Lita Ford, Nitra Strauss, Joan Jett, Nancy Wilson, Jennifer Batten und The Great Kat sind bestimmt Namen, die du schon einmal gehört hast. Diese Frauen sind zweifellos talentierte Powerfrauen an der Gitarre und verdienen ihren Platz in der Musikgeschichte. Doch kennst du auch diese Ladys, die in den folgenden Rock und Metal Bands für starke Riffs sorgen und nicht zu verachten sind?
1. Bonnie Raitt
Bonnie Raitt, geboren 1949 in Los Angeles und Tochter des Broadway-Stars John Raitt. Zu ihrem 8. Geburtstag bekam sie ihre erste Gitarre geschenkt und seit dem hat sie die Leidenschaft für Musik gepackt und nie wieder losgelassen. Schnell eignete sie sich ein beeindruckendes Repertoire an Bluse-Licks an und schon bald beherrschte sie Fingerpicking und Slide auf höchstem Niveau. Es gibt nicht viele Künstler, die so viele Genres auf höchstem Niveau vorweisen können, wie Bonnie Raitt. Neben Bluse ist sie ebenso grandios in Rock, Folk und Countrymusik.
Mit ihrem Erfolg setzte Raitt ein Zeichen. Sie war eine der ersten erfolgreichen Frauen in einer Welt, die bis dato als in Männerhände gehörend galt. Mit ihrer Karriere als Gitarristin durchbrach sie eine als unüberwindbar geltende Barriere. So wurde sie zum Vorbild für viele nachfolgende Generationen von weiblichen Musikerinnen und Gitaristinnen.
Sie hat nicht nur ganz 21 Alben herausgebracht, sondern auch 15 Grammys gewonnen und wurde vom Rolling Stone Magazin in die Liste der “100 besten Gitarristen aller Zeiten” aufgenommen.
2. St. Vincent (Annie Clark)
St. Vincent, oder Annie Clark, wie sie mit bürgerlichem Namen heißt, ist eine einzigartige Virtuosin. Sie ist eine US-amerikanische Multiinstrumentalistin und dreifache Grammy-Gewinnerin. Auch wenn sie viele Instrumente beherrscht, glänzt sie am meisten an der Gitarre.
Ihr Sound ist einzigartig, unkonventionell und oft psychedelisch. Er lässt sich wohl am besten irgendwo zwischen Fusion und Fusion einordnen, gemischt mit einer guten Portion Soul und R´n B. Auch rockige Riffs lassen sich immer wieder in ihrem Spiel finden. Und obwohl sie eigentlich nicht zu den Heavy-Ladys gehört, gewann sie 2019 einen Grammy in der Kategorie “Bester Rocksong” mit ihrem Lied “Masseduction”. 2014 und 2021 gewann sie jeweils einen Grammy in der Kategorie “Bestes Alternative Album”. Vom Rolling Stone Magazin wurde sie als eine von drei Frauen in die Liste der “100 besten Gitarristen aller Zeiten aufgenommen“.
3. Orianthi Panagaris
Noch eine Australierin zeigt ihr Talent an den Saiten. Orianthi Panagaris ist eine Rock-Lady mit beeindruckenden Fähigkeiten an der Gitarre und einer faszinierenden Bühnenpräsenz.
2003 wurde Orianthi von Carlos Santana endeckt, als sie beim Soundcheck seiner Tour half. Er war so begeistert von ihr, dass er sie zum Ende seiner Show mit auf die Bühne holte. Seit dem stand sie mit Größen, wie unter anderem Price, Alice Cooper, ZZ-Top und Steve Vai auf der Bühne. Eigentlich sollte die Australierin auch mit Michael Jackson auf seine “This Is It” Tournee gehen, die jedoch aufgrund des Todes von Michael Jackson nie stattfand. Dennoch kann sie auf einen großen Erfolg blicken. 2010 wurde sie sogar von der Zeitschrift “Guitar International” als “Breakthrough Guitarist of the Year” ausgezeichnet.
4. Marnie Stern
Marnie Stern wird vor allem für ihre Technik beim Gitarre spielen bewundert. Ihr Tapping (= Klopftechnik) ist unübertroffen. Am bekanntesten ist sie als Mitglied der 8G Band aus der Show “Late Night with Seth Meyers”.
Sie ist eine von drei Frauen, die es auf die Liste der “100 besten Gitarristen aller Zeiten” des Rolling Stone Magazins geschafft hat. Der Rolling Stone bezeichnete sie sie dort sogar als weibliche Wiedergeburt von Eddie van Halen.
