Arturia Synthx V klingt nach einem großartigen Vintage-Synthesizer aus Italien. Certo, Arturia knöpft sich den Elka Synthex vor. Es ist das Flaggschiff aus Italiens musikalischem Silicon Valley. Dort in den Marken produzierte Elka dieses Traumgerät bis Mitte der 80er Jahre. In den bekannten Italo Disco Hits spielte es aber kaum eine Rolle. Überhaupt gelangte der wuchtige Italiener nur in wenige Musikerhände. Jean-Michel-Jarre nutzte ihn für seine Laser Harp, Depeche Mode und Duran Duran setzten ihn ebenfalls gelegentlich ein.
Der Elka Synthex glänzt zwar mit praktischen Features wie Split/Layer-Mode, Multimode-Filter, Ringmodulator oder 4-Spur-Sequenzer, doch kam der Orgel-Hersteller Elka damals einfach etwas zu spät. Die Studios waren schon mit den Flaggschiffen von Oberheim, Sequential oder Roland ausgestattet und der Yamaha DX7 hatte den Markt mit der FM-Synthese bereits neu aufgemischt.
Neben dem Crumar Spirit ist der Elka Synthex für mich trotzdem einer der spektakulärsten Retro-Maschinen aus Italien. Tatsächlich hatte ich vor vielen Jahren eimal die Gelegenheit, einen Elka Synthex zu spielen. Dieses haptische Erlebnis kann man mit einem Plugin zwar nicht nachahmen, doch dürfte der Arturia Synthx V dafür sicherlich neue Stärken mitbringen.
Checkliste zum Kauf von XY
- Emulation des Elka Synthex
- Dual Layer mit bis zu 16 Stimmen
- Interne Effektsektion mit vier FX-Slots
- Multi-Arp mit vier Spuren
- Vier Macro Knobs
- Über 240 Factory Presets
- Originale Werksklänge
PRAXIS & DETAILS
Arturia Synthx V mit Dual-Layer-Engine
Das GUI entlockt meinen Lippen schnell ein „tutto bene“. Das Panel zeigt alle bekannten Klangbausteine übersichtlich sortiert. Die beiden Layer A und B machen bei bis zu 16 Stimmen und einem Unisono pro Layer viel mehr her als beim Original. Es gibt einen Stereo-Link für extremes Panning. Im Solo Mode ist nur ein bestimmter Layer spielbar. Viele werden den Duo Mode öfter auskosten.
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In der Oszillator-Sektion befinden sich die beiden DCOs mit den Wellenformen Sägezahn, Dreieck, Rechteck und Plus. PWM, Oszillator-Sync und Rauschen (weiß, rosa) sind ebenfalls an Bord. Das Multimode ist eine Curtis CEM3320 Emulation mit 12/24 dB Tiefpass, 6/12 dB Bandpass und 12 dB Hochpass.
Zwei ADSR-Hüllkurven und ein recht flexibler LFO stehen pro Layer bereit. Hinzu kommt ein Master-LFO für einen oder beide Layer gleichzeitig. Er konzentriert sich auf die Dreieck-Wellenform und erlaubt einfache pulsierende Bewegungen im Sound.
Mit den versteckten Dispersion Knobs trimmt man den Synthx V auf „analog“.
Grandioses Extra: Multi-Arp
Bis hierhin kommt der originale Elka Synthex noch mit. Öffnet man das Advanced Panel, überschlagen sich die Extras geradezu. Der Synthx V integriert einen Multi-Arp. Mit seinen vier Spuren und den jeweils bis zu 16 Steps erstellt man einfache Arpeggios oder auch komplexe Polyrhythmen. Ihr müsst zum Glück nicht komplett von vorne anfangen: Ihr könnt auch fertige Muster und Skalen auswählen.
Entschieden rollt Arturia das Thema Arpeggiator neu auf. Bei allen vier Spuren bekommt man mehr als nur das klassische Auf und Ab. Und auch das Auge hört mit: Die Notenverteilung erfolgt in einer 5×5-Matrix. Die rhythmische Struktur bestimmt ihr wiederum aus 16 Punkten per Kreis.
Wenn man noch berücksichtigt, dass man den vierspurigen Arpeggiator beliebig mit Noten oder Akkorden auf der Tastatur triggern kann, muss man sich vor einer produktiven Spielsucht hüten. Der Multi-Arp bedient nicht nur einen oder beide Layer des Arturia Synthx V, sondern er sendet auch MIDI-Noten für externe Klangerzeuger.
Ein praktisches Rack voller Effekte
Als nächstes möchte ich die Effekte des Arturia Synthx V loben. Ihr bekommt vier Slots, die ihr mit bis zu 17 Pedal-Style-Effekten ausfüllen könnt. Die FX-Slots sind dabei in Serie von links nach rechts ineinander verschachtelt.
Die Effekttypen decken quasi alle Standards ab. Räumliche Effekte wie Reverb, Delay, Tape Echo und PS Delay sind qualitativ ordentlich. On top gibt’s Kompressor, Filter und EQ wie auch Distortion und Bitcrusher. Noch üppiger fällt der Modulationseffektbereich aus.
Sicher, man kennt diese FX-Abteilung bereits von anderen Synthesizern aus der Arturia V-Collection. Am Ende peppt man damit auch den Sound des Arturia Synthx V massiv auf. Allerdings vermisse ich eine simple Option, die Effekt-Slots separat auf einen der beiden Layer routen zu können.
Modulationskunst auf Französisch
Ein unendliches Kapitel sind beim Arturia Synthx V die Modulators. Im Advanced Panel gibt es viel zu entdecken. Interne Bereiche wie Hüllkurve, MIDI-Controller und vier Macros dienen als Modulationsquellen. Sehr praktisch finde ich die Zuweisung auf dem Panel per Drag-and-drop. Es ist sehr herausfordernd, die vier Modulationstypen (ADSR, Step-Sequenzer, Function und Random) in der Praxis gekonnt anzuwenden. Hier empfehle ich, einmal die Tutorials aus dem Plugin zu nutzen, einige auffallend modulative Factory Presets unter die Lupe zu nehmen und nicht voreilig aufzugeben.
Arturia Synthx V: Macros.Bevor ich es vergesse: Der Arturia Synthx V unterstützt MPE und Polyaftertouch. Trotz des komplexen Advanced Panels lässt er sich relativ gut am skalierbaren GUI bedienen.
So gut klingt der Arturia Synthx V
Über 240 Presets inklusive der originalen Werksklänge des Elka Synthex könnt ihr im Browser finden. Sechs Sounddesigner haben den Arturia Synthx V so programmiert, dass man ihn überwiegend als Vintage-Synth wahrnimmt. Das liegt zwar auch nahe, könnte den einen oder anderen User aber etwas langweilen.
Mich bringen nur wenige der Sounds zu neuen Ideen, ich wünsche mir eindeutig innovativere Klänge, die vor allem den Multi-Arp für beide Layer ausreizen. Beim Arturia Synthx V bleibt noch viel Potenzial offen. Das von Arturia angepriesene „Weltklasse-Niveau“ ist noch lange nicht erreicht und die Factory Presets setzen die atemberaubenden Extra-Features eher dezent in Szene.
Entweder man macht sich selbst an die Arbeit oder man hofft, dass Arturia die mitgelieferte Library erweitert. Wie auch immer, eine Auswahl aus 18 Factory Presets zeigt konkret, was der Arturia Synthx V aktuell klanglich bietet.
Starker Mitbewerber: Cherry Audio Elka-X
Neben Xils-Lab Syn’X solltet ihr euch unbedingt den Cherry Audio Elka-X anschauen, den wir bereits getestet haben. Dieser Software-Synth umfasst zwar nicht die umfangreichen Extras der französischen Synthex-Emulation, kostet mit regulären 49 Euro aber deutlich weniger und ist mit einer musikalisch ansprechenden Sound Library ausgestattet.
