Musik und künstliche Intelligenz: Klagen, die Bildung einer Interessengruppe und die Lancierung eines Models sind derzeit zu beobachten. Innerhalb von wenigen Tagen wurden drei Meldungen veröffentlicht, die wir hier für euch zusammenfassen.
Klage gegen Suno, AI For Music, UMG und SoundLabs
Sony Music, Warner Music Group und Universal Music Group (UMG) streben laut dem Billboard-Magazin eine Klage gegen die Musik-KI Anwendungen Suno und Udio an. Diese textbasierten KIs erzeugen Musik nach eueren Wünschen. Um diese Wünsche erfüllen zu können, muss die KI trainiert werden, damit sie den Unterschied zwischen einem Gabba -Track und einem Liebeslied erkennt. Zu diesem Zweck muss die KI mit viel Musik gefüttert werden und lernt so Genres und Ausdrucksweisen zu unterscheiden. Suno und Udio wird der Vorwurf gemacht, ihre KIs mithilfe von urheberrechtlich geschützten Musik trainiert zu haben, ohne die Zustimmung der Rechteinhaber zu besitzen. Falls es zu einer Klage kommt, muss entschieden werden, ob das Trainieren von KIs mit nicht lizenzierten Materialien eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Wenn dies Suno und Udio nachgewiesen werden könnte, würden Schadensersatzforderungen auf sie zukommen.
Doch es findet noch mehr Bewegung auf dem Musik-KI Markt statt. Roland und UMG haben ein Bündnis geschlossen, das „sieben Grundsätze für die Musikproduktion mit KI” festlegt. Laut Musicradar.com soll ein ethischer Rahmen für den verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Musikproduktion definiert werden. Dazu wurde das Portal AI For Music geschaffen. Über 50 Marken haben den Aufruf unterschrieben, wie zum Beispiel Native Instruments, Sequential, Waves, DW, LANDR usw. In den Screenshots könnt ihr die Thesen nachlesen. Zusammenfassend geht es darum, dass die menschliche Schaffenskraft und Ausdruckskraft im Mittelpunkt stehen sollte. Die KI kann den Menschen in seiner musikalischen Ausdrucksform unterstützen. Copyright muss anerkannt werden. Die Perspektiven von Künstlern müssen berücksichtigt werden.
Gleichzeitig berichtet Musictech.com darüber, dass UMG einen Deal mit SoundLabs abgeschlossen hat, um offizielle Stimmenmodelle von ihren Künstlern zu erstellen. UMG erklärt laut Musicradar.com, dass UMG-Künstler die KIs für exklusive Anwendungsfälle nutzen dürfen und nicht für die Allgemeinheit zugänglich sind.
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Diskussion: Die Majors und künstliche Intelligenz
Es findet gerade viel Bewegung auf dem KI-Markt statt. Es ist zu beobachten, das etablierte Major-Labels und Techfirmen versuchen, ihre Rechte und Interessen zu schützen und regulierend in den Markt einzugreifen. Dieses Anliegen ist berechtigt und es ist sicher lobenswert, eine Initiative wie AI For Music zu gründen, um im Umgang mit KI Regeln aufzustellen. Eine unberechtigte Nutzung von Musikdaten ist abzulehnen und juristisch gegen Suno und Udio vorzugehen nachvollziehbar. Offensichtlich möchte UMG eine starke Rolle spielen, denn sie erwägen eine Klage gegen Suno und Udio, gleichzeitig versuchen sie Regeln im Umgang mit KI zu definieren und entwickeln ein KI-Programm für ihre Artists.
Es könnte aber auch möglich sein, dass die erwähnten Major Labels und Techfirmen in ihrem Sinne den Markt beherrschen wollen und die aufstrebende Konkurrenz als Bedrohung empfinden. Fest steht, dass Suno und Udio unglaublich beliebt sind. Die Nutzer werden nicht begeistert sein, wenn sie ihre Pforten aufgrund einer Klage schließen müssten. Dies ging schon beim Thema MP3 schief. Kopierschutz und Raubkopierkampagnen der Major Labels kamen bei den Nutzern nicht gut an, da für sie MP3 einfach nur ein praktisches Format war.
Interessant ist die Kooperation zwischen SoundLabs und UMG. Hier wird auf exklusive Nutzung von Stars gesetzt, obwohl die große Masse der User schon längst KI Anwendungen nutzt, um Musik und Stimmen zu generieren. Wenn man die Fortschritte in diesem Sektor beobachtet (siehe: Suno), wirkt die Aktion von UMG wie ein Versuch, Entwicklungen rückgängig zu machen, die schon längst stattgefunden haben. Suno Nutzer wollen sich ein Musikstück auf den Leib schneidern lassen und wenn sie die Stimmen der großen Stars nutzen dürften, wäre das ein Kaufanreiz, aber das möchten die Labels nicht.
Die Frage stellt sich, ob Menschen sich den Regeln von Techfirmen und Major-Labels unterwerfen wollen, wie sie mit AI For Music definiert werden? Ohne rechtliche Grundlage werden sich die wenigsten sagen lassen wollen, wie sie KI nutzen dürfen. KIs werden jetzt schon intensiv eingesetzt, weil sie praktisch sind und Spaß machen.
Die Entwicklungen passieren derzeit so rasend schnell, dass es sehr schwierig sein wird, die Forderungen der Major Labels ohne juristische Regelungen durchzusetzen. Ein spannendes Thema, das uns noch sehr lange begleiten wird.
Quellen:
Major Labels Sue AI Firms Suno and Udio for Alleged Copyright Infringement
Universal Music signs deal to train AI to make “ultra-high fidelity vocal models” of its artists
KI für Sound- und Musikdesign auf Bonedo
AI Music: Die besten Tipps & KI-Tools zum einfachen Komponieren von Musik auf Bonedo