Mit der Gibson Les Paul Standard 2018 führt der amerikanische Gitarrenbauer die Tradition fort, pünktlich zu jedem Jahresbeginn neue Modelle seiner Klassiker mit unterschiedlichen Features und Finishes zu präsentieren. Die Les Paul Standard blickt dabei auf eine lange Geschichte zurück, denn das erste Modell, das auf diesen Namen hörte, erblickte bereits 1958 das Tageslicht, damals noch mit PAF-Tonabnehmern und einer transparent lackierten, rot-braunen Sunburst-Decke.
Ironischerweise war das Modell zum damaligen Zeitpunkt noch nicht der Verkaufsschlager, der er später werden sollte, denn mittlerweile zählen die Les-Paul-Modelle der Endfünfziger zum heiligen Gral der Gitarrengeschichte. Aktuell liegt mir das Standardmodell des Jahres 2018 in einer sehr ansprechenden Mojave-Burst-Lackierung vor und der Test soll zeigen, ob der Sound hält, was die wunderschöne Optik verspricht.
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Korpus
Die Standard kommt, wie für Paulas gewohnt, in einem Mahagonikorpus daher, dem eine AAA-Ahorndecke mit sehr attraktiver und edel wirkenden Maserung aufgeleimt wurde. Die transparente Lackierung im hellbraunen Mojave Burst unterstützt dabei das ansprechende Holzmuster, das nur durch das cremefarbene Korpusbinding eingesäumt wird. Da der Body auch wegen der Ahorndecke nicht gerade ein Federgewicht wäre, kommen spezielle Hohlkammern im Korpus zum Einsatz, die unter dem Namen “Ultra Modern Weight Relief” firmieren, eine Gewichtsreduktion auf 3,5 kg ermöglichen und dabei auch den Klang der Paula positiv beeinflussen sollen. Insgesamt ist die Standard sehr gut verarbeitet, doch leider gibt es beim Testmodell ein paar Unregelmäßigkeiten in der Lackierung zwischen Binding und Klarlack auf Höhe des Cutaways. Das wäre an sich nicht weiter dramatisch, aber bei einer Gitarre für knapp 3000 Euro sollte man tadellose Arbeit erwarten können.
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Für den Steg kommt die klassische, chromfarbene Tune-O-Matic Bridge zum Einsatz, die eine optimale Einstellung von Saitenlage und Oktavreinheit ermöglicht. Von dort aus geht es weiter zur Stopbar, die, wie die Brücke, aus Aluminium gefertigt ist. Diese bietet Halt für die Saiten-Ballends, wobei werksmäßig ein Heavy Bottom – Light Top-Satz mit der Stärke 009-046 aufgezogen wurde.
Die beiden chromfarbenen Humbuckerkappen sind mit einem ebenfalls cremefarbenen Pickuprahmen einfasst. Ein Schlagbrett ist ab Werk nicht montiert, liegt aber dem Gitarrenkoffer bei und kann bei Bedarf angebracht werden, ebenso die Rosette für den Pickupwahlschalter mit der Aufschrift Rhythm und Treble. An der bei Les-Paul-Modellen bewährten Position scharen sich die vier Amber Top-Potis, auf die später näher eingegangen werden soll. Die flache Gibson Input Plate sowie die Gurtpins befinden sich an den üblichen Positionen in der Zarge.
Die Rückseite der Les Paul Standard offenbart durch die transparente Lackierung die Mahagonimaserung, die nur durch zwei schwarz-texturierte Kunststoffdeckel der Elektrikfächer unterbrochen wird.
Hals
Auch der geleimte Hals besteht aus Mahagoni, allerdings ist dort ein Palisandergriffbrett aufgeleimt, das mit einem cremefarbenen Binding garniert ist. 22 Medium-Bünde versammeln sich auf dem Hals, die mithilfe einer speziellen Kryotechnik bearbeitet wurden. Diese Behandlung hat gemäß Herstellerangaben zur Folge, dass das Bundmaterial deutlich widerstandsfähiger gegen Verschleiß wird, was dem Spieler häufigeres Neu-Bundieren erspart. Eine bessere Griffbrettorientierung wird durch die trapezförmigen Acryl-Griffbretteinlagen in Perlmuttoptik realisiert.
