Um den Drum-Machine-Markt ist es in den letzten Jahren relativ ruhig geworden. Wave Alchemy Triaz könnte dieser Stille im wahrsten Sinne des Wortes ein Ende setzen. Was Sounds, Workflow und Features betrifft, hat der Hersteller von Basssynth, Revolution und Evolution sein gesamtes Know-how in die VST-Drum-Machine gesteckt.
Wave Alchemy Triaz Test: Das Wichtigste In Kürze
- Drum-Plugin mit integriertem Sequencer und detaillierten Einstellungen für jedes Sample
- 700 Kit-Presets und 15.000 Sounds: Pop, Hip-Hop, LoFi, Dancehall, D’n’B, Disco und mehr
- Zwölf Sample-Slots, drei Sample-Layer pro Slot
- Umfangreiche Zufallsfunktionen zum Erzeugen neuer Kits
- Audio- und MIDI-Export per Drag-and-drop in die DAW
- Polyrhythmischer Sequencer mit Spuren für Pitch, Chance, Note Offset, Repeat und Motion (Effektmodulation)
- Modulation und Effekte pro Layer
DETAILS & PRAXIS
Wave Alchemy Triaz bringt Grooves und Sounds ohne Ende
Als Besitzer der Kontakt-Version konnte ich Triaz pünktlich zur Veröffentlichung des VSTs direkt kostenlos laden und installieren – so geht das! Wave Alchemy Triaz schickt sich mit der Menge an hochwertigen Drumsounds, dem kreativen und komplexen Sequencer, der Vielzahl an Effekten und durchdachten Features offenbar an, Battery und XO den Drum-Thron streitig zu machen.
Das Plugin beinhaltet über 700 Drum-Kits, mehr als 15.000 Samples und einen polyrhythmischen Sequenzer mit fertigen Pattern für jedes Kit. Außerdem kann man bis zu drei Samples (daher der Name Triaz) in jedem der zwölf Sample-Slots layern, den Sound aller Samples mit Hüllkurve, EQ, Kompressor und Transient Designer verfeinern und die Sequencer-Patterns als MIDI-Sequenz oder gerenderte Audiospur in die DAW exportieren. Triaz verkörpert sozusagen eine Mischung aus XO und Battery 4.
Der Workflow in Triaz
Die Oberfläche von Wave Alchemy Triaz teilt sich auf in die Soundansicht, in der das Layering, das Routing und das Sounddesign stattfindet, und den Sequencer-Bereich. Oben in der Titelzeile findet man den Preset-Browser. Hier sind auch die über 700 fertigen Kits, jeweils inklusive der zum Genre passenden Drum-Sequenz, aufgelistet. Der Browser erinnert mit seinen Möglichkeiten, die Kits nach Genre zu sortieren und die Sequenzen temposynchron vorzuhören, dem aus XO.
Jedes Drumkit beherbergt die besagten zwölf Sample-Slots, dazu gibt’s in jedem Slot drei Sample-Layer. In einem Layer taucht Samples aus der Library, bearbeitet den Sound mit Effekten und mischt die Lautstärkeverhältnisse der drei Samples. Das geht über das große Dreieck oben rechts, ähnlich wie bei einem X/Y-Pad.
Pro Drum Kit kann man ein Sample auch tonal spielen, falls man zum Beispiel die Triangel oder die Hi-Hat zum Melodienspielen nutzen möchte. Die zwölf Sounds könnt ihr wie in gängigen Drum Machines über MIDI Input ab C1 direkt spielen oder triggern. Etwas kreativer gibt sich da aber der polyrhythmische Sequenzer, zu dem wir gleich kommen. Und um sich nicht endlos in den vielen tausend Samples zu verlieren, bringt Triaz eine Zufallsfunktion zum Austausch der Sounds mit. Diese befüllen die Layer auf Knopfdruck mit neuen Sounds.
Wie klingt Wave Alchemy Triaz?
