Nach vielen Synthesizern, einigen Effekten sowie einer klassischen Drummachine stellt Cherry Audio nun das erste Vintage Electric Piano vor: Wurlybird 140B ist sozusagen ein echter Early Bird. Wir bekommen ein frühes elektromechanisches Tasteninstrument als sample-basiertes Plugin zum Test: das Wurlitzer 140B aus dem Jahr 1964.
Fällt der Name Wurlitzer, ist das A200(A) das Referenzmodell. Es erschien ab 1968 und ist im Rock, Pop, Jazz oder auch im Country der 70er Jahre vertreten. Die Popularität hält bis heute. So lassen sich etwa Billy Eilish, Harry Styles oder Justin Bieber von den Klängen eines Wurlitzer-Pianos begleiten. Der Sound ist nicht so variabel, aber Producer nehmen ihn immer wieder gern als Alternative zum beliebteren Fender Rhodes. Dabei schwören Insider auf den speziellen ausbalancierten Klang des Modells 140B, das Wurlitzer A200 war ein dankbares Live-Gig-Instrument.
Gespannt haben wir das Cherry Audio Wurlybird 140 installiert und auch im Vergleich mit einem sehr etablierten Konkurrenten angespielt.
Checkliste zum Kauf von Cherry Audio Wurlybird 140B Test
- Emulation des Wurlitzer 140B Electric Piano
- Detailreiches Sampling, Preamp Modeling
- Randomisierung der Key Release und Pedal Samples
- Effektsektion mit acht Bodenpedalen
- 50 Factory Presets
- Skalierbares GUI inklusive Zoom
DETAILS & PRAXIS
Cherry Audio Wurlybird 140B: Einfach klassisch
Das Cherry Audio Wurlybird 140B erscheint mit einem GUI, das eher LoFi-Producer als bekennende Vintage Fans anspricht. Aktiviert man den internen Effekt, kommen direkt acht klassische Bodeneffektgeräte zum Vorschein. Damit sieht man auch schon das Angebot zur klanglichen Bearbeitung des Wurlitzer-Pianos.
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Unter der Haube walten über 300 MB Samples, für die Mike Martin verantwortlich zeichnet. Die Key Release- und Pedal Samples werden leicht randomisiert, der originale Preamp des Wurlitzer 140B modelliert. Links und rechts von der Tastatur liegen Controls: Vibrato/Tremolo (dosierter in Stärke und Geschwindigkeit) sowie Dynamikkurve, Stimmung und ein technisches Brummen.
Cherry Audio Wurlybird 140B: Acht Effekte
Acht Bodeneffekte lagern auf dem virtuellen Electric Piano. Wir sehen natürlich einige Standards. Vom links nach rechts und in Serie geschaltet: Tube Overdrive, 70s Phaser, Chorus, Rotation, Delay, Reverb (Spring, Plate, Galactic), LoFi und ein grafischer 7-Band-Equalizer. Jeder dieser einfachen Bodeneffekte des Cherry Audio Wurlybird 140B geht klanglich in Ordnung und bietet noch einige wenige Einstellmöglichkeiten. Zur ausführlichen Bearbeitung der Effekte wechselt man gern in die Focus-Ansicht.
Cherry Audio Wurlybird 140B: Überschaubare Library
Es ist natürlich klar, dass der Sound eines Wurlitzer-Piano nicht so extrem wandlungsfähig ist. Immerhin stellt die Factory Library über 50 Presets bereit – unterteilt in den drei Kategorien: Classic, Heavy FX und Modern. Insgesamt zehn Presets davon spielen wir an. Die Standardklänge in Sparte Classic und Modern überzeugen. Bei den effektvollen bis experimentellen Kreationen hält sich die Begeisterung eher im Rahmen. Leider sind schon einige Presets darunter, die man nicht als Favorit markiert.
Übrigens lassen sich Controls und Effektparameter des Cherry Audio Wurlybird 140B per MIDI steuern. Einige Presets nutzen die Steuerung per Modulationsrad überzeugend.
Cherry Audio Wurlybird 140B: Alternativen
Es gibt nicht viele Plugins, die originale Samples des Wurlitzer 140B bieten. Eine der wenigen Ausnahmen ist Spectrasonics Keyscape, eine umfassende Keyboards/Piano-Kollektion zum Straßenpreis von 350 Euro. Und natürlich wollen wir wissen, ob sich die klanglichen Differenz so deutlich zeigt wie der enorme Preisunterschied. Anhand einer live eingespielten Phrase finden wir es heraus. Zum Vergleich nehmen wir auch das Vintage Electric Piano von Apple Logic Pro X (Physical Modeling) hinzu.
