In der schwedischen Stadt Malmö war dieses Jahr das Finale vom 68. Eurovision Song Contest. Wie jedes Jahr versprach der ESC eine Zusammenkunft von Musiker:innen mit grandiosen Live Shows und Songs. 26 Acts wurden für das Finale angekündigt, wobei nur 25 aufgetreten sind. Unter dem Motto “United by Music” plante der Veranstalter, die European Broadcasting Union – kurz EBU – eine friedliche Feier von verschiedenen Kulturen. Ironischerweise war der ESC 2024 wohl der kontroverseste und politischste Contest aller Zeiten.
Starke Proteste durch Teilnahme von Israel
Die EBU sorgte für große Unruhe, als sie Israel als Act für den ESC angekündigten. Viele waren der Meinung, dass Israel durch den Nahostkonflikt mit Palästina keine Berechtigung hätte, beim ESC mitzumachen. Russland habe ebenso 2022 ein ESC-Verbot für den Angriff auf die Ukraine bekommen.
Schließlich wurde der vorgeschlagene Song von Israels Sängerin Eden Golan “October Rain” von der EBU abgelehnt, da er politische Themen über den Angriff der Hamas auf Israel beinhaltete. Laut der EBU ist der Eurovision Song Contest eine unpolitische Veranstaltung. Es seien also keine politischen Songtexte erlaubt. Daraufhin griff der israelische Präsident ein und forderte, dass der Song nach den Maßnahmen der EBU umgeschrieben wird. Somit wurde Israel für den ESC 2024 zugelassen.
Angespannte Stimmung vor dem ESC
Die Proteste gegenüber Israel verschärften sich kurz vor dem Beginn des ESCs. Ein Statement, welches von 10 Künstler: innen vom Eurovision Song Contest unterschrieben wurde, forderte einen sofortigen Waffenstillstand und die Rückkehr der Geiseln. Aufrufe zum Boykott und für ein Teilnahmeverbot Israels wurden immer lauter und sorgten für eine angespannte Stimmung, die sich durch den kompletten Eurovision Song Contest 2024 zog. Als Israels Eden Golan schließlich ihren Song im Halbfinale gesungen hat, konnte man in der Arena kaum etwas verstehen. Die Ballade ging in Buhrufen und Pfiffen der Zuschauer: innen unter. Sie waren nicht an eine einzelne Person gerichtet, sondern an das Regime und dessen Handeln im Gazastreifen.
Nichtdestotrotz gelang es Eden Golan mit ihrem Song Israel ins Finale zu bringen!
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Disqualifizierung der Niederlande
Es kam als großer Schock, als am Tag vor dem Finale der niederländische Kandidat und Top-Favorit Joost Klein disqualifiziert wurde. Laut der schwedischen Polizei, habe er einem weiblichen Mitglied des Produktionsteams gedroht. Gerüchten zufolge wollte Joost Klein nicht gefilmt werden, doch dies wurde von manchen Mitarbeitern missachtet. Ein Statement von der EBU machte die Disqualifizierung der Niederlande offiziell. Kurz darauf folgte ein Statement der niederländischen Delegation, welche die Disqualifizierung als unverhältnismäßig kritisierte. Der Sender AVOTROS bestätigte, dass es zwischen Joost Klein und der Frau bei einer verbalen Auseinandersetzung blieb.
Trotz der Kontroverse stürmte “Europapa” von Joost Klein die Charts.
Nemo aus der Schweiz siegt mit “The Code”
Nach unglaublichen Performances von Irlands “Bambie Thug” und Kroatiens “Baby Lasagne”, die auch beide klare Fan-Favoriten waren, kam es zur Punktevergabe der Jury. Hierbei gab es einen klaren Favoriten der die meisten Punkte abräumen konnte.
Mit dem Drum n’ Bass inspirierten Rap-Song “The Code” brachte Nemo die Schweiz an die Spitze der Rangliste. Ganze 35 Länder gaben Nemo die Jury-Punkte. Doch dies reichte nicht aus, da Kroatien und Frankreich dicht hinter der Schweiz lagen. Als es jedoch zum Publikum-Voting kam, wurde das Ergebnis deutlich klarer. Mit 365 Jurypunkten und 226 Punkten vom Publikum gewann Nemo den Eurovision Song Contes 2024. Dicht dahinter waren Kroatien und die Ukraine. Sogar Deutschland konnte dieses Jahr den Fluch der letzten Plätze besiegen und landete mit Issak’s “Always On The Run” auf Platz 12 im Voting. Mit 591 Punkten ist Nemo somit die erste nichtbinäre Person, die den ESC gewonnen hat. Einen kleinen Unfall gab es jedoch bei der Preisverleihung: Im Siegesrausch brach die ESC-Trophäe beim Hochhalten in Zwei. Kurz danach wurde sie jedoch durch eine neue ersetzt. Nemo gab dazu noch ein Statement in einer Pressekonferenz: “I lift it and when I put it down, it just shattered.”.
Nun beginnt die Ruhephase nach dem wohl angespanntesten Eurovision Songcontest.
Viele Fans hoffen auf eine bessere Organisation des Veranstalters EBU, sowie Gerechtigkeit für Joost Klein. Ob die Niederlande im nächsten Jahr wieder teilnehmen werden, ist unklar. Trotz all dieser Skandale und schlechter Organisation war es ein gelungener Abend für die Schweiz, welche sich nach Céline Dion 1988 nun mit Nemo 2024 den zweiten Sieg sichern konnte.
D. W. sagt:
#1 - 25.05.2024 um 10:46 Uhr
Seit 20 Jahren boykottiere ich diese Propaganda-Veranstaltung. Ekelhaft!
Wellenstrom sagt:
#1.1 - 25.05.2024 um 23:08 Uhr
Gute Entscheidung! Hab' mir diese Pseudo-Unterhaltung, die nur propagandistischen Zwecken dient, seit etwa 15 Jahren nicht mehr gegeben. Diese Grütze geht auf keine Kuhhaut mehr. Musikalisch betrachtet war es eh nie ein sonderliches Highlight. Ärgerlich auch, dass diese Veranstaltung aus Rundfunkzwangsgebühren finanziert wird.
Antwort auf #1 von D. W.
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