Popmusik studieren: Wieso, Wann und Wo?

Popmusik studieren, ist das der Schlüssel zum Einstieg und vor allem Erfolg in der Musikbranche? Oder doch lieber privat Unterricht bei den Besten Musikerinnen und Musikern des Landes nehmen und kopfüber in die Praxis springen? Die Entscheidung, wenn ihr Musik zu eurem Beruf machen möchtet, ist nicht eindeutig und einfach. Glücklicherweise gibt es aber 2018 viele Möglichkeiten den individuell passenden Weg für sich zu finden. 

(Bild: © Shutterstock, Foto von Pavel L Photo and Video)
(Bild: © Shutterstock, Foto von Pavel L Photo and Video)

Die Entstehung der Popmusik-Studiengänge in Deutschland

Mittlerweile ist weitestgehend bekannt, dass man nicht nur klassische Musik studieren kann. Viele Musikhochschulen in Deutschland haben schon vor langer Zeit ihr Studienangebot erweitert: Jazz/Rock/Pop kann im Grundstudium (Bachelor of Arts/Music) und als Aufbau- oder Weiterbildungsstudiengang (Master of Arts/Music) studiert werden. Bis heute werden populäre Musikstudiengänge aufgebaut, weiterentwickelt und stärker differenziert.
Der Kontaktstudiengang Popularmusik der Hochschule für Musik und Theater Hamburg – den meisten von euch unter dem Namen “Popkurs” bekannt – besteht bereits seit 1982 und gilt als Vorreiter der Popmusikausbildung in Deutschland.
Udo Dahmen war damals einer der Leiter und baute auch an der Berufsfachschule für Musik, Dinkelsbühl (Aufnahme des Unterrichtsbetriebs: 1984/85) den Studiengang Rock/Pop/Jazz auf. Inspiriert und in einer größeren Vision denkend ging er nach Mannheim und gründete dort 2003 die Popakademie.
Im Oktober 2003 schrieben sich die damals 54 Studierenden für die ersten beiden Studiengänge Musikbusiness und Popmusikbusiness ein. Fünf Jahre später, im Oktober 2008, zog die Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover nach und präsentierte erstmalig den Studiengang Popular Music.
Heutzutage gibt es in fast jeder größeren Stadt eine private Berufsfachschule, an jeder Musikhochschule eine Abteilung für Populäre Musik. Anbei eine Übersicht der Hochschulen, die ein Studium der Popmusik anbieten:

Im Folgenden stelle ich euch, stellvertretend für das gesamte Angebot in Deutschland, jeweils drei staatliche und zwei private Ausbildungsorte näher vor.

Bachelorstudiengang: Popular Music (Hannover)

  • Staatliche Ausbildungsstätte: Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
  • Studiengang: Populäre Musik
  • Standort: Hannover
  • Regelstudienzeit: 8 Semester
  • Studienbeginn: jährlich zum Wintersemester
  • Studienabschluss: Bachelor of Music (B. Mus.)
  • Studienkosten pro Semester: 393,50 €
  • Bewerbungsfrist: 15. April eines jeden Jahres

Musik machen und sich für sie einsetzen können? Musik beschreiben, beurteilen oder betreuen und sie auch künstlerisch/spielerisch begreifen? Im Bereich der Popularmusik werden vielseitig qualifizierte, im professionellen Kontext ausgewiesene Mehrfach-Spezialistinnen und -Spezialisten gesucht. Das künstlerisch-wissenschaftliche Studienkonzept des Bachelorstudiengangs Popular Music in Hannover mit seiner breiten praktischen und theoretischen Fundierung sowie seinen multiplen Spezialisierungsangeboten greift dies auf.
1. Studieninhalte
Zu den Inhalten des Studiengangs Popular Music gehören:

  • musikpraktische Ausbildung im instrumentalen Haupt- und Nebenfach
  • Komposition/Arrangement/Songwriting
  • Durchführung von Studioproduktionen
  • Musiktheorie
  • Musikwissenschaft
  • Medienwissenschaft
  • Medienmanagement
  • Journalistik/Markt