5. Carrie Brownstein
Carrie Brownstein begann im Alter von 15 Jahren mit dem Gitarrespielen und dem schreiben eigener Songs. Ihre Teenager-Zeit war, wie für viele von uns, nicht gerade einfach für Brownstein. Sie hatte Schwierigkeiten ihren Platz zu finden und kämpfte mit starken Selbstzweifeln. Durch die Musik und das Schreiben ihrer eigenen Songs verarbeitete sie ihre Gedanken und Gefühle. Es war ihr Weg sich auszudrücken, was ihr mit Worten oft viel schwerer viel. “I used guitar as a way of trying on boldness and brazenness and even conjuring some of the ugliness and uncertainty that I felt.” sagte sie in einem Interview mit Dallas Observer.
Bekannt wurde Carrie Brownstein als Gitarristin der Band Sleater-Kinney, die sie zusammen mit Corin Tucker 1994 gründete. Für die Band hält sie nicht nur die Saiten in der Hand, auch die Songtexte kommen von ihr.
In ihrer berührenden Biografie „Modern Girl – Mein Leben mit Sleater-Kinney“ gibt die Musikerin tiefe Einblicke in ihr Inneres. Sie schreibt über ihre unerwiderte Liebe zu ihrer Bandkollegin Corin Tucker und darüber, wie unsicher sie sich in den frühen Jahren der Band an ihrem Instrument fühlte. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass in den 90er Jahren die Musikwelt noch überwiegend männlich geprägt war und weibliche Musikerinnen und Bands sich in der Musikwelt erst behaupten mussten. Doch Carrie Brownstein hat es trotz Unsicherheiten geschafft. Mit ihrem hochmelodischen und kunstfertigen Gitarrenspiel eroberte sie die Riot-Grrrl-Bewegung und prägte die gesamte kontemporäre Rockmusik.
6. Merel Bechtold
Die Niederländerin Merel Bechtold wurde 1992 geboren und begann im Alter von 15 Jahren Gitarre zu spielen. Schon ein halbes Jahr später gründete sie ihre erste eigenen Band “Purest of Pain”, die sich bis 2018 hielt. Bekannt wurde sie jedoch als Gitarristin der Band Delain, sowie durch ihre Auftritte auf internationalen Events und Festivals mit Bands, wie “Mayan” und “The Gentle Storm”.
2019 stieg sie bei Delain aus, der Grund: sie wolle ab jetzt ihren eigenen Weg gehen. Die Trennung von ihren Bandkollegen verlief freundschaftlich und ohne Streit. Wir können gespannt bleiben, was wir in Zukunft von der Gitarristin hören werden.
7. Ruyter Suys
Die Kanadierin Ruyter Suys hatte ursprünglich gar nichts mit der Gitarre zu tun. Sie studierte Kunst und verdiente sich nebenbei ihre Geld mit Traktor-Fahren. Zum Gitarrespielen kam sie erst durch ihrem Mann Blaine Cartwright, mit dem sie 1996 die Band “Hell’s Half Acre” gründete. Später wurde der Name der Band in “Nashville Pussy” geändert. Neben ihrem Gitarrensound profitiert die Band von ihrer Bühnenpräsenz und ihrer rockigen Röhre. Ein Genuss für alle Headbanger und ein Gewinn für die Rock- und Hardrock-Musikwelt.
8. Gina Gleason
Noch eine Powerfrau an der Gitarre in der heavy Szene ist Gina Gleason. Sie ist eine der herausragendsten Metal-Gitarristinnen und kann sich definitiv in der eher männlich dominierten Metalwelt behaupten!
Zunächst war sie für ihre exzellente Technik bekannt und spielte in vielen verschiedenen Produktionen mit, wo sie besonders durch ihr Shredding auffiel. Seit einigen Jahren ist sie Lead-Gitarristin bei der Progressive-Metal-Band Baroness, wo sie die Heavy-Metal-Welt begeistert.
10. Anna Calvie
Die aus London kommende Anna Calvie ist eine absolute Virtuosin und kann gut und gerne als weibliches Pendant zu Jimi Hendrix bezeichnet werden. Ihr Spiel zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Technik und großen Abwechslungsreichtum aus. Im einen Moment drischt sie wild auf ihre Gitarre ein, haut sie sich auf die Oberschenkel und produziert groteske Töne durch das Verrenken der Saiten, im nächsten Augenblick spielt sich sanft, gefühlvoll und melodisch. Begleiten tut sie ihr Spiel auf der Gitarre mit ihrem individuellen Gesang, der etwas opernhaftes hat. Eine einzigartige Mischung mit viel Virtuosität!
