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Gear-Chat Victor Ruiz

Hi Victor! Wir freuen uns auf diesen Chat mit Einblicken in dein Leben als DJ und Musiker.

Hallo! Es ist mir eine Ehre, hier bei euch zu sein und ich hoffe, dass euch mein Interview gefällt!

Du bist in einem Land aufgewachsen, in dem es zum einen eine Menge kreativer Köpfe gibt, zum anderen es aber nicht leicht ist, als Künstler zu überleben. Ist es für dich immer noch schwierig, in Südamerika als Musiker und DJ Fuß zu fassen oder hat es sich in den letzten Jahren verändert? Wie war deine Kindheit in Bezug auf Musik? Oder hattest du früher ganz andere Hobbys?

Zu Brasilien kann ich sagen, dass es eigentlich ein eigener Marktplatz ist, also anders als die ganze Welt – sogar anders als der Rest von Südamerika. Neben vielen Schwierigkeiten können wir uns keine anständige Hardware zum Musikmachen besorgen, wegen der horrenden Einfuhrsteuern, die wir bezahlen müssen.

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Aber auch die mit Fehlern behaftete elektronische Musikszene (wobei sich das in den letzten Jahren verbessert hat) trägt nicht zu einer Verbesserung bei. Dazu kommt, dass die Produzenten sehr verstreut über das große Land leben. Sie denken auch nicht groß. Aber wenn du in unserem Land Erfolg hast, verdienst du auch viel Geld. Was aber viele meiner Kollegen nicht machen, sie investieren nicht in eine internationale Karriere. Das ist für mich ein großer Fehler. Zusammengefasst haben wir Brasilianer eine „super Power“, die nicht viele andere Menschen haben. Wir können mit minimalem Equipment große Dinge erreichen. Ich kenne einige hier, die wirklich gute Musik machen und das nur mit einem Computer und Kopfhörern. In meiner Kindheit war ich immer von Musik umringt. Mein Bruder und meine Mutter lebten mir diese Kunst vor. Meine Hobbys waren immer Musik und Gaming.

Hast du in der Schule oder mit einem Privatlehrer Musikunterricht genossen? Hattest du seit Beginn deiner Karriere Musikequipment und ein eigenes Homestudio?

Mit neun Jahren habe ich zu Weihnachten eine Bassgitarre von meinen Eltern erhalten. Von diesem Augenblick an war ich Musikkomponist. Klar war das am Anfang eher besch… LOL.
Es hat so lange gedauert, bis ich endlich anständiges Equipment für mein Studio kaufen konnte. Ich hatte nicht das Geld und musste meinen Eltern eine sehr lange Zeit helfen, ihre Rechnungen zu zahlen. Das hatte natürlich Priorität. Ich hatte zuerst einen Standard-PC, den ich mit der ganzen Familie teilen musste. Der Sound kam aus einem Mono-Bass-Amp. Aber so konnte ich wenigstens meine ersten Tracks hören. Die nächste Errungenschaft war ein Philipps-Kopfhörer, den ich von meinem Bruder stahl. Das waren noch Zeiten.

Ich erinnere mich an ein paar Fotos, die dich in deinem kreativen Raum sitzend zwischen Laptop und einem Moog Synthesizer zeigten. Jetzt weiß ich, dass sich dein Studio um ein Vielfaches vergrößert hat. Welche Tools nutzt du heute in deinem neuen Studio?

Da ich gerade zwischen zwei Studios lebe – ich ziehe in eine andere Stadt und baue mir bald ein neues Studio auf – besitze ich zur Zeit nicht viel. Mein MacBook Pro, RME Fireface 400, UAD Satellite 2 Octo, Roland SH-101, Virus Ti2 Desktop und den Klassiker unter den Kopfhörern: Sennheiser HD-25. Aber ja, ich hatte auch einen Moog Sub 37, Minimoog Voyager Electric Blue, Dave Smith Prophet ’8, Nord Rack 2, Dynaudio BM5a Monitore und vieles mehr.

