Die in Texas gegründete Firma Warm Audio hat mit ihren von Klassikern inspirierten und relativ preisgünstigen Studiogeräten aus Fernost-Produktion in wenigen Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Das Produktportfolio wird nun um einen Studiokopfhörer erweitert. HeadRoom nennt sich der Debütant, der in drei Farbvarianten angeboten wird und sich zudem für sämtliche Einsatzszenarien bis hin zum Mixdown eignen soll. Für einen geschlossenen Studiokopfhörer, der im unteren dreistelligen Eurobereich angeboten wird, ist dies eine sehr selbstbewusste Aussage, die wir in unserem Review überprüft haben. Zu welchen Erkenntnissen wir gelangt sind, lest ihr in unserem Warm Audio HeadRoom Test!
Konzept des Warm Audio Headroom
Auf jeden Fall verursacht es einen wirksamen Marketing-Effekt, den ersten Kopfhörer zum Verkaufsstart in drei – zum Teil auffälligen – Farbvarianten anzubieten. Zudem preist man den HeadRoom als Abhör-Tool für Tracking, Mixing, Monitoring und kritisches Hören an. Hiermit wäre der Debütant ein wahrhaftiges Allround-Talent. Das Ganze für aktuell 149 Euro und einer dafür äußerst luxuriösen Ausstattung – mehr hierzu später. Wenn das nicht interessant klingt?
Technik
Von technischer Seite ist der Warm Audio HeadRoom, wie eigentlich alle Mitbewerber zum Tracking-Einsatz, ein herkömmlicher dynamischer Kopfhörer in geschlossener Bauweise. Die 45mm-Wandler werden vom Hersteller als Premium-Treiber bezeichnet und der Übertragungsbereich wird mit 10 bis 30000 Hz angegeben. Die zeitgemäß geringe Impedanz (45 Ohm) erlaubt die Verwendung des WA HeadRoom an jeglichen Zuspielgeräten.
Ausstattung des Warm Audio HeadRoom
Wie zuvor erwähnt, wird in diesem Punkt eher geklotzt statt gekleckert. Der Kopfhörer wird mit zwei 3m-Kabeln (glattes Kabel / Spiralkabel), die an der linken Ohrmuschel befestigt werden geliefert.
Weiterhin gibt es ein Paar Ersatzohrpolster sowie eine stabile Transportbox. Für einen Studiokopfhörer, der bei seinem Release gerade einmal die 150-Euro-Grenze touchiert, ist diese Ausstattungsvielfalt bemerkenswert!
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Verarbeitung und Design
Verarbeitungsmängel suche ich an allen drei Farbvarianten, die mir zum Review vorliegen, vergeblich. Der innere Bügel besteht aus Metall und die Kunststoffteile sind ordentlich verschraubt. Die um etwa 90 Grad drehbaren Ohrmuscheln sowie die gerasterte Größenanpassung machen einen ordentlichen Eindruck. Die Langzeithaltbarkeit der Bauteile ist in einem Review tatsächlich schwer einzuschätzen. Selbst einer meiner deutlich teureren Studiokopfhörer eines Premiumherstellers hatte nach wenigen Jahren (ohne exzessive Nutzung) einen großen Riss im Bügelpolster, den ich nach einem mehrtägigen Test nicht erwartet hätte.
Das Design bzw. einzelne Bauteile des HeadRoom erinnern mich stark an diverse Low-Budget-Kopfhörer oder mitgelieferte Headphones preiswerter Tracking-Bundles – unabhängig der Farbvariante. An dieser Stelle hätte ich bei einem Studiokopfhörer der 150-Euro-Klasse einen etwas seriöseren Look erwartet. Wem egal ist, wie sein Auto aussieht (“Hauptsache, es fährt gut.” dem mag dies nicht wichtig sein. Subjektiv werte ich dies dennoch als Kritikpunkt. Der HeadRoom wird als Profi-Tool beworben und hier sollte man auch die Außenwirkung gegenüber Kunden nicht ganz aus den Augen verlieren.
Wie klingt der Warm Audio HeadRoom?
Nicht wenige Hersteller bezeichnen den Klang ihrer Kopfhörer als natürlich, linear oder mix-tauglich, was für mein Empfinden allerdings nicht immer zutrifft. Der Warm Audio HeadRoom hält mit seinem in jeglicher Hinsicht ausgewogenen Klang dieses Versprechen.
Die Frequenzwiedergabe kommt ohne Überbetonungen oder auffällige Maskierungen aus. Tatsächlich klingt der HeadRoom sehr „gefällig“, ohne dass dies auf Kosten der tonalen Beurteilbarkeit erfolgt. Trotz eines kräftigen aber stets konturierten Tiefgangs und strahlenden Höhen bleibt der mittlere Frequenzbereich stets adäquat beleuchtet und lebendig genug, um Klangbeurteilungen durchzuführen. Die hohen Frequenzen sind praxisgerecht austariert und von angenehmer Präsenz ohne unnötige Harschheit bei gleichzeitiger Offenlegung von penetranter Schärfe im Mix. Passt also!
