Dass der japanische Audiospezialist Fostex bereits seit vielen Jahren sehr umtriebig auf dem Kopfhörermarkt in sämtlichen Preisklassen mitmischt, liegt möglicherweise unter der Wahrnehmungsschwelle vieler. Zumindest kenne ich persönlich niemanden mit einem Fostex Kopfhörer und auch bei meiner Arbeit in Tonstudios ist mir bisher kein Modell der Japaner bewusst aufgefallen. Im Falle des Fostex T50RPmk4 – soviel vorweg – zu Unrecht, falls meine subjektive Wahrnehmung zutrifft. Hierbei handelt es sich um die vierte Generation der halboffenen Variante von Fostex Studiokopfhörern mit magnetostatischen Treibern, der auch in offener und geschlossener Bauart angeboten wird. Unseren kombinierten Test der aktuell noch im Handel erhältlichen mk3-Serie findet ihr übrigens hier.
Quick Facts zum Fostex T50RPmk4
- planarmagnetischer Treiber
- halboffen, ohrumschließend
- Übertragungsbereich: 10 bis 40000 Hz
- Impedanz: 28 Ohm
- einseitig geführtes abnehmbares Kabel – wahlweise links oder rechts verwendbar
Merkmale des Fostex T50RPmk4
Der Fostex T50RPmk4 ist kein „stinknormaler“ Studiokopfhörer: Zum einen verfügt er über magnetostatische Treiber, die man immer noch eher selten und meist bei teureren Kopfhörermodellen antrifft. Zum anderen handelt es sich um einen halboffenen Kopfhörer. Diese Bauform ist ebenfalls eher rar. Hierbei handelt es sich um eine Mischform aus offener und geschlossener Bauart, mit der Absicht, das Beste aus beiden Welten zu bieten: Die Klangvorteile, die man offenen Kopfhörern nachsagt sowie ein Mindestmaß an Dämmeigenschaften, die unter günstigen Umständen noch die Verwendung im Aufnahmeraum ermöglichen. Kopfhörer in (komplett) offener Bauart verursachen bei der Mikrofonierung häufig unerwünschte Übersprechungen.
Der Zusatz „mk4“ verrät, dass unser Testmodell auf die Erfahrung einiger Generationen zurückgreift. Im konkreten Fall wurden primär die Wandler überarbeitet. „RP“ steht für Regular Phase, was darauf hinweist, dass der Fostex Kopfhörer auch für kritische Klangbeurteilungen im Profistudio konzipiert wurde. Die konkreten technischen Daten des in China hergestellten T50RPmk4 findet ihr am Ende des Testberichts.
Ausstattung und Verarbeitung
Der neue T50RPmk4 präsentiert sich im dezent überarbeiteten klassisch schwarzen Profi-Look und wirkt optisch wie haptisch sehr robust. Der verwendete Kunststoff wirkt eher pragmatisch als edel und auch die Spaltmaße der verarbeiteten Bauteile bieten einen spürbaren Kontrast zu mir bekannten Premium-Magnetostaten. Preisbezogen ist dies aber nicht zu kritisieren und Zweifel bezüglich der Haltbarkeit verursacht dies in keiner Weise.
Ein interessantes Ausstattungsmerkmal mit hohem Praxiswert ist das einseitig geführte abnehmbare Kabel. Dieses lässt sich je nach Präferenz oder Anschlusssituation wahlweise an der rechten oder linken Ohrmuschel anschließen – top! Kritisch anzumerken ist, dass einige Konkurrenzmodelle in dieser Preisklasse bereits eine erweiterte Kabelausstattung bieten. Das einzige mitgelieferte Kabel hat eine Länge von 2 m und endet in einem Miniklinkenanschluss mit Steckadapter auf 6,35 mm. Persönlich empfinde ich Schraubadapter als profigerechter, weil Steckadapter immer wieder mal in der Buchse stecken bleiben, was im Studioalltag nervig sein kann. Für Besitzer symmetrischer Kopfhörerverstärker sind übrigens entsprechende Kabel als Zubehör erhältlich.
