Ich kenne zwei Gruppen von Musikliebhaber:innen: Eine, die die Band King’s X (noch) nicht kennen und eine andere, welche King’s X in tief empfundener Bewunderung verehren! Ich gehörte lange Zeit der ersten Sorte an, nach dem Hören von zwei Takten des Songs “Dogman” allerdings unmittelbar zur zweiten. Viele Jahre und viele King‘s-X-CDs später besitzt diese Musik für mich immer noch einen ganz besonderen Reiz. Das ungewöhnliche Trio aus Texas liefert seit über 40 Jahren eine beeindruckende Mischung aus hartem Rock, eingängigen Hooks, tollem Satzgesang und intelligenten Lyrics fernab des üblichen Chart-Einheitsbreis. Leider hatte die Band nie den kommerziellen Erfolg, den man ihr wünschen würde, und stand deshalb schon mehrfach vor dem finanziellen Aus. Das ist wohl bedauerlicherweise der hohe Preis für solch kompromisslose künstlerische Authentizität!
Wer sind King’s X? Wer ist Dug Pinnick?
Das “musikalische Epizentrum” von King’s X ist zweifellos Dug Pinnick. Der über 70-jährige Frontmann, Sänger, Songwriter und Bassist ist schon allein durch seine große und drahtige Erscheinung beeindruckend. Genauso beeindruckend ist aber sein monströs-metallischer Basssound, der sich zum einen aus fundamentalem Low End, zum anderen aus einem brutal verzerrten Höhenanteil zusammensetzt.
Früher erreichte Dug diesen Sound mithilfe mehrerer Bassamps sowie eines Gitarrenamps, welcher speziell für den verzerrten Anteil zuständig war. Heute hat er jedoch den Luxus, dass die New Yorker Tüftler von Tech21 ihm seinen eigenen zweikanaligen Signature-Amp an den durchtrainierten Leib geschneidert haben, der ihm diesen ikonischen Sound liefert. Darüber hinaus spielt Dug auch immer mit Plektron und besitzt daher per se relativ viel Attack in seinem Basston.
Pinnick ist aber auch bekannt dafür, gerne mal zum Acht- oder Zwölfsaiter zu greifen. Bei diesen Instrumenten kommt zu jeder Saite eines herkömmlichen Viersaiters jeweils eine (beim Achtsaiter) oder zwei (beim Zwölfsaiter) Diskant-Saiten hinzu, die eine oder zwei Oktaven höher klingen. Das Resultat ist natürlich ein extrem fetter Sound!
“Dogman” – Album und gleichnamige Single
Das Album “Dogman” stammt bereits aus dem Jahre 1994, klingt aber bis heute unverändert frisch und energiegeladen. Unter vielen Fans gilt diese Platte als das Meisterwerk der Band. Auf ihr finden sich in konzentrierter Form alle klassischen Attribute des Trios. Alle Songs befinden sich auf gleichbleibend hohem Niveau. Im Laufe der Bandgeschichte gab es natürlich viele großartige Alben, “Dogman” ragt aber für mich aufgrund seiner Geschlossenheit immer noch ein Stück heraus.
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Der gleichnamige Song “Dogman” besitzt mit 72 bpm ein recht langsames Tempo, entwickelt aber genau deshalb eine enorme Wucht – in Rezept, welches King’s X häufig verwendet und auf mich auch härter wirkt als so mancher Blastbeat.
Gerade das brachiale Unisono-Riff von Bass und Gitarre, welches den Vers dominiert, wirkt nach den luftigen zwei Takten mit lediglich Vocals und Drums jedes Mal geradezu wie ein Abrisshammer. Ansonsten gibt es hier keine großen spieltechnischen Besonderheiten, sondern nur guten alten Rock’n’Roll.
Erwähnt werden müssen aber noch die tiefer gestimmten Instrumente, die einen entscheidenden Anteil am Sound von King’s X haben: Dugs Bass-Tuning ist hier Db – Ab – Db – Gb. Der gesamte Bass ist also einen Halbton tiefer gestimmt, dazu die tiefe Saite noch einmal um einen Ganzton. Hach, wie herrlich ist doch ein ordentliches Drop Tuning im harten Rock!
“Dogman” – Originalvideo
Schauen und hören wir zuerst noch einmal ins Original hinein:
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Mehr Informationen“Dogman” – Transkribtion, Playback
Im PDF habe ich den Song in Standard-Tuning mit Drop-D notiert. Es ist wohl einfacher, Dogman mit entsprechender Software oder App einen Halbton hochzustimmen, als jedes Mal den kompletten Bass dem Song anzupassen. Ich habe euch mit Vers und Chorus die zwei dominierenden Parts aufgenommen.
So viel für heute! Wer von euch King’s X noch nicht kennt, dem kann ich “Dogman” als Einstiegsdroge wärmstens empfehlen. Weitere Klassiker dieser phänomenalen Gruppe sind “Ear Candy”, “Tape Head”, “Gretchen Goes To Nebraska”, “Out Of The Silent Planet”, “Ogre Tones”, etc.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt