Um eine Party in Gang zu bekommen, bedarf es nicht nur des richtigen Sprits nebst Dosierung, sondern auch des passenden Timings, um aufs Gas zu treten. Aber was entscheidet über Kickstart oder Fehlzündung auf dem Dancefloor?
Ein gut besuchter Club spricht noch lange nicht für eine ausgelassene Party. Denn die musikalische, aber auch visuelle und verbale Kommunikation zwischen Publikum und DJ führt oft zu Missverständnissen und letztlich eine leergefegte Tanzfläche. Das muss nicht sein….
Hier ein paar Basics für euren DJ-Abend
Keine vorzeitige Präsenz am DJ-Pult
Wenn ein Club beispielsweise 22.00 Uhr öffnet, beginnt in der Regel eine Stunde später der DJ mit seinem musikalischen Programm. Übereifrige DJs stehen bereits mit dem Türöffnen in der Kanzel. Mitunter erwarten dies auch ungeduldige Club-Manager von ihrem Schützling, womit sie sich und der Veranstaltung keinen Gefallen tun.
Denn: Mach dich rar, sei ein Star! Zumal die Gäste im doppelten Sinne erst ankommen, mit sich und den Freunden beschäftigt sind, euch DJs damit noch nicht auf dem Schirm haben. Cocktails trinken, quatschen und sich auf den Abend einstimmen – das steht zunächst auf dem Programm. Für die Hintergrundbeschallung legt einen Mix ein, der mit gedämpftem Pegel passend zum Motto des Abends musikalisch einen Vorgeschmack liefert.
Achtung: Der Mix sollte keine aktuellen Tanzflächenfüller enthalten, die ihr in der Prime Time nochmals spielt. Lieber einen älteren housigen Mix einlegen, der vielleicht ein paar bekannte Klassiker enthält, die ihr aber nicht mehr auflegt. Somit verschießt ihr kein Pulver. Die Gäste zappeln schon an der Bar und können es nicht erwarten, dass es endlich richtig losgeht.
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Checken der Lage
Wenn ich unabhängig von der vorhandenen Gästeanzahl im Club pünktlich um 23.00 Uhr beginne, checke ich zuvor die Lage, ob es sich bereits lohnt, zum „Angriff auf den Dancefloor“ überzugehen. Das hängt nicht unbedingt von der Fülle im Club ab, sondern mehr davon, ob sich die Leute bereits um die oder sogar schon auf der Tanzfläche versammeln. Ist dies der Fall und wippen sie zudem verstärkt mit den Füßen, dann wird es Zeit für das „Opening“!
Anderenfalls spielt euch langsam warm, vielleicht auch mit weiteren Klassikern. Steigert die Lautstärke etwas und beobachtet das Geschehen.
Das offizielle Opening
Auch wenn es nicht jedermanns Sache ist, aber das Publikum mit dem Mikrofon zu begrüßen, kurz und knapp auf den Abend einzuschwören, schadet weder der Crowd, noch dem Erfolg der Veranstaltung. Denn damit eröffnet ihr ganz offiziell den Abend, egal wie lange ihr schon vorher die Musik ohne Reaktion auf dem Dancefloor auflegt. Euer Statement: Alles zuvor zählt nicht, denn jetzt geht’s erst wirklich los!
Wichtig: Dazu wird unbedingt das Licht gedimmt und die Tanzfläche eingenebelt. Denn Tänzer bevorzugen die Anonymität auf der Tanzfläche, ausgenommen Extrovertierte, die zugeworfene Blicke genießen.
Legt im Pegel merklich zu, aber im gesunden Verhältnis zur vorhandenen Masse im Club. Denn zu hohe Lautstärken schmerzen und schrecken ab. Zumal ihr auch für spätere Stunden, wenn die maximale Gästemenge erreicht wurde, noch ein paar dB-Reserven nach oben braucht.
Die Musik für den Dancefloor
Geht auf Nummer sicher und wagt keine musikalischen Experimente! Egal, um welches musikalische Motto es sich handelt, spielt „Songs aus der ersten Reihe“. Hits, Mainstream, Floorfilla!
Egal, wie ihr es betiteln wollt, legt einige Tracks in Folge auf, von denen ihr euch sicher seid, dass diese bekannt sind und auf dem Dancefloor zünden. Ein Indiz dafür sind meistens die Charts. Vielleicht wurden auch schon einige Wünsche geäußert, die ihr berücksichtigt. Verzichtet auf abdrehte Remixes, legt lieber eingängige Original-Edits auf. Spielt die Tracks nicht länger als drei bis vier Minuten, um keine Langeweile aufkommen zu lassen und noch mehr Leute innerhalb einer kurzen Zeit auf die Tanzfläche zu ziehen.
Da viele Ü30er auch sehr gern paarweise tanzen und dazu viel Platz auf der Tanzfläche benötigen, bricht die dazu passende Musik (Discofox) in Verbindung einer entsprechenden Anmoderation sehr schnell das Eis. Denn zu Zweit überwindet man sich schneller, den Dancefloor zu eröffnen. Allerdings setzt diesen Tipp nur bei Privatpartys oder Veranstaltungen beziehungsweise in Locations um, wo es auch zum Motto passt und vom Management akzeptiert wird.
1. Wechselt die Musik
Schlagt ihr zu Beginn eher einen housigen Sound an, mit dem das Publikum mit Tanzflächenboykott reagiert, dann wechselt beispielweise auf Urban, der momentan auch sehr populär ist.
Vorsicht: Springt nicht zwischen verschiedenen Musikrichtungen im Dreiminutentakt und per Track, sondern nehmt erst einen Wechsel nach frühestens 15 Minuten vor, es sei denn, etliche Gäste kommen ans DJ-Pult gerannt, um sich „etwas anderes“ zu wünschen.
2. Übt euch in Geduld
Ihr seid die „Macher“ des Abends, die Souveränität ausstrahlen müssen. Unsicherheit spürt und hört der Gast. Man sollte zwar nicht sein Programm stur durchziehen, aber auch nicht nach der Laune der Leute planlos durch das Musikrepertoire irren. Legt gezielt mit einem Update für die Situation auf. Schließlich sind die Leute zum Tanzen in den Club gekommen, also werden sie es auch. Es ist nur eine Frage der Zeit!
3. Sprecht Frauen musikalisch an
Frauen ergreifen auf dem Dancefloor eher die Initiative. Sofern im Club ein ausgewogenes Verhältnis der Geschlechter herrscht, tendiert musikalisch zu Tracks, deren Stil verstärkt Frauen als Männer anspricht: lieber Deep- als Futurehouse oder R’n’B anstatt „Böse Buben Hip Hop“.
4. Setzt auf eure tanzfreudigen Fans
Reist am besten mit ein paar extrovertierten Freunden im Club an, die sich nicht vor einer leeren Tanzfläche scheuen. Wenn nichts geht, springen sie für euch in die Bresche. Mitunter liefern sie die Initialzündung, um den Funken für den Gang zur Tanzfläche überspringen zu lassen.
5. Lockt eine Gruppe für ein Foto auf den Dancefloor
Manchmal muss man auch sein Publikum überlisten: Sprecht über das Mikrofon eine Gruppe von Leuten für die einmalige Möglichkeit an, um auf der Tanzfläche ein Foto mit euch im Hintergrund vom Hausfotografen schießen zu lassen. Bevor die Gruppe die Tanzfläche verlässt, knallt einen Floorfiller rein, der sie zum Abtanzen animiert und auf dem Dancefloor hält.
6. Verlost eine Sektflasche
Um mit einer Sektflasche das erste Tanzpaar auf die Tanzfläche zu lotsen, gleicht Bestechung und einem Armutszeugnis. Zumal man sich nicht sicher sein kann, ob nach dem Abkassieren der Flasche diese lieber erstmal und damit auch wieder die Tanzfläche geleert wird. Denn irgendwo muss die Flasche im Anschluss hin. Aber wenn gar nichts mehr geht, dann muss man sich mit dieser allerletzten Option zu helfen wissen.
Folgende No-Gos solltet ihr vermeiden
1. Wenn die Leute nicht tanzen wollen, dann zwingt sie auch nicht! Direktes Ansprechen über das Mikrofon, mitunter Bloßstellen vereinzelter Leute, kommt weder bei denen, noch beim restlichen Publikum gut an.
2. Auflockern der Stimmung durch Animation, wie Trinkwettspiele, verschreckt die Leute und steigert den Fremdschäm-Faktor, aber nicht die Lust zum Tanzen.
3. Auch die Leute zu Musikwünschen per Facebook, Instagram oder Twitter zu animieren, stelle ich kritisch in Frage. Denn die Gäste sollen wenigstens im Club ihr Handy in der Tasche lassen. Zumal stellt es meine Kompetenz als DJ in Frage, nicht zu wissen, worauf die Crowd abgeht.
Tanzfläche füllen: Tipp für Privatveranstaltungen
Zum Schluss noch ein sicherer Tipp für Privatveranstaltungen, mit dem ihr auf Anhieb die Tanzfläche füllt: Fordert zunächst den Gastgeber auf, zur Tanzfläche zu kommen. Stellt ihn anschließend kurz vor und bedankt euch in seinem Namen für das Kommen der Gäste. Bittet per Mikrofon zum Erheben der Gläser auf ihn und dass alle zu ihm auf die Tanzfläche folgen, um mit ihm gemeinsam den Abend zu eröffnen.
Denn schließlich möchte der Gastgeber eine Party und keinen „Totentanz“ schmeißen, was ihr auch genauso über das Mikrofon kommentieren könnt. Seid euch sicher, die Leute folgen der Aufforderung, sei es aus Respekt, Gruppenzwang oder Lust auf einen Tanz.
Mit dem passenden mitreißenden Song feiern die Leute den kompletten Song durch. Legt weitere Smasher ähnlichen Kalibers nach und die psychologische Barriere ist damit gebrochen, der Dancefloor eingeweiht. Sicherlich werden Vereinzelte lieber wieder zu ihrem Platz zurückkehren, aber bei eurem guten Gespür für die Musik bleibt die Masse und die Party den ganzen Abend im Gang.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Wer als Resident-DJ in einem Club regelmäßig auflegt, damit sein Publikum und dessen Musikgeschmack kennt und die Location stilistisch prägt, braucht sicherlich nicht zu solchen Ködern greifen. Denn die Crowd schwimmt auf der Welle des DJs. Aber wer im unbekannten Terrain badet, der sollte lieber die „Schwimmweste“ umschnallen, bevor er vor Selbstüberschätzung untergeht.
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Horst Kreppelmann sagt:
#1 - 08.03.2018 um 23:19 Uhr
Sorry, aber das ist echt arm.
Real DJ sagt:
#2 - 15.07.2022 um 13:07 Uhr
Unfassbar armer Artikel. Man geht doch nicht in den Club, um immer die gleiche Shice zu hören... Hits, Floorfilla... Da gehe ich schnell nach Hause.