Impulse werden knackig und lebendig präsentiert und die Auflösung und Separierung einzelner Mixbestandteile erreicht ein professionell nutzbares Niveau. Wenig überraschend, erreicht er dabei nicht ganz die Liga meines deutlich teureren Focal Lensys Professional. Vor etablierten Konkurrenten wie meinem AKG K371 muss sich der neue Warm Audio Kopfhörer aber nicht verstecken, auch wenn es kleine, aber nicht schlachtentscheidende Abweichungen im Wiedergabecharakter gibt. Das AKG Modell bietet etwas mehr Analyse in den Mitten bei leicht dezenteren Höhen. Auf beides kann man sich gut einhören.
Serienstreuung?
Serienstreuung ist ein eher unerforschtes aber dennoch vorhandenes Phänomen. Nicht alle gleichen Modelle eines „Geräts“ liefern zwingend identische Ergebnisse. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Ich selber habe Fälle von hoher Serienstreuung bei Kopfhörern erlebt und auch Erkenntnisse von Dritten sind mir bekannt. In diesem Review drei Exemplare eines Kopfhörermodells zur Verfügung gestellt zu bekommen ist daher eine außergewöhnliche und interessante Testsituation.
Tatsächlich weicht das beigefarbene Exemplar durch eine spürbar mildere Wiedergabe hoher Frequenzen ein wenig von den beiden anderen Testkopfhörern ab. Allerdings nicht in dem Umfang, dass man dies unbedingt als Kritikpunkt werten müsste. Im Kollegenkreis habe ich erfahren, dass beispielsweise auch professionelle Kopfhörermodelle (etwas höhere Preisklasse) eines etablierten Herstellers häufig eine gewisse klangliche Streuung aufweisen. Bei einem hochpreisigen Modell könnte man dies aber tatsächlich negativ bewerten.
Tragekomfort des WA HeadRoom
Die Trageeigenschaften sind nicht herausragend, aber dennoch als insgesamt gut zu beurteilen. Der HeadRoom ist vergleichsweise leicht und erweist sich ohne spürbaren Druck als durchaus langzeittauglich. Nicht ganz optimal sind die Knarzgeräusche der Polster, auch schmiegt sich das Gehäuse meiner Kopfform nicht ganz so ergonomisch an, wie es von einigen Mitbewerbern kenne.
Alternativen zum Warm Audio HeadRoom
In der Preisklasse des Warm Audio Kopfhörers tummeln sich nicht wenige etablierte Modelle und Klassiker der Kategorie „geschlossener Studiokopfhörer“. Die drei folgend genannten Modelle kann man als direkte Konkurrenten betrachten:
Audio-Technica ATH-M50X | Beyerdynamic DT 770 Pro | AKG K371 |
gut ausgestatteter Allrounder des japanischen Herstellers für den Studioeinsatz | beliebter Klassiker in verschiedenen Impedanz-Versionen∞ her zum Monitoring als zum Mischen geeignet und in seiner Standardvariante puristisch ausgestattet (festes Kabel, Transportbeutel). | praxisgerecht ausgestatteter Studiokopfhörer mit Klassikerpotenzial, gute Wiedergabeeigenschaften und praktische Gehäusekonstruktion |
Test des Warm Audio HeadRoom: Fazit
Warm Audios Kopfhörer-Debüt macht (fast) alles richtig. Der Sound eignet sich, wie von der Marketing-Abteilung versprochen, für jegliche Anwendung der Musik- und Medienproduktion und die Ausstattung ist preisbezogen top! Auch an der Verarbeitungsqualität gibt es nichts zu bemängeln. Lediglich die knarzenden Ohrpolster können negativ auffallen. Und mich stört subjektiv ein wenig der (ich nenne ihn mal provozierend:) „Billig-Look“, der an beigelegte Branding-Kopfhörer günstiger Interface-Bundles erinnert. Wer frei von derartigen Geschmacksborniertheiten ist, sollte den Warm Audio HeadRoom aber unbedingt checken!
geschlossene Bauart
ohrumschließend
Treiber: dynamisch (45 mm)
Impedanz: 45 Ohm
Empfindlichkeit: 100 (±3) dB
Übertragungsbereich: 10 – 30.000 Hz
abnehmbares 3m-Spiralkabel + gerades 3m-Kabel mit 3,5mm-Klinkenstecker
Schraubadapter auf 6,35 mm
Hardcase + Ersatzohrpolster im Lieferumfang
Gewicht: 250 g (ohne Kabel)
hergestellt in: China
Webseite: https://warmaudio.com
Preis: € 149,– (Straßenpreis am 14.1.2025)