2. An wen richtet sich der Studiengang?
Gesucht sind künstlerisch vorgebildete Bewerberinnen und Bewerber mit einem hohen Interesse an Reflexion musikalischer, ökonomischer und medialer Gegebenheiten. Die Bereitschaft zur Arbeit mit Musik- und Textsoftware am Computer und ein Interesse an Live-Studioarbeit kommen flankierend hinzu.
3. Bewerbungsverfahren
Die Zulassungsvoraussetzungen, die für euer jeweiliges Jahr zutreffende und relevante Bewerbungsfristen sowie die erforderlichen Bewerbungsunterlagen entnehmt ihr bitte der Homepage der HMTM Hannover: 

4. Berufsperspektiven
Das Studium Popular Music vermittelt mit Blick auf die entsprechende Berufsrealität Einstiegsqualifikationen für mehrere Tätigkeitsfelder: künstlerische und künstlerisch-pädagogische Arbeit, Instrumental- oder Gesanglehrer/in; Studiotätigkeit (Aufnahmetechnik und Producing live und virtuell/Rechner), Medienberufe sowie popmusikalisch ausgerichtete Tätigkeiten im öffentlich-rechtlichen Bereich und Dienstleistungsbereich.

Bachelorstudiengang: Popmusikdesign (Popakademie Mannheim)

  • Staatliche Ausbildungsstätte: Popakademie Baden-Württemberg
  • Studiengang: Popmusikdesign
  • Standort: Mannheim
  • Regelstudienzeit: 6 Semester
  • Studienbeginn: jährlich zum Wintersemester
  • Studienabschluss: Bachelor of Arts (B.A.)
  • Bewerbungsfrist: 30. April eines jeden Jahres
  • Studienkosten pro Semester: 77,20 € im Erststudium, für Internationale Studierende sowie für ein Zweitstudium erhebt das Land Baden-Württemberg Studiengebühren.

Musikalisches Talent entwickeln, Kreativität wecken, Potenzial beschleunigen – dies leistet der Studiengang Popmusikdesign. Die Popakademie fördert Künstlerpersönlichkeiten aller modernen Stilrichtungen der Populären Musik von Punk bis Funk, von EDM über HipHop zu Weltmusik. Dafür pflegt die Popakademie eine intensive Zusammenarbeit mit hochkarätigen Dozierenden aller Genres. Um eine langfristige und erfolgreiche Karriere der Studierenden nach dem Studium zu gewähren, wird neben den künstlerischen Inhalten verhältnismäßig viel Musikbusiness-Know-How vermittelt.
Alle Infos rund um die Themen Studieninhalte, “An wen richtet sich der Studiengang?”, Bewerbungsverfahren sowie Berufsperspektiven findet ihr hier: 

Das sagt der Alumni Frederic Michel:
“Es gibt viele Studieninteressierte, die sich bewerben, zur Aufnahmeprüfung eingeladen werden, den Studienplatz bekommen und nach ein paar Monaten merken, dass das Studium nichts für sie ist. In den meisten Fällen liegt das an einer falschen Erwartungshaltung. Sie stellen beispielsweise fest, dass im Stundenplan nur 1x 60min wöchentlich Hauptfachunterricht steht und man sich eben nicht von morgens bis abends mit seinem Instrument beschäftigen kann, weil man noch andere Kurse, Seminare oder Vorlesungen besucht, die weniger mit Musikmachen zu tun haben.”
Fühlst du dich durch dein Studium praxisorientiert und zeitgemäß auf die verschiedenen Aufgaben- und Tätigkeitsfelder eines freischaffenden Künstlers im Bereich Musik vorbereitet?
“Meiner Meinung nach bereitet die Popakademie sehr gut auf das Dasein des Berufsmusikers vor, weil es eben nicht nur darum geht, sein Instrument perfekt spielen zu können, sondern viele andere Bereiche drumherum wichtig sind. Ich denke, dass ein(e) Musiker(in) heutzutage breit aufgestellt sein muss und es hilfreich ist, die vielen Bereiche rund um die Vermarktung zu kennen und damit vertraut ist – auch wenn man sie selbst später nicht anwenden muss oder wird.
Man lernt das Business dort gut kennen. Große Themenbereiche werden dort abgedeckt: Vertragsarten, Psychologie (Bandarbeit), das Miteinander zwischen Produzent und Musiker… Man lernt sehr viel und letztendlich kann ich, wenn ich weiß wie alles zusammenhängt und die Mechanismen und Strukturen hinter der Musikmarkt-Maschinerie kenne, als Schlagzeuger einen (noch) besseren Job machen.”
Würdest du das Studium weiterempfehlen?
“Auf jeden Fall, ich kann das jedem empfehlen, der in der Szene Fuß fassen will. Wichtig ist, dass man sich die Inhalte bewusst macht und weiß, dass man sich nicht nonstop mit seinem Instrument beschäftigt.”
Eine weitere gute und praxisorientierte Meinung könnt ihr hier nachlesen:

