Der Name Pioneer ist in der Club-Landschaft eine Instanz. Er steht für guten Sound, Qualität und Verlässlichkeit. Das Gleiche kann man im Prinzip über Serato sagen – eine der bekanntesten und beliebtesten Marken im DVS-Bereich. Wenn Pioneer mit Serato gemeinsame Sache macht, muss da doch was Gutes bei rauskommen – oder etwa nicht? Der Zweikanal-Battlemixer DJM-S3 ist jedenfalls ein Produkt dieser Zusammenarbeit und wir prüfen jetzt mal, was er kann und warum er uns irgendwie schon sehr vertraut ist.
Details
Ausgepackt macht der Pioneer sofort einen guten ersten Eindruck. Edel sieht er aus mit seiner mattschwarzen Oberfläche und er vermittelt optisch eine Wertigkeit, die nicht nur Schein ist, wie sich beim ersten Anfassen herausstellt. Die Regler fühlen sich direkt gut an und die Fader bewegen sich butterweich, ohne wackelig zu sein. Die Logos der beiden Firmen prangen deutlich am Gehäuse und lassen unschwer erkennen, dass sich im Inneren mehr befindet als in einem puren, analogen DJ-Mischpult. In den Händen hat er ein ordentliches Gewicht (drei Kilo um genau zu sein) und man möchte den Mixer direkt hinstellen und anschließen. Mit 23 Zentimetern Breite und einer Tiefe von 32 Zentimetern passt er auch ganz gut in die unterschiedlichsten DJ-Setups.
Lieferumfang
Neben dem Mischer und dem zugehörigen Netzteil befindet sich in der Verpackung noch ein USB-Kabel sowie eine mehrsprachige gedruckte Anleitung plus Flyer, der uns freundlich auffordert, sich auf der Pioneer Website zu registrieren. Die Serato DJ Software muss zusätzlich von der Internetpräsenz des neuseeländischen Herstellers heruntergeladen werden.
Für dich ausgesucht
Diverse Schalter und Regler
… sind übersichtlich im oberen Teil des DJM-S3 angeordnet. Zunächst einmal gibt es für jeden Kanal einen Schiebeschalter, mit dem das Eingangssignal ausgewählt wird. Für die beiden Hauptkanäle kann zwischen USB, Line und Phono geswitcht werden, der zusätzliche Aux-Kanal auf der linken Seite erlaubt USB- und Line-Quellen. Hier wird im Gegensatz zu den zwei anderen Channels auch kein EQ angeboten und man muss sich mit einem Trim-Regler für die Lautstärke zufriedengeben. Darunter befinden sich gleich zwei Potis für die Bearbeitung eines ankommenden Mikrofonsignals: Level regelt die Lautstärke und Tone ist ein einfacher EQ, der bei einer Drehung nach links die Höhenfrequenz um 10 kHz bis zu 12 dB absenken kann und bei einer Rechtsdrehung die Bassfrequenz um 100 Hz ebenfalls bis 12 dB herausnimmt.
Die zwei Hauptkanäle in der Mitte verfügen selbstverständlich auch über ein Trim-Poti, darunter befindet sich ein Dreiband-EQ. „Hi“ setzt bei 20 kHz an, „Mid“ arbeitet um 1 kHz und „Low“ packt bei 20 Hz zu – bei allen drei Frequenzen mit bis zu 6 dB Anhebung, in die andere Richtung wird bis zum „Kill“ heruntergeregelt. Für die Channels 1 und 2 wird eine Pegelanzeige angeboten, dazwischen wird der Master-Pegel angezeigt. Die LED-Meter leuchten in zwölf Schritten von grün über gelb nach rot und reichen von -26 dB bis 12 dB. Über der Master-Pegel-Anzeige sitzt noch ein Clip-Indikator. Blinkt dieser kurz, deutet sich eine nahende Verzerrung des Signals an, ein schnelles Blinken weist darauf hin, dass man über jegliches Maß hinausgeschossen ist.
Rechts daneben wird mit einem Drehregler die Master-Lautstärke eingestellt, unterhalb davon mit zwei weiteren die Lautstärke für den Kopfhörerausgang und der „Headphone-Mix“. Vermisst ihr bereits etwas in der Übersicht? Wenn ja, dann geht es euch wie mir. Meistens gibt es doch noch einen Lautstärkeregler für die „Booth. Würde ich im Trump-Style testen, müsste ich jetzt schreiben: „No booth knob. So sad.“. Das ist für mich ein Contra.
Filter-Sektion
Filter sind schon fast ein Muss bei heutigen Mischpulten, hier wurde ebenfalls nicht darauf verzichtet. Mit einem weiß beleuchteten Gummiknopf wird die Filtereinheit global aktiviert und auf beiden Kanälen jeweils mit einem Drehknopf – hier „Color“ genannt – gesteuert. Dabei wird der Hochpass mit einer Rechtsdrehung gemacht, nach links werden sukzessive die Höhen weggefiltert (Tiefpass), in der Mittenstellung bleibt das Signal, wie es ist. Dadurch ergeben sich ohne viel Gefummel schöne Filtereffekte, natürlich gerade beim Mixen, wenn man zum Beispiel die Höhen auf der einen Seite filtert und die tiefen Frequenzen auf der anderen. Noch mehr Spaß macht der zusätzliche globale Parameter-Regler für die Resonanz. Mit dem Klang beschäftigen wir uns gleich im Praxisteil noch genauer und hören uns ein paar Testaufnahmen an.
Eine versteckte Funktion verbirgt sich übrigens hinter der „Filter“-Taste: Wird diese beim Einschalten des Mixers gedrückt, gelangt man in das Optionsmenü. Hier können diverse Einstellungen vorgenommen werden, zum Beispiel wieviel Lautstärke am Master Out herauskommt (0 dB, -6 dB oder -12 dB). Wenn euer DJM-S3 also aus unerklärlichen Gründen leiser wird, kann es sein, dass ihr hier versehentlich Veränderungen vorgenommen habt.
In den Optionen können aber auch MIDI-Kanäle bearbeitet werden (evtl. notwendig für Controller), die Firmware gecheckt oder die Werkseinstellungen wiederhergestellt werden. In der gedruckten Anleitung finden sich keine Einzelheiten für das „geheime“ Menü, dafür muss man das PDF-Handbuch von der Pioneer Website herunterladen und konsultieren.
Fader
Über den beiden Schiebereglern befinden sich die obligatorischen Cue-Tasten zum Vorhören. In der Mitte der Kanal-Fader ist der dreistufige Schalter für die Kurvencharakteristik des Crossfaders platziert. Es kann zwischen einer langsamen und einer steilen Einstellung entschieden werden, mit „Thru“ lässt sich der Überblendregler sogar deaktivieren und mit einem weiteren Schalter darunter wird der Reverse-Modus ein- bzw. ausgeschaltet. Ihr seht, dass an die Turntablists gedacht wurde. Alle Fader weisen 45 Millimeter Länge auf, für die Kanäle ist das eher kurz, mixende DJs müssen hier schon mit ein bisschen Feingefühl an die Arbeit gehen. Die drei Schieberegler bewegen sich sehr geschmeidig, besonders der Magvel Crossfader lässt sich mit den Fingern regelrecht hin und her schnippen und soll dank kontaktfreiem Magnetsystem dabei über zehn Millionen Überblendungen standhalten.
Der Blick auf die Rückseite
Wir erinnern uns daran, dass hier ein Audiointerface integriert ist, folglich darf ein USB-Anschluss für die Verbindung mit dem Computer nicht fehlen. Darüber gibt’s eine Diebstahlsicherung von Kensington – kann nützlich sein. Direkt daneben sitzt ein Mikrofonanschluss, warum denn schon wieder als Klinke? Ist mein guter alter Xone:22 mit XLR-Eingang so eine Ausnahme? Das sollte doch eher die Regel sein, oder nicht? Was soll’s, ich persönlich schließe sowieso nie ein Mikro an, also kann es mir ja eigentlich fast egal sein.
Der Aux-Eingang lässt sich über Cinch mit einem Line-Signal füttern, Channel 1 und 2 sind ebenfalls jeweils mit einem Line-Eingang ausgestattet und selbstverständlich auch mit Anschlüssen für Plattenspieler. Für die eventuell notwendige Erdung finden wir darüber den Ground-Anschluss. Dieser gefällt aufgrund seiner angenehmen Größe und guten Positionierung, manchmal kann es ja zu einem quälenden Geduldspiel werden, wenn auf die Schnelle ein paar Plattenspieler angeklemmt werden müssen. Manchmal sind es eben auch die Kleinigkeiten, die überzeugen können.
Der Master-Ausgang liegt hier in doppelter Ausführung vor, einmal in Form von symmetrischen XLR-Buchsen und dann in dem gewohnten Cinch-Format. Leider bestätigt sich hier aber auch, was sich schon beim Blick auf die Lautstärkeregelung angedeutet hat: Es gibt tatsächlich keinen zusätzlichen Booth-, Monitor- oder wenigstens Recording-Ausgang. Strom wird über ein externes Netzteil zugeführt, Power-Button und Strombuchse dürfen demzufolge nicht fehlen. Dass dabei zusätzlich an einen schützenden Kabelhaken gedacht wurde, ist lobenswert.
Von vorne
Auf der Vorderseite springen uns im Wesentlichen die fetten Logos der beiden hier beteiligten Firmen entgegen, ansonsten befinden sich an dieser Stelle lediglich die zwei Kopfhörerbuchsen, jeweils für große und kleine Klinke ausgeführt. Immer begrüßenswert, denn das bedeutet weniger Leid, wenn vor der Mixsession der Adapterstecker mal wieder in den ewigen Jagdgründen verschollen ist. Beide können auch parallel genutzt werden.
Innen drin
Wie ihr bereits wisst, ist ein Audiowandler in dem Pult verbaut – jetzt geht es um die Frage, mit was für Werten dieser aufwarten kann. Praktischerweise muss ich den schwarzen Mischer dafür nicht extra aufschrauben, es reicht ein Blick in das Audio-/MIDI-Setup des verbundenen Rechners. Und die Daten sehen gut aus, acht Ein- und Ausgangskanäle werden hier geboten und das mit 24 Bit Auflösung bei 48 kHz.
Wer sich jetzt die ganze Zeit fragt, warum einem dieses Mischpult so bekannt vorkommt, dem möchte ich auf die Sprünge helfen: Der DJM-250MK2 hat die gleichen Features, sieht bis auf die in anderer Farbe leuchtenden Cue-Buttons und das fehlende Logo von Serato identisch aus und kostet mit 349 Euro ungefähr 200 Euro weniger. Der wesentliche Unterschied ist tatsächlich, dass der DJM-250MK2 mit Pioneers hauseigener Rekordbox-Software arbeitet, während der DJM-S3 auf Serato DJ setzt. So ergibt sich der höhere Preis, denn das Programm von den neuseeländischen Entwicklern schlägt mit knapp 99 Euro zu Buche und die DVS-Erweiterung kostet noch mal genauso viel.