Neuer Name, neue Tools und neue Features bei FL Studio 2024. Wir haben uns im ersten diesjährigen Update der DAW angesehen, welche Neuheiten es bei Fruity Edition, Producer Edition, Signature Bundle und All Plugins Edition gibt. Das alles und mehr lest ihr im Test!
Das Wichtigste in Kürze
- Chord Progression Tool erzeugt neue und zu Melodien passende Akkordfolgen
- Kepler EXO bringt Synthwave-Sounds und emuliert den Roland Juno60
- Low Lifter Effekt macht Basssounds auf kleinen Boxen hörbar
- Spreader sorgt für mehr Stereobreite
- FL Cloud jetzt auch für Plugins
DETAILS & PRAXIS
Was seit FL Studio 21 passierte: FL Cloud, Stem Separation und Online Mastering
FL Studio 21 kam 2023 auf den Markt. Im Herbst desselben Jahres hat der Hersteller Image-Line mit 21.2 gleich ein sehr umfangreiches Update nachgelegt. Die größte Neuheit darin war FL Cloud, eine direkte Konkurrenz zu Sample-Cloud-Services wie Splice, die dazu noch in FL Studio eingebunden war. Damit verbunden zog auch ein Abo-System in die Welt von FL ein, allerdings nur für die Samples.
Wer sich mit dem finalen Produktionsschritt Mastering nicht weiter herumschlagen wollte, konnte über FL Cloud fortan auch automatisch online mastern lassen. Zudem bekam man als Abo-Kunde durch eine Kooperation zwischen Image-Line und dem Digitalvertrieb Distrokid die Möglichkeit, seine Tracks direkt auf Spotify, Apple Music und Co. zu vertreiben.
Und FL Studio 21.2 glänzte mit Stem Separation, also der Möglichkeit, fertig gerenderte Songs wieder in Drums, Vocals, Bass und den Rest aufzutrennen – als erste große DAW (auf die Logic mit Logic Pro mit Version 11 folgte). Eine kleine, für Einsteiger aber nicht ganz unerhebliche Neuerung gab es neben Kepler, einem Synth, der dem Pad-Monster Roland Juno-60 huldigt, noch: in der kleinsten Ausführung Fruity Edition sind jetzt immerhin acht Audio-Clips möglich!
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Nach FL Studio 20 kommt… FL Studio 2024?!
Alles neu macht der Juli, dachte sich Image-Line und macht nach dem Sprung von Version 12 auf Version 20 jetzt wieder einen Schlenker bei der Versionsnummerierung. Übersichtlicher soll es werden, und ähnlich wie Pro Tools will auch Image-Line auf das Jahr des Releases im Namen hinweisen. Akkord Generator, LoFi-Synth, Mixing-Effekte und Workflow-Verbesserungen sind neu dabei.
Aus der Ankündigung der Beta ging für mich als Highlight die Unterstützung des neuen Plugin-Formats CLAP hervor – mit entwickelt haben darain übrigens Bitwig und U-he. CLAP ist eine große Erleichterung für Entwickler, eine kleine für User und je nach DAW auch ein völlig neues Sounddesign-Universum. FL „versteht“ CLAP zwar, doch kann man Soft Synths im Vergleich zu Bitwig hier (noch) nicht pro Stimme modulieren. Außerdem wird man bei FL 2024, wie man es aus DAWs wie Cubase oder Studio One schon länger kennt, mit einem neuen Willkommensbildschirm begrüßt.
Songwriting mit KI – der Chord Generator
In der Musikproduktion haben generative KI-Services, die aus einem Prompt einen ganzen Song erzeugen, mittlerweile einen schweren, weil kontroversen, Stand. Mit dem Chord Generator, den man mittels Machine Learning trainiert hat (nicht zu verwechseln mit generativer KI), geht man in FL Studio 2024 hier einen sehr viel praxisorientierteren Weg. Er um umschifft genau das gekonnt. Der Generator dürfte vielen Producern das Leben leichter machen. Musiktheorie und vor allem eine zur Melodie passende Akkordfolge zu bilden, stellt für viele einen der größten Stolpersteine dar.
