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Ableton Move Test: Was kann die neue Standalone Groovebox?

Nach Push 2 kommt Push 3 und danach – Push 0,3 Liter?! Ein halber Push? So sieht es zumindest irgendwie aus. Ableton´s neuster Streich MOVE bleibt dem bewährten LIVE Konzept aber treu, zeigt sich nur ordentlich mobil sowie erfrischend unkompliziert. Standalone mit eingebauten Lautsprecher sowie Akku versehen, sortiert sich die 4-Spur-Groovebox recht elegant zwischen Live, der iOS App Note sowie dem ganz großen “Standalone-Instrument mit Ausdruck” ein. Auf in den Test!

Ableton Move Test

Quo vadis Ableton?!

MOVE funktioniert wirklich einfach und selbsterklärend. Es richtet sich damit einerseits an eine neue Einsteiger-Zielgruppe. Andererseits auch an alle, die gern unterwegs sind oder es einfach deutlich “weniger kompliziert” bevorzugen. Selbst MPC-Veteranen sowie Maschine-Sympathisanten dürften hier in dankbare Arme fallen – ich schwöre es!

Schnell einen dicken Beat auf guten Pads bauen, dazu kurz den Bass Step-programmieren, anschließend Melodie und Chords einspielen. That´s it. Vier Spuren. Damit können sich gute, musikalische Ideen doch gar nicht erst verflüchtigen, oder ?!

Insofern ist das hier kein entweder oder Push, sondern bereits jetzt ein klares “Beide!”. Man muss nur wissen, wofür welches Tableau letztlich besser geeignet ist. Die wunderbare Welt der Segmentierung heisst Sie recht Herzlich Willkommen! Die App NOTE verfolgte bereits einen ähnlichen “simplen” Ansatz, ergänzt MOVE allerdings auch weiterhin exzellent als “Inkognito Pocket Recorder”. Der Upload von Sets erfolgt in eine gemeinsame Cloud, wodurch die Verzahnung von MOVE mit NOTE gelingt.

Ansonsten gibt es für MOVE eine Local-Page via WIFI oder USB-C. Gereifte Ideen können dort als *.ALS oder *.WAV elegant gepflückt werden. Um sie am Rechner so richtig fett aus-produzieren zu können, Bro!

Checkliste zum Kauf von Ableton MOVE

  • Standalone Groovebox mit Ableton Sounds & Workflow
  • Eingebauter Speaker und Akku für 4h Spielzeit, 1x Stereo Line-I/O, USB-MIDI-Host
  • Vier Tracks für Wavetable, Drift oder (Drum-)Sampler – jeweils acht Clips, jeweils zwei FX-Slots
  • aktuell 1500 Sounds dabei, 64 GB Speicher insgesamt, Exchange über Cloud, WIFI oder USB-C

DETAILS

Was ist Move?

Ableton MOVE ist eine portable Groovebox, dessen RNBO-Engine auf den Sounds und Devices von Ableton Live aufbaut. Sie misst in ihrer soliden Grundfläche 31 x 14,5 cm, ist etwas flacher als ein Push und wiegt keine 1,5 kg – damit liegt das Teil angenehm im Schoß oder auf dem Tisch.

Draufsicht Ableton Move
Ein halber Push ohne das fette Display. Dafür überrascht das Kerlchen mit anderen Qualitäten!

Dank eingebauten Akku, soliden Lautsprechern und kleinen Mikrofon, kann man der Inspiration nun überall hin folgen! Ableton Move ist nämlich absolut standalone und mit 4h Akku-Laufzeit potent gerüstet.

Ausgestattet mit einer 4×8 Pad-Matrix ohne MPE sowie acht Encodern darüber wirkt das Ganze wie eine halbe Portion Push. Es gibt hier aber keine Szenen-Taster, sondern 16 dedizierten Step-Taster darunter. Was wohl noch so für “Konzept-Änderungen” folgen? Diese gefällt mir jedenfalls ausgesprochen gut, zumal MOVE grundsätzlich auch als externen Sequenzer arbeiten kann, eingebauten USB-MIDI-Host sei Dank!

Stereo rein/raus

Apropos Anschlüsse: einen Audio-In zur Sample-Aufnahme und einen Line-Out/Kopfhörer-Ausgang zur Wiedergabe gibt es ebenfalls. Parallel betrieben dazu gibt es kleine Lautsprecher im Boden sowie das Mikro-Loch oben rechts. Stereo-In und Stereo-Out – das sollte uns grundsätzlich reichen, genau wie die 44,1/16-Bits Auflösung bei der Aufnahme!

Rückseite
V.l.n.r.: Hauptschalter, Kopfhörer-Ausgang/Line-Out und der Audio in. Auf der anderen Seite kommt der USB-MIDI-Host-Typ-A Anschluss sowie der USB-C Anschluss für die Verbindung mit dem Computer/Netzteil zum Laden hinzu.

Natürlich kennt der Move auch einen Controller-Mode, um Ableton Live auf dem Computer zu steuern. Das Display misst jedoch nur 18×32 mm. Es ist also bei weiten nicht so exzellent wie beim Push mit den Encodern verzahnt. Der erste Tod, ich werd ihn sterben müssen …

Die kleinen zusätzlichen LEDs unter den acht Touch-sensitiven Encoder verraten dennoch gut ihre Aktivität. Und wenn man die Encoder berührt, werden deren Wert und Parameter selbstverständlich im Display ebenfalls angezeigt. Deswegen heißen sie ja auch Touch-Encoder, ne ?! Das passt schon. Zumal hier auch nicht wie bei einem reinem Controller ständig zwischen Computer-Monitor und Geräte-Bildschirm hin und her gewechselt wird.

Sudden: Move

Bei MOVE steht klar die schnelle Skizze und spontanes “Einklopfen” im Vordergrund. Weniger, die einstudierte MPE-Performance oder gar das tranceartige Abtauchen in tiefste Parameter-Welten. Die Berliner bleiben erst mal bodenständig. Für die vier mitgelieferten Demos haben sie dann auch den US-Producer BNYX verpflichtet. Damit bleiben zunächst 28 Plätze für eigenen Stuff aka SETS bzw. Projekte. Apropos Platz: 64 Gig sind es wohl ingesamt.

Vergleich mit Push 3 standalone
Auch wenn MOVE wie ein halber PUSH aussieht sowie auch Standalone und als Controller funktioniert – es handelt sich dennoch um ein gänzlich anderes Produkt. Soviel steht fest.

Zur Nutzung des Gerätes sind übrigens keinerlei Kenntnisse der großen DAW nötig. Schaden tun sie sicherlich aber auch nicht. Möchte man beispielsweise noch tiefer in die Materie hinein, sollte man die mitgelieferte Live INTRO Version auf dem Computer installieren, um allein eigene Sounddesigns bzw. Synth-Patches zurückzuspielen.

Diese Arbeitsteilung finde ich aber absolut in Ordnung, weil Praxis-gerecht. Anders gesagt: selbst wenn es hier alle Parameter geben würde, hätte man darauf letztlich doch keinen Bock, da es am Rechner wirklich schneller und komfortabler geht.

Anders als Push

Ableton Move ist an vielen Stellen bewusst “unkompliziert” gehalten; einfach mit dem Ziel, schnell etwas zum Laufen zu bringen. Es handelt sich also um eine typische – aber eben auch sehr moderne – Groovebox, nicht um einen ausgewachsenen DAW-Ersatz. Allein die Beschränkung auf vier Spuren bzw. Tracks zeigt das deutlich.

Auf jede der 4 Spuren könnt ihr aber wirklich fette und komplexe Sounds laden. Diese könnt ihr außerdem ziemlich gut modifizieren, da das Potpourri aus bekannten Ableton Geräten sowie Effekten gebildet wird, und demnach absolut fett klingt!

Display Detail
Analog Bass mit Dynamics und Saturator

Zur internen Klangerzeugung steht aktuell der WAVETABLE und den DRIFT Synth zur Auswahl, hinzukommen die beiden Sampler SIMPLER und DRUM-SAMPLER – jetzt auch neu in Live 12.1! 🙂 Jede Menge Ableton Effekte bekommt ihr hier außerdem dazu. Grundlegend hat man also erstmal alle Arten von Klängen abgedeckt, zumal sie in Racks organisiert werden und entsprechend passende Effekte mitbringen.

Die Organisation der Library erfolgt somit nach typischen Sound-Kategorien und lässt erst im zweiten Gang den wirklich wahren Aufbau der Sounds erkunden. Die verwendeten Symbole lassen andererseits Grundlegendes erkennen.

Über 1500 Sounds sind bereits dabei und subsumieren sich in den Kategorien: Drums, Bass, Brass, Evolving, Guitar & Plucks, Mallets, Pad, Piano & Keys, Rhythmik, Special Effects, Strings, Synth Keys, Synth Lead, Synth Pluck, Voice und Winds.

Reduzierter und schneller

Nicht alle Parameter der Devices sind verfügbar, mit jeweils acht Reglern hat man dennoch bereits reichlich zu tun, zumal jede Spur ein Instrument und zwei Effekt-Slots mitbringt – macht auch schon alleine wieder 3×8 Parameter pro Track zusammen – ALLES automatisierbar!

Das DRUM-RACK erlaubt sogar auf jeden der vier Tracks volle 16 Instanzen Drum-Sampler, welcher zu den beiden Track-Effekten ebenfalls einen eigenen, einfachen Effekt pro 16 Sample mitbringt. Sogar im Master frohlocken zwei weitere FX-Slots – neben DYNAMICS und SATURATOR, auch ein 3-Band EQ und der permanent aktive, crunchy Master-Limiter.

Wer gänzlich eigene Sounds erstellen möchte, tut dies in der DAW am Computer und kopiert so erstellte Sounds wieder zurück. Dieses hin und her kennt man durchaus auch von Push 3.

Paradigmenwechsel bei der Orientierung

Im SESSION-Mode triggern die 4×8 Pads sogenannte Clips, die Noten- und Automationsinformationen enthalten, die grundsätzlich von den auswechselbaren Instrumenten losgelöst sind. Pro Reihe spielt auch immer nur ein Clip! Jedes Instrument hat also eigene Clips, welche aber easy auf andere Instrumente kopierbar sind.

Clips spielen normalerweise auch im Endlos-Loop, sodass durch Umschalten von Clips verschiedenen Melodien oder Rhythmus-Wechsel erzielt werden können. Loops können ferner bis zu 16 Bars lang werden.

Jede REIHE an Pads stellt demnach ein Instrument dar, das bis zu acht verschiedene Clips enthalten kann. Szenen gibt es bei MOVE nicht – es benötigt aber auch nicht viel Bedarf vier Pads gleichzeitig zu drücken, oder? Wechsel erfolgen ohnehin quantisiert. Grundlegend fällt auf, es wurde clever verzichtet, damit der Rest gut bedienbar bleibt.

Verwirrend ist nur etwas, dass sich MOVE im Controller-Mode andersherum verhält: Move stellt so bis zu 7 Tracks mit jeweils vier Clips dar. Und Spalte 8 = Track 8 wird dann zum Szenen-Start. Ungewöhnlich, aber schon so rum auch praktischer.

Schauen wir nach Links, finden wir das kleine, aber recht informative Display. Mit jeder Menge Symbolen sorgt es zusätzlich für einen bessere Überblick, sodass man sich nicht nur stumpf an Text ab arbeitet. Aber keine Angst, so verstrahlt wie bei Teenage Engineering ist das nicht annähernd!