Auch diese Paula trägt die Hals-Traummaße von 628 mm in der Mensur und 43 mm in der Sattelbreite. Für den Hals kommt ein Compound-Profil zum Einsatz, das als “asymmetrical slim taper” beschrieben wird. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine C-Form, die jedoch an verschiedenen Stellen des Halses optimierte Maße besitzt. Tatsächlich liegt der Hals sehr angenehm in der Hand und wirkt überraschend schlank, bietet aber immer noch genug Fleisch, um nicht als Flitzefinger-Modell durchzugehen.
Der Hals-Korpusübergang zeigt sich, wie bei anderen Les-Paul-Modellen üblich, ohne Verjüngung ab dem 17. Bund, dennoch lassen sich diese Bünde noch relativ gut bespielen, warum also Masse entfernen? An der Kopfplatte versammeln sich die sechs chromfarbenen Kidney-Tuner der Firma Grover im typischen 3 plus 3 Setting. Im Gegensatz beispielsweise zum Studiomodell kommen hier jedoch Locking-Mechaniken zum Einsatz, die noch ein Quäntchen mehr an Stimmstabilität gewähren. Von dort laufen die Saiten über den Tektoid-Sattel. Ansonsten offenbart der Headstock das Firmenlogo, die Les-Paul-Signatur, die rückseitig eingravierte Seriennummer und den Zugang zum Halsstab, der von einem abschraubbaren Kunststoffplättchen mit dem geschwungenen “Standard”-Logo verdeckt wird.
Elektrik
Für die Pickups fiel die Wahl auf die “Burstbucker”-Reihe, ein Burstbucker Pro Rhythm in der Hals- und ein BB Pro Lead in der Stegposition. Bei diesem Pickuptyp handelt es sich um eine Art Neuauflage der traditionellen, heißeren 59er PAF-Variante, allerdings mit mehr Ausgangsleistung, etwas mehr Aggressivität und mit Alnico 5 Magneten, wodurch sie sich auch von den Classic 57 unterscheiden, die in einigen neuen Paula Modellen verbaut werden.
Der gesamte Pickup-Anschluss ist im Elektrikfach durch Steckverbindungen auf einer Platine umgesetzt.
Die vier Potis sind als Push-Pull-Versionen ausgelegt. Diese Funktion kümmert sich an den Volume-Reglern um das Pickup-Coilsplitting, und das übrigens auch in der Mittelposition. Dadurch sind in dieser Stellung vier mögliche Schaltungen realisierbar, nämlich beide nicht-gesplittet, beide gesplittet oder jeweils nur ein Humbucker gesplittet
Die Push-Pull-Funktion des Hals-Tone-Potis ermöglicht die typische, hohlklingende Out-of-Phase-Schaltung der Mittelposition, wie sie von Peter Green wohl aus Versehen verlötet wurde, wenn man den Anekdoten glauben schenken darf. Dabei bedeutet Schalter unten In Phase und Schalter oben Out of Phase.
Da der Phase-Schalter direkten Einfluss auf die Spulen des Halstonabnehmers hat, beeinflusst er auch den Singlecoil-Modus. Und so gilt, wenn der Toggleswitch in der Halsposition steht: Schalter unten – innere Spule und Schalter oben – äußere Spule.
Betätigt man die Push-Pull-Funktion des Stegtonabnehmers, erhält man den “Pure Bypass Switch”. Hierbei werden alle Einstellung, die ihn betreffen, umgangen und man erhält, unabhängig von Poti- und Schalterstellung, Direktzugriff auf den aufgedrehten, zweispuligen Stegtonabnehmer. Ein sehr sinnvolles Feature, wenn man von speziellen Sounds schnell auf ein Rhythmusbrett umschalten muss.
Der Lieferumfang unserer Test-Paula umfasst einen braunen, mit Fell-Imitat ausgekleideten Koffer, ein Poliertuch, einen Gibson Schlüsselsatz mit diversen Inbus-, Kreuz- und Schlitzschlüsseln, die Pickupschalter-Rosette, das Schlagbrett, sowie einen schwarzen Gurt.