Masterstudiengang: Populäre Musik (Bochum)

  • Staatliche Ausbildungsstätte: Institut für Populäre Musik
  • Studiengang: Populäre Musik
  • Standort: Bochum
  • Regelstudienzeit: 4 Semester
  • Studienbeginn: jährlich zum Wintersemester
  • Studienabschluss: Master of Music (M. Mus.)
  • Studienkosten pro Semester: 290,62 €
  • Bewerbungsfrist: 15. März eines jeden Jahres

Das Institut für Populäre Musik ist ein zentrales Institut der Folkwang Universität der Künste und bietet einen einzigartigen, weiterführenden Masterstudiengang für PopkünstlerInnen. Betreut durch ein Team hochqualifizierter DozentInnen, entwickeln Studierende ihre künstlerischen Persönlichkeiten und Projekte in vier Semestern umfassend weiter – inhaltlich, organisatorisch, ästhetisch, rechtlich. Am Ende steht der Master of Music.
Anders als bei den bereits vorgestellten Bachelorstudiengängen haben die Studierenden hier viel Zeit für das eigene Instrument bzw. ihre eigene Musik (Projekt/Band)!
Alle Infos rund um die Themen Studieninhalte, “An wen richtet sich der Studiengang?”, Bewerbungsverfahren sowie Berufsperspektiven findet ihr hier:

  • Basisinfos Master “Populäre Musik” (M.Mus.)

Kontaktstudiengang: Popkurs (Hamburg)

  • Staatliche Ausbildungsstätte: Hochschule für Musik und Theater Hamburg
  • Studiengang: Kontaktstudiengang Popularmusik “Popkurs”
  • Standort: Hamburg
  • Regelstudienzeit: Intensivkurs, aufgeteilt in zwei Phasen
  • Kurszeitraum: Drei Wochen im März, drei im August
  • Studienabschluss: Zertifikat der Hochschule für Musik und Theater, Hamburg
  • Kursgebühren: 1000 € (Hinweis: Die GVL fördert ihre Mitglieder, die nach den Richtlinien förderungsberechtigt sind, mit 500 Euro. Voraussetzungen u.a.: Antragstellung vor Beginn des Popkurses, mindestens eine Ausschüttung, keine GVL-Förderung während der letzten drei Jahre vor Popkursbeginn, weitere Infos unter: www.gvl.de
  • )Bewerbungsfrist: 31. Dezember eines jeden Jahres

Der Popkurs besteht seit 1982 und ist eine Art berufsbegleitender Intensiv-Crashkurs, der aus zwei Phasen besteht. Die erste Phase findet immer drei Wochen im März statt, die zweiten drei Wochen im August. Im Fokus der Ausbildung stehen die Kreativität der Teilnehmenden und die Weiterentwicklung des Talents, d.h. die Arbeit an der eigenen Musik und die Unterstützung bei der musikalischen Identitätsfindung. Gleichzeitig werden das Können am Instrument (das Handwerk und der eigene Sound) und das Know-How über das Musikbusiness vertieft.
Der Popkurs ist eine gute und nachhaltige Kontaktbörse in der Musikstadt Hamburg und darüber hinaus (städteübergreifendes Netzwerk nach Berlin, Köln, aber auch nach Österreich und in die Schweiz).
1. Kursinhalte
Schwerpunkte des sechswöchigen Popkurses sind Band- und Einzelcoaching, Artist Development und Beratung. Zu den Lehrangeboten gehören:

  • Instrumental- und Gesangsunterricht
  • Bandarbeit, Komposition, Texten, Arrangement
  • Image, Performance, Improvisation
  • Studioarbeit, Sound/Technik
  • Musikbusiness (Management, Musikverlage, Tonträgerfirmen, GEMA, GVL, Rechts- und Steuerfragen etc.)

2. An wen richtet sich der Popkurs?
Bewerben können sich SängerInnen, InstrumentalistInnen, Songwriter und Performer. Es gibt keinerlei Einschränkung hinsichtlich der Vorbildung, der musikalischen Stilrichtung oder des Alters. Entscheidend sind Musikalität, Kreativität und Überzeugungskraft der BewerberInnen.
3. Bewerbungsverfahren
Die erforderlichen Bewerbungsunterlagen findet ihr auf der Homepage des Popkurses:

4. Berufsperspektiven
Viele Absolventen haben den Weg zum erfolgreichen Musiker, Komponisten, Texter, Produzenten und Verwerter/Manager gemacht. Viele Talente sind durch die Dozenten und die offene Atmosphäre des Popkurses inspiriert worden. Sie haben hier Freunde und Mitstreiter gefunden, Bands und Produktionsteams sind entstanden, die bis heute aktiv sind.
5. Das sagen die Alumni:
Judith Holofernes (Wir sind Helden, Popkurs 2000)
“Der Popkurs ist eine Art Geburtshelfer, der den Leuten hilft, ihre künstlerische Identität klarzukriegen. Für mich war der Popkurs ein ganz, ganz großer Glücksfall, weil ich dort meine Band kennengelernt habe. Ich hatte vorher die Hoffnung fast aufgegeben, solche Leute noch zu finden.”
Pierre Baigorry aka Peter Fox (Seeed, Popkurs 1993)
“Ich habe im Jahr 1993 am Popkurs teilgenommen und habe dort vor allem sehr interessante Musiker aus anderen Städten kennengelernt. Mit dreien von ihnen gründete ich auch gleich eine Band, die immerhin jahrelang zusammenblieb und auch einigen (wenn auch nicht durchschlagenden) Erfolg hatte. Die Stimmung während des Kurses fand ich sehr angenehm – genau die richtige Mischung zwischen konzentrierter Ernsthaftigkeit und Komasaufen! Also die perfekte Arbeitsatmosphäre, woran auch die durchweg netten und kompetenten Dozenten einen großen Anteil hatten. Kann ich nur weiterempfehlen!”

Privates Musikcollege: BIMM (Berlin und Hamburg)

  • Private Ausbildungsstätte: British & Irish Modern Music Institute (BIMM)
  • Studiengang: BA(Hons)-in Bass, Drums, Guitar, Vocals, Music Business, Music Production, Songwriting
  • Standorte: Berlin und Hamburg (ab Oktober 2018)
  • Regelstudienzeit: 9 Semester (3 Semester pro Studienjahr, wobei jeder BA(Hons)-Studiengang 3 Jahre dauert)
  • Studienbeginn: jährlich im Oktober
  • Studienabschluss: Bachelor (Hons.) in Berlin & Hamburg / Zertifikatslehrgänge nur in Berlin
  • Studienkosten: 7.450 € pro Studienjahr, die in 10 Monatsraten (2.484 Euro pro Trimester) bezahlt werden können
  • Bewerbungsfrist: Bewerbung jederzeit möglich über das Online-Bewerbungsformular

Die Bewerbung auf einen der BIMM-Studiengänge ist jederzeit möglich, in der Regel bis Ende September für das laufende Studienjahr über das Online-Bewerbungsformular. BIMM empfiehlt jedoch, dies so schnell wie möglich zu tun, da alle Studierenden ein Assessment in Form eines Interviews oder eines Vorspiels absolvieren müssen, um sich für eines der Studienangebote zu qualifizieren.
1. Studieninhalte
BIMM Berlin gehört (wie auch BIMM Hamburg) zur BIMM Group, Europas größtem und führendem Institut für moderne Musik. BIMM Berlin gibt es seit Oktober 2015 und es studieren aktuell 202 StudentInnen mit 27 unterschiedlichen Nationalitäten – es ist das internationalste aller BIMM Colleges insgesamt. An allen BIMM Colleges haben die Studierenden unmittelbaren Kontakt zur Musikwirtschaft: durch Gastvorlesungen und Masterclasses, Semesterabschluss-Konzerte, den jährlich an jedem Standort erscheinenden BIMM-Alben sowie durch Praktika und Hospitationen. Ab Oktober startet BIMM auch in Hamburg im Bunker an der Feldstraße.
Das Besondere an den BIMM Colleges ist, dass alle Studieninhalte einen hohen Praxisbezug haben. Die Tutoren am BIMM kommen selbst aus der Musikbranche und sind dort auch nach wie vor aktiv. Die aktuellen Tutoren am BIMM Institute Berlin findet ihr hier, die vom Standort Hamburg hier. Hinzu kommt, dass BIMM-Studierenden prominent besetzte Masterclasses mit MusikerInnen und Musikbusiness-VertreterInnen angeboten werden. Da kann es also durchaus vorkommen, dass man von den Peaches, Thurston Moore, We Are Scientists, von Beatles- und Stones-Produzent Glyn Johns, oder von Divinity Roxx, der Bassistin von Beyoncé, sowie von Berghain-Resident DJ Steffi unterrichtet wird (Beispiele stammen aus Berlin).
Die BIMM hat sich das primäre Ziel gesetzt, die Studierenden gut und praxisbezogen auf die Musikbranche vorzubereiten. Das Hauptaugenmerk liegt nicht in erster Linie auf dem handwerklichen und musikalischen Weiterkommen am eigenen Instrument (es ist beispielsweise im Stundenplan kein Einzelunterricht im Hauptfach vorgesehen (über begrenzt verfügbare Tutorstunden à 20 min kann dieser Bereich gewählt werden).
Eine weitere Besonderheit von BIMM ist, dass alle Studiengänge in englischer Sprache stattfinden und die Studierenden an beiden deutschen Standorten die Möglichkeit haben, ein Auslandstrimester in Großbritannien (an einem der anderen BIMM Colleges) zu absolvieren. Damit können sich die Studierenden schon während des Studiums gleich in zwei der wichtigsten Musikmärkte Europas ein Netzwerk aufbauen.
Zu den Lehrangeboten gehören:

  • Bass
  • Drums
  • Guitar
  • Vocals
  • Music Business
  • Music Production
  • Songwriting

Nähere Infos dazu findet ihr hier:

2. An wen richten sich die Studiengänge?
An SchulabsolventInnen, die eine Karriere in der Musikbranche anstreben oder allgemeiner gesprochen: an (junge) Musiktalente, die mit ihrer Musik/ihrem Instrument ein professionelles Niveau erreichen wollen.
3. Bewerbungsverfahren
Auf Grundlage des ausgefüllten Bewerbungsformulars von der Website, IELTS 6.5 Englisch Sprachqualifikation und Motivationsschreiben gibt es in der Regel individuelle Termine zur persönlichen Vorstellung bzw. zum Vorspielen an den Colleges. Weitere Infos zu den Zulassungsvoraussetzungen, die für euer jeweiliges Jahr zutreffende und relevante Bewerbungsfrist sowie die erforderlichen Bewerbungsunterlagen entnehmt ihr bitte der Homepage der BIMM.
4. Berufsperspektiven
Professionelle, freischaffender MusikerInnen, InstrumentalistInnen, SängerInnen MusikpädagogInnen, künstlerisch-pädagogische Arbeit als InterpretIn, Label- und VerlagsmanagerIn, Talent Scouts, VeranstalterIn, Tour ManagerIn, Startbasis für viele verschiedene Berufe in der Musikindustrie, Producer (Producing live und am Computer), MusikproduzentIn, Audio Production ManagerIn, TontechnikerIn im Livebetrieb, Songwriter.
An beiden BIMM Colleges kann man entweder die englischen Bachelor-Kurse Bachelor (Hons.) oder einjährige Zertifikatskurse belegen.

Alternative: Privatunterricht?

Natürlich bist du, wenn du Privatunterricht nimmst, stilistisch nicht so breit aufgestellt, wie im Rahmen eines vierjährigen Musikstudiums, in dem du jedes Semester eine andere Combo belegen kannst (Latin, Jazzstandards etc.). Der musikalische Einfluss und Geschmack deiner Kommilitoninnen und Kommilitonen und der ständige Austausch untereinander fehlt ebenfalls.
“Wenn du jedoch in einer (größeren) Stadt aufgewachsen und großgeworden bist, in der es eine gute Szene gibt, die dich kennt und “auf dem Schirm” hat, eine Musikhochschule vor Ort ist und du bereits in vielen Bands gespielt und mitgewirkt hast, kannst du dir auf diesem Wege – ebenfalls in einem professionellen und ambitionierten Umfeld – ein Netzwerk an guten MusikerInnen aufbauen”,
erzählt mir Alex Höffken, freischaffender Live- und Studio-Schlagzeuger aus Berlin, in unserem Gespräch darüber, ob der Ausbildungsweg “Privatunterricht” eine konkurrenzfähige Alternative sei.
“Ich hatte beispielsweise in meinem Schlagzeugunterricht die Möglichkeit, mich voll und ganz mit meinem Instrument zu beschäftigen, und das auch mal 3-4 Stunden am Stück. Ein intensives Lernen auf Augenhöhe mit meinem Lehrer – nur fürs Handwerk und die eigene Soundsuche.”
In diesem Fall muss man keine Seminare, Kurse oder Vorlesungen besuchen, die einen langweilen oder weder in der persönlichen noch künstlerisch-musikalischen Entwicklung weiterbringen bzw. vom Üben, der Bandarbeit und dem Spielen abhalten.
Der gerade aufgeführte Punkt ist wohl der größte Vorteil an dieser Herangehensweise, sich für das Leben als freischaffender Musiker vorzubereiten. Die verfügbare Zeit fürs Instrument steht nicht in Konkurrenz mit organisatorisch-strukturellen und administrativen Verpflichtungen des Hochschulkontextes wie Hausarbeiten schreiben oder das Lernen von fragwürdig-relevanten Prüfungsinhalten.
n diesem Zusammenhang ist es mir ein wichtiges Anliegen, auf den nicht unerheblichen Faktor “Ausbildungsfinanzierung” aufmerksam zu machen. Wenn man mal das immens hohe Schulgeld, welches man ohne die finanzielle Unterstützung der Eltern kaum aufbringen kann, auf die 1:1-Betreuung durch Einzelunterricht gegenrechnet, fällt das Ergebnis zweifelsohne eindeutig aus. Wenn du also nach dem Schulabschluss bereit bist, durch ganz Deutschland zu fahren, Zeit und Geld zu investieren, kannst du von den Besten an deinem Instrument lernen und eignest dir – nebenbei und notgedrungen – wichtige Charaktereigenschaften wie Eigeninitiative, Selbstorganisation und Disziplin sowie Flexibilität an. So kannst du durch “Einfach-Machen-und-Ausprobieren” für dich schon mal herausfinden, ob dieser Lebensstil zu dir passt.

Fertig mit der Ausbildung und was mache ich jetzt?

Wenn die träumerische Blase platzt
Egal für welche Ausbildungsart du dich entscheidest: Studium, privater Ausbildungsstandort oder intensiver Privatunterricht am Instrument: Irgendwann ist jeder an dem Punkt, dass er Geld verdienen muss. Der Übergang ins freiberufliche Leben ist dabei meist sehr abrupt.
Rollen bedienen
Es gibt MusikerInnen, die werden erst dann angefragt, wenn die Musik bereits fertig produziert vorliegt, es wirklich darum geht, diese nun live auf der Bühne umzusetzen. Dann kommt der klassische Sideman ins Spiel, das bedeutet, viel unterwegs sein in verschiedensten Konstellationen. Meistens kommt man über Sub-Jobs (Vertretungsjobs) in die Szene rein.
Was tut mir gut und was nicht?
Viele MusikerInnen merken erst durch das “Machen & Ausprobieren”, was ihnen Freude bereitet und was nicht. Welcher Lebensstil ihnen guttut und was zu viel Energie kostet, zehrt und schlaucht. Oft stellt man das allerdings zu spät fest bzw. dann, wenn sich mit Ende 20, Anfang 30 die Lebenszusammenhänge stärk zu ändern beginnen: Wenn man auf Jobs angewiesen ist, die einem nicht guttun, aber schlichtweg mehr Geld bringen (und das am besten kontinuierlich), geht das in den meisten Fällen nicht gut. Doch es gilt die Regel: Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Übersetzt auf typische, feste Musik-Jobs heißt das: Der Umfang und die Häufigkeit entscheiden darüber, ob Spaß und Freude dabei empfunden werden können oder eben nicht mehr.
Mein Tipp: Wenn ihr das wahrnehmt, achtet darauf, dass ihr nicht zu lang und zu intensiv (bzw. zu regelmäßig oder zu oft hintereinander) einer Tätigkeit nachgeht, die euch eigentlich nur bei einem bestimmten Arbeitspensum gefällt. Sonst wird es schnell sehr mühsam und kräftezehrend und hat mit dem, wofür ihr den Beruf macht, nichts mehr zu tun.

Fazit

Meine persönliche Meinung hierzu ist etwas geteilt: Wenn man studiert, beschäftigt man sich intensiv mit seinem Instrument und mit Musik. Man ist für einen bestimmten Zeitraum von Menschen umgeben, die ähnlich gut und interessiert sind. Auch der Einsatz, mit dem man seine Zeit, Energie, Leidenschaft und sein Herz in sein Instrument investiert, wird mit den Mitstudierenden geteilt.
Doch wenn man Musik studiert, beschäftigt man sich nicht ausschließlich mit seinem Instrument, sondern hat noch viele andere Module. Wer Musik studiert, bekommt in der Regel ein Rundum-Paket an musikalischem, musikvermarktungs-, musik- und medienwissenschaftlichem Wissen inklusive Anwesenheitspflicht geboten.
Das bedeutet, dass der musikalische Horizont zwar erweitert wird und man sich dem Thema Musik ganzheitlich widmet, sich aber auch viel Zeit für Themen nimmt, die für den Musikerberuf weniger relevant und nur bedingt ökonomisch sinnvoll sind. Stattdessen, so berichteten mir viele Alumni, werden oft praxisorientierte Inhalte rund um das Thema Selbstständigkeit und Selbstvermarktung, wie KSK-Aufnahme, Rechnungen schreiben, Steuererklärungen anfertigen, Kommunikationskanäle bedienen, Folgen der Digitalisierung und des technischen Fortschritts auf die Musikbranche, Booking (Gagen verhandeln), Musikergesundheit oder Umgangsformen weiterhin zu oberflächlich behandelt, bzw. größtenteils nicht im Studienplan berücksichtigt.
Während der Ausbildung gibt die Musikhochschule (liebe Grüße ans Prüfungsamt) den bürokratischen und organisatorischen Rahmen vor und strukturiert größtenteils den Alltag. Nach dem Abschluss ist man auf sich allein gestellt: Genug Arbeit und das Fortkommen als Musikerin oder Musiker müssen selbst gesucht werden. Man muss sich zeigen und gesehen werden: Das eigene Netzwerk ist das Papier eurer Visitenkarte. Wichtigster Punkt ist, sich ein Gesicht bzw. einen Namen in der Szene zu machen. Denn auf dem freien Markt fragt euch keiner nach einer beglaubigten Kopie eures Musikhochschul-Abschlusszeugnisses.
Alles Gute, auch privat.
Barbara

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