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Paul Kossoff – Biografie, Spielweise und Equipment des tragischen Guitar Heroes – Workshop                                                

Paul Kossoff zählt zu den bedeutendsten Rockgitarristen, die England in den 60er-Jahren hervorbrachte. Gerade dieses Jahrzehnt gilt, vor allem rund um die Londoner Szene, als Blütezeit der E-Gitarre, mit Protagonisten wie Jeff Beck, Peter Green, Eric Clapton, Jimmy Page und Richie Blackmore. In diesem Umfeld wuchs der damalige Teenager Paul Kossoff auf und erlangte mit seiner Band „Free“ kurzzeitig Weltruhm. Sein tragischer Tod mit gerade einmal 25 Jahren beendete auch eine hoffnungsvolle Karriere und sorgte dafür, dass sein Name heute nicht mehr allzu oft fällt. Und genau das wollen wir mit diesem Workshop ändern!

Paul Kossoff - Biografie, Spielweise und Equipment des tragischen Guitar Heroes - Workshop                                                
© Shutterstock / von Ian Dickson
Inhalte
  1. Biographie von Paul Kossoff
  2. Das Equipment von Paul Kossoff
  3. Paul Kossoff – Der Workshop
  4. Get the Sound

Biographie von Paul Kossoff

Paul Francis Kossoff wurde am 14. September 1950 in Hampstead, London, geboren. Mit neun Jahren griff er zur Gitarre und nahm bis zu seinem 15. Geburtstag klassischen Unterricht. Als Paul im Dezember 1965 John Mayall’s Bluesbreakers mit Eric Clapton sah, war die Liebe zur E-Gitarre entflammt. Kurz danach arbeitete Kossoff als Verkäufer im Selmer’s Music Shop und kaufte sich vom ersten Geld zunächst eine Eko 500 E-Gitarre und später eine Les Paul Junior. Dank der Unterstützung seines Elternhauses folgte schon bald das Instrument, das er dank der ersten Clapton-Begegnung immer bewundert hatte und das unweigerlich mit Kossoff assoziiert wird: eine Gibson Les Paul Custom, allerdings mit P90-Pickups.

1966 schloss sich Kossoff der Blues-Rock-Band Black Cat Bones an. Hier lernte er den Schlagzeuger Simon Kirke kennen, der zu einem engen Freund und langjährigen musikalischen Weggefährten werden sollte. Als Kossoff den Sänger Paul Rodgers mit dessen Band Brown Sugar hörte, war er so beeindruckt, dass er und Kirke sich entschlossen, mit ihm und einem vierten Mitglied, das sie in Andy Fraser fanden, eine neue Band zu gründen.

Das Debütalbum von „Free“ mit dem Titel „Tons of Sobs“ erschien 1969, als alle Bandmitglieder noch unter 20 Jahre alt waren. Und noch im selben Jahr veröffentlichten sie ihr zweites, selbst betiteltes Album. Beide Releases waren anfangs wenig erfolgreich, was sich allerdings 1970 mit „Fire and Water“ ändern sollte. Noch heute gilt diese Scheibe als Meilenstein der Rockgeschichte. Die Hitsingle „All Right Now“ erklomm Platz 2 der britischen Single-Charts, Platz 4 der US-Billboard Hot 100 und wurde in über 20 Ländern ein Nummer-1-Hit. Das ebenfalls 1970 veröffentlichte Album „Highway“ konnte an diesen Erfolg nicht mehr anknüpfen. Dieser Umstand sowie interne Spannungen führten schließlich 1972 zur Auflösung von Free. In dieser Periode wurde auch Paul Kossoffs verstärkter Mandrax-Konsum, eine damals beliebte Droge, zu einem wachsenden Problem. Kossoff und Simon Kirke arbeiteten zwar kurzzeitig an dem eigenen Album „Kossoff Kirke Tetsu Rabbit“, allerdings sollte es bei dieser einen Veröffentlichung bleiben.

Schließlich rauften sich die Mitglieder von Free noch einmal zusammen und veröffentlichten 1972 „Free at Last“ und 1973 mit „Heartbreaker“ ihr letztes Studioalbum. Letzteres fand schon ohne den Bassisten Andy Fraser statt und aufgrund der drogenbedingten Ausfälle musste neben Kossoff ein Studiogitarrist hinzugebucht werden. In der Folgezeit veröffentlichte Paul ein Soloalbum mit dem Titel „Back Street Crawler“ und formierte danach eine gleichnamige Band, die noch zwei Alben veröffentlichte. Pauls Gesundheitszustand verschlechterte sich aufgrund seines Konsums jedoch drastisch. Paul Kossoff starb am 19. März 1976 auf einem Flug von Los Angeles nach New York City an einer Lungenembolie.

Das Equipment von Paul Kossoff

Auch wenn Kossoff in seiner Karriere einige Paulas, aber auch andere Fabrikate einsetzte, assoziiert man ihn doch am stärksten mit zwei ganz konkreten Les Paul Modellen, die kurioserweise nicht ganz leicht zu datieren sind. Einerseits gab es die Spätfünfziger-Standard mit Naturholz-Finish, die er etwa von 1969 bis 1974 spielte. Diese Gitarre besaß ursprünglich ein Cherry-Sunburst-Finish, das vom Vorbesitzer abgestrahlt wurde, und hatte die Bohrungen eines abmontierten Bigsby-Tremolos. Die zweite Gitarre war ebenfalls eine Les Paul Standard, die Kossoff ab Anfang der 70er bis zu seinem Tod spielte. Als Paul diese Gitarre 1972 nach einem Konzert in die Luft warf, brach ihr Hals und musste ersetzt werden, wodurch die Seriennummer verloren ging. Vermutlich stammte sie aus dem Jahre 1958 oder 1959. Gelegentlich war Kossoff auch mit einer ES335, L5S oder sogar einer Strat zu sehen. Letztgenannte ziert das Albumcover seiner Soloscheibe Back Street Crawler. Diese Fender besaß einen 62er-Korpus und vermutlich einen Ahornhals von 1967. Nach Kossoffs Tod wurde die Strat von Iron Maiden Gitarrist Dave Murray gekauft.

Was die Amps anbelangt, war Paul ein klassischer Marshall-Player. In der Anfangsperiode von Free scheint er einen 1966/67 Marshall JTM45 oder JTM100 benutzt zu haben. Später wechselte er auf einen Marshall 100W Super Lead oder Marshall 1967 Plexi Super Bass, die er über 4×12“er Cabinets mit G12H-Lautsprechern spielte. Auf manchen Bildern sieht man Kossoff auch mit Orange Amps, wie z. B. dem Orange Matamp OR100. An Effekten geht es bei ihm sehr puristisch zu. Ab und an kam ein Wah oder ein Leslie-Cabinet zum Einsatz, und auf manchen Bildern ist ein MXR Phase 90 zu sehen, der jedoch erst 1974, also zwei Jahre vor Pauls Tod, vorgestellt wurde.

Paul Kossoff – Der Workshop

Paul Kossoffs Spiel hat starke Wurzeln in den frühen Blues-Playern. Das zeigt sich sowohl in der Phrasierung und der Dynamik als auch in der Tonauswahl.

Sein bedeutendstes Alleinstellungsmerkmal ist aber sicherlich das unfassbar musikalische Vibrato, das übrigens auch Joe Bonamassa inspiriert hat. Dieses kommt schnell und aggressiv, hat aber trotzdem viel Soul. Laut Free-Sänger Paul Rodgers hat Kossoff stets daran gearbeitet, es immer weiter zu verfeinern. Paul gehörte sicherlich nicht zu den Viel- und Schnellspielern, wusste aber ganz genau, wie man Spannung im Solo aufbaut und mit weniger mehr erreicht. Was das Tonmaterial angeht, bedient er sich viel in Pentatonik und Blues, wobei er geschickt Dur und Moll-Pentas zu verknüpfen weiß. Auch in seinem Rhythmusspiel findet man einige Elemente, die für die damalige Zeit noch recht unüblich waren. Dazu gehört es beispielsweise, Powerchords auch mal auf der D- und G-Saite zu spielen oder Quinte oder Terz in den Bass zu legen.

“Walk in my shadow” – Tons of Sobs (1968)

„Walk in my shadow“ stammt von Frees erstem Release „Tons of Sobs“. Durch einige Tourneen hatte sich die Band eine beachtliche Fangemeinde geschaffen und ihr Debütalbum bestand hauptsächlich aus ihrer Live-Set-Liste. Bei diesem Song findet man ein klassisches Bluesschema in G, bei dem Paul jeweils ein m7 Arpeggio ausspielt und am Schluss auf die Durterz slidet.

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“Walk in my shadow” – Tons of Sobs (1968) – Original “Walk in my shadow” – Tons of Sobs (1968) – Playback

“I’m a Mover” – Tons of Sobs (1968)

Ebenfalls auf Tons of Sobs bewegt sich der Song “I’m a Mover” in der Tonart G und wir hören ein Riff, das auf Arpeggiotönen basiert.

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“I’m a Mover” – Tons of Sobs (1968) – Original “I’m a Mover” – Tons of Sobs (1968) – Playback

“I’ll be creeping” – Free (1968)

Auch bei “I’ll be creeping” finden wir ein sehr bluesiges Riff in B, bei dem Paul elegant die Moll- und Dur-Terz kombiniert. In einem Gitarren-Overdub hört ihr einen mit Wah-Pedal gespielten 7/#9 Sound.