In der Piano Roll findet man jetzt im Tools-Menü den Menüpunkt „Akkordprogression erzeugen…“ Vier Akkorde stehen direkt parat, neue erzeugt man in der eingestellten Tonart mit Klicks auf Generate. Gefällt ein Akkord, kann man ihn verriegeln und sich so Stück für Stück zur gewünschten Akkordfolge klicken – ganz ohne Musiktheorie. Im unteren Bereich findet ihr Voreinstellungen für die Art der Akkordfolge. Sie bestimmen also, welche Stufen man in seine Akkordfolge aufnehmen möchte, und den Rhythmus.
Insgesamt funktioniert das gut, ist aber stellenweise im Vergleich zu Scaler 2 noch ausbaufähig – die Tonart ist beispielsweise eher versteckt und was sich hinter „Leistung“ (in diesem Fall etwas unglückliche Übersetzung von „Performance“) verbirgt, erklärt sich für so ein „einsteigerfreundliches“ Tool nicht gerade von selbst.
Das Tool war auch einer der Hauptursachen für Abstürze während meiner Tests. Zum Glück hat man das mit der neuesten Version 24.1.1 [Build 3888] jetzt aber weitestgehend behoben. Was besser funktioniert als bei Scaler oder Captain Chords ist, passende Akkorde zu bestehenden Melodien und Bass Lines zu erzeugen – eine enorme Hilfe für Akkordmuffel.
Kepler Exo, Low Lifter und Spreader – die neuen Devices in FL Studio 2024
Kepler kennt man schon aus 21.2. Diese Hommage an den legendären Roland Juno-60 und seine episch wabernden Pad-Sounds hat man in FL Studio 2024 mit Kepler Exo noch einmal aufgebohrt. Zwei DCOs statt einem, Crossmodulation, Filter FM und eine Vielzahl an zusätzlichen Effekten und Modulationen machen den Synth zu einem ziemlich vielseitigen und hervorragend klingenden Lo-Fi-Beast.
Low Lifter wiederrum ist ein Audioeffekt, der MaxxBass von Waves ähnelt. Der Audioeffekt löst das Problem vieler Basssounds, die aus zu kleinen Lautsprechern wie von Laptops oder Smartphones ertönen. Denn damit hört man die Sounds aus rein physikalischen Gründen (zu kleine Membran) oft kaum. Low Lifter erzeugt harmonische Obertöne, die den Noten der Bass Line folgen.
Hinter Spreader verbirgt sich, genau wie hinter Reason 13 jüngstem Stereo-Tool, ein Werkzeug, das schmale Sounds monokompatibel verbreitert. Irgendwer scheint den DAW-Herstellern eingeflüstert zu haben, dass Stereo Spreader essenzielle, von der Community heiß ersehnte Tools sind… Na denn, happy spreading!
FL Cloud bringt jetzt auch Plugins im Abo
Nach der Einführung von FL Cloud drängte sich der Community als sehnlichster Wunsch auf, nun auch Plugins direkt im Abo nutzen zu können. Wer das größte der drei Modelle von FL Cloud abonniert hat, hat ab jetzt Zugriff auf knapp 70 Plugins – unter anderem von Baby Audio, Melda, Minimal Audio und Native Instruments. Die Installation der Plugins läuft allerdings nicht direkt im Browser von FL ab, sondern in der separaten App FL Cloud Plugins.
Bleiben wir kurz beim Abo, und zwar beim Mastering-Service. An diesen gelangt man ebenfalls über die Cloud, wo er zum Einstieg eher eingeschränkt lief. Hier schleift man mit wählbaren Bitraten von 24- und 32-Bit, mit den zusätzlichen Ausgabeformaten MP3, FLAC und M4A und mit einigen Detaileinstellungen am finalen Sound.
Workflow-Updates: Note Repeat, Browser Sync und eigene Shortcuts
Note Repeat, also die Möglichkeit eine einzelne MIDI-Note von FL in sich zu teilen und zu wiederholen, gibt es in FL schon länger – nämlich über die „Chop“- oder Aufteilen-Funktion. Mit Note Repeat kann man jetzt eine lange Note setzen. Anschließend stellt man dann im Bereich der Piano Roll, wo man auch die Velocity findet, die gewünschten Wiederholungen ein.