Die weit über 500 Factory Presets des Cherry Audio Elka-X klingen meist forscher, lebendiger und bei den Layer- und Split-Kreationen außerdem überzeugender als beim Arturia Synthx V. Man merkt, dass hier andere Sounddesigner zugange waren. Gemessen am Basisklang und -features sind die beiden Emulationen etwa qualitativ gleich, aufgrund des großen Preisunterschieds macht aber Cherry Audio das Rennen. Natürlich liefern wir euch einige Kostproben.
FAZIT
Ist das für Plugin-User, die auf grandiose Vintage-Synthesizer aus Italien stehen, jetzt das dolce Vita? Geht man nach der langen Feature-Liste, ja, denn der Arturia Synthx V ist die Synthex-Emulation mit den stärksten Extras. Ob man diese Extras braucht, kommt auf den eigenen Bedarf an. Für Musik mit 80s Retro-Charme genügt sicherlich auch der wesentlich günstigere Cherry Audio Elka-X.
Kritisch sehe ich den Einzelpreis von 199 Euro für Arturia-Neukunden. Für alle, die schon Produkte von Arturia haben, gibt’s individuelle Deals im Konto. Noch größer wird die Freude, wenn der Arturia Synthx V in der nächsten V-Collection landet.
Merci beaucoup und grazie mille – der Arturia Synthx V ist gelungen und könnte mit weiteren, innovativeren Presets sogar noch besser werden. Demo-Version probieren!
Features
- FEATURES
- Hersteller: Arturia
- Name: Synthx V
- Typ: Software-Synth
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 8.1 (64-bit), Mac OS X ab 10.13 (64-bit), Standalone, VST2/3, AU, AAX
- PREIS
- Preis 199 Euro (Straßenpreis 14. Oktober 24)
- Elka Synthex als Software
- Dual-Layer mit bis zu 16 Stimmen
- Multi-Arpeggiator
- Viele und gute Effekte
- Modulationsmöglichkeiten
- Solide Preset Library
- Regulärer Preis zu hoch
Fitzgeraldo sagt:
#1 - 21.10.2024 um 13:29 Uhr
Ob man jetzt eine weitere Emulation eines subtraktiven Synths noch benötigt, sei mal dahin gestellt. Ich finde den Synthx V von Arturia aber sehr gelungen und es macht Spass, diesen Synth zu spielen. Im direkten Vergleich zum Synthex Klon von Cherry Audio finde ich den Neuzugang von Arturia wesentlich druckvoller und "analoger" im Klang.
Matthias Sauer sagt:
#2 - 21.10.2024 um 18:08 Uhr
Danke Fitzgeraldo für Feedback! Für diesen Preis darf er auch gern "analoger" klingen. Ob es den stolzen Aufpreis gegenüber Cherry Audio wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Letztlich bekommt man in beiden Fällen eine Software, die den originalen Synthex als Ganzes kaum ersetzen können. ...
Fitzgeraldo sagt:
#2.1 - 21.10.2024 um 21:32 Uhr
Da hast du natürlich Recht Matthias. Ich muss allerdings gestehen, dass es schon verdammt lange her ist, dass ich einen leibhaftigen Elka Synthex spielen durfte. Das war gerade zu der Zeit, als kein Hahn nach einen analogen Schlachtschiff á la OB-X, Jupiter, Prophet oder eben Synthex krähte. Bei letztgenanntem kam auch noch dazu, dass (obwohl relativ klein) Elka draufstand. Und MIDI hatten die Italiener damals leider auch nicht auf dem Schirm. Eine Wucht war er trotzdem. Aber nicht die einzige. Und was die beiden Software-Simulationen angeht: beide liefern den Charakter des Instruments. Hab sie auch beide hier. Und der Spass beim Synthex ist sowieso der spezielle Arp …
Antwort auf #2 von Matthias Sauer
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMatthias Sauer sagt:
#2.1.1 - 21.10.2024 um 21:40 Uhr
Schon amüsant, dann sind wir beide deutlich über 30 und haben einen Elka Synthex ungefähr zur gleichen Zeit anspielen können. ✌️Bin übrigens nicht der extreme Retro-Typ, ansonsten würde ich auch nicht so oft Plugins verwenden 😉 Nochmal Danke für Feedback! 👍
Antwort auf #2.1 von Fitzgeraldo
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