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“I’ll be creeping” – Free (1968) – Original “I’ll be creeping” – Free (1968) – Playback

“Fire and Water” – Fire and Water (1970)

Beim Intro-Riff von „Fire and Water“ kann man gut erkennen, woher AC/DC ihre Inspiration holte. Paul spielt hier zu Beginn einen A-Powerchord auf der D- und G-Saite, verwendet viele Leersaiten und spielt die eingangs erwähnten Powerchords mit Terz im Bass.

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“Fire and Water” – Fire and Water (1970) – Original “Fire and Water” – Fire and Water (1970) – Playback

“Wishing Well”- Heartbreaker (1973)

Die Produktion des Albums „Heartbreaker“ war bereits stark von Pauls drogenbedingtem Zustand geprägt. Da Kossoffs Zuverlässigkeit zu wünschen übrig ließ, wurde „Snuffy“ Walden als Session-Gitarrist hinzugenommen, was Paul sehr verärgerte. Bei der Hit-Single „Wishing Well“ ist er zwar nicht genannt, aber die Gitarre auf dem Stück stammt von Kossoff, was Simon Kirke auch bestätigt.

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“Wishing Well”- Heartbreaker (1973) – Original “Wishing Well”- Heartbreaker (1973) – Playback

“Fire and Water” – Solo – Live im Beat Club/Deutschland (1970)

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Mehr Informationen

Hier habe ich ein besonderes Schmankerl für Euch, nämlich Paul Kossoffs Solo auf „Fire and Water“. Diese Version ist jedoch nicht vom gleichnamigen Studioalbum, sondern entstammt dem Livemitschnitt im Beat Club von 1970. Ihr hört einen tollen Aufbau über die kompletten 16 Takte und natürlich auch eine Menge archetypischer Blueslicks.

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“Fire and Water” – Solo – Live im Beat Club/Deutschland (1970) – Original “Fire and Water” – Solo – Live im Beat Club/Deutschland (1970) – Playback

Wer sich wundert, dass in dem Workshop nicht der große Hit „All right now“ vorkommt, der kann beruhigt werden. Sowohl das Riff als auch das Solo findet ihr hier:

Get the Sound

Um an Pauls Sound zu kommen, benötigt ihr vorzugsweise eine Humbuckergitarre und einen Amp mit einer ziemlich gesättigten britischen Zerre. Bei Kossoff hört man regelrecht, wie der Amp in die Knie geht und offensichtlich eine ordentliche Lautstärke abliefert. Den Rest müssen eure Hände übernehmen, denn Kossoffs Sound hat viel mit Attitüde und Fingervibrato zu tun. Für einen schönen Raumklang könnt ihr noch etwas Reverb hinzunehmen. Hier ein Vorschlag mit einem Neural DSP Fortin Plugin.

Soundvorschlag – Neural DSP Fortin

Damit wünsche ich Euch viel Spaß mit Paul Kossoff!

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Paul Kossoff Biografie Workshop Gitarren Equipment Bild

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Kommentieren
Profilbild von Max

Max sagt:

#1 - 08.06.2024 um 15:28 Uhr

0

Aus der Pre-Free-zeit ist Paul auf dem Champion Jack Dupree-Album WHEN YOU FEEL THE FEELING YOU WAS THE FEELING von 1968 zu hören.

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Wellenstrom sagt:

#2 - 08.06.2024 um 22:17 Uhr

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Bei Free immer songdienlich ohne prätentiöses Rumgewichse. DAS macht einen guten Gitarristen aus.

Profilbild von Uwe uricher

Uwe uricher sagt:

#3 - 09.06.2024 um 00:28 Uhr

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toller artikel paul war großartig

Profilbild von Max

Max sagt:

#4 - 09.06.2024 um 12:56 Uhr

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By the way: Heute, 9.6.2024, läuft um 16.50 Uhr INDISKRET (GB 1958) auf 3SAT. Ein Movie in dem Pauls Vater David eine der Hauptrollen spielt. Er überlebte seinen Sohn um 30 Jahre

Profilbild von Rolf Jo. Maier

Rolf Jo. Maier sagt:

#5 - 20.06.2024 um 14:58 Uhr

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Paul Kossoff! Ohne Ihn wäre die damalige Blues-Rock - Ära vermutlich anders, weniger kreativ verlaufen. Paul Kossoff war für viele Gitarristen damals wie heute ein wichtige Inspiration, wenn nicht sogar eine der prägendsten Gitarristen aus dieser glorreichen Epoche der Blues - Rock - Ära. Sein Feeling, seine Art der Tonformung war sensationell einzigartig. Ich kenne kaum ähnliche Gitarristen, die ein solche Tonformung beherrscht haben. Viele heutige Gitarristen sind von seinem Spiel beeinflusst worden. R.I.P Mr. Paul Kossoff

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