Mit dem Kemper Profiler Player schrumpft der deutsche Entwickler Christoph Kemper seinen kampferprobten Profiler auf ein handliches Format, das bequem in ein Gigbag oder auf jedes Pedalboard passt. Dabei müssen User trotz der kompakten Maße nur geringfügige Abstriche machen, denn der Amp-Block, die Effektqualität und der etablierte Kemper-Sound bleiben beim Testkandidaten identisch zu den großen Brüdern. Lediglich im Bereich der Anschlussmöglichkeiten, der Effektauswahl sowie der Fußschalter gibt es Einschränkungen. Und die Option, eigene Profile zu erstellen, entfällt. Da in vorangegangenen Tests die grundsätzliche Arbeitsweise der Kemper Flaggschiffe zur Genüge vorgestellt wurde, möchte ich mich hier primär auf die Funktionalität des Kemper Profiler Players und natürlich auf seine Sounds beschränken.
Der Kemper Profiler Player – das Wichtigste in Kürze
- abgespeckte Version des Kemper Profilers
- identischer Amp- und Cabinet-Block zum großen Bruder
- volle Kompatibilität zu allen Kemper Profilen bei Einschränkungen im FX-Block
- jeweils zwei Pre- und Post-Amp-Effektblöcke
- Wi-Fi-, Buetooth- und USB-Anbindung
- kostenlose Rig Manager-Software für Android, iOS und iOS Fire
Gehäuse und Bedienung des Kemper Profiler Player
Der Kemper Profiler Player erscheint in einem robusten Pultgehäuse aus Metall mit schwarz-grüner Lackierung und wirkt extrem roadtauglich verbaut. Mit 165 x 145 x 65 mm fallen die Abmessungen äußerst kompakt aus, sodass das Kästchen mühelos auf jedem Pedalboard Platz findet. Alle Bedienelemente sind auf der Oberseite versammelt: Links oben zeigen sich zwei FX-Buttons, mit denen jeweils zwei der insgesamt vier möglichen Effekte aktiviert werden können. Die davor angesiedelten Regler erlauben das Einstellen eines festgelegten Parameters, wobei durch Gedrückthalten und Drehen ein weiterer ausgesuchter Parameter eingestellt werden kann.
Hinter den FX-Tastern gelangt man zur Amp-Sektion, die sich in Gain, Bass, Middle, Treble und Rig-Volume einstellen lässt. Auch hier haben die Potis eine Zweitfunktion. Gedrücktes Drehen des Gain-Reglers bestimmt den Wert des Noise-Gates und kurzes Antippen des Bass-, Middle- und Treble-Reglers zeigt den aktuellen Parameterwert an. Durch Drücken des Rig-Volume-Reglers lässt sich die Bluetooth-Lautstärke, z. B. bei der Verwendung von Backing-Tracks auf einem Smartphone, sowie der Level des USB-Playbacks bestimmen. Rechts oben findet man das Master-Volume-Poti sowie einen Button, der die Bluetooth- oder Wi-Fi-Verbindung aktiviert. Der Kone-Button aktiviert den Kemper Kone-Mode bei Verwendung der hauseigenen Power-Cabinets. Hinter den Reglern warten sieben Softtaster, mit denen sich Bänke und Presets schalten lassen. Die davor angesiedelten Mehrfarb-LEDs offenbaren den gewählten Speicherplatz, aber auch die Settings der FX- und EQ-Sektion. Über den Taster rechts außen lässt sich das Tempo für zeitbasierte Effekte eintappen sowie der nicht kalibrierbare Tuner aktivieren.
Im hinteren Pedaldrittel trifft man auf drei Fußschalter. Ab Werk sind diese so gesetzt, dass Schalter 1 und 3 die Rigs (sprich Presets) nach unten und oben steppen und Schalter 2 aktiviert oder deaktiviert ein zugewiesenes Effektmodul. Die rechte LED signalisiert durch den Farbcode die Art des Effektes, z. B. blau für Chorus oder grün für Delay, während die linke den An-/Auszustand angibt. Die Funktionen der Fußschalter können frei gewählt werden, wie wir im späteren Abschnitt noch sehen werden. Alle Anschlüsse finden sich an der Stirnseite, der Gitarreneingang und ein Stereoausgang jeweils im 6,3 mm Klinkenformat, wobei auch an einen symmetrischen Mono-XLR-Out gedacht wurde. Dazu kommen ein Phones Out und der Eingang für ein Expressionpedal sowie eine USB-Schnittstelle und ein Slot für einen USB-Stick. Auch der Eingang für den im Lieferumfang enthaltenen Netzadapter ist hier anzutreffen, der das Pedal mit 9-12 Volt füttern muss, Batteriebetrieb wird nicht unterstützt. Zum Lieferumfang gehört neben dem Netzteil auch ein Quickstart-Manual.
