Mackie Big Knob, eine der erfolgreichsten Monitorcontroller-Serien, wurde überarbeitet und kommt nun mit dem größten, neuen Modell Big Knob Studio+ auf den Markt.
Der Big Knob Passive und der Big Knob Studio konnten im bonedo-Test bereits überzeugen. Setzt das größte Modell vielleicht noch eine Schippe drauf?
Details
Der Mackie Big Knob Studio+ ist ein Experte in Sachen Abhören und vereint Abhörcontroller und Soundkarte in einem Gerät. Ganze vier Stereoquellen können als Mix auf bis zu drei Monitorpaaren und eine 2-Track ausgegeben werden. Zusätzlich gibt es zwei Kopfhörerausgänge, denen neben einer ausgefallenen Routingauswahl auch ein latenzfreies Abhören der beiden ersten Eingänge zur Verfügung stehen. Eine Talkbackeinheit ermöglicht die Kommunikation auf den vorhandenen Kopfhörerausgängen per internem oder zusätzlich anschließbarem Mikrofon. Als Sahnehäubchen obendrauf hat man diesem Abhörcontroller auch noch eine Soundkarte mit ins Gehäuse gebaut, die bei Bedarf per USB an Mac und PC angeschlossen werden kann.
Massiges, stabiles Gehäuse
Produkte von Mackie machten noch nie den Anschein, als dass an Gehäusematerialien gespart worden wäre. Das mattschwarze Metallgehäuse steht stabil auf der Arbeitsfläche, misst 8,1 x 30,2 x 17,3 cm (H x B x T) und wiegt ganze 2,1 Kilo. Wenn man hier noch das Gewicht von den bis zu 20 angeschlossenen Kabeln und deren Steckern dazurechnet, so kommen vorsichtig geschätzt locker drei Kilo zusammen. Auch beim Bedienen der Knöpfe und Drehregler – allen voran der Big-Knob-Volumeregler – wackelt nichts und man spürt die hohe Qualität der verwendeten Materialien. Gut so, denn gerade beim letzten Glied in der Abhörkette vor den Boxen ist es wichtig, dass nicht aufgrund des Einsatzes von minderwertigen Schaltern und Reglern die Klangqualität verändert wird.
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Die Anschlüsse
Auf der Rückseite befinden sich zum einen der Powerschalter, ein Stromanschluss (verschraubbar) und die USB-Buchse zur Computeranbindung sowie zum anderen fast alle Ein- und Ausgänge in Form von XLR- und Klinkenbuchsen. Die Eingänge 1 und 2 sind als XLR-Klinke-Kombibuchse verbaut. Hier führt der XLR-Teil zu den Onyx-Mic-Preamps und der Klinkenteil der Kombibuchse dient als Linelevel-Eingang, der symmetrisch oder unsymmetrisch belegt werden kann. Drei weitere Eingänge, “3/4”, “5/6” und “Aux Mix” sind als Klinkenbuchsen vorhanden. Die Eingänge “5/6” lassen sich per darüber liegendem Druckknopf in ihrer Eingangsempfindlichkeit zwischen -10 dBV und +4 dBu – also Consumer- und Studiolevel – umschalten. Damit lassen sich Zuspieler wie CD-Player oder andere, vergleichbare unsymmetrische Heimgeräte pegelgerecht anlegen.
An der niedrigen, kurzen Vorderseite befinden sich zwei Kopfhörerausgänge in Form von 6,35mm-Klinkenbuchsen und ein zusätzlicher Miniklinkeneingang. Diese Buchse ist ein zusätzlicher Hardwareeingang für die Inputs “5/6”. Steckt man hier einen Miniklinkenstecker hinein, werden die 6,35mm-Klinkenbuchsen der Geräterückseite außer Kraft gesetzt. Gedacht ist das Ganze dafür, um auf bequeme Art schnell mal eben Smartphone & Co. auf die Abhöre legen zu können, ohne dass man sich am Kabel- und Steckerwald an der Geräterückseite zu schaffen machen muss. Ein passendes Kabel – 3,5mm-Stereominiklinke auf 3,5mm-Stereominiklinke – wird übrigens auch direkt mitgeliefert. Sehr praktisch!
