Sabrina Carpenter prägt mit ihrem Mega-Hit „Espresso“ den Sommer 2024 und ist der Star der Stunde. Dabei ist sie bei weitem keine Unbekannte, hat sie doch bereits seit 2015 ganze sechs Alben veröffentlicht! „Espresso“ setzt auf ein bewährtes Rezept: Ein straighter Drum-Groove und eine funky Bassline – dafür bedanken wir uns sehr herzlich! „Espresso“ bietet für uns eine perfekte Mischung für den Sommer: Ein paar bassistische Highlights – aber nicht so viel, dass wir gleich ins Schwitzen kommen! Verantwortlich für diese kleine Bass-Perle ist Multiinstrumentalist Julian Bunetta, der den Song auch komponiert und produziert hat und nahezu jedes weitere Instrument eingespielt hat. Möglicherweise wurde die Bassline auch programmiert, aber da sie auf einem echten Bass einfach Spaß macht, soll uns das herzlich egal sein!
„Espresso“ – Originalvideo
Für ein gutes Sommer-Feeling sorgt bereits das Video zu „Espresso“:
„Espresso“ – Rhythmik
Eindeutig stehen die Downbeats (Zählzeiten 1 und 3) im Fokus der Bassline, denn sie dienen als Ruhepol. Dazwischen setzt Julian Bunetta immer wieder auch kleine Synkopen – Akzente also, welche zwischen dem Viertelpuls (1, 2, 3, 4) liegen.
Für die kleine Prise Funk sorgt die um eine Sechzehntel antizipierte (vorgezogene) Zählzeit 2. Am Ende jeder viertaktigen Phrase variiert Julian Bunetta mit simplen Mitteln, welche aber ihre Wirkung nicht verfehlen: Statt zwei Viertelnoten auf der 3 und 4 ersetzt er die 3 durch zwei Achtelnoten – ein einfacher, aber effektiver Trick, um aus einer zwei- eine viertaktige Einheit zu machen und das Ganze interessanter zu gestalten.
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„Espresso“ – Tonmaterial
Das tonale Zentrum des Songs ist eindeutig der Akkord Dm7. Mit ihm beginnt jede zweitaktige Phrase, und auf ihn wird auch immer wieder aufgelöst. Man sollte also meinen, wir sind in der Tonart D-Moll, welche bekanntlich die Töne D, E, F, G, A, Bb und C beinhaltet.
Die anderen beiden Akkorde lauten Em7 und Am7. Moment, da stimmt doch was nicht! Em7 besteht aus den Tönen E, G, B und D. D-Moll hat aber ein Bb und kein B. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass „Espresso“ sich des Tonmaterials D-dorisch bedient. Der Unterschied zu dem ”natürlichen Moll“ ist hier die große (B) anstelle der kleinen Sexte (Bb), was für einen moderneren und frischeren Sound sorgt.
Wer es noch genauer wissen möchte: D-Dorisch ist die zweite Stufe von C-Dur. Wir befinden uns hier aber dennoch nicht in C-Dur, da der Akkord Dm7 eindeutig im Mittelpunkt steht!
Julian Bunetta nutzt eine bewährte Kombination aus Grundton, Quinte, Septime und Oktave für seine Bassline. Nur im fünften Takt einer jeder Phrase wirft er eine kleine chromatische Überleitung von D nach E ein.
„Espresso“ – Spieltechnik und Basssound
Definitiv haben wir es hier mit einem Fünfsaiter zu tun – ob nun real oder virtuell. Natürlich kann man auch einen Viersaiter auf Drop D stimmen, dann wird der Song jedoch leider etwas unangenehm zu spielen. Stattdessen würde ich lieber jedes tiefe D im fünften Bund der A-Saite oktavieren.
Der Bass wird definitiv mit den Fingern angeschlagen, der Rest steht etwas in den Sternen. Man hört eindeutig, dass gleichzeitig noch ein Synth-Bass im Spiel ist – diese Tatsache macht es jedoch leider etwas schwierig, den E-Bass-Sound genau herauszuhören. Der runde und volle Charakter lässt meiner Meinung nach auf einen P-Style-Bass oder den Neck-Pickup eines Jass-Basses schließen.
Letztlich hat man aber freie Auswahl, entscheidend ist, dass die Mitten nicht zu präsent sind. Wie bei nahezu jeder modernen Produktion ist zu guter Letzt noch eine Menge Kompression im Spiel.
„Espresso“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten, TABs, sowie die von mir eingespielten Soundbeispiele zu „Espresso“.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt