeweils: Analog, Wavetable, Sample (Granular) und Harmonic (Additiv) Engines
- Fast 2700 Presets – davon 100 neu in Version 5, dazu drei neue Erweiterungspacks: Beats Explorations, Expressive Exploration und Liquid Explorations.
- Noise- und Subbass-Modul: Noise-Samples, Sidechain-Slot in Noise 2 für externes Audio (neu) und Subbass-Generator
- 11 Filter: MultiMode, MS-20, SEM, Matrix-12, Jup-8, Mini, Surgeon, Comb, Phaser, Formant, Lowpass Gate – in zwei Slots
- 18 Effekte: Delay, Tape Echo, PS Delay, Reverb, Shimmer, Distortion, Bitcrusher, Compressor, Multiband, Super Unison, Chorus, Chorus Jun-6, Flanger, BS-20-Flanger, Phaser, Stereo Pan, Multi Filter, Param EQ in zwei Insert-Lanes und einer Send-Lane mit jeweils drei Slots
- Sequencer/Arpeggiator: Geschwindigkeiten BPM, Sync, Polyrhythmisch, Randomize-Funktion, Generative MIDI Funktion zur automatischen Erzeugung von Melodien und Sequenzen (neu)
- 24 Modulatoren: u.a 3 Envelopes, 3 Envelopes, Velocity, Aftertouch, 2 Random-Module
- MPE-fähig: Polyphoner Pitchbend, polyphone Modulation bei Pressure und MPE Timbre
- PREIS
- Arturia Pigments: EUR 98,- (Einführungspreis bis 12.02.2024, regulär 199 Euro)
- Generativer Sequencer erzeugt endlos viele Melodien
- Qualität der neuen Presets
- CPU-Belastung stabil
- Neue Auswahlmenüs sind übersichtlicher
- Sidechain-Audio sehr versteckt
- Kein MIDI-Export aus dem Sequencer
- Bass-Sounds ohne Druck
Desmond Faassen sagt:
#1 - 23.01.2024 um 21:26 Uhr
Cool! Jetzt werde ich zuschlagen, zumal ich nur ca. 50 bezahle, da ich die V-Collection 9 bereits habe.
Troublemaker sagt:
#2 - 05.02.2024 um 22:27 Uhr
Pigments ist unglaublich variabel und ersetzt mir (obwohl ich Collection9 besitze) einen grossen Teil dieser PlugIns. Wegen fehlendem Druck im Bass: Moog-Filter durch MS20 Filter ersetzen.