Wer zum ersten Mal mit einer DJ-Softwarewie Traktor, Serato oder rekordbox arbeitet oder einen gerade neu erworbenen DJ-Controller (die besten DJ-Controller für Einsteiger) in Betrieb nimmt, wird feststellen, dass mitunter zusätzliche Konfigurationsschritte nötig sind, damit ein reibungsloser Einsatz gelingt. Typische Fehlerquellen sind nicht geladene Konfigurationsdateien für Controller oder nicht richtig ausgewählte Audio-Devices (Soundkarten für DJs) inklusive eines passenden Kanal-Routings. Diese fehlerhaften Einstellungen führen dazu, dass die Software nicht oder nur zeitverzögert auf Tastendrücke am Controller reagiert, Audiosignale gar nicht zu hören sind oder über die falschen Ausgänge wiedergegeben werden.
In diesem Workshop möchten wir die nötigen Konfigurationsschritte aufzeigen und Tipps geben, wie ihr euer digitales DJ-System erfolgreich einrichtet und den ersten Mix (zu unseren Praxistipps für DJs) frustfrei angehen könnt. Auch wenn vielleicht der eine oder andere Schritt trivial erscheint, kann er der Entscheidende sein, der zu einem Show-Stopper wird.
Kompatibilität
Bevor man sein digitales System installiert, sollte man überprüfen, ob das verwendete Betriebssystem genutzt werden kann. DJ-Software und Hardware-Treiber sollten entsprechend kompatibel sein, damit es nicht zu Fehlfunktionen, Abstürzen oder sonstigen Störungen kommt. In den letzten Jahren gab es besonderes bei Mac-Computern das Problem, dass die aktuellste Version des Betriebssystems erst nach mehreren Monaten von Serato, Native Instruments und anderen Herstellern unterstützt wurde. Hier heißt es geduldig abwarten und lieber später als früher auf den „Update“-Button klicken.
Wichtig ist auch, die aktuellste Version der gewünschten DJ-Software zu nutzen. Kauft man die Software als Datenträger, sollte man hier vor oder direkt nach der Installation nach einem Update Ausschau halten. Mit den Updates werden nicht nur Fehler behoben, sondern oft auch die Hardware- und Betriebssystemkompatibilität erweitert und neuen Funktionen spendiert.
Firmware
Controller und Soundkarten sind mit einer Software ausgestattet, die die geräteinterne Datenverarbeitung steuert. Diese sogenannte „Firmware“ sollte auch auf dem aktuellen Stand sein. Auf der Hersteller-Website kann man sich über entsprechende Verfügbarkeiten informieren und findet dort auch Hinweise zur Installation. Alternativ hilft hier ein Blick ins Bedienhandbuch. Durch die Aktualisierungen werden auch hier Fehler ausgemerzt, die Leistung verbessert oder neue Features ergänzt.
Für den Update-Vorgang wird meist ein USB-Datenträger benötigt, manchmal gelingt dieses aber auch anhand einer USB-Verbindung vom Computer aus. Bei Geräten ohne Display wird der Update-Prozess oft durch eine bestimmte Tastenkombination eingeleitet, die beim Starten des Geräts gedrückt werden muss. Vorsicht: Bei diesem Vorgang sollte man sehr sorgfältig arbeiten, da es hier zu Geräteschäden kommen kann, die nur durch einen Fachbetrieb zu beheben sind.
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Controller-Mapping
Damit die Kommunikation zwischen dem Controller und der DJ-Software gelingt, werden gerätespezifische Konfigurationsdateien benötigt. Diese sorgen dafür, dass die durch Tastdrücke, Poti-Drehungen oder Fader-Bewegungen von der Hardware ausgesendeten MIDI-Befehle von der Software „verstanden“ und die entsprechenden Funktionen aktiviert werden. Bei einigen Programmen werden die Konfigurationen automatisch geladen, wenn ein neues Gerät installiert wurde, bei anderen muss dieser Vorgang per Hand vorgenommen werden.
