Eine rekordbox Mixstation wie AlphaTheta OMNIS-DUO, das war längst überfällig, denn die Konkurrenz hat mit den mobilen Konsolen Denon DJ Prime Go und Numark Mixstream Pro Go bereits gut vorgelegt und es war zu erhoffen, dass auch rekordbox User irgendwann in den Genuss eines akkubetriebenen Standalone-Systems kommen würden.
Nun stellt die AlphaTheta Corporation, denen auch “Pioneer DJ” gehört, endlich eine eigene, tragbare und netzunabhängige rekordbox-kompatible DJ-Konsole vor. Als ich zu Testbeginn ein Bild des OMNIS-DUO postete, ging das auch gleich viral und ließ niemanden kalt. Von freudigem Interesse über Denon/Numark-Fanboy-Beef, bis hin zu wüsten Beschimpfungen, reichte die emotionale Palette der Beiträge.
OMNIS-DUO got attention! Zeit also, dem indigofarbenen Teil mal auf den blauen Zahn zu fühlen (ja, Bluetooth-mäßig geht da auch einiges).
AlphaTheta OMNIS-DUO – das Wichtigste in Kürze
- all-in-one DJ-System mit zwei Kanälen
- sehr mobil dank Akkubetrieb und Bluetooth-Konnektivität
- kompatibel mit rekordbox und Serato
- Musik abspielbar von USB-Stick, SD-Card, Laptop, Bluetooth
- 7,1-Zoll Touchscreen mit Light- und Dark-Mode
2022 hatte die AlphaTheta Corporation die Marke Pioneer DJ erworben. Auch rekordbox gehört als eigenständige Marke dazu. AlphaTheta ist wiederum eine Marke der gleichnamigen Corporation, die seit 2024 eigenständige Produkte herausbringt. OMNIS-DUO ist also strenggenommen keine Pioneer DJ-Konsole, sondern eine Konsole von AlphaTheta, die mit dem gleichen Datenformat wie Pioneer DJ-Player arbeitet, nämlich mit rekordbox.
Die Konsole kommt gut verpackt in einem schlichten braunen Karton, in dem wiederum ein recht bunter Karton steckt. Im Lieferumfang befinden sich ein Netzkabel mit USB-C-Stecker, eine Quick-Start-Anleitung und das übliche Garantie-Kleingedruckte.
Für dich ausgesucht
Ausgepackt erst einmal ein Wow-Effekt: OMNIS-DUO sieht mit dem durchgehend monochromen Finish noch ein wenig besser aus als auf den Fotos im Netz, fühlt sich mit dem leicht rauen Finish ziemlich edel an und weist eine angenehme Größe auf. Klein genug zum komfortablen Mitnehmen, groß genug zum angenehmen Arbeiten.
Die Konsole selbst ist eine 50 × 30,7 große und 7 cm hohe Plastikwanne mit griffiger Oberfläche, abgerundeten Ecken und einer sauber eingefassten Deckplatte. Ich fühlte mich vom reinen Formfaktor ein wenig an den allerersten iPod erinnert. Farblich kommt das Gerät allerdings in einem sehr schönen Indigo-/Mitternachtsblau, das laut AlphaTheta von Blue Jeans Denim inspiriert wurde.
AlphaTheta OMNIS-DUO: Tasten, Jogwheels und mehr
Die untere Hälfte wirkt trotz des monochromen Looks sehr vertraut: zwei griffige Jogwheels, je zwei Transporttaster, je acht kleine, ausreichend groß dimensionierte Hot-Cue-Taster und je ein 6 cm langer Pitchfader pro Deck. Dazwischen eine Mixer-Einheit mit Crossfader, zwei Volume-Fadern und 3-Band-EQ, dazu Gain- und Color-Effekt-Regler zu beiden Flanken. Weitere wichtige Transporttaster wie Vor-und-Zurückspulen gibt es nicht.
Zwei LED-Ketten mit je sieben Segmenten geben Auskunft über die Stärke des anliegenden Signals. Je zwei Beatjump-Taster und ein Dreh-/Push-Regler für Beatloops sitzen jeweils über den Jogwheels.
Richtig, diese Form von Beatloop-Kontrolle kennen wir z. B. von Native Instruments Kontrol S4 Mk.3. Sie weicht ab von Pioneer DJs bisheriger CDJ-Philosophie. Ich finde das so sehr viel besser.
Lifestyle Design
AlphaTheta hat sich um einen besonders slicken Look bemüht und dabei auch Design-Entscheidungen getroffen, die ich nicht immer als zweckdienlich empfinde. So geben die beleuchteten Buchstaben der insgesamt 16 Hot-Cue-Buttons nicht die Farben der Hot Cue-Marker in der Rekordbox-Softwareansicht wieder, so wie wir das von den aktuellen Playern CDJ-3000, XDJ-RX3 oder OPUS QUAD kennen. Nicht einmal die Loops werden orange dargestellt, sondern alle Hot-Cues leuchten strahlendweiß.
Auch die konsequent monochrome Farbgebung macht die Übersicht im dunklen Club nicht immer leicht. Am meisten fehlt mir aber die gewohnte Browse-Hardware aus Scroll-Regler, Back-,Tag-, Track Filter und Short Cut-Taster. Der OMNIS-DUO reduziert dieses gewohnte Kleeblatt auf einen Dreh/Push-Regler und zwei Buttons zum Laden auf Deck 1 und 2. Zum Zurückspringen dient der Shift-Button, der auch für andere Sekundärfunktionen zuständig ist.