Was bereits in der Kontakt-Version Wave Alchemy Triaz’ Highlight war, bürdet sich jetzt noch deutlicher auf. Die mitgelieferten Drum Kits und Beats sind durch die Bank absolut „production-ready“. Egal ob für Oldschool Boom Bap, knalliger Tech-House, Trap und Drill, Drum ‘n’ Bass, Synthwave oder Disco – ich finde quasi für jedes elektronische Genre zig Kits mit passenden Beats. Anpassungen braucht es kaum.
Die Kits kann ich im Browser favorisieren und ähnlich wie bei Arturias Plugins Playlisten mit meinen Lieblingen anlegen. Wer vorhat mit den vorgefertigten Sequenzen aus Triaz zu arbeiten, dem empfehle ich am Anfang „Host Sync“ unten links im Plugin zu aktivieren. Damit laufen die Sequenzen temposynchron und immer dann, wenn ihr sie in der DAW abspielt.
Der polyrhythmische Sequencer macht das Beatbauen leicht
Was „polyrhythmisch“ in diesem Fall bedeutet? Nicht nur alle zwölf Sample-Slots laufen im Sequencer in einem eigenen Rhythmus – jede „Lane“ (=Spur) kann auch in unterschiedlicher Länge und nach eigenem Raster verlaufen. So spielt zum Beispiel die Kick Achteltriolen im 7/8-Takt gegen eine gerade Snare im 4/4-Takt auf zwei und vier gegen eine triolische Hihat im 5/12-Takt. Das alles lässt sich super einfach programmieren. Wer möchte, kann aber auch per Zufallsfunktion für jede Lane neue Pattern erzeugen.
Obendrauf, und das habe ich bisher selten in Software-Sequencern gesehen, kann man die Noten jeder Lane auch per MIDI-Keyboard einspielen und so den Rhythmus Sample für Sample aufbauen. Pro Kit sind zwölf unterschiedliche Sequenzen möglich, die man ab Note C6 auch per MIDI-Note triggern kann.
Ein fast perfekter Sequencer
Per Mausklick setzt man in sämtlichen Sequenzen Noten, während man die Velocity jedes Schlags bestimmt, indem man nach oben oder unten zieht. Aber das war längst noch nicht alles. Für alle zwölf Sounds gibt es separate Lanes für Wahrscheinlichkeit, Tonhöhe, Wiederholung, Versatz (leichtes Vorziehen oder Verzögern) und sogar einen Modulationssequencer. Er hilft euch dabei, Rhythmen für bis zu zwölf unterschiedliche Effektparameter, inklusive Sends, zu programmieren. So verwandelt sich der Sequencer von Triaz in einen der kreativsten und inspirierendsten Drum Sequencer, mit dem ich bisher gearbeitet habe. Trotzdem haben wir ein paar kleine Wünsche für Triaz 2.
Ich kann zwar eine Sequenz global verriegeln (gut versteckt neben der Pattern-Anzeige unten) und so verschiedene Drum Kits mit demselben Rhythmus antesten, nicht aber einzelne Lanes. Für die zufällige Erzeugung neuer Pattern wäre das ein echter Segen – Kick Pattern verriegeln, alle anderen Pattern weiter erzeugen, Snare Pattern verriegeln und so weiter. Auch wäre es praktisch, für die Zufallserzeugung neuer Pattern einen Intensitätsregler zu haben. Denn momentan schüttet die Funktion die Sequencer-Spuren oft geradezu mit neuen Noten zu. Als Minuspunkte verstehe ich das aktuell nicht, dafür aber als dringende Feature-Wünsche für ein künftiges Update.
Eigene Kits erstellen
Reichen einem die 700 Kits nicht, oder ist man sowieso eher auf eigene Drumkits eingestellt, tun sich euch in Wave Alchemy Triaz zwei Wege auf. Will man vorrangig mit den 15.000 mitgelieferten Sounds arbeiten, lädt man diese über den Browser in den Sample-Slot. Ist man eher faul, nutzt man den Drum Randomizer. Der belegt die Slots und Layer alle selbst.
Jedes Mal, wenn man nach einer Neubelegung einen passenden Sound gefunden hat, verriegelt man den einzelnen Layer oder gleich den ganzen Sample Slot. Dann randomisiert man fröhlich weiter, verriegelt Layer auf Layer, bis das perfekte Kit gefunden ist. Damit habe ich in den ersten Stunden, neben dem Sequencer, am meisten Zeit verbracht – und ein Kit nach dem anderen gebaut.
