Die Saiten an unserem Bass sind der Punkt, an denen wir mit unserem Instrument in Kontakt treten. Durch sie interagieren wir mit dem Bass und bekommen von diesem Rückmeldung. Basssaiten sind darüber hinaus entscheidend für Dynamik, Artikulationen und zahlreiche andere Aspekte unseres Spiels. Neben den grundlegenden Eigenschaften wie Flatwound, Roundwound oder dem Material (meist Stainless Steel oder Nickel Plate Steel) spielt vor allem die Saitenstärke (Gauge) eine immens wichtige Rolle. Die Saitenstärke nimmt Einfluss auf Haptik, Schwingungseigenschaften, Sound, Bespielbarkeit, mögliche Nebengeräusche und vieles mehr. Daher nehmen wir heute sechs verschiedene Stärken der gleichen Saiten unter die Lupe und untersuchen, was bei jedem Schritt passiert!
- Versuchskaninchen: Ernie Ball Slinky Bass Strings
- Neue Saitenstärken erfordern oft ein neues Bass-Setup
- Welche Aspekte verändern sich durch die Wahl der Saitenstärke?
- Ernie Ball Extra Extra Slinky: 40-60-70-95
- Ernie Ball Hyper Slinky: 40-60-80-100
- Ernie Ball Super Slinky: 45-65-80-100
- Ernie Ball Hybrid Slinky: 45-65-85-105
- Ernie Ball Regular Slinky: 50-70-85-105
- Ernie Ball Power Slinky: 55-75-90-110
- Vergleich Saitenstärken: Soundbeispiele im Video
- Vergleich Saitenstärken: Fazit
Versuchskaninchen: Ernie Ball Slinky Bass Strings
Als ideale Kandidaten haben wir die Ernie Ball Slinky Saiten erkoren. Sie sind so eine Art Industriestandard – schon seit Jahrzehnten auf dem Markt und eine enorm populäre Marke unter Bassisten. Es gibt wohl kaum jemanden, der noch nicht schon Erfahrungswerte mit den Ernie Ball Slinkys besitzt.
Zudem gibt die Slinkys in verschiedenen kleinen Abstufungen. Diese sind wie folgt:
- ExtraExtra Slinky: 40-60-70-95
- Hyper Slinky: 40-60-80-100
- Super Slinky: 45-65-80-100
- Hybrid Slinky: 45-65-85-105
- Regular: 50-70-85-105
- Power Slinky: 55-75-90-110
Wie sich an den Zahlen gut ablesen lässt, nimmt die Stärke nicht allgemein von Satz zu Satz zu, sondern (bis auf die Power Slinky) nur die zwei höheren oder die zwei tieferen Saiten. Auf diese Weise lässt sich folglich für uns sehr gut erkennen, was sich von Schritt zu Schritt ändert.
Der Sound von frischen Saiten ist fantastisch – doch die Freude hält mitunter nicht lange. Mit diesen einfachen Tricks klingen alte Saiten wieder fast wie neu!
Für dich ausgesucht
Neue Saitenstärken erfordern oft ein neues Bass-Setup
Wechselt man auf eine andere Saitenstärke, so zieht dies unweigerlich ein neues Setup des Basses nach sich. Je dicker die Saiten, desto höher ist nämlich der Saitenzug und somit die Belastung für den Hals. Dies gilt natürlich umgekehrt für die andere Richtung. Nach dem Aufziehen des neuen Satzes empfiehlt es sich daher, eine Weile zu warten. Auf diese Weise kann sich das Instrument auf die neuen Bedingungen einstellen.
Anschließend sollte man folgende Punkte an seinem Instrument überprüfen:
- Halskrümmung, ggf. mithilfe der Trussrod korrigieren
- Höhe der Saitenreiter an der Brücke
- Oktavreinheit anhand der Position der Saitenreiter
- Bei sehr starken Saiten muss eventuell sogar der Sattel nachgefeilt werden
Welche Aspekte verändern sich durch die Wahl der Saitenstärke?
Die Wahl der Saiten und ihrer Stärke ist natürlich im hohen Maße subjektiv und der persönliche Geschmack steht hier immer an erster Stelle. Aber es gibt auch zahlreiche objektive Aspekte. Manche Stärken eignen sich einfach besser für bestimmte Genres oder Spieltechniken. Zudem kann man damit sein Instrument – genauso wie mit der Wahl der Marke und des Materials – klanglich in eine bestimmte Richtung tunen.
Unter folgenden Gesichtspunkten werden wir die einzelnen Saiten-Sätze kategorisieren:
- Sound
- Haptik
- Bespielbarkeit (Saitenzug, Artikulationen wie Bendings, Hammer-Ons etc.)
- Nebengeräusche
- Idealer Einsatzbereich (Spieltechniken, Drop Tunings etc.)
Als Testbass dient uns ein Jazz Bass mit den zwei typischen Singlecoil-Pickups. Seinen Sound kennt sicherlich jeder, entweder aus eigener Erfahrung oder von unzähligen Aufnahmen. Los geht es mit den dünnsten Saiten im Angebot:
Bass-Saiten für Drop Tunings: Tiefere Stimmungen bringen neue Herausforderungen an die Bass Strings mit sich. Wir haben acht Sets verglichen!