Touchscreen des AlphaTheta OMNIS-DUO
Weil so viele wichtige Funktionen, die wir von CDJs als Hardware-Buttons kennen, auf dem OMNIS-DUO nicht physikalisch vorhanden sind, dient der 7,1 Zoll große Touch Screen nicht nur zur Darstellung von Wellenformen und Playlisten, sondern auch als zentrale Eingabeeinheit.
Viele Elemente und Icons sind ziemlich klein geraten und manche sogar in Untermenüs versteckt, die man erst mal finden muss. Kleine Finger sind hier klar im Vorteil. Auch der berühmt-berüchtigte Sync-Button liegt nur als virtueller Button auf dem Screen vor.
Sources
Der OMNIS-DUO kann Musik aus verschiedensten ausschließlich digitalen Quellen abspielen. Diese werden im Source-Screen angewählt und jeweils einem der beiden Decks zugeordnet.
Rückseitig finden ein USB-Stick und eine SD-Karte Platz. Letztere muss SD/SDHC/SDXC-Standard entsprechen und verschwindet komplett im Slot, bietet sich also als permanentes Speichermedium an, denn der USB-Stick ragt nach hinten raus, was in manchen Situationen vielleicht unpraktisch sein kann. Kontaktlos kann Musik via Bluetooth, Link Export und WiFi per CloudDirectPlay zugeführt werden.
Außerdem schaltet der OMNIS-DUO den Performance-Mode in der rekordbox DJ Software frei. Man kann mit der Konsole dann bis zu vier Kanäle steuern, dabei aber auch leicht die Übersicht verlieren. Und just während ich diesen Test schreibe, wurde auch die Unterstützung für Serato DJ Lite 3.2.1 verkündet (gleich mal geladen, getestet: läuft!)
Auf der Rückseite befinden sich zwei Mikrofoneingänge mit Gain-Regler. Weitere Anschlüsse für externe Hardware wie Plattenspieler oder CD-/Media-Player gibt es allerdings nicht.
Als Ausgänge fungieren ein Master-Out als symmetrische XLR-Buchsen und ein weiterer Master/Booth-Ausgang im unsymmetrischen RCA/Cinch-Format. Es gibt keinen physikalischen Record-Out, aber man kann direkt intern auf den eingesteckten USB-Stick aufnehmen.
Digital gibt der OMNIS-DUO den Sound natürlich via USB aus und taucht am Laptop als Soundkarte auf. Über Bluetooth-Out kann eine Bluetooth-Box oder Kopfhörer gekoppelt werden, mit der Bluetooth-typischen Latenz, daher nur zum Musikhören geeignet, nicht zum Mixen. Bluetooth kann übrigens nur entweder als Eingang oder als Ausgang genutzt werden. Beides auf einmal geht nicht.
AlphaTheta OMNIS-DUO – weitere Bedienelemente
Weitere Bedienelemente auf der Oberfläche sind fünf Schalter für Bluetooth (Pairing und Kopfhörerausgabe sowie Transport), Lautstärkeregler für Master und Booth, ein großer An/Ausschalter und Lautstärkeregler für die beiden Mikrofonkanäle und ein Talkover-Taster. Der 2-Band-EQ der Mikrofone ist lediglich über das Settings-Menü einstellbar.
Die acht verfügbaren Beat FX Delay, Echo, Trans, Flanger, Spiral, Reverb, Pitch und Roll kennt man aus dem reichhaltigen Pioneer-Effekt-Repertoire, ebenso wie die komplette Sound Color FX-Palette, bestehend aus Space, Dub Echo, Crush, Sweep, Noise und Filter.
Die Anwahl der Effekte erfolgt wie vieles andere über den Touchscreen.
Neues Rekordbox Library-Format
Wie schon beim Pioneer DJ OPUS-QUAD, ist auch für den AlphaTheta OMNIS-DUO das Anlegen eines neuen Library-Formats notwendig, das Pioneer DJ für alle neuen Player ankündigt.
„Device Library Plus“ wird in den Geräte-/Device-Einstellungen der rekordbox-Software aktiviert und dann neben die bereits vorhandene Library auf die vorhandenen USB-Sticks synchronisiert, greift auf dieselben Musikdateien zu und nimmt daher kaum Speicherplatz weg.
Das neue Format soll besonders für sehr große Librarys geeignet sein und das Scrollen geht tatsächlich flüssiger, die Titelsuche schneller, als ich es von älteren Pioneer-Konsolen gewohnt bin. Da stockt nichts, da hakt nichts, der OMNIS-DUO scrollt genauso flüssig wie schon der OPUS-QUAD.
Die Konvertierung und erste Synchronisierung kann jedoch je nach Geschwindigkeit des Computers, der Größe der Library und der Qualität der Sticks durchaus mehrere Stunden dauern. Also macht das mal irgendwann ganz entspannt und nicht hektisch kurz vorm nächsten Gig.
Papst sagt:
#1 - 20.03.2024 um 18:58 Uhr
Leider nicht bei Thomann erhältlich wie alles andere was von "Pioneer DJ" ist. Warum ist das eigentlich so. Finde ich schon schade.