Booster gehören zu den frühesten Effektpedal-Gattungen für Gitarristen und haben ihren Ursprung bereits in den 60er-Jahren. Bis heute sind sie ein bewährtes Mittel, will man dem Gitarrensignal mehr Verzerrung entlocken, aber auch, um es klanglich zu formen. Allerdings gibt es zahlreiche Optionen, die diese Aufgabe erfüllen können, und es muss tatsächlich nicht immer ein als „Booster“ deklariertes Pedal sein. Welche 5 Möglichkeiten ihr habt, euren Sound zu gestalten und ordentlich anzublasen, erfahrt ihr hier!
Einleitung: Was macht ein Booster-Pedal?
Booster können in der Signalkette mehrere Aufgaben übernehmen. Primär verstärken sie das Eingangssignal, das dann in einen nachgeschalteten Verzerrer oder Amp geschickt wird. Das führt zu einem erhöhten Zerrgrad, aber auch zu mehr Kompression. Seit den Sechzigern ist dieser Einsatzbereich sehr beliebt, wofür anfangs noch sogenannte Treble-Booster und später Overdrive-Pedale wie das Boss SD-1, der Ibanez Tube Screamer oder die ProCo Rat verwendet wurden. Damals waren die meisten Amps allerdings auch noch nicht mit sonderlich viel Verzerrung ausgestattet, sodass die Kombination aus Röhrenvorstufe plus boostendem Zerrpedal in härteren Rockrichtungen fast schon eine Notwendigkeit war. Booster können aber auch den Grundsound des Signals formen. Hier fällt natürlich als Erstes der Ibanez Tube Screamer ein, der durch seinen Bass-Cut und die Mittenanhebung gleich zwei wichtige Zusatzfunktionen erfüllt. Mittlerweile bietet der Markt genügend Boosterpedale an, die bereits einen rudimentären EQ an Bord haben und dadurch flexibler sind. High-Gain-Amps wie der Soldano SLO-100 oder bestimmte Mesa Boogie Modelle und die Entwicklung aktiver und passiver High-Output-Pickups machten in den Neunzigerjahren das Boosten im Metal für mehr Gain vielfach überflüssig. Trotzdem sieht man auch heute noch viele Gitarristen mit Boostern, die damit ihren Rhythmussound griffiger gestalten oder per Knopfdruck mehr Gainreserven für das Solospiel generieren. Allen unten aufgeführten Möglichkeiten ist gemein, dass sie den Eingangspegel mehr oder weniger stark erhöhen, was je nach Pedaltyp zu unterschiedlichen Resultaten führen kann. Welche dies sind, werden wir am Ende genauer ausführen.
Klassischer Booster
Klassische Boostpedale sind, wenn man mal vom Typus des Treble-Boosters absieht, „Pegelanheber“. Parkt man sie vor einem Verzerrer oder vor einer Vorstufe, wird der Zerrgrad erhöht. Setzt man sie hinter einen Verzerrer, kann man sie auch als reinen Volume-Boost verwenden. Manche Pedale, wie der Xotic RC Booster oder der TC Electronic Spark, verfügen für klangliche Abstimmungen zusätzlich über einen Zweiband-EQ.
Solange bei Röhrenamps Doping noch nicht verboten ist, sollte man seine Lieblinge nur mit dem besten Stoff verwöhnen. Und der Spark Booster von TC gehört definitiv dazu.
Overdrives und Distortionpedale
Auch Overdrives und Distortions eignen sich ganz hervorragend zum Boosten. Hier gilt allerdings zu beachten, dass diese schon von Natur aus mehr Zerre mitbringen und oft auch einen Eigenklang besitzen, der den Sound färbt. Hier gilt es also auszuprobieren, welches Pedal klanglich am besten mit dem Grundsound des Amps harmoniert. Typische Boosteinstellungen im Stile von Stevie Ray Vaughan sind, dass man den Volume-Regler des Drives voll aufdreht und Gain tendenziell eher zurücknimmt. Einen tollen Job erledigen z. B. der Klon Zentaur bzw. Nachbildungen von ihm, der Boss SD-1 und natürlich der hier vorgestellte Ibanez Tube Screamer.
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Kompressoren
Da Kompressoren mit einem „Make-up-Gain“-Regler ausgestattet sind, können sie auch sehr gut die Funktion eines Boosters übernehmen. Zu diesem Zweck würde ich den Volume-Regler weit aufreißen und die Kompression auf niedrige bis mittlere Werte setzen. Bedenken solltet ihr, dass auch die Verzerrung bereits das Signal komprimiert! Übrigens kann man Kompressoren auch sehr gut hinter den Overdrive hängen, um den Pegel etwas anzuheben und das Endstufen-„Sagging“ zu simulieren.
Der MXR Dyna Comp Deluxe Compressor kommt mit zusätzlichen Regelmöglichkeiten, steht aber sonst in der Tradition des Originals und überzeugt auf ganzer Linie.
