FL Studio bietet so viele Features, dass man als Neuling regelrecht erschlagen wird von den vielen Buttons, Reglern und animierten Sektionen. Daher verschaffen wir uns einen ersten Überblick. Doch bevor wir uns den Audio- und MIDI-Einstellungen widmen, schauen wir uns die wichtigsten Bereiche an, die man als FL Studio User kennen sollte.
Kurz noch vorab: FL Studio hörte früher auf den Namen „Fruity Loops“, daher auch die Abkürzung. Nach dem Hersteller Image Line vor geraumer Zeit des Namens wegen von Kellogg’s verklagt wurde (die haben eine ähnlich klingende Frühstücksmahlzeit namens Froot Loops auf dem Markt), hat man die DAW kurzerhand in FL Studio umbenannt. Falls mir DAW-Nostalgiker innerhalb dieses Workshops doch das ein oder andere Mal der Name „Fruity Loops“ oder kurz „Fruity“ rausrutscht, wisst ihr natürlich sofort, was gemeint ist!
Los geht’s, schauen wir uns die DAW im Einzelnen an!
Browser
Auf der linken Seite befindet sich FL Studios Browser, über den ihr Zugriff auf Samples, Plug-ins, Presets und weiteren Content erhaltet. Zur vereinfachten Suche verfügt der Browser über eine praktische Suchfunktion, in der ihr einfach einen Begriff wie beispielsweise „Bassdrum“ eingeben könnt und FL Studio zeigt euch alle verfügbaren Bassdrum-Samples und weitere Dateien, die diesen Begriff beinhalten – so findet ihr sehr schnell passende Sounds und Voreinstellungen. Fruity Loops bringt je nach Version viele erstklassige Samples mit. Wer eine eigene Sample-Sammlung besitzt, kann die gewünschten Ordner unter „Options → File Settings“ dem Browser hinzufügen, um auch das eigene Sample-Sammelsurium in den Browser zu integrieren!
Für dich ausgesucht
Channel Rack
Vom Browser aus könnt ihr euch Samples und Plug-ins ganz einfach via Drag and Drop ins Channel Rack ziehen. Hier werden die Beats geschraubt und die Hits gebaut! Doch bevor wir den nächsten Chart-Hit zusammenschustern, Step by Step: Das Channel Rack ist Fruity Loops’ Herzstück, das es bereits in der ersten Version gab. Es ist eine Art Step- Sequencer, der sich stark an die Funktionsweise von Drum Machines und Groove Boxes orientiert. Hier lassen sich sogenannte Steps programmieren, die beispielsweise Drum Samples triggern, also wiedergeben. Standardmäßig ergeben 16 Steps ein Pattern. Solche Patterns lassen sich wiederum in beliebiger Reihenfolge abspielen, um aus den Patterns einen Song zu erstellen.
Playlist
Hat man sich mehrere Patterns erstellt, lassen sich diese in der Playlist zu einem Song zusammenstellen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Abspielliste, in der man ähnlich einer Playlist in Winamp, iTunes oder Ähnlichem die Abspielreihenfolge bestimmt. In der Playlist können mehrere Patterns gleichzeitig abgespielt werden. Dabei kann ein Pattern beispielsweise den Grundrhythmus mit den Drums abspielen und ein weiteres spielt gleichzeitig den melodischen Part mit Bassline, Piano und Streichern. Dadurch sind mit wenigen Handgriffen und einer Handvoll Patterns ganze Arrangements realisierbar.
Mixer
Der Mixer ist FL Studios virtuelles Mischpult, in dem die Spuren eines Songs zusammengemischt werden. Hier habt ihr die Möglichkeit jeden einzelnen Sound in der Lautstärke anzupassen und ihn stumm oder solo zu schalten. Um die Signale im Stereofeld zu verteilen, befindet sich über den Lautstärkereglern auch ein Panorama-Poti. Zudem verfügt jeder Kanal des Mixers über 10 Insert-Slots, in denen sich Effekte wie Hall, Equalizer und Kompressoren laden lassen. Der Mixer kann DAW-typisch den Pegel des anliegenden Signals darstellen. Darüber hinaus lässt sich statt des Pegels die derzeit gespielte Wellenform des Signals anzeigen, wie man es von so mancher DJ-Software kennt.
Project Picker und Plug-in Picker
Statt des Browsers können in FL Studio auch sogenannte Picker verwendet werden, in denen ihr euch die verfügbaren Plug-ins und Patterns in einer animierten Grafik anzeigen lassen könnt. Mit der Suchfunktion im Browser findet man den Content zwar schneller, aber besonders für Einsteiger ist es übersichtlicher, sich zuvor die Bedienoberflächen der Instrumente und Effekte als Thumbnail anzeigen zu lassen. Zudem spielt der Project Picker die Patterns gleich ab, sobald man mit der Maus drüberfährt. Solch eine Vorhörfunktion kann insbesondere bei umfangreicheren Projekten mit vielen Patterns ganz nützlich sein, um den Überblick zu behalten. Via Drag and Drop lassen sich die Inhalte (Patterns, Plug-ins und Audio Clips) ins Projekt einfügen.
Audio und MIDI-Settings
Damit wir aus der Software überhaupt mal einen Ton herausbekommen, widmen wir uns den Audio-Einstellungen, zu finden unter „Options → Audio Settings“. Hier stellen wir uns als Erstes den Audiotreiber ein. Je nachdem, ob ihr ein Audiointerface verwendet oder mit der Onboard-Soundkarte eures Rechners arbeitet, muss das entsprechende Gerät ausgewählt werden. Die Audioqualität wird mit Resampling Quality und Sample Rate festgelegt. Je nach Audiointerface solltet ihr die Resampling Quality (Bittiefe) auf möglichst 24 Bit einstellen und die Sample Rate auf 44,1 kHz bzw. auf ein Vielfaches davon setzen. Wer an dieser Stelle tiefer in die Materie eintauchen möchte, findet weitere Informationen in unserem Workshop „Digital Audio und Recording“.
Falls ihr die Beats nicht programmieren, sondern live einspielen wollt, empfiehlt es sich, den Buffer herabzusetzen. Dadurch ergibt sich eine geringere Latenz, also die Zeit zwischen dem Drücken einer Taste auf dem Keyboard und dem Abspielen eines Sounds in FL Studio. Der Buffer sollte für die Aufnahme so kurz wie möglich sein. Passt auf, dass keine Knackser oder Aussetzer verursacht werden. Ist dies der Fall, schraubt den Buffer wieder etwas höher. Für viele der heutigen Systeme fährt man mit Werten zwischen 64 und 256 Samples oftmals gut. Die Latenz wird euch in Millisekunden neben dem Buffer-Regler angezeigt.
Um mit einem MIDI-Controller live einzuspielen, müsst ihr diesen zunächst in FL Studio konfigurieren unter „Options → MIDI-Settings“. Die Ports sind meistens nach dem Gerät benannt. Unter „Input“ und „Output“ könnt ihr den MIDI-Eingang bzw. -Ausgang des Geräts mit FL Studio auswählen und mit „enable“ aktivieren.
Die Audio- und MIDI-Einstellungen bleiben übrigens gespeichert, was bedeutet, dass ihr sie nur einmal einstellen müsst!
Neues Projekt anlegen
Standardmäßig öffnet FL Studio gleich eine Projektvorlage, auch Template genannt, die so eingerichtet ist, dass man sofort mit dem Beatbauen loslegen kann. Neben dieser Standard-Vorlage „Basic with Limiter“ hat die DAW viele Vorlagen an Bord, die sich beispielsweise für die Nutzung mit einer Native Instruments Maschine, AKAI APC, einem Novation Launchpad oder auch einfach einem Tablet mit Touchscreen eignen. Je nachdem, wie euer Hardware-Setup aufgebaut ist, lässt sich mit einer dieser Vorlagen vereinfachter ein Track bauen. Die Templates öffnet ihr unter „File → New from Template“. Innerhalb dieses Workshops arbeiten wir mit dem Standard-Template und bauen den Beat von Grund auf Step by Step.
Die DAW ist jetzt korrekt eingerichtet und die wichtigsten Sektionen kennt ihr nun auch – der Theorie-Teil und Konfigurations-Part ist damit durch. Im zweiten Teil unseres Workshops gehen wir sofort in die Praxis über: Es wird Zeit für unseren ersten Beat!
Hier geht es zur Hauptseite, auf der ihr die weiteren Folgen dieses Workshops findet!