Native Instruments veröffentlicht mit Kithara eine “cineastische Guitar Library”. Sie erscheint parallel zu NI Komplete 15 und verwendet NI Kontakt 8. Der Begriff Kithara findet seinen Ursprung bei einem antiken Saiteninstrument. Wir sind uns aber sicher, dass Native Instruments zusammen mit den Sampling-Experten von Audio Imperia hiermit weit mehr als nur ein Abbild dieses Instruments geschaffen hat. Native Instruments Kithara ist eine Sammlung aus verschiedenen akustischen Saiteninstrumenten, die man mit diversen Effekten auf „Cinematic“ getrimmt hat.
DETAILS & PRAXIS
Native Instruments Kithara basiert auf vier Layern
Kithara begrüßt uns mit einer optisch modernen und übersichtlich gestalteten Hauptseite. Oben sind die vier Teilklänge des Instruments anwähl- und in der Lautstärke dosierbar. Unten finden wir fünf Knobs, die man jeweils MIDI-Controllern frei zuweisen kann. Es sind diese Parameter: Degrade, Shaker, Diffuse, Fragments Mix und Resonance. Zusammen mit Expression und Modulationsrad könnt ihr die Klänge dynamisch performen. Dazu braucht es kein NI Kontrol Keyboard.
Auf der nächsten Seite „Layers“ wird es spannend. Für alle vier Teilklänge (Attack, Sustain 1 und 2, Release) kann man Instrumente aus aller Welt in verschiedenen Variationen aufrufen: Steel Guitar, Nylon Guitar, Mandoline, Mountain Dulcimer, Balalaika, Flamenco Guitar, Dobro, Ukulele, Cuatro und Mandola.
Alle Layer kann man in Panorama, Stereo Spread oder Reverb Send jeweils unterschiedlich einstellen. Die Teilklänge lassen sich per Tief- und Hochpass-Filter sowie per Hüllkurve bearbeiten. Außerdem könnt ihr sie als Velo- und Key-Splits über die Tastatur verteilen.
Für dich ausgesucht
Design mit Fragments und Effekten
Der Spaß am Designen beginnt auf den Seiten „Fragments“ und „FX“. Fragments ist eine spezielle Engine, die für Granular- und Fluttering-Effekte sorgt und damit die Instrumente in Pads und Texturen verwandelt. Möglich sind aber nicht nur pulsierende Sounds: Unter „Harmony“ bekommt ihr einige Optionen, um akkordische Klänge zu entwickeln. Man benötigt hier allerdings schon ein bisschen Geduld. So einfach erschließt sich Fragments in der nämlich Praxis nicht.
Auf der FX-Seite gibt es zwei Bereiche fürs Design. Unter „Character“ prägt man den Basisklang – hier hat man die Wahl aus Degrade, Diffuse und Shatter. Unter „Mix“ findet man neben EQ und Limiter vor allem einen sehr ergiebigen Space-Anteil (Reverb und Delay). Dort warten viele Presets auf ihren Einsatz. Sie klingen zwar gut, doch werden Sound-Gourmets wahrscheinlich lieber ihre Plugin-Lieblinge wie Strymon Big Sky genießen.
So klingt Native Instruments Kithara
Genau 404 Presets stehen im Browser bereit, sortiert in folgende Bänke: Getting Started, Motion, Pad, Plucked, Texture, Toolkit und Transition. Beim Anspielen spürt man einen deutlichen esoterisch Touch. Der Reihe nach offenbaren sich sphärische Soloklänge, Drones, Pads, Texturen und andere Sounds, die von Fragments und den Mix-Effekten mehr als genug abbekommen. Meistens lassen sich die Presets sehr angenehm auf dem Keyboard spielen. Man möchte direkt mit einem Track für Yoga und Meditation starten. Dafür ist Native Instruments Kithara tatsächlich prädestiniert. Für dramatische Phrasen im Cinema-Style finden wir aber kaum etwas in dieser Sammlung.
Weniger gefällt uns, dass man bei Kithara nicht spontan mehrere Artikulationen pro Instrument über die Tastatur anwählen kann. Die Tremoli und die rhythmischen Elemente lassen sich außerdem leider nicht so einfach temposynchronisieren.
Die einzelnen akustischen Instrumente porträtiert Kithara nicht größer. Im Endeffekt ist die Library tatsächlich sehr effektbeladen. Dieses Bild vermitteln auch die rund 15 Presets von Native Instruments Kithara, die wir live anspielen. Sie entpuppen sich als überwiegend sanfter Ohrenbalsam. Lassen wir also die Seele einmal baumeln.
Kithara könnte optimiert werden
Leider fehlen Kithara ein paar einfach spielbare Basisversionen der Instrumente. Nicht alle User möchten immer nur Sounds, die in Hallwolken schweben. Eine Dry-Version zum Selber-Effektieren und einige Templates wären sicherlich nicht verkehrt. Bitte gern noch 50 Presets nachlegen. Mit den Samples und Effekten von Kithara geht noch viel.
Noch mehr Spaß würde Kithara machen, wenn sie einen Arpeggiator als treibende Kraft integrieren würde. Das würde den Inspirations-Faktor dieser Library deutlich erhöhen. Man kann sich allerdings mit den neuen MIDI-Tools „Phrases“ und „Chords“ von Kontakt 8 inspirieren lassen. Unter “Combined” findet man dafür einige Vorlagen. Native Instruments bietet 20 Presets, die Kithara mit den Tools von Kontakt 8 zusammenbringen.
FAZIT
Native Instruments Kithara ist eine schöne Library, die uns das Testen leicht gemacht hat. Man muss aber klare Worte finden: Die Preset-Offerte fällt nicht unbedingt üppig aus und ist leider auch etwas zu „einsaitig“ geraten. In der Praxis entlarvt sich Kithara als eine ausgesprochen nützliche Library für Ambient, Meditation, Chill out oder New Age. Für den cineastischen Bedarf, vor allem für Thriller und aktionsreiche Szenen, ist sie jedoch zu brav. Alles in allem betrachten wir Native Instruments Kithara als speziellen Tipp für Producer von sphärischer Musik. Als flexibel nutzbare Guitar Library für cineastische Musik ist sie eher nicht zu empfehlen.
Features
- Kontakt-Instrument
- NI Kontakt 8
- Sammlung aus Gitarren und Zupfinstrument aus aller Welt
- Vier Layer (Attack, Sustain 1 und 2, Release)
- Granular und Fluttering Effekte
- Effekt-Sektion (Character und Mix)
- Preset-Browser
- NKS-kompatibel
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10 (64-bit), Mac OS 12, Online-Aktivierung, AAX, AU, VST3, Standalone
- PREIS: € 199 Euro (Straßenpreis am 23. September 2024)
- Guitar und Plucked Strings
- Texturen und Soundcapes
- Musikalisch gut spielbar
- Stilistisch wenig flexibel