Die Bedienelemente
Aus Tradition, und weil der Name es ja bereits schon vermuten lässt, thront auf der Oberseite des Geräts ein recht großer Drehregler. Mit ihm steuert man die Abhörlautstärke mit der man bis zu drei Boxenpaare gleichzeitig bespielen kann. Der große Volumeregler läuft geschmeidig und lässt sich nicht zu leicht und auch nicht zu schwergängig drehen – für meinen Geschmack genau richtig. Er besitzt keine Rasterung und kann stufenlos zwischen minus Unendlich und maximaler Lautstärke eingestellt werden. Leider gibt es (wie auch beim Vorgängermodell) keinerlei Skala, sodass man sich ausschließlich an der Position der kleinen Lochmarkierung auf der Oberfläche des Reglers orientieren kann. Klar könnte man sich mit Hilfe von Gaffa oder ähnlichem selber Markierungen anbringen, ich fände es aber eleganter, wenn eine Skala vorhanden wäre.
Die Bedienelemente sind sinnvoll rund um den Big Knob gruppiert und angeordnet und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Links oben bedient man die Eingänge, links unten die Kopfhörermixes und den Studioweg. Rechts oben steuert man die Monitorausgänge und rechts unten ist die Talkbackabteilung.
Auf dem horizontalen, grauen Streifen, der sich über die Oberfläche zieht, befinden sich die Buttons mit denen man die Quellen und die Monitore auswählt. Ist ein Button gedrückt, so leuchtet er grün. Die gleichzeitige Aktivierung mehrerer Buttons ist möglich.
Sehr gute Onyx-Preamps
Links oberhalb des großen Drehknopfes sitzen die Regler und Schalter der Eingänge. Von links nach rechts kommen zuerst die Gainregler der Eingänge 1/L und 2/R. Der XLR-Teil dieser Eingänge führt zu den eingebauten Mackie-Onyx-Preamps die man bereits aus den Mackie-Mischpulten kennt. Sie sind sehr rauscharm und können mit 60 dB ein ordentliches Pfund Vorverstärkung liefern, die für jedes noch so leise Mikrofonsignal ausreichend sein sollte. Natürlich fängt man sich oberhalb von 50 dB relativ viel Rauschen ein, aber dies liegt in der Natur hoher Verstärkungen. Im normalen Verstärkungsbereich können die Onyx-Preamps in puncto Rauschverhalten mit anderen hochwertigen Preamps mithalten. Per Button kann selbstverständlich 48V-Phantomspeisung für Kondensatormikrofone zur Verfügung gestellt werden. Mit dem daneben sitzenden “Stereo Pan”-Button bestimmt man, ob die Eingänge als Monosignale mittig oder als nach links und rechts geroutetes Stereosignal auf den Main Mix geschickt werden. Die Eingänge 3/4 und 5/6 sind etwas spartanischer ausgestattet. Ihnen wurde aber praktischerweise ein Trimregler spendiert, mit dessen Hilfe man die Eingänge um jeweils bis zu 12 dB leiser oder lauter machen kann. Rechts daneben sitzt der USB-Button, mit dem man den Main Mix beziehungsweise Output 1 und 2 aus der DAW auf den Controller schaltet. Die Ausgänge aus dem Computer werden sozusagen als Eingangsquelle behandelt die man wahlweise ein- oder ausschalten kann.
Talkback mit verbessertem, internen Mikrofon
Über dem USB-Button befindet sich das eingebaute Mikrofon, das für die Talkback-Funktion zur Verfügung steht. Es ist im Vergleich zum Vorgängermodell übrigens verbessert worden und klingt jetzt höhenreicher, was der Sprachverständlichkeit beim Talkback gut tut. Wem dies noch nicht genügt, hat zusätzlich die Möglichkeit, ein externes Mikrofon fürs Talkback zu nutzen. Am Anschlusspanel befindet sich hierfür ein XLR-Eingang nebst einem kleinen Button, um zwischen internem und externem Talkbackmikro umschalten zu können. Hier kann allerdings kein Kondensatormikrofon verwendet werden, da an dieser XLR-Buchse keine Phantomspeisung angelegt werden kann.
