Ob einzeln oder im Pedalboard – Effekte im Stompbox-Format erleben gerade eine Blütezeit, und nie war das Angebot größer. Um so mehr stellen sich diverse Fragen vor allem rund um die Organisation des Effektboards und das benötigte Zubehör, von der Stromversorgung über die Patchkabel bis zum Klettband.
Nach der Ära der kühlschrankgroße Racks und 19″-Geräte in den 80er und 90er Jahren gerieten schon vor der Jahrtausendwende nach und nach wieder die kleinen, bunten Pedale in den Mittelpunkt des Interesses. Und das hat durchaus gute Gründe, wie in den folgenden Pedalboard Quick Facts nachzulesen ist.
Was man bei der Zusammenstellung und dem Aufbau des eigen Pedalboards beachten muss, und wie ihr euch mit dem passenden Zubehör das Leben leichter machen könnt, findet ihr in dem folgenden kleinen Ratgeber:
- Pedalboard selber bauen oder fertig kaufen?
- Case oder Tasche für das Effektboard?
- Wie befestigt man Effektpedale im Pedalboard?
- Worauf sollte man bei Patchkabeln achten?
- So funktioniert die Stromversorgung für das Effektboard
- True Bypass oder Buffered Bypass?
- Mit einer Patchbay das Pedalboard flexibel verkabeln
- Wie vermeidet man versehentliches Verschalten und Verstellen von Potis?
- Wie man beim Pedalboard Kabelsalat vermeidet
Pedalboard – Quick Facts
Was ist ein Pedalboard oder Effektboard?
Ein Pedalboard kann eine einfache Platte sein, auf der mehrere Effektpedale nach eigenen Anforderungen befestigt und verkabelt werden, oder eine für diesen Zweck speziell gefertigte Rahmenkonstruktion. Andere Varianten sind bereits transportfreundlich in Taschen oder Cases integriert.
Wo liegen die Vorteile eines Effektboards?
Für dich ausgesucht
Ob Multieffekt, Rack, Modeller oder Pedalboard, jedes System hat seine Vor- und Nachteile. Hier sind einige der Vorteile, die ein Effektboard gegenüber anderen Systemen bieten kann:
- rein analoge Bestückungen möglich, A/D-Wandlung entfällt
- komplette True-Bypass oder Buffered Bypass Board-Bestückung möglich
- direkter Zugriff auf Potis und Schalter zur Soundeinstellung
- schneller und problemloser Austausch oder Neuordnung von Pedalen
- beliebige Effekte und Marken kombinierbar
- Effektreihenfolge und Einstellungen jederzeit optisch präsent
- extrem flexibles, offenes System
- auch ausgefallene und exotische Kombinationen problemlos realisierbar
- und last, but not least die coole, bunte Optik durch Pedalvielfalt
Pedalboard selber bauen oder fertig kaufen?
Am Anfang geht es darum, eine sichere Basis für unsere Pedale bereitzustellen. Das kann rein theoretisch ein zurechtgesägtes Brett aus dem Baumarkt sein, das man mit Teppich oder Klettband bekleben kann.
Wer jedoch eine etwas luxuriösere Ausstattung sucht, findet diese in mannigfaltiger Ausführung.
Zunächst solltet ihr euch über die Größe eures “Stressbrettes” im Klaren sein. Nehmt dafür am Besten einen Karton, ein Brett oder ein großes Blatt Papier/Tapete/o.ä. und setzt eure Pedale darauf, am besten mit angeschlossenen Kabeln, damit die Abstände stimmen. Nehmt nun akkurat Maß und zwar auch in der Höhe! Ist der Deckel zu hoch, fliegen die Pedale herum, ist er zu niedrig, geht er nicht zu oder übt zu großen Druck auf die Potis aus. Im Idealfall sollte die Innenpolsterung minimal auf die Potis drücken, um die Pedale in ihrer Position zu stabilisieren.
Anschließend begebt ihr euch auf die Suche nach dem passenden Board. Prinzipiell gibt es hierbei zum einen den flachen Brettaufbau, der meist aus Holz ist:
Oder alternativ die oftmals leicht schrägstehende Aluminiumkonstruktion, die zwischen ihren Verstrebungen auch noch Platz zum Durchführen der Kabel bietet und deren Unterseite genug Raum für Netzteil, Powerbrick oder den Mehrfachstecker bereithält:
Welche Variante man wählt, ist sicherlich Geschmackssache. Ein Vorteil der Brettkonstruktion ist definitiv die Möglichkeit, direkt ins Holz zu schrauben und die leichte Erreichbarkeit aller Kabelverbindungen im Problemfall. Dagegen sind bei den Alukonstruktionen normalerweise Kabel und Netzteile weitestgehend versteckt, was einen gewissen Sicherheitsfaktor darstellt und optisch meist attraktiver wirkt.