Equalizer
Benutzt man grafische Equalizer, vereint man mit ihnen quasi die Funktion des Boosters mit der Möglichkeit massiver Klangformung in einem Pedal. Zwar sind Equalizer in ihrer ursprünglichen Funktion deutlich effektiver, wenn sie hinter dem Zerr-Aggregat geparkt werden, diesmal müssen wir den Spieß jedoch umdrehen. Ein kampferprobtes Pedal für diesen Zweck ist der gute alte Boss GE-7, der sich auf vielen Pedalboards wiederfindet.
Der Boss GE-7 schiebt als grafischer EQ mit Kultstatus auf unzähligen Pedal-Boards Frequenzen in die richtige Richtung. Und das seit 40 Jahren! Noch Fragen?
Flangerpedal oder andere Filter
Gerade in den ausgehenden 70er- bis Ende der 80er-Jahre waren Gitarristen sehr einfallsreich, wenn es darum ging, ihren Sound anzudicken. Neben Boostern war die Benutzung von Filtern, die bestimmte Frequenzbereiche betonen, ein beliebtes Mittel. Einerseits konnte dazu ein Wah-Pedal hergenommen werden, das man fix auf eine bestimmte Frequenzposition setzte, die dann geboostet wurde. Ein gutes Beispiel für diesen „Fixed Wah“-Trick ist z. B. Michael Schenker, der auf frühen Alben seiner Michael Schenker Group wie auf „One night at Budokan“ diesen Sound fährt. Modulationspedale können die Aufgabe einer Klangformung mit leichtem Boost ebenfalls übernehmen, auch wenn hier die Pegelanhebung eher überschaubar ausfällt. Vielmehr erzeugen sie eine Betonung von Frequenzen, die sich im Mix gut durchsetzen. Eddie Van Halen, Jake E. Lee oder Joe Walsh setzten z. B. für diesen Zweck auf Phaser-Pedale. Allerdings kann auch ein Flanger mit den richtigen Einstellmöglichkeiten den Job erfüllen. Hier fällt mir Ronni Le Tekro von der norwegischen Band „TNT“ ein. Der nahm einen Boss BF-2 Flanger und setzte alle Regler auf Minimum, nur das Manual-Poti auf Maximalstellung.
Unser Autor zeigt, dass ein Flanger nicht nur flangen kann. Mit einigen Kniffen gelingen auch Modulationssounds, die eigentlich Chorus, Phaser und Co. gehören.
Soundbeispiele
In den Soundbeispielen habe ich euch vier Szenarien vorbereitet. Einmal ein Rhythmusriff und ein Sololick in einen crunchenden Plexi, und anschließend kommen die Pedale vor einem cleanen Fender Bassman zum Einsatz. In den letzten Soundbeispielen verwende ich die „Booster“ vor einem Overdrive, in diesem Fall den J.Rockett Archer vor einem Fender Bassman. Von dort geht es in die Faltung eines 4×12“ Celestion Greenbacks. Die Pedalsettings und eine genauere Beschreibung seht ihr im Video:
Geboostetes Riff mit einem Marshall Plexi und einer Les Paul
Geboosteter Leadsound mit einem Marshall Plexi und einer Les Paul
Geboostetes Riff mit einem cleanen Fender Bassman und einer Stratocaster
Geboosteter Overdrive mit einem J.Rockett Archer vor einem Fender Bassman
Fazit
Die oben aufgeführten Varianten funktionieren alle auf ihre Weise, liefern aber, je nach Setting, völlig unterschiedliche Ergebnisse. Eigens deklarierte Boosterpedale sind für unseren Zweck natürlich bestens geeignet, allerdings gilt auch zu bedenken, dass die Erhöhung der Verzerrung den Bassbereich dichter wirken lässt. Aus diesem Grund ergibt es durchaus Sinn, auf Booster zu setzen, die dort für Transparenz sorgen oder den Bereich mit einem EQ etwas ausdünnen können. Overdrives haben in den meisten Fällen zwar genügend Ausgangsreserven, aber häufig liegen diese unter dem Pegel eines echten Boosters. Das ist allerdings deshalb weniger ein Problem, weil ja eine gehörige Portion Eigenzerre mitgeliefert wird. Overdrives mit leichtem „Bassklau“, wie der hier aufgeführte Tube Screamer, eignen sich ganz hervorragend für diesen Zweck, wenn man die damit einhergehende Klangfärbung mag.
Der Tausendsassa unter den Boostern ist der Equalizer. Mit ihm lässt sich ordentlich Pegel fahren und gleichzeitig können kritische Frequenzen gepusht oder herausgezogen werden. Die nachgeschalteten Zerrer könnt ihr klanglich sehr flexibel formen und an eure Vorlieben anpassen. Kompressoren zeigen sich rein klanglich weniger flexibel, aber sie bieten eine Anhebung des Gains und machen den Sound sehr griffig und kompakt. Vor allem die Änderung des Spielgefühls ist hier deutlich bemerkbar. Der Einsatz von Flanger, Phaser oder Wah liefert einen Sound, der heutzutage ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Das Boost-Resultat ist hier geringer als bei den ersten vier Optionen, allerdings bekommt der Sound im Mix einen interessanten Charakter, der durchaus Charme hat.