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Pat Metheny im Interview zu “MoonDial”

Für sein neues Solo-Album „MoonDial“ ließ sich Pat Metheny von einer, von Linda Manzer gefertigten Bariton-Nylonsaiten-Gitarre inspirieren. Das Instrument erschloss ihm, so sagte er uns im Interview, ein „neues Klang-Universum“. Was uns der 20-fache Grammy-Gewinner sonst noch so über Klassik-Gitarren, Musik-Genres, Tourleben, Awards und Johann Sebastian Bach berichtete, ist geistreich, unterhaltsam und dazu erfrischend unkonventionell. 

Shutterstock / von Ben Houdijk
Shutterstock / von Ben Houdijk

bonedo: Zu Deinem neuen Album, „MoonDial“, hat Dich eine von Linda Manzer* gefertigte Gitarre inspiriert. Wie groß ist der kreative Anteil der Gitarre an dem Album?

Pat Metheny: Das stimmt, die Gitarre hat mich tatsächlich zu dem Album inspiriert. Aber das ist eine längere Geschichte, die – genau genommen – bereits in meiner Kindheit begonnen hat. 

Wir sind ganz Ohr …

Also gut: Schon als Kind hat mir jemand gezeigt, wie man eine Bariton-Gitarre stimmt. Das Instrument hat mich sofort fasziniert. Zehn Jahre lang habe ich auf einer Bariton-Gitarre gespielt und sie wirklich kennen gelernt. Ich habe verstanden, dass das weniger eine Gitarre, sondern mehr ein Instrument ist, das drei zweisaitige Instrumente vereint. Die oberen zwei Saiten ähneln einer Bratsche, die mittleren zwei einer Geige und die unteren zwei Saiten einem Cello. Es ist nicht so leicht, das zu verstehen – und noch schwerer, sie zu spielen. Denn man muss wirklich jeden dieser drei Abschnitte gesondert anspielen und organisieren. Schließlich kam ich an den Punkt, an dem ich ziemlich gut damit umgehen konnte. Ich verstand, um was es bei einer Bariton-Gitarre geht und ich wurde vielleicht sogar zu einem Repräsentanten dieses Instruments. Wenn ich sie spiele oder darauf komponiere, dann geht das fast zwangsläufig in Richtung klassische Musik. Es ist, als ob man für ein Streichquartett schreiben würde. 

Schon vor 20 Jahren hast Du „One Quiet Night“ aufgenommen – ebenfalls ein Solo-Werk, auf dem Du auch schon eine von Linda Manzer gefertigte Bariton-Gitarre spielst … 

Genau. „MoonDial“ ist sozusagen die Fortsetzung. Linda hat mir schon vor Jahren diese Bariton-Gitarre gebaut. Das Problem aber war, dass ich keine Saiten finden konnte, die der Gitarre entsprachen. Witzigerweise bin ich kurz vor dem Start meiner aktuellen Tournee beim Herumdaddeln auf Youtube auf ein Video gestoßen, in dem jemand einen neuen Saiten-Typ vorgestellt hat. Das hat mich interessiert und ich habe sofort einen Satz davon bestellt. Unmittelbar vor der Tourpremiere kamen die Saiten an, die ich gleich auf Lindas Gitarre aufgezogen habe. Als ich die Saiten anschlug, war ich hin und weg. Es hat sich für mich ein neues Klang-Universum aufgetan. Natürlich habe ich die Gitarre für die Tour eingepackt. 

… und sie auch gleich eingesetzt …

Ja, aber zunächst sehr verhalten. Am ersten Abend spielte ich nur ein Stück darauf, dann waren es zwei, dann drei, dann vier … so ging das immer weiter. Ich war so fasziniert von der Gitarre, dass ich nach den Konzerten im Hotelzimmer immer eine weitere Stunde lang darauf gespielt habe. Nach dem ersten Teil der Konzertreise – also nach etwa 60 Konzerten – habe ich die Tour für zehn Tage unterbrochen, um die Songs aufzunehmen, die ich darauf während der Tour gespielt habe. Stücke, die ich oft gar nicht vor Publikum gespielt habe, sondern nur bei den Soundchecks oder eben im Hotelzimmer. Das Ergebnis ist mein neues Album „MoonDial“. Du hast also recht: Bei dem Album dreht sich alles um diese neue Bariton-Gitarre. Sie inspiriert mich, sie ermöglicht mir einen neuen Sound, eine neue Sprache. 

Der Titeltrack des Albums erinnert mich trotzdem an einen Klassiker – an den Latin-Evergreen Agua De Beber, liege ich damit richtig?

Das ist witzig, dass du das sagst. Denn dein Kollege, mit dem ich das vorherige Interview geführt habe, meinte, der Song erinnere ihn an den Beatles-Track „Eleanor Rigby“. In beiden Fällen habe ich keine Ahnung, wovon ihr sprecht (lacht). 

Wir irren uns also beide?

Vielleicht. Aber ich weiß es nicht. Vielleicht habt ihr auch beide recht – oder nur einer von Euch. Ich bin jetzt seit vielen Jahren auch Bandleader. Was mache ich da? Ich versuche die Stärken und Schwächen von meinen Mitmusikern zu erkennen und richte daran das Live-Programm aus – ich stelle die Stärken meiner Mitmusiker heraus. Was sie weniger gut draufhaben, lasse ich weg. So ähnlich verhielt es sich auch auf „MoonDial“, denn die Gitarre war sozusagen meine Band oder zumindest ein Teil der Band. Ich habe mir dieselben Fragen gestellt: wozu ist sie gut geeignet? was geht weniger gut oder gar nicht mit ihr? „MoonDial“ ist damit auch so etwas wie die Visitenkarte dieser Gitarre. 

Ich habe das Gefühl, dass Nylonsaiten-Gitarren etwas unterrepräsentiert in der Musikszene sind. Du spielst immer wieder eine und dann haben wir natürlich noch Willy Nelson, den man sich ohne seine „Trigger“ gar nicht vorstellen kann. Aber sonst? … 

Was mich betrifft, wurde ich durch Leute wie Kenny Burrell, Jim Hall und Wes Montgomery auf die Gitarre aufmerksam. Richtungsweisende Traditionalisten. Als ich dann anfing, selbst Gitarre zu spielen, habe ich meine Gibson an einen kleinen Verstärker angeschlossen und viele Orgel-Trio-Gigs in Kansas City gespielt. Das war’s für mich. Genau zu dieser Zeit kam erstmals eine Nylonsaiten-Gitarre auf den Markt, die man an einen Amp anschließen konnte. Ich besorgte mir eine und spielte mit ihr im Orgel-Trio. Sogenannte „Jazz-Gigs“ – bei denen natürlich nicht die von dir erwähnte Jobim-Komposition „Agua De Beber“ fehlen durfte. Unser Organist war von dem Sound der Klassik-Gitarre sofort begeistert. Ich habe schnell gemerkt, dass die Gitarre diesen Aspekt der Orchestrierung bieten kann. Vor allem aber wurde mir klar, was Bossa Nova bedeutete und immer noch bedeutet. Und das ist etwas, das komplett auf der Nylonsaiten-Gitarre, der Violão, wie sie im brasilianischen Portugiesisch heißt, aufgebaut ist.

Du hast also schon immer auch auf Klassik-Gitarren gespielt?

Ja, absolut. Und ich habe die Nylonsaitengitarre in verschiedenen Band- und Aufnahmesituationen eingesetzt. Auf der Platte „Travels“ habe ich sie beispielsweise bei dem Song „Farmer’s Trust“ gespielt. Noch wichtiger wurde sie für mich, als ich mit Charlie Haden das Doppel-Album „Beyond the Missouri Sky“ gemacht habe. Er meinte vor den Aufnahmen, dass ich nur diese eine Konzertgitarre mitbringen solle, da er diesen Gitarrensound so liebte. Natürlich habe ich ihm diesen Gefallen nicht getan und eine ganze Reihe von Gitarren mitgebracht – dennoch hat der Nylon-String-Sound das Album geprägt. 

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Was gefällt Dir so an Nylon-String-Gitarren?

Zum einen ist es der weiche Klang. Zum anderen, dass sie viel nachsichtiger ist als eine Westerngitarre. Man kann etwas riskieren, ohne dass es gleich peinlich wird, wenn es schiefläuft. Stahlsaiten muss man dagegen wirklich kraftvoll andrücken und man muss bei ihnen extrem aufpassen, dass man sauber greift und keine Fehler macht – auch weil sie so laut sind und jeder den Bock mitbekommt. Mit Nylonsaiten hat man also mehr Spielraum und ich denke, das ist auch auf der Platte zu hören. Was noch zu erwähnen ist: Nylonsaiten klingen irgendwie orchestral, sie rufen – zumindest in mir – dieses Klassik-Gefühl hervor. Auch das ist auf „MoonDial“ gut zu hören. 

