Kurz vor der Superbooth24 lässt Moog mit dem Spectravox eine kleine Sensation raus. Denn hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Filterbank und Vocoder mit zehn Bändern. Der Moog Spectravox kommt im bekannten Desktopformat, wie schon der monophone Mother 32, das Subharmonicon und der Drumsynth DFAM. Auf kompaktem Raum erwartet den Klangforscher eine semimodulare Architektur, sowie zahlreiche Regler zur Steuerung. Damit dürfte noch viel mehr möglich sein, als klassische Roboterstimmen oder flächige Drums.
Externe Signale als Modulator nutzen: Per XLR-Combo und 3,5 mm Line-Eingang
Über den XLR/Klinken-Komboeingang samt Gain-Regler, sowie über einen weiteren 3,5 mm Line-Eingang auf der Frontplatte lassen sich ein Mikrofon oder Instrumente als Modulatorsignal anschließen. 48 Volt-Phantomspannung steht hier leider nicht zur Verfügung.
Sägezahn, Pulse und Noise: Moog Spectravox bringt eine eigene Klangerzeugung mit
Für das Carriersignal besitzt der Spectravox einen eigenen Oszillator, dessen Schwingungsformen sich zwischen Sägezahn und Puls mit variabler Pulsbreite umschalten lässt. Um Geräuschhaftes wie Zisch- und Plosivlaute stärker zu betonen – und um so letztlich auch die Sprachverständlichkeit zu erhöhen – bietet der Spectravox einen Rauschgenerator, dessen Signal sich stufenlos addieren lässt.
Die Lautstärke lässt sich beim Moog Spectravox pro Band absenken oder verstärken, wodurch man gezielt einzelne Frequenzbänder beeinflussen kann. Zusätzlich verfügt jedes Frequenzband noch über einen CV-Eingang und einen Ausgang für einen selektiven Envelope-Follower. Dadurch ließen sich die einzelnen Frequenzen frei miteinander kombinieren und exotische Vocoder-Settings realisieren, die weit über die klassischen Sounds hinausgehen.
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Richtig spannend dürfte es aber werden, wenn man den Spectravox im modularen Kontext verwendet. Dann kann man die einzelnen Bänder auch mit externen (Steuer-)Signalen füttern und experimentelles Sounddesign vornehmen.
Bis dahin bietet aber auch die interne Klangerzeugung des Moog Spectravox auch noch ein paar Tricks, die man woanders nicht findet. Besonders hervorzuheben ist hier der Spectral Shift, mit dem sich alle Bänder komplett verschieben und global per Resonanzregler noch betonen lassen. Optional kann man Spectral Shift auch mit dem internen LFO modulieren, dessen Geschwindigkeit und Intensität beide über zwei Potentiometer geregelt werden.
Patchbay des Moog Spectravox
Wem das alles immer noch nicht reicht, hat im rechten Bereich des Moog Spectravox Zugriff auf eine Modulationsmatrix mit 16 Patchbuchsen. Insgesamt bietet der Spectravox 19 Eingänge und 17 Ausgänge für CV- und Audiosignale. Neben der Modulationsorgien im Bereich der einzelnen Frequenzbänder ließen sich darüber etwa auch Spectral Shift, die LFO-Rate oder Resonanz von außen steuern. Phaser-artige Klänge, aber auch rhythmisch morphende Pads, die per Drums getriggert werden, sind nur ein paar Beispiele.
Spartanisch auf der Rückseite
Im Gegensatz zur üppigen Feature-Ausstattung der Oberfläche kommt die Rückseite des Spectravox minimalistisch daher. Und das ist noch ein Euphemismus, denn außer dem Lineausgang, der gleichzeitig auch für den Anschluss eines Kopfhörers herhalten muss, gibt es hier nur den Netzteilanschluss ohne Schalter. Wer also vorhatte, den Spectravox über MIDI in sein Setup zu integrieren, darf hierfür also direkt ein MIDI / CV-Gate- Interface einplanen.
Unterm Strich scheint Moog hier ein sehr spannendes Konzept wiederbelebt zu haben. Freunde des experimentellen Vintage-Vocodersounds, aber auch Musiker, die mit Filterbänken arbeiten möchten, finden hier eine Spielwiese mit einer Menge an Möglichkeiten. Hinzu kommt ein platzsparendes Format und ein (noch) kompetitiver Preis, wenn man sich auf dem Markt nach vergleichbaren Lösungen umschaut. Zu nennen wären hier der Behringer Vocoder, der zwar Polyfonie bietet, aber längst nicht so flexibel ist, oder der VXC 2220 Vocoder von AnalogFX. Dieser bringt als Vocoder eine ähnliche Ausstattung wie der Spectravox mit, muss bei der Funktion als Filterbank mit Spectal Shift aber passen.
Moog Spectravox Features
- Semi-Modularer Analoger Spektralprozessor
- 10-Band Filterbank / Vocoder
- pro Band: Level-Regler mit CV-Eingang und Envelope Follower Ausgang
- Audio-Eingang mit Vorverstärker und Clip-LED für dynamische Mikrofone, Instrumente und Line-Signale (XLR/TRS Combo Buchse und 3.5mm Klinke)
- analoger Carrier-Oszillator mit Pitch-Regler, Sägezahn- und Pulse-Wellenform und einstellbarer Pulsweite
- interner Rauschgenerator
- Frequenz aller Bänder modulierbar über Spectral Shift Regler sowie gemeinsamer Resonanzregler
- interner LFO mit einstellbarer Frequenz und Modulationstiefe
- einstellbare Decayzeit für Master-VCA sowie schaltbarer Drone-Mode
- Patchbay mit 19 Eingängen und 17 Ausgängen für CV- und Audiosignale zur Verbindung mit anderen Synthesizern oder Modularsystemen (3.5mm Klinke)
- Line/Kopfhörerausgang (6.3mm)
- Abmessungen (BxHxT): 326 x 107 x 143 mm
- Gewicht: 1.5kg
- Eurorack Spezifikationen: Breite: 60 TE / HP, Tiefe: 38mm
- inkl. Netzteil (12V DC, 2.0A), 5 Patch-Kabel, Preset Overlays und Quick Start Manual
- Preis: 699 €