SESSION MODE
Mal zur groben Erläuterung: Die leuchtenden Pads stellen vier Spuren mit je sechs Clips dar – außer Track #4, der hat nur fünf Clips geladen. Die besonders hellen Pads spielen aktuell. Die schmalen Taster links wiederum wählen die Instrumente aus und verlassen dabei den mit dem “3-Striche-Taster” gewählten Session-Mode. Die Encoder stellen so auch die Master-Effekte, erkennbar an den beiden Symbolen im Display, eins für Dynamic, eins für Saturation. Sexy! Achja: Play gilt hier gerade auch 🙂

Viele, direkte Taster

Unter dem Display findet sich ein größerer Push-Encoder, darunter ein Taster für “Zurück” – im Kombination erlaubt das sehr flinkes Browsen von Sounds!

Der Taster mit den drei Strichen dient zur Umschaltung zwischen SESSION und NOTE Mode. Rechts davon finden sich vier schmale Track-Taster übereinander, die eine von vier Spuren des Sets auswählt. In Verbindung mit dem M-Taster, auf der gegenüberliegenden Seite des Gerätes befindlich, werden Spuren ge-muted.

Eine CAPTURE-Funktion gibt es hier auch, genau wie eine umlimitierte UNDO-Funktion mit Historie, dargestellt durch eine umgedrehte Enter-Taste. Beides im Direkt-Zugriff, genau wie die dedizierten Tasten für Delete (X) und Copy daneben.

Keyboard
Oben rechts unter dem Hauptschalter findet sich das Master-Volume, darunter “sehr direkte” Funktionstasten: Capture, Sample Recording, Loop Length, Mute, Delete, Copy, UNDO, Options sowie der Cursor mit Transpose/Page

Befindet man sich im NOTE-Mode und wählt eine Spur aus, werden die 4×8 Pads zu einer Klaviatur, deren Grundtöne farbig hervorgehoben werden. Die 32 Pads lassen sich dabei mit Velocity und Aftertouch spielen. Das Ganze gibt es auch mit SCALES, wie bei Push.

Bei den Drum-Rack gibt es allerdings eine Ausnahme: Es werden zwar auch hier die linken Pads zu Triggern verwendet, die restlichen 16 Pads hingegen dienen dem chromatischen Spiel des gerade ausgewählten Drum-Samplers. Auch das gefällt mir sehr gut und ist ein durchaus erheblicher, positiver Unterschied zu Push.

Des Pudels Kern

Drückt man auf Aufnahme, kann man direkt Einspielen – entweder Instrumente oder Drums. Man kann aber auch über ein Lauflicht programmieren, wozu die 16 kleinen Taster unterhalb der 4×8 Pad Matrix gedacht sind. Step halten, Note(n) setzten oder editieren – fertig.

Auch sowas gibt es bei vielen Sequenzer, hier ist es aber wirklich einfach und “un-fummelig” geraten. Das ist gut, spielt man hiermit doch am meisten! Ähnliches gilt für die eingebaute SAMPLER-Funktion. Drück man den Aufnahme-Taster, oben rechts, mit dem kleinen Kreis, braucht man anschließend nur noch ein Pad halten, solange man eben Aufnahme benötigt.

Der Track erhält dann automatisch einen SAMPLER und das aufgenommene Sample. Es sei denn, man nimmt in eine Drum-Rack-Spur auf, dann kommt der DRUM-SAMPLER zum Einsatz und man kann bis zu 16 Sounds pro Track aufnehmen. Lässt man ein Pad los, kann man das Sample direkt transponiert abspielen. Als Aufnahme-Quelle steht der hintere Line-in oder gar das eingebaute Mic zur Verfügung. Das ist schon sehr geil!

Always ready

Lädt man ein neues Set, hat das bereits auf jeder Spur Standards geladen, sodass man mit dem Spielen sofort loslegen kann. Ladezeiten gibt es ebenfalls keine und von den Sets maximal 4×8=32 Stück; entsprechend der Anzahl an Pads. Man kann jederzeit auch zwischen Sets hin und her springen, wobei Veränderungen erhalten bleiben, da man nicht explizit speichern muss – toll gelöst!

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