Synthesizer sind seit ihrer Erfindung nicht nur aus technischer Sicht faszinierend – vielmehr sind sie eine Inspirationsquelle für alle, die sich auf der Suche nach neuen Klängen befinden. Dass der Markt an dieser Stelle nicht gerade kleiner wird, merkt man ganz besonders an der Vielzahl des Instrumentenangebots und insbesondere an den vielen Neuerscheinungen, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Schon lange haben die Hersteller erkannt, dass ein Synthesizer nicht mehr eine „eierlegende Wollmilchsau“ sein muss: Charakter und klangliche Eigenarten sind das, worauf es ankommt. Außerdem sind die vielen kreativen Ideen ein Zeichen dafür, dass weiterhin geforscht und entwickelt wird. Ganz egal ob vintage oder modern, analog oder digital, schwergewichtig oder transportabel: Bei jedem Synthesizer-Typen gibt es etwas zu entdecken. Wir widmen uns deshalb der Frage: Welcher Synthesizer-Typ bin ich eigentlich? Und welche Synthesizer-Typen gibt es überhaupt?
Die Liste der Top 6 Synthesizer-Typen
Sicherlich geben sowohl Musikrichtung als auch Geschmack schon eine gewisse Orientierung bei der Suche nach dem perfekten Synthesizer für den Spieler. Aber auch andere Faktoren wie z. B. das Betätigungsfeld und die Praktikabilität spielen eine entscheidende Rolle in der Wahl des richtigen Synths. Als Bandmusiker empfiehlt sich ein Modularsystem à la Keith Emerson schon lange nicht mehr. Als experimenteller Soundtüftler hingegen stößt man mit einer Wavetable-basierten Workstation klanglich schnell an deren Grenzen. Wo kann man also eine Abgrenzung schaffen? Gibt es den Analog-Liebhaber oder den Workstation-Keyboarder heute noch?
Meine Suche nach einer Typen-Unterscheidung muss ich an dieser Stelle verallgemeinern – in der Realität wird es sicherlich Schnittmengen zwischen verschiedenen Synthesizer- und Anwendertypen geben. Dennoch ist die nachfolgende Kategorisierung in verschiedene „Archetypen“ eine spannende Frage. Und genau deshalb habe ich meine ganz persönlichen „Top 6“ aufgelistet und mich dabei an praktischen Einsatzgebieten orientiert. Neben Einblicken in die Synthesizer-Welt, verweist dieser Artikel an den entsprechenden Stellen auf unsere Testberichte. Viel Spaß beim Studieren und der eigenen Orientierung!
1) Produzent / Komponist: Einmal komplett, bitte!
Unser erster Arche-Typ arbeitet im Studio als Komponist oder z. B. als Produzent und braucht im täglichen Beruf einen leistungsstarken Synthesizer mit einer möglichst breiten Palette an Sounds: Spontane Ideen müssen mit ein paar schnellen Handgriffen sofort aufgenommen werden können. Oftmals kommen zündende Ideen ganz plötzlich aus dem Nichts, und was könnte hier störender sein als eine langwierige Suche nach dem richtigen Sound!
Hauptwerkzeug für unseren Typ 1 ist eine Workstation, wie sie von allen großen Herstellern auf dem Markt erhältlich sind. Eine der womöglich vielseitigsten Workstations auf dem Markt ist nach wie vor der Korg Kronos, den wir bereits im Test vorgestellt haben. Neben einem großen Display bietet der Kronos den Vorteil, über 9 autonome Sound-Engines mit einer hohen Flexibilität zu verfügen, die die Gestaltung von Klängen sehr erleichtert. Alleine 5 dieser Engines sind virtuelle Synthesizer und bedienen sowohl den Vintage- als auch das Genre der modernen Sounds.
Auch Yamaha und Roland setzen mit ihren Flagschiffen Montage sowie den Modellen der FA-Serie klare Zeichen in der Workstation-Kategorie. Interessant ist auch ein Trend, der sich erst in den letzten Jahren entwickelt hat: Neben den großen Workstations bieten die Hersteller immer mehr abgespecktere Keyboards an, die sich zwar an den großen Versionen orientieren, aber eine etwas geringere Funktionalität und dafür eine oft intuitivere Bedienung bieten. Zu dieser Kategorie zählen beispielsweise die Yamaha MO-Serie und die Juno-DS-Synthesizer aus dem Hause Roland.
Unser Synthesizer-Typ 2 ist, wie man unschwer am Titel erkennen kann, der Sound-Purist mit Analog-Präferenz. Hier steht der Klang an erster Stelle, und zwar weit vor den Faktoren Benutzerfreundlichkeit und Flexibilität. Als Analog-Liebhaber steht man auf Synths mit Charakter und ausgeprägten Stärken. Nicht selten hört man echte Analog-Spezialisten solche Dinge sagen wie z. B.: „Den Synth muss man haben, wenn man auf den typischen 80s-Synth-Brass steht!“.
Ich habe die Rückkehr der Vintage-Keyboards selbst miterlebt und weiß den Reiz dieser vielen Keyboards zu schätzen. Genauer gesagt: Erst die Zeit der Vintage-Rückkehr habe ich bewusst mitbekommen. Bei mir fing alles zunächst mit dem echten Rhodes-Piano an, ging dann über den Fender Princeton weiter und endete kurz darauf in meiner Vorliebe für den Roland Juno 60. In der großen Frage nach „analog oder digital“ sollte man sich natürlich auch fragen, welche Art von Musik man machen selbst möchte. Die vielen analogen Synthesizer stehen oftmals für einen ganz speziellen Sound oder bestimmte Musikstilrichtungen, denn sie haben schließlich einen großen Beitrag zur Klanglandschaft der 1970er und 1980er Jahre geleistet. Hinzu kommt die immer salonfähiger gewordene Techno-Musik, deren Ursprung in den 1990er Jahren liegt, und die sicherlich ebenfalls zur Popularität der Analog-Synths führte.
Dabei bedeutet der bis heute andauernde Vintage-Hype natürlich keinesfalls, dass man zu den Sammlern alter Synthie-Schätzchen gehören muss, um überhaupt in den Genuss eines warmen Analogsounds zu kommen. Seit einigen Jahren erscheinen regelmäßig neue Synthesizer auf dem Markt, die wieder über eine teilweise oder sogar vollständige analoge Klangerzeugung verfügen. Ein Filter à la Moog, eine „Best Of Both Worlds“ heißt für mich das Stichwort, denn es gibt ja auch schöne Dinge an der digitalen Domäne. Ein persönliches Highlight eines solchen Hybriden ist für mich beispielsweise der Novation Peak, welcher über digitale Oszillatoren und ein analoges Filter verfügt und damit einen sehr satten, analogen Sound hinbekommt.
Auch für ein schmales Budget gibt es mittlerweile einige Möglichkeiten: Wer für einen analogen Sound wenig Geld ausgeben will, der sollte sich z. B. den Korg Minilogue einmal ansehen. Ebenso empfiehlt sich der günstige Klon des berühmten Minimoog aus dem Hause Behringer: Das Model D oder auch „Boog“ genannt, sollte man sich einmal genauer ansehen.
Meine persönlichen Vintage-Favoriten sind die Roland Synthesizer Juno 60 und Jupiter 8, die mich aufgrund ihres legendären Klanges und der einfachen Bedienung geprägt haben. Der Juno 60 ist dabei insbesondere ein gutes Einstiegsgerät, was das Verständnis für die subtraktive Synthese anbelangt, denn er lässt sich dank des aufgeräumten Bedienpanels auch einfach verstehen. Darüber hinaus bin ich mir sicher, dass man ihn eigentlich gar nicht falsch bedienen kann!
In eine ganz andere Kategorie gehört unser Synthesizer-Typ 3, der mit einem Sinn für das Verspielte auch gerne die Einschränkungen kleinerer Synths in Kauf nimmt, um die Vorzüge der „mobilen Klangsynthese“ zu genießen. Das Wichtige ist: Es muss kompakt und leicht sein, sonst macht es keinen Spaß. Der Klang darf darunter aber nicht leiden, soviel ist klar! Wir setzen an dieser Stelle übrigens Kopfhörer voraus, denn die meisten transportablen Synths verfügen nicht über den Luxus eingebauter Lautsprecher.
Als Urvater des transportablen Synthesizers fällt mir sofort mein persönlicher Favorit ein: Der Korg Microkorg. Dieser Synthesizer existiert mittlerweile schon seit etwa 16 Jahren und erfreut sich dank seines Batteriefachs und der amtlichen Klangerzeugung noch heute einer sehr großen Beliebtheit! Darüberhinaus hat der Erfolg des Microkorgs zu weiteren Ablegern der kleinen und schicken Mini-Synths geführt. Über die großen und kleinen Knöpfe lässt sich der Microkorg fast ausschließlich per Drehregler bedienen, was komfortabel ist unterwegs wirklich Spaß macht. Da kann man sein Handbuch auch mal vergessen, ohne dass man aufgeschmissen ist!
Nicht nur optisch, sondern auch technisch gesehen, ist die Novation Mininova dem Microkorg ähnlich. Auch sie lässt sich mit Batterien betreiben und eignet sich prima als mobiler Begleiter. Gleich danach folgt ein Kandidat aus Yamahas Reface-Reihe: Bei dem Yamaha Reface CS handelt es sich um einen kleinen virtuell-analogen Synthesizer, der ganz nach dem Prinzip „What You See Is What You Get“ funktioniert. Als acht-stimmiger Synth mit integriertem Lautsprecher bietet er damit ein besonders praktisches Feature, denn man kann ihn so gesehen auch mit an den Strand nehmen und ihn im Kontext einer Lagerfeuer-Gitarre benutzen. Im Übrigen ist für die Reface-Serie ein spezielles Umhänge-Set erhältlich, dann verwandeln sich die Reface-Keyboards in echte Keytars!
Und wer an dieser Stelle denkt, kleiner geht’s ja gar nicht mehr, der irrt. Verzichtet man auf den Komfort der haptischen Tasten, dann ist der Korg Volca Keys sicherlich ein interessantes Modell für den mobilen Einsatz. Mit einem Preis von ca. 150 € ist dieser derzeit der günstigste Analog-Synth im Mini-Format auf dem Markt.
Flexibilität und Pragmatismus sind das A und O einer Coverband. Die verschiedensten Sounds müssen durch einfaches Klicken sofort verfügbar sein – das erfordert eine unkomplizierte Bedienung und natürlich die entsprechende Soundpower: Layer-Sounds bestehend aus Synth-Brass und E-Piano, Synth-Flächen und ein Lead-Solo gehören hier zum Pflicht-Repertoire.
Bist Du Synthesizer-Typ 4, dann gibt es jedenfalls keine Zeit für Experimente! Die wichtige Arbeit erfolgt in der Regel vor dem Auftritt: Alle Sounds werden programmiert und in einer entsprechenden Reihenfolge abgespeichert – auf der Bühne werden dann nur wenige Parameter, wie z. B. der Filter-Cutoff verändert. Dazu gehören auch oftmals mehrere Keyboards. Herzstück des Setups sollte ein speziell für die Bühne entwickeltes Keyboard mit vielen Zugriffsmöglichkeiten sein. Dafür gibt es seit einiger Zeit ein paar besondere Instrumente.
Für mich zählt der Nord Stage 3 zu den Workstations, die genau in diesen Bereich fallen, denn durch viele Regler und ein einfaches Menü lassen sich Presets auf die Schnelle erstellen und abrufen. Die Bedienung der Nord-Keyboards geht außerdem meistens ganz ohne Untermenüs von der Hand. Die überschaubare Synthesizer-Sektion beim Nord Stage 3 ist ein Vorteil, wenn es mal schnell gehen soll!
Auch das Korg Grandstage ist für den flexiblen Bühneneinsatz gedacht. Sieben autarke Soundengines sorgen für den Sound unterschiedlichsterer Genres. Außerdem stehen die wichtigsten Funktionen und Sektionen in sofortigem Zugriff und neue Sounds lassen sich “on-the-fly” bauen und zusammenstellen. Auch hier gibt es von Pianos über Flächen, Orgeln, bis hin zu Synth-Sounds alles.
In eine ähnliche Richtung bewegt sich auch die V-Combo-Serie von Roland, die ihre Klangerzeugung dem Nord-Prinzip ähnlich in Orgel, Piano und Synthesizer unterteilt. Über die Registrierungs-Taster lassen sich Presets abspeichern und abrufen, was für den Bühnenalltag eine unerlässliche Maßnahme ist. Eine zugehörige App für das iPad lässt die Synthesizer-Abteilung in einem grafisch-ansprechenden Menü erscheinen, was die Synth-Abteilung sehr bereichert!
Als Spezialfall unter den Synth-Enthusiasten gibt es natürlich auch den Verfechter der virtuellen Klangerzeugung. Bedenkt man etwa, dass alle Hardware-Synthesizer, vor allem jene aus der Vintage-Abteilung irgendwann reparaturbedürftig werden, dann haben Synth-Plugins hier einen klaren Vorteil: Sie gehen nicht kaputt, sind stimmstabil und erlauben das Spiel über diverse Controller-Keyboards. Hier habe ich ein paar Highlights der virtuellen Synths zusammengestellt, denn einige Entwickler bringen nämlich auch erstaunlich gute, kostenlose Synth-Plugins auf den Markt.
Beginnen wir hier mit einem virtuellen Juno-60, den die schweizer Firma Tal-Audio entwickelt hat. Der Tal-U-No-Lx ist die kostenpflichtige Variante des frei erhältlichen Tal-U-No-62 und kommt seinem realen Vorbild erstaunlich nahe. Hat sich die Frage nach Analog oder Digital hiermit womöglich erledigt?
Weiter geht es mit dem FM8, der im krassen Gegensatz eine eher hochgezüchtete, digitale Weiterentwicklung der auf FM-Synthese basierten Instrumente darstellt. Der FM8 gehört zum Komplete-Bundle von Native Instruments und wird daher den meisten Synthesizer-Schraubern bekannt sein. Daneben findet man im Internet mittlerweile eine schier unendliche Auswahl anvirtuellen Synthesizern – es lohnt sich also, sich auf eine kleine Entdeckungsreise zu begeben.
Zum Abschluss widmen wir uns dem experimentellen Synthesizer-Enthusiasten. Auch hier hat es in den letzten Jahren einen regelrechten Boom gegeben, denn nicht nur Sound-Liebhaber, sondern auch verschiedenste Hersteller haben das Modularsystem wiederaufleben lassen, wie wie z. B. Pittsburgh das Modular System 10.1 plus. Was in den 1970er Jahren noch die Größe eines Kleiderschranks hatte, ist heute aber auch in kleineren Formaten möglich. Bereits im letzten Jahr gab es diesbezüglich mehrere erfreuliche Nachrichten: Moog legt das System IIIC wieder auf und auch Roland bringt mit dem System-500 einige Komponenten des berühmten System-100m erneut auf den Markt. Das Synthesizer-Fieber hat also wieder um sich gegriffen und wieder zu einer Welle der Neuinfizierungen geführt. Spaß beiseite – tatsächlich bietet das Modularsystem die größte soundtechnische Vielfalt, die man sich vorstellen kann. Ist die Reihenfolge der einzelnen Abteilungen wie z. B. Oszillator, Filter und Hüllkurven in den meisten Synthesizern vorkonfiguriert, so bietet das Modularsystem weitere Möglichkeiten, grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Auch der deutsche Hersteller Doepfer hat ein Einsteiger-System entwickelt, um sich der modularen Synthese behutsam zu nähern.
Die finale Frage lautet jetzt natürlich: Welcher Synthesizer-Typ bin ich denn eigentlich? Kann man eine Einteilung überhaupt so drastisch vornehmen? Meine vorgestellten 6 Synthesizer-Typen bieten eine grobe Übersicht über das Angebot an Synthesizermodellen und sollten als Hilfestellung bei der Suche nach dem richtigen Synthesizer betrachtet werden. Ich hoffe, dass dieser Artikel ein paar Ideen und Tipps für den zukünftigen Synthesizer-Besitzer bereitstellt. Machen wir uns nichts vor: Die derzeitige Auswahl an verschiedensten Synthesizermodellen ist geradezu unüberschaubar und manchmal sieht man hier den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wer sich von diesem Artikel inspirieren lässt, den kann ich dazu ermutigen, sich etwas Zeit zu nehmen und sich auf die Entdeckungsreise zu begeben. Die hier genannten Synthesizer bieten nur einen kleinen Einblick auf all das, was in der Synthesizerwelt existiert. Daneben liefern natürlich auch unsere vielen Testberichte detaillierte Informationen und Klangbeispiele – die Frage nach dem perfekten Synthesizer lässt sich hier also sicherlich klären!
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