Klang des Fostex T50RPmk4
Klanglich überzeugen die überarbeiteten Treiber und die Abstimmung des T50RPmk4 auf ganzer Linie. Einzelne Mixelemente werden bezüglich Frequenz und Lokalisierung sehr konturiert und natürlich dargeboten und auch das „große Ganze“ passt! Das Klangbild ist homogen mit druckvollem tiefen Bass in einwandfreier Tonalität, natürlich eingebetteten Mitten und feinen Höhen. Letztere penetrieren nicht, lassen Schärfe im Mix und Zischlaute aber eindeutig erkennen.
Eine leichte Tendenz zur Schönfärberei und wohliger Wärme muss ich dem Fostex Kopfhörer attestieren. Darauf eingehört lassen sich nach meiner Einschätzung aber profigerechtere Klangbeurteilungen treffen als bei manch einem Konkurrenzmodell, das zum Mixdown angepriesen wird. Für Anwender die einen Kopfhörer zum Mischen und Mastern suchen und vielleicht gelegentlich damit aufnehmen möchten, ist der Fostex T50RPmk4 somit eine interessante Alternative. Letzteres aber unter zivilisierten Verhältnissen: Unter hohen Umgebungsgeräuschen und/oder einer hohen Abhörlautstärke erreicht der T50RPmk4 irgendwann die Grenze seiner Eignung für das Recording.
Tragekomfort
Für jeden Topf gibt es einen Deckel und der T50RPmk4 sitzt auf meinem Kopf, als wäre er für mich gemacht. Der stufenlose Schiebemechanismus zur Größenanpassung funktioniert einwandfrei und bietet üppige Einstellungsreserven für große und kleine Köpfe.
Den gesamten Tragekomfort empfinde ich als angenehm, lediglich die ansonsten bequemen Polster aus Kunstleder bewirken bei entsprechenden Temperaturen und längerer Tragezeit schwitzige Ohren. Diese Eigenschaft teilt sich der Fostex Kopfhörer allerdings mit dem Großteil aller Konkurrenzmodelle und wird von mir daher nicht gesondert als Kritikpunkt gewertet.
Alternativen zum Fostex T50RPmk4
Fostex T50RPmk3 | Beyerdynamic DT 880 Pro |
Das mk3-Vorgängermodell ist zur Zeit immer noch im Handel erhältlich und aktuell deutlich günstiger als der Nachfolger mit überarbeiteten Treibern | ebenfalls halboffener Pro-Kopfhörer des Audiospezialisten aus Heilbronn mit dynamischen Treibern |
Test des Fostex T50RPmk4: Fazit
Der halboffene Magnetostat Fostex T50RPmk4 ist (fast!) ein Allrounder für sämtliche Studioanwendungen. Bei moderaten Umgebungs- und Abhörlautstärken könnte man den Studiokopfhörer neben seiner Primäranwendung (Mix & Mastering) teilweise sogar zum Recording einsetzen. Trotz seiner konturierten Wiedergabeeigenschaften und guten Tonalität hat der T50RPmk4 eine leichte Tendenz zur Schönfärberei, der man sich bei kritischen Beurteilungen bewusst sein sollte! Dieser Charakter wiederum macht den Fostex zur einer interessanten und vergleichsweise preiswerten Alternative für HiFi-Freunde zum Musik-/Medienkonsum. Insgesamt ein interessanter Kopfhörer, dessen Check sich auf jeden Fall lohnt!
- halboffene Bauart
- ohrumschließend
- Planar Magnetic Treiber
- Impedanz: 28 Ohm
- Übertragungsbereich: 10 – 40000 Hz
- Empfindlichkeit: 97 dB/mW
- max. Eingangsleistung: 3000 mW
- abnehmbares & wahlweise beidseitig verwendbares 6,35mm-Klinkenkabel (2 m)
- symmetrische Kabel optional erhältlich
- Gewicht: 330 g (ohne Kabel)
- hergestellt in: China
- Webseite: fostex.jp
- Preis: € 314,– (Straßenpreis am 11.7.2024)
- hervorragende Wiedergabeeigenschaften
- profigerechte Tonalität trotz kräftigem Bass
- konturierte räumliche Auflösung
- robuste Verarbeitung
- abnehmbares Kabel – wahlweise links oder rechts montierbar
- in der Summe aller Eigenschaften fair bepreist
- nur ein einziges 2m-Kabel mit Steckadapter