Als Kontrapunkt zu den traditionellen Nylonsaiten-Gitarren hast Du Dich immer für neue Techniken interessiert: Du hast beispielsweise mit Synthesizer und Synclavier experimentiert. Versuchst Du Dich jetzt auch mit KI? 

Nun, zumindest habe ich keine Angst davor. Ich verfolge das mit Interesse und ich kann mir vorstellen, dass KI ein weiteres Werkzeug, ein weiteres Hilfsmittel sein kann. Ohnehin ist Musik für mich nicht nur an traditionelle Instrumente gebunden. Musik funktioniert auf verschiedenen Ebenen. 

Wie meinst Du das?

Es geht nach meiner Theorie darum, die guten Noten zu finden. KI kann da behilflich sein. Dann aber stellt sich die Frage: Was bedeutet das? Das war schon in den frühen 70ern in der Improvisationsmusik der Fall, als John Scofield und ich ungefähr zur gleichen Zeit auftauchten. Es hat sich herausgestellt, dass es auf die Geläufigkeit, auf das schnelle Spiel, gar nicht so sehr ankommt. Anfangs war das ein kleiner Schock für mich, als mir klar wurde, dass es unglaublich viele Gitarristen gibt, die sehr gut spielen können; die handwerklich wirklich top sind. Aber darum geht es gar nicht so sehr. Vielmehr geht es darum: Was hast du mir zu sagen? Spüre ich im Spiel deine Persönlichkeit? Welche Inhalte, welche individuelle Note hast du anzubieten? KI ist ein weiteres Tool, das – richtig eingesetzt – dabei helfen kann. Wie schon gesagt, ich habe keine Angst davor. Aber mal sehen, wo wir in fünf Jahren stehen. Aber ich denke und ich hoffe, dass es auch in Zukunft um Sinn und Seele und Geist gehen wird. 

“Ehrlich gesagt, ist es für mich einfacher, auf Tour zu gehen und Gigs zu spielen als das zivile Leben. An den Tour-Alltag bin ich einfach gewöhnt. Alles ist strukturiert und überschaubar.”

Du hast einen großen Teil deines Lebens auf Tournee verbracht und Konzerte in der ganzen Welt gegeben. Liebst du immer noch dieses Nomadenleben?

Stimmt, ich bin jetzt schon über 50 Jahre auf Achse und ich mag es immer noch. So wie in der Musik, kommt es immer darauf an, die Balance zu finden. Auch im Privaten. Ich habe drei Kinder und eine großartige Frau und wir sind eine wirklich nette Familie. Das ist ein wichtiger Teil meines Lebens und ich hoffe, dass sich das auch in der Musik widerspiegelt. 

Was magst Du am Tourleben?

Ehrlich gesagt, ist es für mich einfacher, auf Tour zu gehen und Gigs zu spielen als das zivile Leben. An den Tour-Alltag bin ich einfach gewöhnt. Alles ist strukturiert und überschaubar. Im Grunde geht es doch dabei nur um die Fragen: Wann ist Soundcheck? Um wie viel Uhr der Auftritt? Und: Was muss ich tun, damit ich heute Abend so gut wie möglich spiele? Es geht bei jeder Show nur um diesen einen Auftritt. Egal, ob ich am Vortag Weltklasse oder Regionalliga-Niveau geboten habe. Ein Leben mit dieser intensiven Konzentration auf den Moment ist ein echtes Privileg. Es geht nur darum, warum ich ein A nach diesem g-Moll 7 gespielt habe, obwohl es auch ein B hätte sein können, das zum C gegangen wäre … und so weiter. Das Tourleben ist für mich also wirklich viel einfacher, da ich nur bereit sein muss, so gut wie möglich zu spielen. 

Gibt es Regionen, wo Du besonders gerne auftrittst?

Was mir schon immer aufgefallen ist: Da ich zu 99 Prozent Instrumentalmusik mache, gibt es also keine Texte, keine Sprache und damit auch keine Sprachbarrieren. Es ist interessant zu sehen, wie ähnlich die Menschen auf diese oder jene Melodie oder Passage reagieren. Für mich ist das eine Bestätigung, dass Musik eine Weltsprache ist und: dass wir Menschen alle gleich sind. 

In Deutschland kennen Dich Pop-Fans von dem Hit mit David Bowie, „This Is Not America“. Welche Erinnerung hast Du an die Sessions im Jahr 1984?

Zunächst einmal ist und bleibt es ein wirklich großes Protestlied. Vor allem aber hat sich die Begegnung mit David Bowie für mich eingeprägt. Ich muss zugeben, dass ich zu dem Zeitpunkt, als wir den Song aufnahmen, gar nicht so viel über Bowie wusste. Aber er hat mich schwer beeindruckt: Er war einer der klügsten Menschen, mit denen ich je zu tun hatte. Er war brillant. Brillant und einzigartig. Ihm bei der Arbeit zuzusehen war für mich eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde. 

“Ich fühle mich von allem angezogen, was mit Kreativität zu tun hat. Aber Genres? Das hat mich noch nie interessiert.”

Könnte Dich auch heute noch die Zusammenarbeit mit einem Pop-Act interessieren?

Pop, Jazz, Klassik, Rock, Emo, House, Trap … ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wovon zum Teufel die Leute da reden. Musik ist eine große Sache, viel zu groß für diese Begriffe. Mir geht es um ganz andere Dinge. Zum Beispiel, wenn ich jemanden höre, der wirklich ein persönliches Anliegen mitzuteilen hat – egal in welcher Form das auch geschieht. Ich fühle mich von allem angezogen, was mit Kreativität zu tun hat. Aber Genres? Das hat mich noch nie interessiert. Das ist Marketing und dabei geht es fast genauso sehr um die Verpackung, um die Klamotten, die jemand trägt, wie um die Musik. Das alles ist mir völlig egal. 

Hältst Du es da schon mehr mit dem berühmten Zitat von Duke Ellington, wonach es nur zwei Arten von Musik gibt: Gute und weniger gute Musik. 

Ich weiß nicht so recht … Ich habe das Gefühl, dass es auch einen Platz für so genannte schlechte Musik gibt. Ich schränke es also nicht einmal auf diese Weise ein. Wenn die Stimme von jemandem zu einem Ergebnis führt, das ehrlich und dabei fast objektiv schlecht ist, würde ich wahrscheinlich trotzdem positiv darauf reagieren. Weil ich sagen würde: Mann, diese Person bringt wirklich etwas rüber, was ihm wichtig ist. Andererseits setzt mein persönliches Interesse an Musik ein bestimmtes Level voraus – eine Qualität, die sich in den letzten Jahrhunderten etabliert hat. Ich schaue also eher nach Musikern, die auch wirklich Musiker sind. 

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Welche wären das zum Beispiel? Hast Du so etwas wie einen Lieblingsmusiker oder ein Lieblingsalbum? 

Oh Mann, das ist nicht fair. Aber vielleicht hilft Dir das weiter: Der Grund, warum ich Musiker wurde, war das Miles Davis-Album „Four & More“. Die LP hat sich mein älterer Bruder Mike gekauft, als ich so elf oder zwölf Jahre alt war. Das war für mich ein Erweckungserlebnis. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon alles Mögliche gehört und stand ziemlich auf die Beatles. Aber diese Musik war anders – und ich wollte sie verstehen. Sie hat mich fasziniert, und diese Faszination hat sich nicht nur auf Miles beschränkt. Das Ridebecken-Spiel von Drummer Tony Williams war für mich beispielsweise genauso wichtig und überwältigend. Diese Musik war für mich dann einfach alles – und sie ist es immer noch. 

Pat, Du bist schon eine ganze Weile auf Solo-Tour. Vermisst Du nicht manchmal das berühmte Bandgefühl?

Wenn ich diese Tour abschließe, werden das insgesamt 150, 160 Solo-Konzerte sein. Das ist für mich normal. Mittendrin habe ich mir in Japan eine Woche Pause davon gegönnt und mit Bassist Ron Carter und Drummer Joe Dyson ein paar Shows gespielt. Und Mann, es war toll, wieder mit einer Rhythmus-Gruppe zu spielen. Das ja, aber es war auch vertraut. Ich mache einfach viel – und viele verschiedene Sachen. Momentan habe ich drei weitere Projekte am Laufen, die fast fertig sind. Alle drei sind keine Solo-Projekte, sondern ganz andere Sachen. Wie schon erwähnt, geht es mir darum, das richtige Gleichgewicht zu finden. 

Du bist am 12. August 70 Jahre alt geworden. Macht Dir die Zahl Angst?