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Du tourst um die ganze Welt und spielst an den unterschiedlichsten Locations vor tanzendem Publikum. Bist du immer noch sehr nervös, bevor du die Bühne betrittst? Denkst du, dass dieses Gefühl im Backstage-Bereich kurz vor dem Auftritt von Vorteil ist?

Aber klar! Ohne Nervosität hat das Ganze keinen Kick. Gerade diese Aufregung bringt mir diesen großen Spaß an der Sache!

Aus deiner Sicht: Wie hat sich die Techno-Szene in der letzten Dekade verändert? Meinst du, dass Beatport ein großer Influencer dieser Szene ist, der den „neuen“ Underground formt?

Das ist eine wirklich schwierige Frage. Techno ist immer in Bewegung und ändert sich permanent. Und das ist das Gute daran. Es kann nostalgisch, futuristisch oder beides zusammen sein. Beatport spielt hier eine große Rolle, um die Musik auf der ganzen Welt zu verteilen. Und das kann eigentlich nur positiv sein.

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Du stehst gerade vor dem Release deiner neuen EP „The Eye Of The Beholder“ auf René Christensens Label Noir. Was hat dich zur Produktion dieser drei Techno-Tracks inspiriert? Gibt es einen bestimmten Hintergrund, warum du gerade diesen Titel gewählt hast?

Eigentlich habe ich die drei Tracks in den letzten zwei Jahren aufgenommen. Deswegen sind sie sehr eigenständig, jeder auf seine eigene Weise. Aber sie besitzen auch eine Verbindung zueinander. Alle drei sind sehr speziell für mich. Der Titel ist inspiriert durch eine Aussage meiner Frau zu mir: „The beauty is on the eye of the beholder.” Das heißt, dass wir immer das Beste im Leben sehen sollen. Und du bist selbst dafür verantwortlich, deine Welt schön zu machen. Hier könnt ihr meine aktuelle EP hören und kaufen. 

Hast du jemals darüber nachgedacht, Songs für ein Album zu sammeln? Wie stehst du heutzutage zu Künstler-Alben?

Eigentlich ja. Und zwei dieser Tracks waren sogar vorgesehen, auf meinem Album zu sein. Die Sache ist, dass ich noch nicht so richtig fertig bin, das Album zu finalisieren. Ich will das anständig machen und für mich eigenständig.

Du hast mit vielen verschiedenen Künstlern auf der ganzen Welt zusammen gearbeitet. Wie funktioniert eine solche Kollaboration mit anderen, die irgendwo auf der Welt mit dir musizieren? Was ziehst du vor: alleine im Studio an Remix-Stems von anderen Artists arbeiten oder Inspirationen mit anderen im Studio teilen, die zu einem gemeinsamen Song führen?

Ich mag beides. Aber Musik neben einem anderen Produzenten zu kreieren, der mich inspiriert und neue Dinge lehrt, ist immer viel besser. Ich habe gerade fünf neue Tracks in Kollaboration mit meinem Freund Thomas Schumacher produziert und die rocken auf ihre eigene Weise. Ich liebe unsere Sessions!

Erinnerst du dich an deinen ersten Synthesizer oder Drum-Machine, den oder die du für deine ersten Tracks eingesetzt hast? Welche Hardware oder Software ist heute für dich unersetzbar?

Ich erinnere mich, aber es war sehr einfach. Ich startete mit Fruity Loops und den mitgelieferten Plug-ins. Heute nutze ich Apple Logic Pro X und mein bester virtueller Freund ist das Plug-in U-He Diva. Ich liebe es, wie es klingt.

Welcher Synthesizer, Drum-Synth oder Effekt macht den typischen Victor Ruiz Charakter in deinen Tracks aus?

Eigentlich eine fetter Bass des Moog Sub 37. Ich liebe es!

