Wenn es um das herrliche Gefühl geht, sich von seinem Röhrenamp die Jeans in Kniehöhe staubfrei blasen zu lassen oder bei grandios-brachialer Lautstärke jeder Ton eine Ewigkeit lang klingen möchte, dann sind wir Gitarristen allesamt schuldig im Sinne der Anklage. Denn so schade es auch sein mag, dass sich den Bandkollegen diese Faszination nicht erschließt – auch wir müssen uns eingestehen, dass unser Gehör irgendwann den Dienst quittiert, wenn wir es konstant solchen Belastungen aussetzen.
Glücklicherweise existiert ein Tool, das es uns erlaubt, den Sound einer aufgerissenen Endstufe zu sozial verträglichen Bedingungen zu genießen. Die Rede ist vom Attenuator, auch gerne Power Brake oder Power Soak genannt bzw. zu deutsch “Dämpfungsglied” oder “Abschwächer”. Diese Vorrichtungen stecken normalerweise in einem mehr oder weniger großen Gehäuse, das zwischen Endstufe und Speaker geklemmt wird und dafür sorgt, dass nur noch ein Teil der vom Verstärker produzierten Leistung beim Lautsprecher ankommt. Heute möchte ich euch ein paar Gründe nennen, warum und wann ihr einen Attenuator braucht.
1. Höhere Soundqualität des Amps ausnutzen
Einige Amps ziehen ihren charakteristischen Sound aus der Kompression und Zerrung der aufgerissenen Endstufe, wie z.B. Vox AC15/30 oder Marshall JTM 45, Plexis usw.
Das bedeutet, dass manche Amptypen nur bei höheren Lautstärken ihren optimalen Klang liefern können – mit allen damit verbundenen Nachteilen. Leider ist es nicht zwangsläufig mit dem Kauf eines schwächeren Amps getan, und jeder, der einen Fender Tweed oder AC15 mal voll aufgerissen hat, weiß, was ich meine. Ein Attenuator kann hier Abhilfe schaffen, denn er drosselt die Lautstärke des favorisierten Röhrenamps erst hinter der Endstufe auf eine akzeptable Lautstärke, ohne den Sound zu stark zu beeinträchtigen.
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2. Bandfrieden wiederherstellen
Hohe Lautstärken seitens der Gitarrenfraktion können für immensen Unfrieden im Proberaum oder auf der Bühne sorgen. Amps benötigen leider immer eine gewisse Grundlautstärke, um gut zu klingen bzw. sich gut anzufühlen. Auch kann man von einem Gitarristen nicht erwarten, in der Probe nur einen kleinen Modellingamp zu spielen, da man natürlich auch mit seinem Bühnensound üben will und es eigentlich auch muss, damit man live keine unangenehmen Überraschungen erlebt. In diesem Fall bietet der Attenuator einen tollen Kompromiss und sorgt für bessere Laune im Proberaum.
3. Gesundheitliche Aspekte – Gehör
Musiker sind ständig mit dem Problem konfrontiert, dass sie die gesundheitlich noch unbedenkliche Exposition von Lautstärke sowie Lärmdauer beim Musizieren konstant überschreiten. Für eine bestimmte Zeit ist das Gehör in der Lage, sich darauf einzustellen, aber wenn die Quittung irgendwann kommt, sind die Möglichkeiten des Handelns stark eingeschränkt.
Natürlich haben wir es alle gerne laut und mögen das Druckgefühl, das uns eine pulsierende Kalotte entgegenbringt. Aber der Preis eines gesunden Gehörs ist schlichtweg zu hoch, und das vor allem, wenn man mit einem Power Soak ganz leicht die Lautstärke auf ein erträgliches Maß reduzieren kann.
4. Live die Eingriffsmöglichkeiten des FOH erhöhen
Je weniger Lautstärke bereits von der Bühne kommt, desto größer sind die Möglichkeiten eures Live-Mischers, einen tollen Sound hinzudrehen. Das gilt vor allem, wenn es um schwierige Locations geht. Bläst der Amp jedoch bereits so stark von der Bühne, dass der FOH-Mann selbigen nicht mehr abmiken muss bzw. kann, schadet man sich als Gitarrist letztendlich nur selbst. Auch hier liefert ein Power Brake die Möglichkeit, einen guten Livesound zu erhalten, ohne von der Bühne gleich die ganze Location zu beschallen.
Daher mein Tipp: Hört auf den Techniker – wenn es um den Gesamtsound geht, weiß er häufig besser, was der Sache dient!
5. Flexible Soundmöglichkeiten durch integrierte DI-Box-Funktion
Dieser Punkt trifft nicht auf alle Modelle zu und ist eigentlich eher eine Dreingabe: Viele Attenuators kommen mit einer integrierten DI-Box, mit deren Hilfe sich ein Direktsignal abzweigen lässt.
Habt ihr diese Möglichkeit, so könnt ihr im heimischen Hobbyzimmer euren Verstärker gedrosselt und leise laufen lassen und via DI-Box direkt in eure DAW spielen. Ihr erhaltet dann ein Signal ohne Lautsprechersound und könnt beispielsweise mithilfe von IR-Softwares (Impulse Response) wie z.B. LePou, Two Notes Wall of Sound, Fractal Audio CabClone u.v.m. virtuelle Speaker auf euer Signal legen.
Dadurch habt ihr Zugang zu einer Fülle von optimal mikrofonierten Speakern, während euer Amp lediglich in Zimmerlautstärke neben euch steht. Das gewährt ein Maximum an Flexibilität hinsichtlich des Sounds und spart viel Geld und Zeit, die man sonst für das optimale Abmiken benötigen würde – von den Räumlichkeiten ganz zu schweigen.
Einen guten Überblick über einige Power Soaks und auch Loadboxen findet ihr hier:
Werner3000 sagt:
#1 - 07.12.2017 um 09:25 Uhr
Hi wegen zu lautem Amp, habe einfach einen passiven Volume Regler in Einschleifweg von nem Fender Hot Rod Delux III genommen (oder nen mini fende rcompressor geht auch mit compressor auf "0") , super leise , super sound ;) in DAW mit "DI J48" und später if needed REAMPEN.