Das Marshall Code 100H Topteil und das Code 412 Cabinet des britischen Traditionshersteller gehören zu einer Serie, die Modeling-Amps in unterschiedlichen Leistungsklassen bereithält. Allesamt mit komplett digitaler Klangerzeugung und Effekten ausgestattet, programmierbar und gefüllt mit diversen Amp-Modellen aus der eigenen Firmengeschichte, und die hat bekanntlich diverse Klassiker zu bieten.
In diesem Test haben wir den Code 100H, ein 100 Watt starkes Topteil zu Gast, inklusive der dazugehörigen 4 x12 Box. Laut Hersteller kann unser Testkandidat die Bühnen rocken, und das zu einem entspannten Ladenpreis von deutlich weniger als 600 Euro für das Gesamtpaket.
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Gehäuse/Optik
Der Code 100H wird in Vietnam gefertigt und kommt im typischen Marshall-Topteil Design, komplett in schwarzes Tolex gehüllt, mit weißem Logo auf der Frontseite und dem darunter befindlichen Frontpaneel, goldfarben unterlegt. Das sieht allerdings nicht mehr so aus wie in den 1960er Jahren mit ein paar Reglern, sondern hier geht es modern zur Sache. Zwar gibt es noch acht Potis, aber die Zentrale bildet bei unserem Code 100H das 54 x 28 mm große LCD-Display. Das Topteil ist etwas kompakter (525 x 220 x 210 mm) als die 100-Watt-Kollegen mit Glaskolben-Klangerzeugung und bringt auch nur 8,8 kg auf die Waage, weshalb es sich auch entspannt am Kunststoffgriff an der Oberseite transportieren lässt. Mit vier Gummifüßen steht es rutschfest auf glatten Oberflächen oder der dazugehörigen 4 x12 Box. Die Klangerzeugung basiert beim Code 100H auf digitaler Modeling-Technologie; Marshall hat dem Amp die hauseigenen Klassiker und einiges mehr in digitaler Form einverleibt und verstärkt wird das Ganze von einer 100 Watt starken Endstufe.
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Bedienfeld
Auf dem Bedienfeld tummeln sich sechs Regler für die wichtigsten Einstellungen am Amp-Model, die schnellen und direkten Zugriff auf die Essenz des Gitarrensounds bieten. Über den Reglern befinden sich sieben Taster für die einzelnen Effektsektionen, deren Status von integrierten LEDs angezeigt wird und die über das Display und die rechts daneben befindlichen Preset- und Edit-Regler angepasst werden können. Gespeichert werden die Einstellungen dann mit dem Exit/Store-Tastern links neben dem Display. Schon auf der Frontseite stehen diverse Anschlüsse bereit, neben dem Eingang für die Gitarre beispielsweise ein Mini-USB-Anschluss für die Verbindung mit einem Computer, wenn der Code 100H als Audio Interface für eine DAW zum Aufnehmen genutzt werden soll. Auf der rechten Seite des Frontpaneels warten ein Kopfhörerausgang und ein Aux In, beide als Miniklinkenausführung, und der Anschluss für einen Fußschalter.
Rückseite
Die Rückseite ist entsprechend sparsamer bestückt, hier gibt es Send- und Return-Klinkenanschlüsse für den internen Effektloop, der übrigens hinter der kompletten DSP-Sektion, also auch hinter der Cab-Simulation sitzt, sodass zum Beispiel externe Modulationseffekte leider nicht am optimalen Platz in der Signalkette, nämlich vor Delay und Reverb, positioniert werden können. Weiterhin ist auf der Rückseite die Buchse zum Anschluss der Lautsprecherbox (8 Ohm) und der Anschluss für das Netzkabel zu finden.
Bedienung
Auch wenn das Frontpaneel mit blinkenden Lichtern und Display den traditionellen Marshall-User abschrecken mag: Alles halb so wild, das Bedienkonzept ist sehr benutzerfreundlich und logisch aufgebaut. Es schreckt auch nicht mit mehreren Untermenüs ab, sondern man hat sich dazu entschieden, das Ganze einfach zu halten und Effekte zum Einstellen nur mit den wesentlichen Parametern auszustatten.
Mit dem Endlos-Preset-Poti werden – natürlich – die Presets angewählt, von denen 100 verschiedene zur Verfügung stehen, deren Nummer und Name im Display angezeigt werden, darunter die Signalkette. Aktive Blöcke/Effekte sind dunkel unterlegt und zeigen deutlich, was im Preset vorhanden ist. Will man an den Settings des Amp-Models etwas verändern, reicht ein Griff zum entsprechenden Regler, das Display schaltet um und zeigt die Amp-Einstellungen, die dann direkt verändert werden können. Dabei muss der Regler den angezeigten, programmierten Wert nicht abholen, sondern beim leichten Drehen wird sofort der momentane Wert übernommen. Für die Amp-Models stehen hier Gain, Bass, Middle, Treble und Volume zur Verfügung. Der Master-Regler ist für die Gesamtlautstärke des Code 100H verantwortlich, die allerdings nicht gespeichert werden kann. Der Rest selbstverständlich schon.
