Die Sadowsky MetroExpress-Serie wurde von Roger Sadowsky ins Leben gerufen, um Sadowsky-Fans eine erschwinglichere Alternative zu den Instrumenten aus der Metroline-Serie oder den Custom-Shop-Modellen aus der New Yorker anzubieten. Seit 2020 zeichnet der renommierte deutsche Hersteller Warwick für die Produktion der MetroExpress-Serie verantwortlich und lässt die Bässe im eigenen Werk in China fertigen. Im Jahre 2023 wurde bereits die zweite Generation der Serie vorgestellt, die nicht nur neue Modell-Optionen, sondern auch signifikante technische Verbesserungen bietet. Grund für uns, der neuesten Generation der MetroExpress-Bässe einmal genau unter die Haube zu schauen. Wir haben für diesen Test einen fünfsaitigen Sadowsky MetroExpress Will Lee 5 bestellt und sind gespannt, welche neuen Features der Bass bietet und ob er wirklich den legendären Sadowsky-Sound zu liefern vermag.
Sadowsky MetroExpress Will Lee 5-String – das Wichtigste in Kürze
- Will Lee Artist Line Modell
- Korpus: Okoumé
- Hals aus geröstetem Ahorn, Morado-Griffbrett
- Sattelbreite: 44,5 mm, Sadowsky Just-A-Nut III Sattel
- 22 Neusilber-Bünde
- 2 Sadowsky J-Style Singlecoils
- Sadowsky 2-Wege Elektronik, aktiv/passiv
- inkl. Sadowsky Portabag
Erster Eindruck
Der Sadowsky MetroExpress Will Lee 5-String zählt zur sogenannten Artist-Line von Sadowsky, in der die sogenannten Signature-Instrumente zusammengefasst werden. Bei unserem Testling handelt es sich um den Signature-Bass von Will Lee, der natürlich auf die Bedürfnisse des legendären Session-Bassisten aus dem „Big Apple“ ausgerichtet ist und dementsprechend einige Besonderheiten aufweist. Das Modell kommt mit einem zusätzlichen Bund (22 Bünde), und die Sattelbreite ist zugunsten des Spielkomforts etwas geringer als bei den Standard-Modellen (44,5mm vs. 47,5mm).
Ein bedeutendes Merkmal des Signature-Basses hat es allerdings leider nicht in das preisgünstigere MetroExpress-Modell geschafft: Mit dem Sadowsky Will Lee Preamp werden nämlich leider nur die höherpreisigen Exemplare ausgestattet. Dieser umfasst eine regelbare Mittensektion und eine passive Tonblende (Vintage Tone Control/VTC), die auch im Aktivbetrieb genutzt werden kann. Beim Sadowsky MetroExpress Will Lee 5 kommt also standardmäßig derselbe Preamp zum Einsatz, der auch auch in allen anderen MetroExpress-Bässen verbaut wird.
Sadowsky MetroExpress Will Lee 5: Hölzer
Rein optisch ist das MetroExpress-Modell kaum von den kostspieligeren Sadowsky-Modellen zu unterscheiden. Der Bass wirkt insgesamt sehr hochwertig und besitzt natürlich die typischen Design-Merkmale, wie zum Beispiel den leicht verkleinerten Korpus eines Jazz-Basses, welcher im Falle unseres Testbasses aus Okoumé besteht. Als Finish kommt eine hochglänzende Lackierung in „Candy Apple Red Metallic“ zum Einsatz, die dem Bass wirklich sehr gut steht. Passend dazu gibt es ein dreilagiges Parchment-Pickguard.
Für den Hals wird bei den neuen MetroExpress-Modellen geröstetes Ahorn verwendet, das einen schönen dunkelbraunen Farbton besitzt. Die Halskonstruktion sitzt extrem passgenau in der Ausfräsung und wurde mit vier in Hülsen sitzenden Schrauben bombenfest verschraubt. Auf dem Hals sitzt ein Griffbrett aus Morado, in dem 22 Bünde und runde Lagenmarkierungen parken.
Bei der Bundierung sehen wir bereits eine technische Verbesserung, welche die neue MetroExpress-Serie deutlich aufwertet: Die Bünde wurden nämlich mit der „Invisible Fretwork Technology“ installiert, die für größere Stabilität, eine bessere Schwingungsübertragung und letztendlich auch für eine geschmeidigere Haptik sorgt. Die Bundschlitze werden bei der IFT nicht wie gewöhnlich durch das ganze Griffbrett, sondern nur bis etwa 2mm vor den Rand gefräst, sodass die Bundenden von außen nicht zu sehen oder zu spüren sind.