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Die Struktur des Kemper Profiler Player
Der Kemper Profiler Player fungiert als eine Art „Abspielgerät“ plus Effektsektion von erstellten Profilen, kann also keine eigenen digitalen Abbilder erstellen. Der Unterschied zum großen Kemper Profiler liegt in den reduzierten Anschlussmöglichkeiten. Außerdem stehen anstelle von vier Pre- und Posteffekten jeweils nur zwei zur Verfügung und auch die Effektauswahl wurde etwas abgespeckt. Hier ließ Christoph Kemper verlauten, dass in der Zukunft evtl. die Option bestehen soll, bestimmte Effekte „dazukaufen“ zu können, die dann wie z. B. bei den Eventide Modellen auf dem Gerät freigeschaltet werden. Auch fehlt der Einschleifweg der Flaggschiffe, was manche als Kritikpunkt bei „nur“ zwei Pre- und Post-Effektblöcken ansehen könnten. Allerdings muss man hier natürlich den Formfaktor berücksichtigen und auch zur Verteidigung erwähnen, dass Konkurrenzprodukte wie z. B. das ToneX oder Universal Audio Pedale ebenfalls keinen FX-Loop besitzen. Die Ampsektion ist beim Profiler Player allerdings absolut identisch zum großen Bruder, das heißt, klangliche Abstriche müssen hier nicht in Kauf genommen werden. Die Signalkette verläuft über den Input, der mit einem Noise-Gate ausstaffiert ist, in zwei Effektmodule, die vor der Ampsektion angesiedelt sind. Von dort geht es weiter in den Amp- und Cabinet-Block und anschließend in zwei weitere Effektblöcke, die den Stereobetrieb erlauben. Neben der Verwendung im Livebetrieb lässt sich das Kästchen auch als Audio-Interface via USB verwenden, das vier Ein- und Ausgänge bereitstellt. MIDI wird ebenfalls über USB realisiert, wodurch man z. B. auch einen externen Footcontroller zu Rate ziehen kann.
Das Editieren des Kemper Profiler Player und die Software
Neben rudimentären Eingriffen, die man am Gerät selbst vornehmen kann, bietet der Kemper Profiler Player auch die Möglichkeit einer Wi-Fi-Anbindung. Hierdurch können über die kostenlose Rig Manager App sowohl mit dem Smartphone als auch dem Tablet Einstellungen vorgenommen werden, wobei sowohl iOS als auch Android und sogar iOS Fire unterstützt werden.
Noch luxuriöser gestalten sich die Editiervorgänge über die Rig Manager-Software am PC oder Mac, wobei hier die Anbindung über USB stattfindet. Hier lassen sich Profile auf das Gerät spielen, die man sich entweder von der Rig Exchange Cloud oder von einem lokalen Ordner holen kann. Möchte man sich erst einen Klangeindruck des Rigs verschaffen, kann man dieses zunächst vorhören, bevor man sich endgültig dazu entschließt, es auf dem Player abzuspeichern. In der Signalkettenansicht erkennt man nun die gewählten Module und kann diese mühelos editieren. Die Reihenfolge lässt sich nicht ganz frei wählen, allerdings können die Effektblöcke über Gedrückthalten der linken Maustaste getauscht werden. Die Effektmodule bieten trotz der Einschränkung gegenüber den großen Brüdern eine extrem üppige Auswahl an Brot-und-Butter-Sounds, wobei pro Effekttyp auch eine Fülle an Voreinstellungen zur Hand sind. An Effekten befinden sich jeweils ein Wah, Compressor, Phaser, Flanger und Booster an Bord, dazu 4 Distortions, darunter auch ein Tubescreamer und ein Big Muff Typ. 3 Delays, 4 Reverbs, 2 Noise Gates, 4 Chroustypen, darunter ein Rotary und ein Tremolo, 3 Equalizer und ein Octaver im Pitch-Shift-Block vervollständigen die Auswahl. Im Systemmenü lassen sich Einstellungen des Tuners, des Expressionpedals und einiges mehr vornehmen. Auch die Belegung der Fußtaster kann hier frei gewählt werden. So lassen sich beispielsweise Bänke, Effekte oder die Presets auf die Fußschalter legen. Wählt man letztere Option, hat man die Wahl aus „Slot“, also Preset 1-5 der jeweiligen Bank. Hier zeigt der Rig Manager auch die sogenannte Combi-Funktion, die bei simultanem Drücken von Footswitch 1+2 oder 2+3 ebenfalls Einstellungen zulässt. Diese Option scheint jedoch in der gegenwärtigen Firmware noch nicht aktiviert zu sein und wird wohl Gegenstand eines zukünftigen Updates werden. Das Gleiche gilt für die Zuweisung der Effekttaster 1-4, über die man zukünftig wohl z. B. feste Effekteinstellungen ändern kann. Selbstverständlich lassen sich den Fußschaltern auch Tuner- und Tapfunktion zuweisen.
For Free sagt:
#1 - 02.03.2024 um 13:15 Uhr
Gut gelungener und vor allem Praxisorientierter Test. Hat mir persönlich als KPA Nutzer bei der Bewertung ob der Player "reicht" oder die "Stage" erforderlich ist weitergeholfen. Ich persönlich hadere noch mit den Einschränkungen die sich bei der Konfiguration mit den drei Fußschaltern ergeben (ist für mich noch ein Contra). Das erfordert für mich einige Änderungen und Umstellungen... wird mich aber auch nicht davon abhalten ;-)
Nick sagt:
#2 - 18.09.2024 um 11:09 Uhr
Im Testbericht des Kemper Player wird beim Soundbeispiel „vorgeschalteter Archer“ erwähnt. Was ist Archer? Vielen Dank
Haiko (Bonedo) sagt:
#2.1 - 18.09.2024 um 11:33 Uhr
Hallo Nick, im Test oben ist das genauer beschrieben. Es handelt sich beim Archer um ein Overdrive Pedal von J.Rockett, das in der Tradition des Klon Centaur steht. Das Soundbeispiel dient, um die Pedalfreundlichkeit des Kempers zu überprüfen.
Antwort auf #2 von Nick
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenskinner sagt:
#3 - 21.09.2024 um 07:15 Uhr
Ich weiß nicht, ob die so positiv bewerteten zahlreichen "Community Profile" wirklich auch alle gut sind. Meiner Erfahrung nach sind die zumeist alle Schrott. Zudem kann man sich auch in Millionen von Profilen verlieren und ist mehr am rumbasteln als Musik machen. Viele der Profile sind auch Kostenpflichtig. So wird der Kemper zu einer feinen Cash-Cow. Erinnert irgendwie an den ehemaligen seltsamen Klingelton-Markt. Je nun! Es gab vor Jahren einen irren Hype um den Kemper und jetzt ist da diese Schwemme von gebrauchten Kemper. Das stimmt mich nachdenklich, denn wenn dessen Sound so phänomenal sein soll, was wird der grad so heftig wieder abgestossen? Meine Entscheidung gegen einen Kemper war ganz einfach, dass ich nicht begreifen kann, wie eine deutsche Firma nicht in der Lage ist auch deutsche Lernvideos anzubieten, denn die sind allesamt in englisch! Desweiteren, wenn man Updates bekommen möchte, muss man sich und sein Gerät dort registrieren. Mir erschließt sich da nicht, was Kemper damit bezweckt? Was mich auch immer gewundert hat, wie sich dieser Profiler so durchsetzen konnte, denn die Profile sind allesamt nur unveränderbare Aufnahmen eines Augenblicks. Jede Änderung am Amp muss neu profiliert werden. Da muss man dann entsprechend von einem Amp unendlich viel Profile erstellen. Eigentlich doch schon von vornherein eine bescheuerte herangehensweise. Wie konnte sich das trotzdem so auf dem Markt etablieren? Ich begreifs nicht! Jeden Amp muss man aber an räumliche Gegebenheiten anpassen können und macht es einen Unterschied ob ich den mit einem Single Coil oder Humbucker bespiele. Das konnte man zwar anpassen aber dann war das Profil hinüber bzw. für die Katz. Jetzt erst hat man angeblich eine Möglichkeit gefunden, auch an einem Profil Anpassungen vorzunehmen ohne das Profil zu zerstören, wie es Modeller schon immer konnten. Aber ob das so gut funktioniert, weiß ich nicht. Zudem wird man es auch nie erfahren, wenn man sich und seinen Kemper nicht registriert hat, denn dann bekommt man entsprechendes Update nicht. Um auf das Gerät hier zu kommen. Ein Gerät im Inneren mir Tonnen von Möglichkeiten vollzustopfen aber nach außer zu minimalisieren, erschließt sich mir nicht im Geringsten. Macht aber deutlich, das weniger eben mehr ist bzw. sein könnte. Denn, ganz viel an Möglichkeiten zu haben, wie hier, aber diese auf aller kleinsten Raum nur verteilen zu können, macht die Entscheidungsfindungen doch zu einem Wahnsinn. Ich erwarte, dass diese Kiste in einigen Monaten den Gebrauchtmarkt ebenso überschwemmen wird, wie die großen Brüder. Da hat Kemper aber schon fein Kasse gemacht.
