Seit den frühen 1990er-Jahren beherrscht die Band Jamiroquai unangefochten den Funk-Olymp. Mit der ersten Veröffentlichung “Emergency on Planet Earth” aus dem Jahr 1993 haben die Briten Musikgeschichte geschrieben und mit ihrem eigenwilligen Mix aus Funk, Jazz und Pop (der auch gern als Acid Jazz bezeichnet wurde) eine neue Stilistik etabliert. Für die bassende Zunft war und ist jedes Album ein Fest, denn bei dieser Band blubbert und groovt es, dass es eine helle Freude ist! So möchte ich euch heute einen genialen Bass-Kracher aus dem Jahre 2010 vom Album “Rock Dust Light Star” ans Herz legen, auf dem neben vielen anderen tollen Songs auch der Song “All Good In The Hood” zu finden ist. Mit vier Single-Auskopplungen und weltweiten Chart-Platzierungen (in Kanada sogar 40 Wochen!), feierte die Band um den Paradiesvogel Jay Kay auch mit diesem Album wieder einmal einen grandiosen Erfolg.
“All Good in the Hood” – Originalvideo
Der Brite Paul Turner ist seit 2005 der Bassist der Band und auch immer wieder am Songwriting beteiligt. Mit Jamiroquai veröffentlichte er bislang drei Studioalben: “Dynamite” (2005), “Rock Dust Light Star” (2010) und erst letztes Jahr “Automaton” (2017).
Der 1968 in England geborene Bassist arbeitete bereits mit der Crème de la Crème der Pop-Musikszene, wie zum Beispiel Annie Lennox, Tina Turner, Bryan Ferry, Tom Jones und George Michael. Bei seinem Equipment setzt er auf Aguilar-Verstärker und -Boxen und bedient gerne Jazz-Bässe des finnischen Bassbauers Tom Stenback und der US-Kultmarke Fender.
Aber zurück zu “All Good In The Hood”: Wer Jamiroquai kennt, der weiß, dass es hier nicht nur um abgefahrenen Gesang und eine Menge funky Licks geht, sondern dass der Sound der Band auch immer mit äußerst ausgefuchsten und fetten Basslinien getragen wird. Klickt zum Einstieg daher zunächst erst einmal auf diesen YouTube-Link, damit ihr gleich in den originalen Song reinhören könnt:
“All Good in the Hood” – Rhythmik
Die von Paul Turner gnadenlos trocken und extrem tight eingespielte Basslinie hat es vor allem rhythmisch in sich, denn der ständige Wechsel zwischen Achtel- und 16tel-Offbeats fordert eine punktgenaue Platzierung. Besonders auffällig ist dabei die kurze Staccato-Spielweise der Achtel, die aber auch immer mal durch das Phrasierungsstilmittel “kurz-lang” aufgelockert wird.
Gleichzeitig möchten auch die Downbeat-Viertel knallhart auf dem Punkt genagelt werden. Hier stand sicherlich auch einmal mehr der unbestrittene König der Disco-Basslines Pate: Bernard Edwards, seines Zeichens Bassist von Chick, Sister Sledge etc.!
“All Good in the Hood” – Tonmaterial
Das Tonmaterial des Tracks wird mit vielen Oktaven, Moll-Pentatonik-Läufen und chromatischen Übergängen vergleichsweise schlicht gehalten. Um den Spielfluss voranzutreiben, setzt Paul Turner allerdings gerne Pull-Offs und Hammer-Ons ein.
Ein weiteres Phrasierungsmerkmal ist das Anspielen des Tones mit einem Slide von unten direkt auf Schlag. Dadurch kommt der eigentliche Ton etwas weicher (siehe Notation in Takt 11). Für diese Technik muss man erst mal ein Gefühl entwickeln, denn es darf eben nicht nach einer auftaktigen 16tel klingen; daher ist diese Phrasierung nicht zu verwechseln mit der Hammer-On-Figur in Takt 51, welche ja eine eindeutige Rhythmik darstellt, nämlich zwei 16tel gefolgt von einer Achtel!
“All Good in the Hood” – Noten/TABs/Soundfiles
Hier findet ihr die Noten, TABs sowie das von mir eingespielte Playback:
“All Good in the Hood” – Basssound
Den Basssound des Playbacks zu “All Good In The Hood” habe ich mithilfe eines Fender Jazz-Basses erzeugt – also exakt so, wie es uns Paul Turner auf dem originalen Track vormacht!
In diesem Fall habe ich zu meinem 1973er-Fender gegriffen, bei dem alle Regler voll aufgedreht sind und dessen Sound über meinen Two Notes “Le Bass”-Röhrenpreamp in die DAW gejagt wird.
Zusätzlich habe ich am EQ neben einem Low Cut bei 75 Hz noch die Bässe bei 100 Hz, die Mitten bei 700 Hz und die Höhen bei 5 kHz schmalbandig leicht geboostet.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Üben – am besten beginnt ihr wie immer erst einmal ganz langsam, um euch die einzelnen Takte und Licks Stück für Stück erarbeiten zu können.
Bis bald, euer Samy Saemann