Herzlich willkommen zu unserem dreiteiligen Einsteigerkurs zum Thema “Slap-Bass lernen”! Gegen Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre erlebte der E-Bass eine bahnbrechende Emanzipation: Bassisten wie Larry Graham, Louis Johnson und Stanley Clarke wurden mit einer völlig neuartigen Bass-Spieltechnik zu „Türöffnern“ für alle nachfolgenden Generationen. Die Rede ist natürlich von der Slaptechnik! Mit dieser drei Teile umfassenden umfangreichen Workshopserie möchten wir uns um die wichtigsten Grundlagen des Slappings kümmern – ein reiner Slap-Workshop für Anfänger:innen also! (Zum weiterführenden Teil könnt ihr jeweils oben oder unten auf jeder Seite manövrieren)
- Teil 1: Die Anschlagshand
- Wie halte ich den Daumen beim Slapping?
- Slaptechnik: Schlag mit dem Daumen (Thumb)
- Slaptechnik: Reißer mit dem Zeigefinger (Pluck)
- Bekannte Slap-Songbeispiele
- Teil 2: Die Greifhand
- Slaptechnik – Das Abdämpfen der Saiten
- Slaptechnik – Deadnotes
- Slaptechnik – Left Hand Slap (LHS)
- Bekannte Slap-Songbeispiele
- Teil 3: Artikulation, Tonmaterial
- Hammer-On & Pull-Off
- Slide
- Shake
- Typisches Tonmaterial beim Slapping
- Bekannte Slap-Songbeispiele
Teil 1: Die Anschlagshand
Wie halte ich den Daumen beim Slapping?
Grundsätzlich kann man im Wesentlichen zwei verschiedene Daumenhaltungen beim Slapping beobachten, die ich euch nachfolgend vorstellen möchte.
▶ Daumen im 90-Grad-Winkel
Manche Bassisten halten den Daumen im 90°-Winkel zu den Saiten und schlagen circa in der Mitte zwischen Hals und Steg an. Diese Anschlagstechnik klingt deutlich weniger drahtig bzw. metallisch und besitzt mehr Low End. Ein berühmter Vertreter dieser Technik ist zum Beispiel Flea von den Red Hot Chili Peppers.
Mit dieser Technik geht auch eine etwas veränderte Position des Instruments einher: Da man für einen vernünftigen Anschlag den Arm etwas hängen lassen muss, sitzt folglich auch der Bass etwas tiefer. Unter Umständen muss man dafür seinen Gurt etwas verlängern.
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▶ Daumen parallel zur Saite
Nicht ohne Grund ist aber sicher die Variante mit dem Daumen parallel zur Saite deutlich verbreiteter. Um diese werden wir uns im Folgenden auch ausschließlich kümmern. Dafür sollte der Bass idealerweise nicht zu tief sitzen. Aber Achtung: Die 80er-Jahre, in denen einige Vertreter unserer Zunft ihr Instrument direkt unter dem Kind trugen, sind definitiv vorbei!
Es gilt also auszuprobieren, welche Position für euch am bequemsten ist. Schließlich bringen wir alle unterschiedliche anatomische Voraussetzungen mit – exakte Richtlinien gibt es daher nicht.
Slaptechnik: Schlag mit dem Daumen (Thumb)
Die wichtigste Komponente der Slaptechnik ist der Anschlag mit dem Daumen (engl. Thumb). Wie nahezu immer gibt es aber auch hier keine definitive Technik im Sinne von „So geht Slappen und alles andere ist falsch!“
Vergleicht man aber die prominenten Vertreter dieser beliebten Spieltechnik, so lassen sich zahlreiche Gemeinsamkeiten feststellen, die sich als Richtlinien etabliert haben.
- Daumen ausgestreckt (etwa wie beim Zeichen „Daumen hoch“)
- Handgelenk wird fixiert (aber nicht angespannt)
- Daumen liegt ungefähr parallel zur Saite
- Daumengelenk (kleine Erhebung) trifft ungefähr auf letzten Bund
- Schlagbewegung kommt aus einer Rotation des Unterarms
- Handgelenk und Daumen bewegen sich dabei nicht aktiv
- Daumen schlägt von oben nach unten „durch“ die Saite
- Daumen kommt auf der höheren Saite zum Stehen
- Zum erneuten Ausholen abermals den Unterarm drehen
- Weg des Daumens beschreibt ungefähr einen Viertelkreis
Das folgende Video zeigt euch diese Technik im Detail. Beginnt man mit der Slaptechnik, sind zwei Dinge ganz wichtig: Treffsicherheit und ein guter Ton. Beides entwickelt sich mit der Zeit und der häufigen Wiederholung der Übungen. Wie immer ist also auch hier etwas Geduld gefragt.
Und hier findet ihr ein paar grundlegende Übungen und Grooves in Noten/TABs und dazugehörige Klangbeispiele. Außerdem dürft ihr natürlich stets selbst kreativ werden!
Slaptechnik: Reißer mit dem Zeigefinger (Pluck)
Die zweite unverzichtbare Komponente beim Slapping ist das Anreißen der Saiten (engl. Pluck) mit dem Zeigefinger der Schlaghand.
Alternativ wäre auch der Mittelfinger denkbar – dieser wird jedoch später bei verschiedenen Spezialtechniken noch gebraucht, weshalb wir uns hier und heute auf den Zeigefinger konzentrieren werden. Das Gute dabei ist: Es kommt keine neue extra Bewegung ins Spiel!
Hier wieder die wichtigsten Eckpunkte:
- Ausholbewegung des Daumens ist bereits die Bewegung des Reißens
- Spitze des Zeigefingers unter die entsprechende Seite „einhaken“
- Bei der Auswahlbewegung des Daumens wird diese dann automatisch angerissen
- Da die zwei Komponenten Daumen (Slap) und Reißen (Pluck) Teil einer gemeinsamen Bewegung sind, wird es auch Slap-Pluck-Schaukel genannt.
- Beim Reißen nicht Hand oder Arm vom Bass weg bewegen
- Das „Knallen“ der Saite auf die Bünde erzeugt typischen Sound
- Nicht mit „zu viel Finger“ einhaken, sonst bleibt man unter Umständen hängen
- Auf ausgewogenen Sound achten, nicht mit zu viel Kraft reißen
Hier findet ihr auch diese Technik in bewegten Bildern sowie (unter dem Video) einige Übungen:
Bekannte Slap-Songbeispiele
Bereits mit den beiden hier vorgestellten Komponenten lassen sich zahlreiche bekannte Slap-Basslines spielen. Hier ist eine kleine Auswahl:
Viel Spaß – wir sehen uns wieder auf der nächsten Seite beim zweiten Teil unseres großen Slap-Workshops!
Thomas Meinlschmidt