Programme wie Serato DJ Pro arbeiten ausschließlich mit ausgesuchten Controllern zusammen, andere Programme dagegen lassen sich mit einem beliebigen MIDI-Controller steuern und sind mit einem Editor ausgestattet, mit dem Mappings bearbeitet oder auch ganz neu erstellt werden können. Im Einstellungsfenster der Software findet man im Bereich MIDI in der Regel die Auswahlmöglichkeit für den gewünschten Controller und kann dort die fertigen Konfigurationen laden respektive neu erstellen.
Treiber
Ein weiterer gewichtiger Baustein für eine reibungslose Funktion stellen Treiber dar. Treiber erlauben dem Betriebssystem die Kommunikation mit der Soundkarte und/oder dem Controller und müssen installiert werden, damit die Geräte nutzbar sind. Die benötigten Dateien werden in der Regel mit den Geräten ausgeliefert. Ihr solltet hier nach aktualisierten Versionen auf der Website des Herstellers unter „Service“ Ausschau halten, die für einen stabileren Betrieb sorgen oder Fehlerbereinigungen beinhalten.
Viele Soundkarten sind mit einem sogenannten „Class Compliant Modus“ ausgestattet, einem Standard, der von den Betriebssystemen Windows und MacOS direkt unterstützt wird. Dieser Modus kommt ohne eine zusätzliche Treiberinstallation aus und vereinfacht den Betrieb eines solchen Geräts, da eine spontane Verwendung und auch an eine Kombination mit einem iPad möglich ist. Der Class Compliant Modus funktioniert unter MacOS besser als unter Windows, weshalb manche Hersteller auf spezielle Treiber für das Betriebssystem aus Cupertino verzichten.
Für Windows werden nur in Ausnahmenfällen keine Treiber benötigt, da hier die Audiodatenverarbeitung weniger effizient ist als unter MacOS. Es werden daher oft ASIO-Treiber zu Verfügung gestellt, die sich mit niedrigen Latzen betreiben lassen und in der DJ-Software explizit ausgewählt werden müssen. Hinweis: Manche Treiberinstallationen sind nur dann erfolgreich, wenn man mit Administratorrechten an seinem Betriebssystem angemeldet ist. Erfolgt dieses nicht, werden die Geräte vom System nicht richtig erkannt und funktionieren möglicherweise nicht.
Latenzeinstellungen
Ein weiterer wichtiger Konfigurationsschritt ist die richtige Dimensionierung des Audiopuffers. Dieser wirkt sich unmittelbar auf die Latenz aus beeinflusst damit die Gesamtperformance des digitalen Systems.
Der Audiopuffer dient als Zwischenspeicher, welcher bei der Hard- und Software-Kommunikation genutzt wird. Läuft dieser Speicher leer, kann es zu Störungen oder Störgeräuschen kommen. Wenn ihr einen Computer mit geringer Rechenleistung verwendet, müsst ihr einen recht großen Puffer wählen, der zu einer großen Latenz führt.
Unter Latenz versteht man die Antwortzeit der Software auf ein eingehendes Kommando. Also die Zeit, die es dauert, bis die Software eine Funktion ausführt, nachdem man beispielsweise eine Taste auf dem Controller gedrückt hat. Bei einer niedrigen Latenz werden die Befehle mit einer fast unmerklichen Verzögerung ausgeführt, dies ist z.B. wichtig, wenn Jogwheels zum Scratchen verwendet oder wenn schnelle Fader-Bewegungen ausgeführt werden sollen. Hohe Latenzen führen zu einer verzögerten Audioausgabe und erschweren eine exakte und schnelle Arbeitsweise und das Ausführen von Mixtricks.
Führt man sich dieses vor Augen, liegt es nah, mit einer niedrigen Latenz zu arbeiten, doch das ist leider nicht immer möglich, da diese wie erwähnt von der Leistungsfähigkeit des Computers, aber auch von der Qualität des Soundkartentreibers abhängt.