Journy sagt:
#3.1 - 28.09.2024 um 23:55 Uhr
Hi! Also ich kann nicht bestätigen, dass es gerade eine Schwemme gebrauchten Kempern gibt. Ich habe gerade versucht, ein Gebrauchtgerät zu finden (Stage). Die Geräte sind recht wertstabil. Ich habe selbst einen Profiler Rack – es ist das erste “Effektgerät”, das mich bis heute überzeugt hat. Alle Modeller davor und danach sind wieder verschwunden. Selbst das Axe FX war nichts für mich. Auch das Rumbasteln an Profilen kann ich nicht nachvollziehen: Ich habe mir relativ schnell für wenig Geld ein paar Mbritt Profile gekauft von Amps, die mich interessiert haben und das wars. Im Gegenteil, das ist genau der Kritikpunkt bei allen Modellern, die ich hatte: Ich war bei denen immer nur am Basteln, nicht am Spielen. Im Moment steht ein Headrush Core auf meinen Wohnzimmertisch, weil ich was mobileres für den Wohnwagen suche. Es hat wirklich unendliche viele Einstellmöglichkeiten und die Belegung der Fußtaster ist grandios. Aber: Ich finde den Klang einfach nicht authentisch, es ist matschig und indirekt. Vllt stelle ich mich auch nur dumm an (aber dafür gibts auch Presets…. und die sollten ja schon ein wenig einen Eindruck vermitteln, was das Gerät kann). Letztlich wird wohl das Gerät gehen und ich werde mir vermutlich den Kemper Profiler Player anschauen. Nach dem Durchspielen verschiedener Möglichkeiten lande ich irgendwie doch wieder bei Kemper. Warum? Weil der Sound überzeugt. Was nutzt mir ein Touchscreen, wenn ich am PC doch besser bedienen kann (btw, das Headrush hat KEINE PC App, was mich etwas abnervt). Liquid Profiling finde ich super, habe ich aber nicht unbedingt gebraucht – die Mbritt Profile wurden bereits mit verschiedenen Einstellungen abgenommen und ich bin bisher immer fündig geworden und es klingt einfach gut. Cash Cow hin oder her … letztlich ist es eine Geschmacksfrage, was man will. Die Sounds haben mich überzeugt. Dass nun ein kleines portables Gerät zu einem vergleichsweise günstigen Preis angeboten wird, das mir vergleichbare Sounds liefert, finde ich super. Es ist ähnlich wie bei den Macs – bist du einmal im Mac Universum gefangen, bleibst du darin – und das hat auch seinen Grund, weil sie ihre Vorteile haben und es Nutzer gibt, die darauf abfahren (ich habe und will keinen Mac). Die Registrierung hat mich persönlich nicht so sehr gestört. Finde eher diesen Cloud-Zwang bei den modernen Geräten problematisch – wie z.B. bei dem erwähnten Headrush. Achja, ich schreibe das nicht, weil ich von Kemper bezahlt werde (werde ich leider nicht!) oder um meine Investition zu rechtfertigen. Ich bin offen für was Neues, deswegen probiere ich auch was aus. Im Augenblick bin ich davon überzeugt, dass der Kemper Profiler Player meinen Anforderungen genüge tun wird. Ich werde gerne ein Update schicken 😁
Antwort auf #3 von skinner
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJourny sagt:
#3.1.1 - 08.10.2024 um 21:38 Uhr
Kurzes Update: Ich habe es wahr gemacht und mir den Kemper Profiler Player gekauft. Und ich bin mega begeistert. Habe ihn im Session Music Walldorf angespielt und gleich mitgenommen. In Zeiten von Internet Shopping ist mir das selten passiert 🤣
Antwort auf #3.1 von Journy
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJourny sagt:
#3.1.2 - 22.10.2024 um 22:32 Uhr
Weiteres Update: Wer kennt sie nicht, die anfängliche Euphorie ... Das Einzige, was mich geringfügig stört, ist der Kopfhörer-Ausgang – der könnte etwas mehr Leistung haben. Aber abgesehen davon bin ich rundum zufrieden. Normalerweise bin ich schnell dabei, eine Rückabwicklung einzuleiten, wenn mich etwas stört. Das ist beim Kemper absolut nicht der Fall. Im Gegenteil: Ich würde ihn mir jederzeit wieder kaufen!
Antwort auf #3.1 von Journy
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenJoern sagt:
#3.1.2.1 - 17.11.2024 um 21:30 Uhr
Kann ich bestätigen. Der Sound eines Kempers schlägt meiner Meinung nach alle anderen. So direkt und formbar wie bei einem Röhrenamp. Da geht man manche Kompromisse einfach ein. :)
Antwort auf #3.1.2 von Journy
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