Das Ergebnis braucht man nicht länger zu diskutieren: Spectrasonics Keyscape liefert die akustische Darstellung des Wurlitzer 140B in Höchstauflösung. Das Patch ist sehr präsent und warm mit vielen klangdynamischen Modulationen – amtlich! Cherry Audio hält ordentlich mit und schlägt sich für den günstigen Preis überraschend gut. Das Logic-interne Plugin ist auch passabel, aber nicht für die Reproduktion eines Wurlitzer 140B.
Cherry Audio Wurlybird 140B: Update-Wünsche
Die internen Effekte sind schon gut, könnten aber noch verbessert werden. Vor allem der Delay-Effekt wird auf Dauer etwas langweilig. Hier sollte Cherry Audio noch unbedingt das eigene Stardust 201 Tape Echo ergänzen, das den klassischen Roland RE-201 Space Echo aus den Siebzigern recht überzeugend emuliert.
Zur Freude aller Reviewer wie User dürfen auch einige spannende Features hinzukommen, die man beim Original nicht findet, so zum Beispiel Split/Layer-Möglichkeiten mit anderen Sounds oder einen Phrasen-Player. Natürlich setzt der LowBudget-Preis aber Grenzen.
FAZIT
Cherry Audio hat zahlreiche Plugins vorgestellt, die wir mit viel Spaß getestet haben. Diesmal bleibt der große Jubel aus. Zum einen liegt das am Wurlitzer-Piano selbst. Wer solche Sounds mag, hat sicherlich schon gute Presets in seiner Sammlung. Zum anderen bietet das Cherry Audio Wurlybird 140B keine wirklich neuen Features. Alle User hochwertiger Plugins wie Spectrasonics Keyscape und NI Guitar Rig 7 Pro brauchen dieses virtuelle E-Piano wohl kaum.
Der eigentliche Clou ist die fast schon sensationelle Preis/Leistungsrelation. Wer Spaß am seltenen Wurlitzer-Modell aus dem Jahr 1964 hat, kann und soll das Wurlybird 140B jedenfalls kaufen. Gerade für HipHop, LoFi und andere aktuellere Musikstile liefert es passende Presets.
Auch wenn es fürs Wurlybird 140B letztlich keine fünf Sterne gibt, soll Cherry Audio künftig weitere Vintage Keyboards liefern – bitte dann gern mit kleineren Extra-Features.
Featureson
- Emulation des Wurlitzer 140B
- Detailliertes Multi-Sampling
- Randomisierung der Key Release und Pedal Sounds
- Modeling des originalen Preamps
- Controls für Vibrato (Tremolo), Tune, Hum und Velocity Curve
- Stompbox-Effekte: Tube Overdrive, Chorus, Rotator, Delay, Reverb, EQ sowie 70s Phaser und LoFi
- 50 Presets
- Skalierbares GUI, Zoom-In Feature
- Demo-Version (für 30 Tage)
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7 , Ab Mac OS X 10.13 (M1 Support)
- Online-Aktivierung, VST, VST3, AU, AAX, Standalone
- PREIS: 39 Euro
- Emulation des Wurlitzer 140B
- Detailliertes Multi-Sampling
- Randomisierung der Key Release und Pedal Sounds
- Modeling des originalen Preamps
- Controls für Vibrato (Tremolo), Tune, Hum und Velocity Curve
- Stompbox-Effekte: Tube Overdrive, Chorus, Rotator, Delay, Reverb, EQ sowie 70s Phaser und LoFi
- 50 Presets
- Skalierbares GUI, Zoom-In Feature
- Demo-Version (für 30 Tage)
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7 , Ab Mac OS X 10.13 (M1 Support)
- Online-Aktivierung, VST, VST3, AU, AAX, Standalone
- PREIS: 39 Euro
- Gelungene Emulation des Wurlitzer 140B
- Integrierte Effektsektion
- Solide Preset Library
Mathias Martin sagt:
#1 - 14.07.2024 um 14:38 Uhr
Ich habe das Wurlybird selbst auch mit dem Keyscape 140B verglichen und finde nicht, dass das Wurlybird schlechter ist als das Keyscape. Im Gegenteil: Ich finde das Wurlybird hat mehr Dynamik und klingt differenzierter. Der Klang des Keyscape ist zwar wärmer, aber nicht besser.
Matthias Sauer sagt:
#1.1 - 15.07.2024 um 18:04 Uhr
Hi Mathias, Danke für Feedback! Es klingt zumindest etwas "anders" ... ist letztlich auch eine Frage des persönlichen Geschmacks... ;) Ciao, Matthias
Antwort auf #1 von Mathias Martin
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