Wenn ihr eine zu geringe Audiopuffergröße wählt, die euren Computer überfordert, kommt es zu so genannten „Dropouts“, die sich als unschöne Knackser oder Programmhänger bemerkbar machen und unter Umständen dazu führen, dass die Software sogar komplett abstürzt. Da einige Laptops nicht die volle Leistung abrufen, wenn sie im Akku-Betrieb laufen, solltet ihr im Live-Einsatz immer ein Netzteil anschließen. Lässt sich eurer digitales System mit einer Latenz von circa 5 Millisekunden oder weniger störungsfrei betreiben, könnt ihr professionelle Mixtricks und Scratch-Manöver damit ausführen. Für weniger hektische Techno- und Housemixe funktioniert ein System auch noch mit bis zu 10 ms recht ordentlich. Sollte die Latenz deutlich darüber liegen, ist es ratsam, sich über die Anschaffung eines neuen, leistungsfähigeren Computers Gedanken zu machen.
Interner oder externer Modus
Einsteiger können mit der Auswahloption „interner oder externer“ Modus oft nicht viel anfangen, denn diese Bergriffe sind nicht selbsterklärend. Gemeint ist hiermit, ob das Mixen der Songs in der Software oder außerhalb mit einem DJ-Mixer erfolgen soll.
Wählt man den internen Modus, so kommen von der Software generierte Mischpultfunktionen zum Einsatz inklusive der Bearbeitung durch Equalizer und Kanalfader sowie dem Crossfader. Das komplette Ausgangsignal aus allen Decks gelangt als Mastersignal an die Soundkarte und wird dort über einen Stereokanal ausgegeben. Zum Vorhören benötigt man einen eigenen zusätzlichen Soundkartenausgang. Dieser Modus kommt bei der Verwendung der meisten Controller zum Einsatz. Die Bedienelemente in der Mixersektion des Controllers sind hierbei ausschließlich zur Fernbedienung der Software-internen Mixerfunktionen ausgelegt.
Im externen Modus findet der Mixvorgang außerhalb der Software mit einem DJ-Mischpult oder einem Hybrid-Controller statt. Ihr benötigt hierzu eine mehrkanalige Soundkarte, da jedes Deck ein eigenes Ausgangspaar verwendet. Die Ausgänge der Soundkarte werden hierzu mit den einzelnen Kanälen des Mischpults verkabelt.
Sonderfälle
Manche Programme wie Serato DJ Pro erlauben keine Auswahl für den internen oder externen Modus, sondern wählen diesen in Abhängigkeit der verwendeten Hardware selbst. Dieses ist dem geschlossenen System geschuldet, das nur mit speziellen Controllern, Mischpulten und Audiointerfaces zusammenarbeitet.
Bei hochwertigen Hybrid-Controllern wie den Pioneer DJ DDJ-SZ2, RZ oder SX2, die eine Mixer-Standalone-Funktion bieten, findet ein Betrieb im externen Modus statt, da diese mit einem mehrkanaligen Audiointerface ausgestattet sind, sodass extern gemischt werden kann.
Limiter und Autogain
Sollte das Master-Ausgangssignal eures Mixes nicht gut klingen, kann dies an pegelbeeinflussendenden Automatikfunktionen liegen, die in der Software aktiviert wurden. Hier löst das simple Ausschalten dieser Hilfestellungen in vielen Fällen das Problem.
Autogain
Eine automatische Pegelanhebung, oft als Autogain bezeichnet, findet sich praktisch in allen DJ-Programmen. Die Idee dahinter ist, dass alle Songs mit der gleichen Lautstärke wiedergegeben werden und der Mix insgesamt homogen klingt, ohne dass der Anwender manuell eingreifen muss. Wie man sich leicht vorstellen kann, sind diese automatischen Funktionen nicht perfekt, sodass es sinnvoll sein kann, mit manuellen Gain-Anpassungen zu arbeiten, wie bei einem klassischen Mixen mit einem Mischpult.