Rechts oberhalb des großen Lautstärkereglers befinden sich die Auswahlbuttons und Trimregler der Monitorausgänge A, B und C. Alle drei Ausgänge können gleichzeitig aktiviert sein und jeweils um bis zu zwölf Dezibel abgesenkt werden, um eventuell vorhandene Lautstärkeunterschiede zwischen den angeschlossenen Boxenpaaren ausgleichen zu können. Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist dies eine recht praktische Verbesserung, da man nicht mehr zwischen den Kabeln und Steckern am Anschlusspanel herumfummeln muss, sondern dies nun schön bequem an der Oberfläche des Big Knob Studio+ regeln kann. Vor allem kann man im Idealfall die Abhörposition beibehalten und somit genauer beurteilen, wieviel Trim nötig ist.
Bei den Kopfhörerwegen kann man aus drei unterschiedlichen Quellsignalen wählen
Auf der linken unteren Hälfte der Bedienoberfläche steuert man die Kopfhörerausgänge. Zwei Kopfhörer können in ihrer Lautstärke separat eingestellt werden und jeweils entweder den sogenannten “2-Track” oder den “Cue” zugewiesen bekommen. Die Cue Source lässt sich mit Hilfe eines dreistufigen Umschalters einstellen und ermöglicht interessanterweise neben dem Hauptanwendungsfall “Source(s)” zwei weitere Alternativen. Man kann hier wahlweise einen separaten “Aux Mix” abhören, bestehend aus einem gleichnamigen Stereo-Klinkenbuchsenpaar an der Geräterückseite, oder die USB-Rückwege 3/4, die bei der Verwendung der eingebauten Soundkarte vom angeschlossenen Computer zurückgeschickt werden können. Die Standardanwendung dürfte die Stellung “Source(s)” sein. Schön, dass man hier aber trotzdem ein paar Alternativen zur Verfügung hat, was den Kopfhörermix etwas unabhängiger vom Monitormix macht.
Latenzfreies Abhören der Eingangssignale
Das wichtigste Feature eines Kopfhörermixes beim Recording ist das sogenannte “Direct Monitoring”, also das latenzfreie Abhören der Eingänge. Dies wird beim Mackie Big Knob Studio+ direkt an Board der Hardware geregelt. Hier ist kein Direct-Monitoring-Routing in der DAW nötig und auch nicht möglich. Einzig der mit “Direct Monitoring” beschriftete Drehregler ganz links unten lässt hier eine stufenlose Mischung zwischen der Wiedergabe aus der DAW und den Eingängen 1/2 des Big Knob Studio+ zu.
Rechts neben den Kopfhörer-Lautstärkereglern kann der zusätzliche Ausgang namens “Studio Outs” eingeschaltet und in der Lautstärke geregelt werden. Gedacht ist dieser beispielsweise, um im Aufnahmeraum vorhandene Boxen anspielen zu können, die aber unabhängig vom großen, mittigen Volumenregler sind. Das macht Sinn, denn die Abhörlautstärke in der Regie sollten auf jeden Fall unabhängig von der im Aufnahmeraum sein. Allerdings vermisse ich hier ein Feature des Vorgängermodells, des Big Knob Studio Command Systems. Hier wurde die Auswahl des Kopfhörersignals zwischen “2-Track” und “Cue” auch auf die “Studio Outs” übertragen, sodass man hier noch eine Spur mehr Flexibilität hatte. Als langjähriger, zufriedener Nutzer des alten Modells habe ich dieses Feature genutzt, um unkompliziert ein Surround-Boxenpaar mit einem separaten Mix aus der DAW anzusteuern. Das war zwar sicherlich nicht dafür gedacht, vermissen würde ich persönlich diese Möglichkeit aber schon, wenn ich das alte gegen das neue Modell tauschen würde. Dafür gibt es aber auch Verbesserungen – wie zum Beispiel beim Talkback, das rechts unterhalb des großen Lautstärkereglers gesteuert wird.
Drückt man den “To Cue”-Button liegt das Talkbacksignal auf den Kopfhörerausgängen an, vorausgesetzt dort wurde “Cue” als Quelle gewählt. Mit dem Button “To 2-Track” kann man eben mal die Aufnahme auf der 2-Track besprechen oder den Kopfhörermix, falls dieser nicht “Cue” abhört, sondern den 2-Track-Rückweg.
Die Lautstärke-Anzeige – eine Kontrolle direkt vor dem Volumeregler
Direkt über dem zentralen, großen Volumeregler befindet sich ein Levelmeter, bestehend aus 2 mal 16 LEDs in grüner, gelber und roter Abstufung, mit dem die Eingangspegel direkt vor dem Haupt-Volumeregler abgelesen werden können. Da die Anzeige direkt über dem Volumenregler angeordnet ist, liegt der Gedanke nah, man könne hier den Ausgangspegel ablesen. Weit gefehlt, hier wird ausschließlich das Pre-Fader-Signal angezeigt. Und dies ist unbedingt notwendig, da man sicherstellen muss, dass sich die Summe der Eingangssignale pegeltechnisch im optimalen Arbeitsbereich des Big Knobs Studio+ befindet, um Audiomaterial auf den Abhören bewerten zu können. Unterhalb des Big Knobs befinden sich die typischen Buttons “Mono”, “Mute” und “Dim”, die sich – ebenso wie der große Lautstärkeregler – ausschließlich auf die Monitorausgänge und nicht auf die Kopfhörer- und 2-Track-Ausgänge auswirken.
Das eingebaute USB-Audiointerface
Als wäre ein verlässlicher, solider, sauber klingender Monitorcontroller nicht schon genug, hat man dem Big Knob Studio+ auch noch ein exzellentes USB-Audiointerface spendiert. Ob man diese Soundkarte verwendet oder nicht, hat auf die grundsätzliche Funktionalität des reinen Monitorcontrollers keine negativen Auswirkungen. Nutzt man das Audiointerface allerdings, so verwandelt es den Big Knob Studio+ in ein Gerät mit doppeltem Nährwert, da man sich eine zusätzliche Soundkarte eventuell sparen kann, wenn man nicht mehr als zwei Eingänge und vier Ausgänge benötigt. Nutzt man die Soundkartenfunktion, so werden die beiden Eingänge 1 und 2 des Big Knobs Studio+ und vier Ausgänge der DAW über den USB-Anschluss übertragen. Schließt man den Big Knob an einen Mac an, so kann man direkt loslegen. Damit das Gerät an PCs betrieben werden kann, ist die manuelle Installation des Treibers notwendig. Dieser wird nicht mitgeliefert und muss von der Mackie-Webseite heruntergeladen werden.
Ist der Mackie Big Knob Studio+ korrekt ins System eingebunden, so bietet er eine maximale Auflösung von 192 Kilohertz bei 24 Bit* und dürfte damit den Ansprüchen der meisten Anwendungen vollends genügen.
Ein kleiner, unscheinbarer Knopf namens “Rec Src Select” (neben der USB-Buchse auf der Rückseite des Geräts) ermöglicht übrigens die bei Computeraufnahmen für Blogs, Youtube und Co. beliebte Loopback-Aufnahme. Bei nicht gedrücktem Knopf wird als DAW-Eingangsquelle das Ausgangssignal der DAW zusammen mit den Eingängen des Big Knob zur Verfügung gestellt, sodass man beispielsweise den Sound eines Computerspiels mit einem Mikrofon kommentieren und das Ganze wiederum in die DAW zurückschleifen (Loopback) und aufnehmen könnte. Drückt man den Button, so werden ausschließlich die Inputs 1 und 2 – also die XLR-Klinke-Kombibuchsen – per USB an die DAW-Inputs 1 und 2 weitergeleitet.
Überflüssig zu erwähnen, dass ich als alter Profi mich beim Praxistest zunächst nicht um diese Funktion gekümmert hatte und beim Zusammenspiel mit meiner DAW anfangs reihenweise Feedbacks eingehandelt habe. Wo wir schon beim Stichwort sind …
*Update 2022: In der aktuellen Version wird eine Architektur verwendet, die maximal 96 kHz unterstützt (d. Red.).
Kassel99 sagt:
#1 - 05.11.2020 um 14:26 Uhr
"vielleicht der letzte Controller, den man in seinem Leben kauft."Ansich ist das wirklich ein klasse Gerät, aber nach 2, 3 Jahren kratzen jetzt die Potis wie wild, manchmal muss ich noch mal dran drehen damit der Sound nicht gedämpft rüber kommt. Also die Potis scheinen eine Schwachstelle zu sein im ansonsten wie ein Panzer gebauten Gerät.