Versiegelt wurde der Hals schließlich mit einem seidigen Matt-Finish, das sich wirklich sehr angenehm anfühlt und unerwünschte Bremseffekte bei schwitzigen Händen effektiv verhindert. Die Justierung der Halskrümmung geht beim Sadowsky MetroExpress Will Lee 5 und auch bei allen anderen MetroExpress-Modellen übrigens ganz einfach und komfortabel mittels eines Einstellrädchens am Griffbrettende von der Hand.
Hardware
Die Saiten werden über einen justierbaren Sadowsky Just-A-Nut III-Sattel zur Kopfplatte geführt, die fünf Sadowsky Light-Mechaniken und einen Saitenniederhalter für die E, A, D und G-Saite beherbergt. Die Sadowsky-Mechaniken erinnern optisch sehr an die Ultra-Lite-Modelle von Hipshot und verrichten ihren Dienst absolut zuverlässig und leichtgängig. Der Saitenniederhalter kommt ebenfalls im Hipshot-Stil und ist deutlich solider als der simple Bügel, der bei den älteren MetroExpress-Modellen installiert war – wir sehen hier also eine weitere technische Verbesserung!
Darüber hinaus prangt bei den 2023er MetroExpress-Modellen nun der originale Sadowsky-Schriftzug auf der Kopfplatte, was aufgrund der eindeutig cooleren Optik sicherlich nicht nur eingefleischte Sadowsky-Fans begrüßen werden.
Am Korpus werden die fünf Saiten von einer Sadowsky-typischen HiMass-Brücke mit praktischer Quick-Release-Funktion und Einstellmöglichkeiten für Intonation und Saitenlage aufgenommen. Die Saitenabstände der Stegkonstruktion wurden mit Kerben auf 18mm fixiert.
Tonabnehmer
Will Lee bevorzugt den Sound von echten Singlecoils, die auch bei der preisgünstigen MetroExpess-Variante zum Einsatz kommen. Verbaut werden natürlich zwei Einspuler aus dem Hause Sadowsky. Zur Klangabstimmung gibt es den populären Sadowsky “Boost-Only”-Zweiband-Preamp, der ohne Frage zu einem großen Teil für den typischen Sadowsky-Sound verantwortlich ist. Geregelt wird der Preamp am Bass mit einem Volume-Regler, einem Balance-Regler, und natürlich den beiden EQ-Reglern für Bässe und Höhen.
Auch eine Passiv-Option steht zur Verfügung – hierfür muss man lediglich den Bass-Regler herausziehen, welcher mit einer Push-Pull-Funktion ausgestattet ist. Im Passiv-Betrieb funktioniert der Bass auch ohne Batterie, für den aktiven Betrieb ist allerdings eine 9V-Batterie erforderlich, die im Elektronikfach auf der Rückseite des Basses sitzt.
Der Saftspender kann bei Bedarf schnell gewechselt werden, da bei den 2023er-MetroExpress-Bässen das sogenannte „Quick Access Electronic Compartment Cover“ von Sadowsky zum Einsatz kommt. Im Klartext: Das Elektronikfach ist mit einem Schnappverschluss-Deckel verschlossen, das mit nur einem schnellen Handgriff und ganz ohne Werkzeug geöffnet werden kann – das nächste coole Feature der neuen Modelle!
Auch das Innenleben des Elektronikfaches macht einen ausgezeichneten Eindruck: Alle Komponenten wurden ordentlich verschraubt, die Batterie sitzt fest in einem separaten Fach, und das gesamte Compartment wurde zur Abschirmung komplett mit Kupferfolie ausgekleidet.
Bei meinem Testbass ist allerdings bei der Ausfräsung für die Klinkenbuchse etwas schief gelaufen. Sie wurde wohl nicht ganz im optimalen Winkel gefräst, sodass der Buchsentopf auf einer Seite etwa 2mm absteht und nicht bündig mit der Korpuskante abschließt. Letztendlich handelt sich hier nur um einen wahrscheinlich einmaligen kosmetischen Mangel, der die Funktion in keiner Art beeinträchtig. Schade ist es aber trotzdem, weil die Verarbeitung des Basses davon abgesehen wirklich erstklassig ist!
Portabag gehört zum Lieferumfang
Noch was vergessen? Oh ja, ausgeliefert wird der Sadowsky MetroExpress Will Lee 5-String übrigens in einer hochwertigen Gigbag, die mit einem Rahmen verstärkt ist und jede Menge Stauraum für Zubehör und einen kompakten Leichtbau-Amp bietet.
Die praktische Sadowsky Portabag Express ist nebenbei auch separat erhältlich und geht in den Shops derzeit aktuell für 119,- Euro über den Tisch – wer eine geräumige und solide Transportmöglichkeit für seinen Bass sucht, sollte diese Tasche ruhig einmal näher begutachten.