Ernie Ball Extra Extra Slinky: 40-60-70-95
- Sound: Klar, definiert, straff, kaum voluminöses Low End
- Haptik: Locker, springen sofort an, Ton ist schnell da, braucht Gewöhnung bezüglich Timing
- Bespielbarkeit: sehr leicht, Artikulationen sehr einfach, Slap-Technik oder ähnliches sehr einfach, gefühlt 20% schneller
- Nebengeräusche: leicht erhöht, aber nicht dramatisch
Ernie Ball Hyper Slinky: 40-60-80-100
- Sound: Klar, definiert, straff, etwas solideres Low End, insgesamt runder
- Haptik: Locker, springen sofort an, Ton ist schnell da, E- und A-Saite etwas mehr Spielenergie nötig, fühlen sich etwas unausgewogen an (Verhältnis G- und D-Saite zu A- und E-Saite)
- Bespielbarkeit: leicht, Artikulationen einfach, aber merklich schwerer auf E-Saite
- Nebengeräusche: auf G-Saite etwas, sonst keine Erhöhung feststellbar
In unserer Bassworkshop-Serie „Das Bassriff der Woche“ entschlüsseln wir die Geheimnisse der besten Basslines der Musikgeschichte und liefern euch Tipps für authentische Grooves und Basssounds.
Ernie Ball Super Slinky: 45-65-80-100
- Sound: Straff, etwas solideres Low End, rund
- Haptik: wirken wieder ausgewogener im Verhältnis hohe zu tiefe Saiten, Ton besitzt „normale“ Einschwing-Phase, spürbar mehr Saitenzug
- Bespielbarkeit: mittel, Artikulationen gut umsetzbar, aber mit merklich mehr Energieaufwand
- Nebengeräusche: keine Erhöhung feststellbar
Ernie Ball Hybrid Slinky: 45-65-85-105
- Sound: Straff, solides Low End, rund
- Haptik: Ton „normale“ Einschwing-Phase, gefühlter Sprung bzgl. Saitenzug
- Bespielbarkeit: merklich mehr Energieaufwand nötig
- Nebengeräusche: keine Erhöhung feststellbar
Klingen verschiedene Kondensatoren (Orange Drop, Mustard, “No Name”) in einem E-Bass unterschiedlich? Wir machen den Test!
Ernie Ball Regular Slinky: 50-70-85-105
- Sound: Straff, solides Low End, rund
- Haptik: Ton „normale“ Einschwing-Phase, gefühlter Sprung in Saitenzug
- Bespielbarkeit: bei „normalem“ Spiel kaum Unterschied zu Hybrids feststellbar, allerdings bei Slap etc. spürbar mehr Aufwand
- Nebengeräusche: keine Erhöhung feststellbar
Ernie Ball Power Slinky: 55-75-90-110
- Sound: Fett, mächtiges Low End, aber weniger transparent
- Haptik: hoher Saitenzug, für Standard-Tuning fast zu viel, besser für Drop-Tunings geeignet
- Bespielbarkeit: mit deutlich mehr Aufwand verbunden, Techniken wie Slap und Artikulationen ziemlich anstrengend
- Nebengeräusche: keine feststellbar
Was ist das beste Instrumentenkabel für E-Bass? Gibt es klangliche Unterschiede zwischen den Produkten einzelner Hersteller? Wir haben es getestet!
Vergleich Saitenstärken: Soundbeispiele im Video
In diesem Video vergleichen wir die verschiedenen Stärken anhand von jeweils vier Soundbeispielen. Jedes davon steht für eine bestimmte Herausforderung, sei es Sound oder Bespielbarkeit.
- Fingerstyle – Groove über nahezu zwei Oktaven, großes Frequenzspektrum
- Slap – Attack, Obertöne, Bespielbarkeit
- Pick und Hammer-On und Pull-Off, Bespielbarkeit, Artikulationen
- Drop – Low End
Vergleich Saitenstärken: Fazit
Gewisse Erkenntnisse waren bei unserem Test natürlich vorhersehbar: Je stärker die Saiten, desto fetter ist auch der zu erzielende Sound. Gleichzeitig muss man hier aber auch mehr Energie investieren, um die dicken Drähte in Schwingung zu versetzen.
Dann gab es jedoch auch gewisse Punkte, die mich wirklich überrascht haben. Gerade die dünnsten und dicksten Stärken nahmen zum Beispiel einen spürbaren Einfluss auf mein Timing. Ich spiele für gewöhnlich 0.45-105er-Saitenstärken und bin diese natürlich seit vielen Jahren gewohnt. Deutlich dünnere Saiten springen wesentlich leichter an – der Ton ist entsprechend auch schneller da. Daran musste ich mich erst eine Weile gewöhnen, um nicht zu früh im Timing zu sein. Umgekehrt gilt das natürlich auch für die dickeren Saiten – hier musste ich zum Teil richtig “arbeiten”!
Bemerkenswert war auch, dass ich manchmal von einem zum nächsten Satz kaum einen Unterschied feststellen konnte. Und an andere Stelle wiederum hatte ich das Gefühl, dass ein regelrechter Quantensprung in Sachen Saitenzug, Haptik und Bespielbarkeit stattfindet.
Dies kann auch mit der Art und Weise zu tun haben, wie das Instrument auf die unterschiedlichen Kräfte verschiedener Saitensets reagiert. Erwartet hätte ich hier allerdings eigentlich eine eher lineare Veränderung und keine sprunghafte. Es lohnt sich also durchaus, einmal zu erforschen, welche Saite am besten zum Spieler, aber auch zum verwendeten Instrument passt!
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt