Acustica Audio interpretiert das Synthesizer-Flaggschiff Roland Jupiter-8: Thing ist eine Suite mit zwei Plugins, die erstklassige Vintage-Sounds versprechen. Bislang ist der italienische Softwarehersteller nur durch verschiedene Effekt-Plugins aufgefallen. Mit Thing erscheint nun das erste Instrument von Acustica Audio. Eigentlich hätte ich mit einem virtuellen Elka Synthex oder einem Crumar Spirit gerechnet, aber selbst im Italo Disco glänzen überwiegend nicht-italienische Synthesizer.
Den ikonischen Roland Jupiter-8 aus dem Jahr 1981 brauche ich nicht weiter vorzustellen. Da es schon so viele großartige Emulationen des Analog-Synthesizers gibt, von denen ich einige auch selbst immer wieder gern verwende, frage ich mich: „Was bringt Acustica Audio Thing?“ Ich möchte euch nicht lange warten lassen. Deshalb habe ich die Suite aus TH8 und TH5 mit der App Aquarius kurzerhand installiert und meine Eindrücke zusammengefasst.
Checkliste Acustica Audio Thing Test
- Roland Jupiter-8 Emulation
- Zwei Plugins TH8 und TH5
- Sub Free Control und Superstereo
- Age Control
- Interne Effekte
- Über 500 Presets
DETAILS & PRAXIS
Acustica Audio Thing 5: die kompakte Version
Tatsächlich kommt der emulierte Jupiter-8 nicht allein: Zu ihm gesellen sich Thing 8 und die kleinere Variante Thing 5 – sie basieren auf der virtuell-analogen Klangerzeugung namens MUST (Modular Unified Synthesis Technology). Ihr könnt euch schon denken, dass der Thing 5 auf fünf Stimmen limitiert ist und sein GUI nicht die gleichen Parameter wie der Jupiter-8 beherbergt. Thing 5 fokussiert sich im Prinzip auf die schnelle Kontrolle (samt MIDI Learn) der wesentlichen Funktionen. Ihr bekommt keinen Arpeggiator und könnt Synthese-Features wie PWM oder Crossmodulation nicht im Detail programmieren.
Zwar komme ich mit dem Thing 5 in der Praxis gut zurecht, frage mich aber, wieso Acustica Audio ausgerechnet die Sound Library reduzieren musste. Im Browser sind findet man weniger als die Hälfte von den insgesamt über 500 Presets. Gerade bei einer solchen Easy-Control-Version wünscht man sich doch möglichst viele Patches als Vorlage für eigene Soundvarianten.
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Thing 8 mit der Funktionalität des Roland Jupiter-8
Der Thing 8 geht aufs Ganze. Auf dem Panel präsentiert sich der Jupiter-8 genau so, wie man ihn schon seit über vier Jahrzehnten kennt. Dazu zählen die beiden VCOs, die Assign Modes (Solo, Unisono, Poly) oder die Control-Sektion.
Auch die Filter, Hüllkurven und der Arpeggiator vom Original sind sinnvoll auf dem GUI platziert. Der Key Mode (Dual, Split und Whole) mit dem Einsatz zweier Layer könnte etwas übersichtlicher sein. Immerhin lassen sich Layer-Einstellungen untereinander kopieren. Wer zwei Patches stacken möchte, kommt schneller ans Limit. Hier wundere ich mich schon etwas, weshalb der Thing 8 als Plugin nicht mehr als acht Stimmen bietet.
Für eine flüssige Performance auf dem Rechner könnt ihr zwischen drei Quality Modes wählen: Eco, Normal und Mega. Der Normal Mode hat mir fürs Erstellen der Audio-Demos bereits gereicht. Auf meinem Mac Studio fiel die CPU-Auslastung moderat aus.
Extras wie Age Control, Superstereo und Effekte
Natürlich hat Acustica Audio die JP-8 Emulation um einige Features erweitert. Ich finde die Zugaben nicht gerade sensationell, dafür aber sehr praxisgerecht. Mit der Superstereo-Funktion lassen sich die Sounds räumlich besser verteilen als beim JP-8. Das Sub Control schafft vor allem bei Synthbässen noch mehr Low End.
Im Grunde verbirgt sich dahinter ein Subozillator mit Sinus- oder Pulswelle, den ihr hinzumischen könnt. Mit Age Control lasst ihr den Sound des Plugins auf Wunsch klanglich altern und ihn ein „analoges Eigenleben“ führen. Gleichzeitig ändert sich der Look des GUIs. So ist der inszenierte Alterungsprozess auch für die User sichtbar – schöne Idee.
Bei der internen Effektsektion punktet Acustica Audio mit den eigenen FX-Plugins. Zur Auswahl stehen fünf Einheiten mit einer jeweils größeren Auswahl an Effekt-Typen. Dazu gehören Saturator, Tone Control, Chorus, Delay und Reverb. Keine Frage, dafür verdient der Thing 8 klare Pluspunkte.
So authentisch klingt der Acustica Audio Thing nach Jupiter-8
Während ich diesen Kurztest schreibe, sitze ich nur zwei Meter von einem originalen Roland Jupiter-8 entfernt, den ich kurz zuvor für eine knappe Stunde wieder einmal angespielt habe. Beim Wechsel auf das Plugin muss ich schon zugeben, dass Acustica Audio den fetten und kraftvollen Sound des Roland-Flaggschiffs sehr gut trifft. Damit bin ich absolut fein.
Es gibt aber einen Haken: Die Library macht trotz ihrer über 500 Presets keinen besonders professionellen Eindruck. Handwerklich souveräne oder richtig geniale Patches kommen eher wenig zum Vorschein. Da hat es mich gereizt, einfach mal selbst Sounds mit Thing zu erstellen – sicherlich lässt sich noch einiges herauskitzeln.
Insgesamt zwölf Audio-Demos bezeugen die tollen klanglichen Qualitäten des Acustica Audio Thing. Mit einem Roland Jupiter-8 und zusätzlichen Effekten eingespielt, würden diese Patches nicht sehr viel anders klingen. Also, Daumen hoch!
Acustica Audio Thing und Alternativen
Die Idee eines virtuellen Roland Jupiter-8 hatten bereits viele Entwickler. Im Feature Roland Jupiter-8 Soft-Synths im Vergleich bekommt ihr darüber einen Überblick. Dabei konkurrieren der Arturia Jup-8 V, der TAL J-8 und die Roland Jupiter-8 Cloud mit der neuen Suite Thing von Acustica Audio. Kurz und gut: Den Jupiter-8 von Arturia holt ihr euch am besten als Bestandteil der V-Collection oder als Roland-Plugin im Abo der Roland Cloud. Bleiben also noch Acustica Audio und TAL Software für den Einzelkauf. Sehr gut und preiswert ist der TAL J-8, ebenfalls fantastisch klingt der Acustica Audio Thing, kostet aber deutlich mehr.
FAZIT
Acustica Audio Thing überzeugt mich klanglich voll und ganz. Definitiv gehört dieses Plugin zu den besten Emulationen des Roland-Klassikers. Die Factory Library sollte aber noch einmal überarbeitet und der Preis reduziert werden. Mit regulär 229 Euro liegt Acustica Audio weit über den anderen Jupiter-8 VSTs. Dabei braucht es auch keine Suite aus zwei Varianten. Mein Tipp: TH 5 für unter 100 Euro – und der virtuelle Jupiter-8 aus Italien landet schon bald in etlichen Studios.
Complimenti! Das war eine vielversprechende Premiere. Eine Fortsetzung mit weiteren Synthesizern wäre klasse, Acustica Audio! Vor dem Kauf solltet ihr unbedingt die Demo-Version von Thing probieren!
Features
- Emulation des Roland Jupiter-8 (Vintage-Synth von 1981)
- Suite mit zwei ähnlichen Plugins: Thing 8 und Thing 5 (reduzierte Version
- Komplette Architektur des Jupiter-8 samt zwei Layer und Arpeggiator
- Extras wie Superstereo, Sub Control und Age Control
- Fünf interne Effekte
- Über 500 Presets
- Systemvoraussetzungen: Ab Windows 10, Mac OS X 10.15 (M1 Support), Online-Aktivierung, VST3, AU, AAX
- WEBISTE: www.acustica-audio.com/shop/products/THING
- PREIS: 179 Euro (Straßenpreis vom 15.12.2024), regulär 229 Euro
- Überzeugende Jupiter-8 Emulation
- Zwei Plugins
- Sehr guter Basisklang
- Superstereo und Sub Control
- Gute Effektsektion
- hoher Preis