Nein, gar nicht. Aber dazu habe ich eine kleine Geschichte parat: Als ich mein Album „Bright Size Life“ aufnahm (mit Jaco Pastorius am Bass, Anmerk. der Red.), war ich 18 Jahre alt. Bob Moses, mein damaliger Schlagzeuger und guter Freund, hatte damals einen Spitznamen für mich: Methusalem. Sein Eindruck von mir war, dass ich als 18-Jähriger super-alt war. Und jetzt bin ich 70 – und dafür wahrscheinlich unheimlich unreif. In vielerlei Hinsicht habe ich mich aber gar nicht so sehr verändert. Es ist nur so, dass ich jetzt viel mehr weiß. Ich weiß viel mehr über eine Menge Dinge. Gleichzeitig gilt das Klischee: Je mehr man weiß, desto deutlicher ist einem bewusst, dass man eigentlich gar nichts weiß. Aber ich klopfe auf Holz, da ich sagen kann, dass es mir körperlich gut geht. Ich spüre das Alter nicht. Okay, das kann sich morgen ändern. Also nehme ich jeden Tag und bin dankbar, dass ich mein Ding machen kann. Das empfinde ich als echtes Privileg. 

Hast Du eine große Geburtstags-Party gemacht?

Nein, mit so was habe ich nichts am Hut. 

Shutterstock / von Ben Houdijk
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Du bist 39 Mal für einen Grammy nominiert worden und hast die Auszeichnung 20 Mal gewonnen. Wie wichtig sind Dir dergleichen Awards?

Wenn du zu mir nach Hause kommst, wirst du keinen einzigen davon sehen. Für mich ist es so, dass jeder Tag heute ist und nur das heute zählt. Deshalb interessieren mich auch Preise nicht und deshalb mache ich auch keine Jubiläums-Alben oder -Touren oder sonstwas. Daran habe ich kein Interesse. Aber ich kann immer noch alle Stücke von „Bright Size Life“ spielen, und das tue ich auch manchmal. Für mich sind sie immer noch genauso brauchbar wie damals. Sie sind immer noch lebendig. Manche Musiker häuten sich ja mehrfach in ihrer Karriere. Das würde ich nie tun. Für mich war es immer ein Bauprozess, bei dem ich Dinge zu Dingen hinzufügt habe und tiefer in die Materie eingestiegen bin und hier und da eine Geschichte hinzugefügt habe. Für mich sind diese alten Alben wie Häuser, an die man etwas an- oder umbaut, ohne jedoch die Struktur zu verändern. Erweitern ja, Neuerfinden nein. 

Du hast unzählige Male Polls und Umfragen gewonnen. Ich vermute: Auch das ist nichts, was Dir so richtig viel bedeutet. 

Es ist schon fast schockierend für mich. Denn es war nie etwas, worauf ich hingearbeitet habe. Aber es ist das Ergebnis einer Sache – meiner Arbeit. Ich sehe es so: Es geht nicht um mich, es geht um die Musik. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, all das zu tun und dabei unsichtbar zu bleiben, ohne dass mein Name damit verbunden ist, würde ich das vorziehen. Mein Ziel war immer, die guten, die ehrlichen, die echten Noten zu finden. Wenn ich nie die Chance bekommen hätte, mit Gary Burton zu spielen – der Gig, der alles ins Rollen brachte – würde ich wahrscheinlich heute noch in Lee’s Summit, Missouri, im Keller sitzen und üben. 

So aber gehörst Du zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Musikern der Gegenwart … ich erinnere nochmals an Deine 20 Grammys … 

Ich will nicht sagen, dass ich dafür nicht dankbar bin, denn das bin ich. Wenn es so eine Grammy-Verleihung gibt, dann nehme ich mir den einen Tag und versuche darin zu leben. Ich weiß das schon zu schätzen, aber wir leben in einer Welt, in der es Musiker wie Bach gab. Das ist für mich der Maßstab. Und wenn ich mich und uns alle mit ihm vergleiche, muss ich sagen: Niemand ist auch nur annähernd so weit.  

Aktuelles Album: „MoonDial“ (BMG)

„Dream Box“-Tour (Deutschland): 

  • 14.10. Köln
  • 17.10. München
  • 18.10. Ludwigshafen
  • 19.10. Hamburg
  • 20.10. Frankfurt
  • 21.10. Berlin

*Anmerkung: Die Kanadierin Linda Manzer gehört zu den renommiertesten Gitarren-Baumeisterinnen der letzten 50 Jahre. Modelle aus ihrer Hand spielten und spielen u.a. Größen wie Carlos Santana, Paul Simon, Gordon Lightfoot, Bruce Cockburn und Pat Metheny. 

Offizielle Website: https://www.patmetheny.com

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