Case oder Tasche für das Effektboard?
Die Frage, ob man lieber ein Case oder Softbag für das Pedalboard wählt, hängt natürlich stark von der Boardgröße, dem Gewicht und der üblichen Transportroutine ab. Muss das Equipment mehrmals verladen werden und sich den Platz im Tourbus mit anderen Cases teilen, sollte man definitiv zum Flightcase greifen, das natürlich etwas sperriger, schwerer und auch teurer ist.
Geht es um gelegentliche Proben, ab und zu einen Auftritt in der Ortskneipe und das Board muss nur fünf Treter beheimaten, wird ein Softbag sicherlich seine Dienste ausreichend erfüllen.
Separate Cases mit Pedalboard-Brett kann man sich hier maßgenau anfertigen lassen:
Eigenständige Softbags für Standardgrößen findet man hier:
Wie befestigt man Effektpedale im Pedalboard?
Als nächstes geht es um die sichere Befestigung der Bodentreter auf der Unterlage.
Hier laufen die Meinungen sicherlich auseinander: Manche schwören auf flexible Verbindungen wie Klett, das einen Pedalwechsel relativ leicht macht. Allerdings gewährleistet diese Variante nicht immer hundertprozentige Stabilität auf der Boardfläche, obwohl moderne Klettprodukte erstaunlich solide halten.
Ein paar anklebbare Klettprodukte findet ihr hier:
Andere wiederum bevorzugen das Verschrauben der Pedale mittels bestimmter Mounties, Lochbändern, Elementen von Fahrradketten oder Kabelbindern. Hier lässt sich zwar auf dem Gig auf die schnelle nichts austauschen und auch die eingeschraubten Löcher im Holzboard fressen sich nach zu vielen Wechseln aus, allerdings ist eine bombenfeste, Road-sichere Arretierung gewährleistet:
Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Pedalriser, Pedalboots oder Pedalbooster, die nicht nur als Befestigung, sondern auch als Erhöhung und Einhausung auf dem Pedalboard dienen. Dies kann durchaus sinnvoll sein, wenn man z.B. bei waagerechten Aufbauten eine zweite Ebene bauen will, die dann für den Fuß leichter zu erreichen ist, ohne auf die erste Pedalreihe zu treten.
Hier seht ihr z.B. einen Pedalriser für die Pedaltrainreihe:
Worauf sollte man bei Patchkabeln achten?
Nun geht’s an die Verbindung zwischen den Pedalen mithilfe sogenannter Patchkabel oder Patchcords. Achtet hier darauf, die Kabelwege zwar kurz zu halten, aber lang genug, damit kein Zug auf den Kabeln lastet.
Einige Hersteller bieten Patchkabel in diversen Längen an, die speziell für die Verbindung von Pedalen gedacht sind. Winkelstecker sind dabei häufig die platzsparendere Variante:
Alternativ lassen sich Kabel auch speziell auf die gewünschten Längen konfektionieren. Dazu kann man zum einen, vorausgesetzt, man ist mit dem Lötkolben fit, Meterware und Klinkenstecker bestellen, oder aber man wählt “solder free” Do-it-yourself-Kabel, die abgezwickt und zusammengesteckt werden. In Profikreisen findet man zu letzterer Lösung zwar auch geteilte Meinungen, aber die Erfahrungsberichte vieler Gitarristen zeigen, dass sich diese Variante, bei der ein Patchkabel buchstäblich in Sekunden in jeder gewünschten Länge hergestellt werden kann, durchaus funktionieren kann.
Gute Stecker sind aus dem Hause HiCon oder Neutrik:
Und Meterware kann hier geordert werden:
Lötfreie Lösungen findet ihr hier:
So funktioniert die Stromversorgung für das Effektboard
Ein weiterer heikler Punkt des Pedalboards ist die Stromversorgung, die auf verschiedenen Wegen hergestellt werden kann.
Zuallererst solltet ihr euch jedoch über folgende Punkte im Klaren sein:
- Wie viele Pedale sollen es werden?
