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“Es bringt heutzutage keinen Spaß, Musik zu machen”, sagt der CEO eines KI-Musik-Unternehmens

Mikey Shulman, CEO und Gründer von Suno AI, sprach im 20VC-Podcast über seine Sicht auf die heutige Musikwelt. Sein Unternehmen, das eine KI-Plattform zur automatischen Musikgenerierung entwickelt hat, möchte die Hürden des Musikmachens abbauen. Shulman ist überzeugt, dass viele Menschen keine Freude daran haben, ein Instrument zu erlernen oder Musik selbst zu produzieren. Die von Suno entwickelte KI soll genau hier ansetzen und den Zugang zur Musik für alle erleichtern.

© Wikimedia Commons: Michael Coghlan

Wir wollten nicht einfach nur ein Tool bauen, das es den heutigen Musikschaffenden ein bisschen einfacher macht oder ihnen ein paar Prozent Zeit spart“, erklärte Shulman im Podcast. „Wenn man die Art und Weise, wie eine Milliarde Menschen Musik erleben, grundlegend verändern will, muss man etwas schaffen, das für eine Milliarde Menschen gedacht ist. Das bedeutet vor allem, allen die Freude am Musikmachen zu ermöglichen – etwas, das heute kaum existiert.”

Musikmachen ist derzeit kein wirklich angenehmer Prozess: Es kostet viel Zeit und Übung, man muss entweder ein Instrument oder komplexe Produktionssoftware beherrschen. Ich denke, die meisten Menschen genießen den Großteil der Zeit, die sie mit Musikmachen verbringen, nicht wirklich.

Suno AI

Suno AI funktioniert ähnlich wie andere KI-Tools. Nutzer können hier durch Textbefehle Musik erzeugen, indem sie beschreiben, welche Art von Musik sie hören möchten. Dabei können Genre, Instrumente und Texte nach Belieben angepasst werden. Das Ziel, so Shulman, ist es Musik einfacher und somit zugänglicher zu machen. Allerdings – wie bei vielen ähnlichen KI-Technologien – basiert auch Suno auf Trainingsdaten, die urheberrechtlich geschützte Musik enthalten. Das führte jedoch im Juni 2024 zu rechtlichen Auseinandersetzungen, wobei Vertreter der Musikindustrie Suno verklagten.

Shulman zeigt sich enttäuscht über die Klage und argumentiert, dass Suno und ähnliche KI-Technologien letztlich dazu beitragen könnten, mehr Menschen für Musik zu begeistern. Dadurch würde es mehr Musiker geben, mehr Leute die Musik hören und entsprechend könne ein größerer Musikmarkt entstehen. Alle Beteiligten würden somit profitieren. Dieser Vergleich mag teilweise berechtigt sein; schließlich haben Technologien wie elektronische Musikproduktion oder digitale Audiotools ebenfalls neue Möglichkeiten geschaffen und Musik für mehr Menschen zugänglich machte.

“Kunst macht keine Freude”

Doch Shulmans Behauptung, „die meisten Menschen genießen das Musikmachen nicht“, wird nun von zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen kritisiert. Er würde ignorieren, warum Menschen eigentlich Kunst schaffen und Freude am Erlernen und Beherrschen von Fähigkeiten haben. Es stimmt, dass es Zeit braucht, um ein hohes musikalisches Niveau zu erreichen. Doch genau dieser herausfordernde Prozess ist für viele Künstler und Künstlerinnen ein zentraler Teil der Freude an der Musik.

Während des Interviews griff Moderator Harry Stebbings diese Perspektive auf und verglich das Musikmachen mit dem Laufen: eine Tätigkeit, die ebenfalls herausfordernd ist, aber dennoch von vielen genossen wird. Shulman hingegen argumentierte, dass nur ein kleiner Teil der Menschen diese Herausforderung liebt: „Die meisten Menschen geben auf, weil es zu schwer ist. Die, die weiterlaufen, sind eine sehr selektive Gruppe.“ Für Shulman liegt die Freude an der Musik nicht im Prozess, sondern im Ergebnis, welches durch die Suno-KI erleichtert wird. Die höhere Zugänglichkeit solle wiederum gut für den Markt sein.

Antworten auf Shulman

Die Reaktion auf die Aussagen von Shulman sind fast ausschließlich negativ. Zahlreiche Stimmen auf X kritisieren seine Auffassung von Musik und teilen ihre eigenen Leidenschaften für Kunst. Einige antworten, dass die Schwierigkeiten beim Kreieren der Musik und die erforderten Fähigkeiten eben die Aspekte sind, die gute Künstler und Künstlerinnen erst großartig machen. Gerade dadurch, dass man kompetent und fähig sein muss, gute Musik zu schaffen, wird das Ergebnis erst außerordentlich und einzigartig. Einige Nutzer und Nutzerinnen fürchten auch um die Zukunft der Musik, wenn CEOs wie Shulman die KI-Entwicklung antreiben.

Generative KI mag zukünftig tatsächlich ein bedeutendes Werkzeug für die Produktion von Musik, Bildern und Texten werden. Doch aktuell wird der Output solcher Tools oft als „generische Masse“ kritisiert – wenig inspirierend und oft minderwertig. Die Vorstellung, dass das bloße Eingeben eines Textbefehls jemanden zum Musiker macht, ist eine Überhöhung der Technologie und ihrer Ergebnisse.

Jeder bei Suno hat eine tiefe Leidenschaft und großen Respekt für Musik“, betonte Shulman gegen Ende des Interviews. Doch seine Aussagen werfen Fragen über die Zukunft der Musikindustrie auf. Welche Menschen sind verantwortlich für die technische Entwicklung in künsterlischen Disziplinen wie die Musik? Wem gehört eigentlich KI-generierte Musik? Geht in dem generativen Prozess die Kreativität der Künstler und Künstlerinnen verloren?

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