Am 23. September 2024 feiert die Rock-Ikone Bruce Springsteen seinen 75. Geburtstag. Er lebte den „American Dream“ wie kein anderer und ist ein Held der amerikanischen Arbeiterklasse. Trotz vieler Hürden und gesundheitlicher Probleme brennt seine Flamme so stark wie eh und je.
Über ein halbes Jahrhundert im Rampenlicht, ein Symbol für die Sehnsüchte und Kämpfe der amerikanischen Arbeiterklasse, ein Musiker, der nicht nur Rockgeschichte geschrieben hat, sondern selbst zum Inbegriff dieser Geschichte wurde. Von bescheidenen Anfängen in den Straßen von New Jersey bis hin zu ausverkauften Stadien rund um die Welt – “The Boss” ist eine lebende Legende. Und blickt mit nun 75 Jahren auf ein mehr als bewegtes Leben zurück.
Aller Anfang ist schwer
Bruce Springsteen wurde 1949 in Long Branch, New Jersey, geboren. Aufgewachsen in einer irisch-italienischen Arbeiterfamilie, die von den finanziellen und emotionalen Herausforderungen der Nachkriegszeit geprägt war, fand der junge Springsteen in der Musik einen Ausweg aus dem schwierigen Alltag. Sein Vater versuchte sich in mehreren schlecht bezahlten Jobs als Taxifahrer oder Gefängniswärter, während seine Mutter als Sekretärin tätig war und zusätzlich das Familienleben organisierte. Seine Familie repräsentiert dabei die typische Arbeiterklasse in Amerika, die finanziell gerade so um die Runden kommt.
Für Bruce war Musik nicht nur eine wichtige Ablenkung von Alltagsproblemen, sondern auch ein Weg zu einem besseren Leben. Inspiriert von den Beatles und dem Rock’n’Roll der 60er Jahre, kaufte er seine erste Gitarre und begann seine Musikkarriere 1965 mit der Band ‘Castiles’. Er wechselte in den kommenden Jahren mehrmals Bands, gründete eigene Gruppen und spielte bereits erste Konzerte in New York und Umgebung.
Sein musikalischer Durchbruch kam 1975 mit dem Album ‘Born to Run’, das ihn endgültig zum Star machte. Der Titeltrack ist ein Gedicht über die Sehnsucht nach Freiheit und die Verlockung des Unbekannten – Themen, die sich durch Springsteens gesamte Karriere ziehen. Schon früh wurden Kritiker auf ihn aufmerksam, und niemand formulierte es treffender als der legendäre Musikjournalist Jon Landau, der nach einem Konzert 1974 schrieb: “Ich habe die Zukunft des Rock ‘n’ Roll gesehen – und sie heißt Bruce Springsteen.” Kurz darauf wurde Landau Springsteens Manager und sein kreativer Berater.
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Authentisch und tiefgründig
Springsteens Musik ist tief verwurzelt in der amerikanischen Arbeiterklasse. Er singt von den Hoffnungen und Enttäuschungen der “kleinen Leute”, von Fabrikarbeitern und Außenseitern, die im Abseits stehen. Bei Songs wie ‘The River’, ‘Badlands’ und ‘My Hometown’ geht es um Erzählungen, die von gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten handeln. In Kombination mit seiner rauen Stimme und den glaubwürdigen Texten wurde Springsteen zur Stimme der “Vergessenen”.
Sein größter kommerzieller Erfolg kam mit dem Album ‘Born in the U.S.A.’ (1984), das sich über 30 Millionen Mal verkaufte. Der gleichnamige Song wurde oft missverstanden und als patriotische Hymne gedeutet – dabei ist es eine bittere Abrechnung des Vietnamkriegs. Springsteen reflektiert die Herausforderungen des “American Dreams” und erzählt die Probleme der Kriegsveteranen. Dabei wird das harte Leben der Veteranen nach ihrer Rückkehr thematisiert – viele mussten mit großen körperlichen, mentalen und finanziellen Problemen kämpfen. Dazu wird in dem Welthit die patriotische Verherrlichung der Streitkräfte in Frage gestellt.
Das politische Engagement zog sich durch Springsteens gesamte Karriere. Immer wieder nahm er öffentlich Stellung, unterstützte demokratische Präsidentschaftskandidaten und kämpfte für soziale Gerechtigkeit. “Ich bin der Präsident, aber er ist der Boss”, sagte Barack Obama einmal über seinen Freund. Gemeinsam haben sie Bücher veröffentlicht und einen Podcast herausgebracht. Trotz seiner Ablehnung gegenüber Donald Trump, hat dieser mehrmals Springsteens Songs auf seinen politischen Events verwendet. Gut angekommen ist das bei Bruce nicht – er wehrte sich mit Anwälten gegen die Nutzung seiner größten Hits.
Der ewige Performer
Bruce Springsteen wird neben seinen Hits und seinem politischen Kampf vor allem für seine unermüdlichen Live-Auftritte gefeiert. Seit Jahrzehnten schafft er es das Publikum mit seiner Energie in den Bann zu ziehen, obwohl die Shows oft über drei Stunden lang gehen. Zusammen mit der ‘E Street Band’ hat er eine Dynamik entwickelt, die noch immer funktioniert. Bei seinen Bühnenshows tanzen Leute aus allen Schichten zusammen, feiern das Leben und lassen ihren Emotionen freien lauf. Egal ob in Tennessee, Toronto oder Tokio.
Der Titel seines jüngsten Albums aus 2022 heißt ‘Only the Strong Survive’ und ist nicht nur ein starkes Statement, sondern spiegelt auch Springsteens persönlichen Kampf wider. In Interviews sprach er offen über seine langjährige Auseinandersetzung mit Depressionen, mit denen bereits sein Vater stark zu kämpfen hatte. “Ich hatte schon vor einiger Zeit die Nase voll von mir und wollte mich selbst verlieren. Also bin ich jeden Abend auf die Bühne gegangen, um genau das zu tun”, erzählte er dem Magazin “New Yorker”.
Mittlerweile hat er neben mentaler Schwierigkeiten auch mit Stimmproblemen und Magengeschwüren zu kämpfen. Trotz allem bleibt Springsteen weiterhin ein Krieger und ist mit 75 Jahren noch immer einer der gefragtesten Musiker der USA. Der Milliardär, er verkaufte 2021 seinen Musikkatalog für 590 Millionen USD, hat dabei keinen Grund aufzuhören. Im Oktober und November sind acht Nordamerika-Konzerte geplant. Nächstes Jahr gibt es einige Konzerte in Europa. “Born to Run” – Bruce Springsteen läuft eben immer weiter.