- Wie viel Strom benötigen diese zusammen (wird in mA angegeben)?
- Welche Spannung benötige ich für welche Pedale?
Prinzipiell haben wir nun zwei Möglichkeiten: einzelne Netzteile oder Power Bricks
Beim Netzteil besteht die Möglichkeit, eine sogenannte “Daisy Chain” einzusetzen, um den Strom an mehrere Pedale zu verteilen. Hier gilt es vor allem, die benötigte Stromstärke, sprich mA-Summe, im Kopf zu behalten. Geht es nur um drei oder vier Verzerrer oder Booster, so benötigen diese meist sehr wenig Strom, ganz im Gegenteil zu digitalen Reverbs oder Delays. Achtet darauf, dass die Gesamtstromstärke, die am Netzteil als Maximum angegeben ist, nicht überschritten wird. Es ist zwar nicht sehr realistisch, dass alle Pedale gleichzeitig aktiv sind und unter Volllast laufen, aber euer Netzteil sollte den in diesem Fall geforderten Strom liefern können und dazu noch über eine gewisse Reserve verfügen:
Daisy Chains gibt es in verschiedenen Größen und Längen:
Eine Alternative zu einfachen Netzteilen ist eine Mehrfachstromversorgung, also ein Netzteil, das mehrere Ausgänge anbieten und häufig auch verschiedene Voltzahlen liefern kann. Meist werden euch 9 Volt zwar ausreichen, einige Pedale benötigen jedoch deutlich mehr, bzw. klingen auch besser, wenn 12 oder 18 Volt anliegen, beispielsweise Verzerrer, die dann weniger Kompression und mehr Headroom liefern. Natürlich zählt die Spannung, für die das jeweilige Pedal gedacht ist und die man aufgedruckt oder bei den Specs findet. Einem nur für 9-Volt ausgestatteten Pedal 18 Volt einzuflößen, kann unter Umständen dessen Ableben nach sich ziehen. Wer sich Ärger mit Brumm- und Störgeräuschen ersparen möchte, der schaut auf die Qualität der Stromversorgung und nicht unbedingt auf den Preis. Bei Mehrfach-Netzteilen sollten beispielsweise die Ausgänge galvanisch getrennt sein, sonst können genau diese Störungen den schönsten Effekt vermiesen.
Auch spricht nichts dagegen, Multinetzteile in Kombination mit Daisy Chains einzusetzen und z.B. Verzerrer an einen Ausgang zu hängen und resourcenhungrige Pedale separat zu füttern.
Sinnvolle Kabeltools sind übrigens auch sogenannte Current- oder Voltage-Doubler, mit denen man zwei Ausgänge zu einem zusammenführt und damit entweder die Stromstärke oder aber die Spannung doppelt. So lassen sich auch aus einem 9V-Mehrfachnetzteil 18 Volt gewinnen und man spart sich z.B. ein 18V-Netzteil:
Falls man ein Freund steckdosenfreier Energieversorgung ist, können Powerbanks das Netzteil ersetzen. Diese Kraftpakete liefern genug Strom für mehrere Stunden, ganz in Abhängigkeit von Pedalmenge und Stromverbrauch.
True Bypass oder Buffered Bypass?
Lange Kabelwege verursachen Klangverluste und vernichten dabei vor allem Höhen – der gefürchtete “Höhen-Roll-Off” lässt den Klang dumpfer und matter werden. Waren die ersten Pedale der Geschichte noch alle gepuffert, wie z.B. der Tube Screamer oder eigentlich alle Boss-Modelle, so beschert die zwar durchaus begrüßenswerte Entwicklung zu “True Bypass”-Pedalen auch eine Problematik, der Rechnung getragen werden muss.
Zur Erklärung: Das Gitarrensignal ist hochohmig und der Buffer wandelt dies in ein niederohmiges Signal um, das wesentlich stabiler ist und auf lange Kabelreisen geschickt werden kann. Der Buffer sollte am Anfang der Effektkette stehen und vorzugsweise nach dem Fuzz-Pedal, sofern man eines einsetzt, da einige dieser Zerrer mit dem niederohmigen Signal nicht klarkommen.