Die Effektblöcke werden mit den jeweiligen Tastern aktiviert, zum Editieren muss der entsprechende Taster kurz gedrückt gehalten werden. Folgende Blöcke stehen zur Verfügung:
- PRE FX – Effekte vor dem Amp-Model platziert (Compressor, Distortion, Auto Wah, Pitch Shifter)
- AMP – Amp Modeling (14 verschiedene Amp Modelle)
- MOD – Modulation (Chorus, Flanger, Phaser, Tremolo)
- DEL – Delay (Studio, Vintage, Multi, Reverse)
- REV – Reverb (Room, Hall, Spring, Stadium)
- POWER – Endstufen Modeling (Classic Marshall 100W, Vintage Marshall 30W, British Class A, American Class A/B)
- CAB – Cab Modeling (1972, 1974CX, 1960, 1960V, 1960X, 1960HW, 1936, 1936V)
Bei manchen Effekten sind unterschiedliche Modes anwählbar, beim Distortion kann zum Beispiel zwischen Guvnor, Classic OD oder Classic Distortion gewählt werden. Insgesamt sind damit 24 verschiedene Effekte verfügbar, vier sind gleichzeitig zu Amp, Power und Cab nutzbar. Vom Hersteller werden fünf gleichzeitige Effekte angegeben, wahrscheinlich wird hier das Noise Gate in der Amp-Sektion noch mitgezählt.
Die Effektparameter werden beim Drücken des Tasters im Display dargestellt und mit dem Edit-Regler verändert, der aktive Parameter ist dabei immer schwarz unterlegt. Will man zum nächsten wechseln, muss der Edit-Regler gedrückt werden, der verfügt nämlich noch über eine integrierte Schaltfunktion. Wenn alles fertig eingestellt ist, wird einfach der Exit/Store-Taster ca. zwei Sekunden gedrückt gehalten und die Einstellungen sind gesichert.
Mit dem mitgelieferten Fußschalter (PEDL 91010) wird nach oben und unten durch die Presets geschaltet, komfortabler wird es für den Bühneneinsatz natürlich mit dem speziellen Code-Footswitch, der separat erhältlich ist und mit 52 Euro zu Buche schlägt. Der Schalter ist programmierbar und mit ihm ruft man zum Beispiel in der ersten Schalt-Ebene seine Presets ab, in der zweiten (Bank-Taster gedrückt halten) ist es möglich, mit den Tastern 1, 2 und 3 einzelne Effektblöcke des gerade aufgerufenen Presets zu schalten.
Gateway App
Die Bedienung am Amp ist in Ordnung und dank des übersichtlich gestalteten Frontpaneels auch kein Problem, aber komfortabler funktioniert es mit der Gateway App, über die man den Code 100H und alle andern Code-Amps per Bluetooth mit einem Smartphone oder Tablet bedienen kann. Zum Test habe ich das mit meinem iPad ausprobiert und es gab es nichts Negatives zu vermelden. Man drückt am Amp die Taster “REV” und “POWER” gleichzeitig, die Bluetooth Funktion wird aktiviert und der Code 100H ist auf dem iPad als Bluetooth-Gerät sichtbar. Die Verbindung wird in den Systemeinstellungen hergestellt. Dann die Gateway App öffnen, die man sich vorher kostenlos aus dem App Store heruntergeladen hat, und der Code 100H wird angezeigt. Auch hier noch einmal die Verbindung auswählen und es kann losgehen. Die App ist in mehrere Bereiche wie Preset, Amp, FX, Playback oder Menu aufgeteilt, in denen man über große Regelflächen die gewünschten Einstellungen vornehmen kann.
Code 412 Cabinet
Passend zum Code 100H wird das 412 Cabinet angeboten, bei dem es sich um eine Gitarrenbox mit vier 12″ Custom Voiced Speaker handelt, die ebenfalls in Vietnam gefertigt wird. Die Vorderseite ist zum Schutz der Speaker mit schwarzer Frontbespannung bestückt, bei der sonstigen Oberflächenbehandlung ist man etwas sparsamer umgegangen, denn die Rückseite wurde lediglich schwarz lackiert. Der Rest ist in Tolex gehüllt. Das Cabinet kommt mit schräger Front, aber nicht im typischen Marshall Style, wo die untere Hälfte gerade ist. Bei unserem Testmodell ist die Front komplett angewinkelt und es wird dünneres Holz verwendet, was sich beim Gewicht etwas positiver bemerkbar macht. Die Code 412 wiegt 27,7 kg – immer noch stattlich, aber da gibt es wesentlich schwergewichtigere Kandidaten. Zum Transport sind seitlich zwei Schalengriffe angebracht, Rollen gibt es leider keine, die Box steht solide auf vier Hartgummifüßen. Der 6,3 mm Klinkenanschluss befindet sich leicht versenkt an der Rückseite, wo auch ein Typenschild mitteilt, dass unser Kandidat 200 Watt verkraftet und eine Impedanz von 8 Ohm hat.