Arbeitet man am liebsten mit eigenen Samples, ist der Workflow tatsächlich noch ausbaufähig. Einzelne Samples importiert man in Triaz zwar ganz einfach aus Ordnern im System oder direkt per Drag-and-drop aus der DAW, ganze Sample-Ordner lassen sich derzeit dafür nur importieren, indem man sie in den User-Ordner von Triaz kopiert. Das verbraucht unnötig Speicherplatz. An einer Lösung sei man aber bereits dran, verkündet der Hersteller auf KVR.
Effekte und Export
Was den Rest betrifft, hat Wave Alchemy Triaz seine Hausaufgaben erledigt: Effekte pro Slot (Hülllkurve, Tonhöhe mit LFO, Filter mit LFO, Drive, EQ, Kompressor und Transient Designer), Master-Effekte und Export – alles da, alles einfach zu bedienen und klingt dabei auch noch gut. Besonders hervorheben möchte ich hier noch die „Slop“-Funktion.
Slop variiert Lautstärke, Tonhöhe, Sample Start und Filter in allen Layern immer dann, wenn der Sound getriggert wird. Man legt für die vier Parameter und noch einmal global fest, wie stark die Variationen sind. So reichen bereits kleine Werte, um ein Drum Kit weniger statisch klingen zu lassen.
Über die Export-Funktion exportiert man die Sequenz aus dem Sequenzer direkt als MIDI-Clip in die DAW, von wo aus man sie weiterbearbeiten kann. Wer möchte, kann den Beat über die Audio-Export-Funktion in Wave Alchemy Triaz auch direkt als Audiodatei rendern und ihn dann in die DAW ziehen – sehr praktisch!
Fazit
Wave Alchemy Triaz ist eine grandiose Beatfabrik. So schnell und so üppig habe ich lange keine Beats mehr gebaut. Seit XO frisch auf den Markt kam, habe ich nicht mehr so lange an einem Sequencer geschraubt und Sounds kombiniert. Klar, ein Sound-Browser wie bei XLN XO oder Atlas 2 wäre vielleicht zeitgemäßer gewesen. Doch stecken bei Triaz so viele Sounds drin, dass man den kaum vermisst.
Als einzigen echten Minuspunkt muss ich dann aber doch auf den recht eingeschränkten Sample-Import hinweisen. Das geht besser. Trotzdem birgt Triaz ein enormes Potenzial, das ohne die Verknüpfung mit Kontakt größer ist denn je.
- Polyrhythmischer Sequencer sorgt mit einfachem Workflow für kreatives Beatbauen
- Sehr viele und sehr gut klingende Drum Samples
- Mitgelieferte Drum Pattern für jedes elektronische Genre
- Mächtiger Randomizer zum Neubelegen der Sample Slots
- SLOP-Funktion für zufällige Varianzen
- Sample-Import bei Ordnern umständlich, nur in den Benutzerordner möglich
Features
- Software Drum Machine mit mächtigem Sequencer und gigantischer Sound-Library
- Über 700 Drum Kits für Pop, Hip-Hop, Drum ‘n’ Bass, LoFi, Techno, EDM u. v. m.
- Über 15.000 Samples
- Polyrhythmischer Sequencer mit Lanes für Pitch, Chance, Repeat, Offset und Modulation,
- Zwölf Sample-Slots mit jeweils drei Sample-Layern
- Hülllkurve, Effekte (EQ, Drive, Kompressor, Pitch, Filter, Kompressor, Transient Designer, Bitcrusher, SP-1200-Emulation, OTT und Clipper auf dem Master)
- Export der Grooves als MIDI-Clip und als Audio-Datei in die DAW
- Import eigener Samples und Sample Ordner
- Skalierbares GUI
- 14-Tage-Trial (Voller Funktionsumfang, kleine Sample-Auswahl)
- PREIS: Wave Alchemy Triaz: ca. 150 Euro Straßenpreis am 16.02.24