Victor hat alles im Griff und vor allem viel Bass
Victor hat alles im Griff und vor allem viel Bass

Wie sieht ein typischer Tag im Studio mit Victor Ruiz aus? Erzähle uns doch ein wenig über den Entstehungsprozess deiner neuen EP „The Eye Of The Beholder“.

Das ist sehr einfach. Wenn ich eine Idee in meinem Kopf habe, gehe ich ins Studio und lasse es einfach fließen. Diese Art der Tracks schließe ich in eins bis zwei Tagen ab. Falls ich keine zündende Idee habe, suche ich mir Sounds von meinen Lieblings-Synthesizern und lege los. Ich habe alle drei Songs der EP sehr unterschiedlich produziert.
Mit „Rainbow In The Dark“ hatte ich den meisten Spaß. Es entstand in einer zehnminütigen freestyle Recording-Session mit meinem Roland Juno-6. Der Sound war so gut! Danach kam die Bassline mit dem SH-101 dazu. Beats und ein wenig Editing und der Track war im Kasten.
„Tormenta“ war kreativ gesehen sehr gerade heraus. Ich habe mit vielen Drum-Sounds begonnen, addierte einige verrückte Effekte, dazu einen fetten Moog-Bass und einen Horn-Sound, den ich liebte.
„The Eye of the Beholder“ hat mich länger aufgehalten, da ich nicht wusste, wohin die Reise gehen soll. Aber als ich die richtigen Sounds gefunden hatte, war das Problem sehr schnell gelöst.

Nutzt du eigentlich mehr Hardware oder Software? Wie siehst du die Frage „analog vs. digital“?

Ich nutze alles, was mir hilft, den besten Sound zu bekommen. Entweder Software oder Hardware, digital oder analog. Ich denke, dass es das Beste ist, alles auf einmal zu nutzen.   Analoge Hardware mag ich sehr gerne, da ich es cool finde, alles live einzuspielen, auch wenn es erst nicht so richtig tight ist. Der Sound lebt durch das „Human Feeling“.
Digitale Software ist ebenso cool, gerade wegen der vielen Möglichkeiten. Es gibt so viele Plug-ins, die weitaus mehr können als analoge Synthesizer. Und die rocken!

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Du kennst mittlerweile Clubs und Festivals auf der ganzen Welt. Welcher Club oder welches Festival ist dein größter Favorit und wo bekommst du heute noch Gänsehaut? Warum?

Das ist sehr schwer zu sagen. Eins davon war auf jeden Fall meine beiden Auftritte auf dem Fusion Festival. Das war großartig und ich freue mich schon wieder dort zu sein.

Du spielst eigentlich nur als DJ. Magst du den Job, deine Tracks ausschließlich von USB-Sticks zu spielen? Wie hoch ist der Anteil deiner Songs in deinen Sets? Denkst ist wäre möglich, Victor Ruiz eines Tages einmal als Live-Performer mit Instrumenten auf der Bühne zu sehen?

Im Moment spiele ich mit meinen USB-Sticks mit vier Pioneer CDJs, einem Allen & Heath Xone-92 Mixer und dem großartigen Eventide H9 für meine Effekte. Eigentlich spiele ich sehr viele meiner eigenen Produktionen. Falls es ein Zweistunden-Set ist, sind es ungefähr 70 bis 80 Prozent eigene Stücke. Und ja – sehr wahrscheinlich werdet ihr mich eines Tages live performend auf einer Bühne sehen. Das war schon immer mein Traum.

Was sind deine fünf Lieblingsgeräte oder -Plug-ins im Studio … und auf der Bühne?

Im Studio ist es Moog Sub 37, Roland SH-101, Roland Juno-6, Virus TI2 Desktop und Dave Smith Prophet ’8. Als DJ sind es wie gesagt vier Pioneer CDJ-2000 Nxs2, Allen & Heath Xone-92 Mixer und Eventide H9.

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