Limiter
Um Übersteuerungen zu vermeiden, gibt es in vielen DJ Applikationen einen Limiter im Master-Ausgang. Die entsprechenden Einstellungsoptionen sind meist an der gleichen Stelle zu finden wie die Autogain-Funktionen. Je nach gewählter Einstellung und gewähltem Kanalpegel fängt dieser Pegelspitzen ab oder komprimiert das Ausgangssignal sehr stark. Letzteres führt zu einem zusammengedrückten Signal, das nur wenig oder keine Dynamik mehr aufweist und dadurch „flach“ und einfach nicht gut klingt. Nutzt man die Limiter-Funktion, sollte man den Master-Pegel im Auge behalten und das Mastersignal so aussteuern, dass der Limiter möglichst nur sporadisch zum Einsatz kommt.
Probleme mit iTunes
Viele Anwender nutzen iTunes zur Songverwaltung und da die meisten DJ-Programme eine direkte iTunes-Schnittstelle bieten, scheint dieses auch naheliegend. Ein bequemer Zugriff auf einzelne Songs oder Playlisten ist hiermit möglich. Problematisch kann die direkte Verwendung dieses Songspeichers in einer DJ-Software aber aus folgenden Gründen sein:
Artwork funktioniert nicht: Manche Programme können das Artwork (Cover) aus iTunes nicht einlesen. Werden diese Songs nicht explizit in die Songbibliothek des DJ-Programms importiert, kann das Artwork nicht genutzt werden.
Songs in der Cloud
Einige Programme unterscheiden nicht zwischen lokal auf der Festplatte gespeicherten Songs und welchen, die sich in der Cloud befinden. Hierbei kann es zu Problemen kommen, da die Songs aus der Cloud nicht nutzbar sind und eine Fehlermeldung beim Laden erscheint.
Bearbeitungsfunktion: In der Regel lassen sich die Inhalte der iTunes-Bibliothek nicht direkt in der DJ-Software bearbeiten. Hierzu muss das DJ-Programm geschlossen und die Änderungen direkt in iTunes vorgenommen werden.
Kompatibilität: Apple nimmt von Zeit zu Zeit Änderungen an iTunes vor, die per Update eingespielt werden und dafür sorgen, dass eure DJ-Software keinen Zugriff mehr auf die Songs hat. Ein Problem, das in der Vergangenheit leider schon des Öfteren aufgetreten ist. Hier heißt es dann abwarten, bis der Hersteller des DJ-Programms eine passende Lösung anbietet.
Unsere Empfehlung: iTunes eignet sich zwar als zentrale Songverwaltung, ein Import in die Datenbank eines DJ-Programms sollte aber aus den genannten Gründen trotz alledem erfolgen.
Resümee
Die oben stehenden Ausführungen haben gezeigt, warum es wichtig ist, sich nach der Installation eines digitalen DJ-System, mit den Einstellungsparametern auseinanderzusetzen. Grundsätzlich ist die Einrichtung einer DJ-Software natürlich keine Raketen-Wissenschaft, aber es gibt einige Stellschrauben, an denen man gezielt Anpassungen vornehmen und Fachbegriffe, mit denen man sich auseinandersetzen sollte, damit sich die Funktionsweise und der Klang wie gewünscht präsentieren. Wenn ihr alle beschriebenen Hinweise berücksichtig, sollte euer System korrekt funktionieren und der Spielspaß kann beginnen. Aufpassen sollte man beim Austausch von Komponenten oder nach Updates und gegebenenfalls noch mal alle Einstellungen überprüfen, gerade dann, wenn ihr einen Live-Auftritt plant.
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Robert Pasec sagt:
#1 - 19.07.2018 um 19:20 Uhr
Diese ganzen Vielen Einstellungen erschrecken mich etwas. Bei VirtualDJ geht das eigentlich ganz einfach. Software installieren , Controller Treiber drauf und fertig. Die Default Settings passen in der Regel zu 99% und mehr Controller unterstützt eh keine andere Software.