Auch wenn der Umstand, dass ein Buffer in der Signalkette eigentlich unerlässlich ist, nicht angezweifelt wird, so wird immer noch sehr kontrovers über diese Notwendigkeit und auch über gepufferte Pedale diskutiert. Um etwas Licht in das Dickicht zu bringen sei gesagt, dass jeder Buffer einen minimalen Einfluss auf den Sound hat. Wie hoch dieser ist, hängt von der Qualität ab und da diverse Pedalhersteller auch mit diversen Buffermodellen arbeiten, lässt sich eben nicht generell sagen, dass gepufferte Pedale per se automatisch schlecht sind. Der heilige Pedal-Gral Klon Zentaur ist beispielsweise kein True-Bypass-Pedal und auch Stevie Ray Vaughan soll angeblich trotz gepuffertem Tube-Screamer einige tolle Platten aufgenommen haben.
Wer jedoch diesbezüglich auf Nummer Sicher gehen will, wählt den Buffer als eigenständiges Element im Pedalboard, der von vielen Firmen in sehr hochwertiger Qualität gefertigt wird. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass auch dieser Strom benötigt.
Mehr zum Thema Buffer findet ihr hier:
Im besten Fall gibt ein Buffer dem Ton die Transparenz und Brillanz zurück, die ihm lange Kabelwege und viele Effekte nehmen. Wir haben 6 Buffer verglichen.
Hier sind einige dieser Modelle:
Alternativ kann man auch ein Stimmgerät mit hochwertigem Buffer an den Anfang der Signalkette hängen, das auch als “Mute”-Knopf fungieren kann. Überprüft die jeweiligen Modelle dahingehend, ob der Einfluss auf den Sound für euch im akzeptablen Rahmen ist.
Gepufferte Tuner sind z.B.:
Tuner ohne bzw. schaltbarem Buffer hingegen wären:
- Korg Pitchblack Advance (Produktseite auf thomann.de)
Der Walrus Audio Canvas Tuner im Pedalformat ist ein professionelles Stimmgerät und mit seinen umfangreichen Einstellmöglichkeiten perfekt für die Bühne.
Mit einer Patchbay das Pedalboard flexibel verkabeln
Wollt ihr euer Board flexibel halten, sodass ihr je nach Amp z.B. die “4-Kabel Methode” einsetzen könnt, das heißt, den Verzerrer etc. vor Preamp und Modulation und zeitbasierte Effekte wie Delay oder Tremolo im Einschleifweg des Amps, so bieten sich kleine Patchbays an. Eine mögliche Verkabelung eines solchen Boards findet ihr hier:
Ein komplexes Effektboard aus dem heimischen Bastelkeller ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Wie ein Profi die Sache angeht, erzählt unsere Reportage „Pedalboardbau beim Fachmann“.
Wie vermeidet man versehentliches Verschalten und Verstellen von Potis?
Wer auf großem Fuße lebt, tut sich eventuell etwas schwer, im Eifer des Gefechts und im Bühnendunkel den richtigen Knopf zu finden. Für solche Sorgen gibt es die sogenannten Footswitch Topper, die in verschiedenen Farben und in Kunststoff- und Metallausführung erhältlich sind:
Wie man beim Pedalboard Kabelsalat vermeidet
Ordnung ist das halbe Leben und aufgeräumte Kabel auf dem Pedalboard die andere Hälfte. Aus diesem Grund sollte man lose Kabel auch gut arretieren, schon alleine, um sie vor dem Fuß zu schützen, der des Öfteren auf das Pedalboard trifft. Dazu gibt es zum einen Klett-Kabelbinder:
Oder aber die altbekannten Kabelbinder aus dem Baumarkt:
Beim Pedalaufbau auf Brettern erweisen sich Kabelsockel als sehr sinnvoll, auf denen die Kabel durch Kabelbinder geführt werden.
Diverse weitere Helferlein:
Und damit wünsche ich euch gutes Gelingen beim Zusammenstellen eures individuellen Floorboards
Wer sich noch tiefer mit dem Thema Pedalboard beschäftigen will, findet hier zwei weiterführende Artikel:
Step-by-Step zum maßgeschneiderten Effekt Pedal-Board – Der Selbstbau-Workshop für Gitarristen zeigt anhand eines konkreten Beispiels, wie man ein Effekt-Pedal-Board konzeptioniert und realisiert.
Ein komplexes Effektboard aus dem heimischen Bastelkeller ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Wie ein Profi die Sache angeht, erzählt unsere Reportage „Pedalboardbau beim Fachmann“.
Weitere Informationen und Artikel zu Gitarren Effektgeräten findest du in unserer Themenwelt Effektgeräte