11. Susan Tedeschi
Susan Tedeschi wurde 1970 in Norwell, Main geboren und spielte schon mit 13 Jahren in ihrer ersten Band. Später studierte sie Rock- und Jazzmusik an der renommierten Berklee School Of Music. Während dieser Zeit machte sie sich in der Bostoner Kneipenszene bereits einen Namen mit ihrer damaligen Blues Band. 1995 erscheint ihr erstes selbstproduziertes Album “Better Days”. Es folgten Auftritte im Vorprogramm von unter anderem Sheryl Crow, den Dixi Chicks und der Allman Brothers Band. Durch ihren Auftritt mit letzteren lernte sie den Gitarristen Derek Trucks kennen, den sie 2001 heiratete und mit dem sie die Band Tedeschi Trucks Band gründete.
2004 gewann sie sogar einen Grammy mit ihrem Album “Wait For Me” in der Kategorie “Best Contemporary Blues Album”.
12. Liona Boyd
Mit Liona Boyd befindet sich auf dieser Liste eine der herausragendsten klassischen Gitarristinnen, die ich in diesem Artikel nicht unerwähnt lassen möchte. Sie hat mit Größen, wie Eric Clapton, Chet Atkins, David Gilmour und vielen weiteren zusammen gearbeitet, stand mit ihnen im Studio und ging auf Tour. Die Kanadierin hat ganze 25 Alben aufgenommen und ist auch als “The First Lady of Guitar” bekannt.
13. (Tash Sultana)
Die 1995 in Melbourne, Australien geborene Tash Sultana oder Natasha Sultana, wie sie mit bürgerlichem Name, ist die jüngste Gitarristin auf dieser Liste und ein wahres Multitalent. Die Gitarre ist zwar ihr Hauptinstrument, wenn man es so nennen mag, doch sie beherrscht noch zehn weitere Instrumente! Sie ist eine Singer-Songwriterin, die ihren ganz eigenen Stil kreiert, in dem sie Indie, Folk, Electronic, Jazz, Reggae, Rock und Soul vermischt. Auch lässt sie gerne Beatboxing-Einlagen einfließen und beeindruckt mit ihrer Looping-Kunst.
Bekannt wurde die Australierin im April 2016 mit einem YouTube Video zu ihrem eigenen Song “Jungle”, das sie auf ihrem Kanal hoch lud. Innerhalb weniger Tage erzielte das Video mehr als eine Million Aufrufe. Auf ihrem YouTube Kanal läd sie regelmäßig “Live Bedroom Recordings” auf, wie sie ihre Videos selber bezeichnet.
14. Jen Majura
Die einzige Deutsche in dieser Liste kann auf einen kometenhaften Erfolgskurs blicken. Jen Majura ist Gitarristin der weltweit tourenden und stadionfüllenden Nu-Metal Band Evanescence. Sie überzeugt die Rock- und Metalwelt mit ihrer Bühnenpräsenz und ihrem rasanten Spiel.
Jen Majura war eigentlich Gitarrenlehrerin und Messevorführerin, bevor sie für Evanescence die Saiten in die Hand nahm. Seit ihrem Eintritt in die Band hat sie in beeindruckendem Tempo eine große Fangemeinde aufgebaut und eine rasante Karriere hingelegt. Wie ihr das gelungen ist kann sie selbst kaum glauben. Sympathisch und bescheiden, da gönnt man ihr den verdienten Erfolg doch besonders.
15. Laura Cox
Die Französin Laura Cox hat es von selbst aufgenommenen Videos in ihrem Schlafzimmer auf die großen Rockbühnen Frankreichs geschafft. Angefangen hat sie mit dem Covern von classic Rocksongs, wie “Sweet Home Alabama”. In selbst aufgenommenen Homevideos in ihrem Schlafzimmer, spielt die Musikerin bekannte Rocksongs, interpretiert diese auf ihre Weise und sammelte so eine treue Fangemeinde und mehr als 100 Millionen Videoaufrufe weltweit.
Laura Cox ist eine von wenigen Musikern, die es geschafft haben aus der Social Media Welt auszubrechen und auch live erfolgreich sind. Sie spielte bereits auf den großen französischen Festivals, wie Hellfest, Download Festival, Guitare en Scène und einigen anderen. Laura Cox ist übrigens eine Multiinstrumentalistin. Neben der Gitarre beherrscht sie noch einige weitere Instrumente, wie unter anderem das Schlagzeug.
In ihren bisher veröffentlichten Alben schafft sie es sich einerseits treu zu bleiben und andererseits immer wieder neu zu entdecken und auszuprobieren. Ein spannender und erfrischender Mix. Wir können gespannt sein, was noch so von der französischen Musikerin kommt.
Dieser Artikel soll keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit haben! Ich möchte euch hier nur einige interessante und talentierte Künstlerinnen zeigen, von denen ihr neben den bekannten Gitarristinnen vielleicht noch nichts gehört habt. Und vielleicht hat euch ja die ein oder andere dieser Powerfrauen an der Gitarre mit ihrem Sound überzeugt.