Endlich hat man auch ein kleines, aber schwerwiegendes Versäumnis im Browser von FL Studio 2024 behoben. Loops, die man dort aus der FL Cloud vorgehört hat, um welche zu finden, die zum Beat passen, liefen nicht synchron zum Songtempo. Beheben konnte man das erst in der Playlist oder in Edison – bis jetzt. Ein Klick auf „Sync BPM“ unten im Browser löst das Problem.
Stichwort Edison: In den mächtigen Audioeditor der DAW sind zwei sehr nützliche Funktionen eingekehrt. Zum einen hat man den integrierten DeClipper überarbeitet. Digital übersteuerte Aufnahmen repariert Edison jetzt mit viel besseren Ergebnissen. Und als eins der Highlights dieses Updates kann man Vocals jetzt direkt und offline in Edison aus einer fertigen Aufnahme entfernen oder isolieren. Acapellas und Instrumentals erzeugt man also ganz ohne Stem Separation – sehr praktisch!
Fazit
Nimmt man FL Studio 21.1 und FL Studio 2024 zusammen, ist seit Version 21 eine schwindelerregende Zahl an neuen Features in die DAW eingezogen. Stem Separation, Chord Generator, eigener Sample-Service, spannende Synths und Effekte, Workflow-Verbesserungen – wie immer kostenlos (bis auf FL Cloud) für Besitzer der DAW. Damit fällt es schwer, Vergleiche zu Updates von Ableton Live, Cubase oder Studio One zu ziehen – vor allem, was den Wert oder den Umfang betrifft. Auffällig ist aber, dass sich bei FL Cloud mit den Samples und Plugins ein Abo-System durch die Hintertür ins Producer-Stübchen schleicht. Kein Minuspunkt, aber erwähnenswert.
Zum aktuellen Update muss man leider sagen, dass der Chord Generator im Vergleich zu Tools wie Scaler 2 oder Captain Chords unausgegoren wirkt. Nicht nur, dass er bis zum allerletzten Update so häufig für Abstürze gesorgt hat wie bisher keine andere Version von FL. Auch der Workflow zeigt sich noch zu umständlich: Stimmführung, Einstellung der Tonart oder die Erzeugung von Akkorden basierend auf existierenden Melodien gestalten sich derzeit noch zu kompliziert.
Features
- DAW für Windows und macOS
- Updates auf neue Versionen lebenslang kostenlos
- Bis zu drei Freischaltungen (auf drei Rechnern) möglich
- Aufnehmen und Bearbeiten von Audio und MIDI
- Patternbasiert
- Alle Parameter automatisierbar
- Piano Roll mit mächtigen Features für Modulation, Arpeggios, Akkorde, Note Repeat und mehr
- Edison Editor: Audiobearbeitung, NewTime für Audioquantisierung und NewTone für Tonhöhenkorrektur
- Als Standalone DAW und als VST-Version nutzbar
- Mixer mit bis zu 10 Effekten pro Kanal
- 37 Instrumente (Neu Dabei: Kepler Exo)
- 72 Effekte (Neu dabei: Low Lifter und Spreader)
- 7 MIDI Generators (Neu dabei: VFX)
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 8.1 (64 Bit) und macOS 10.13.6, 4 GB RAM, ASIO-kompatibles Audio-Interface (für Windows)
- PREISE:
- FL Studio Fruity Edition: EUR 99,- (Straßenpreis 15.07.2024)
- FL Studio Producer Edition: EUR 245,- (Straßenpreis 15.2024)
- FL Studio Signature Bundle: EUR 345,- (Straßenpreis 15.07.2024)
- FL Studio All Plugins: EUR 599,- (Straßenpreis 15.07.2024)
- Stem Separation für Instant Remixing
- Soundqualität der Presets in Kepler Exo
- Chord Generator analysiert Melodien und Bass Lines und erzeugt passende Akkorde
- Low Lifter ersetzt Waves MaxxBass
- Chord Generator vergleichsweise eingeschränkt und umständlich
- (Etwas instabil, insbesondere beim Chord Generator)
Martin 62 sagt:
#1 - 12.08.2024 um 23:17 Uhr
Mit jeden Update wird die Software überladen, und unübersichtlicher das ein der Spaß und Freude verloren geht.