Die GForce Bass Station ist das Plugin zur ersten Novation Bass Station. Das analoge Instrument erschien 1993 und gehört zu den Synthesizern aus den 90ern, die man kennen sollte. Der kleine Tastatur-Synth kam genau richtig zur Hochzeit der Techno-Bewegung auf den Markt und erwies sich schnell als bezahlbare Alternative zur Roland TB-303 Bass Line. 1997 folgte eine Rackversion: die „Super Bass Station“. 2013 trat schließlich die Bass Station II mit Multimode-Filter und tempo-synchronisierbarem LFO in die Fußstapfen der ursprünglichen Bass Station. Diesen Hardware-Synthesizer gibt es übrigens auch heute noch als Neugerät zu kaufen.
Mit einer neuen AU/VST-Plugin-Variante mischt GForce die Karten nun neu. Zusammen mit der Firma Novation haben die Briten das ursprüngliche Konzept an vielen Stellen erweitert. Es kostet um die hundert Euro und soll für registrierte Nutzer der Novation Launchkey 4, FLkey und SL Mk3 frei zugänglich sein. Ich habe das Plugin schnell installiert und habe es bereits während der Testphase zu schätzen gelernt.
DETAILS & PRAXIS
GForce Bass Station hält sich ans Original
Die GForce Bass Station versteht sich zwar als Emulation von Novations Hardware, geht aber in vielen Bereichen mindestens einen Schritt weiter. Zuerst fiel mir die 16-fache Polyfonie auf, die sich auch im Unisono-Modo erschließt. Somit lässt sie auch andere Klänge als Bass oder Lead zu. Daneben gibt’s hier zwei Oszillatoren, einen Sub-Oszillator, FM, Noise und verschiedene Möglichkeiten, die Signale zu modulieren.
Das eigentliche Filter wirkt als Tiefpass mit 12 oder 24 dB Flankensteilheit. Für Acid-Bässe verfügt es natürlich über einen Resonanz-Parameter. Zudem könnt ihr es per Hüllkurve und LFO modulieren. Zur Basis-Ausstattung gehören auch zwei ADSR-Hüllkurven, Portamento und ein Vintage-Knob.
Für dich ausgesucht
Zusätzliche Features der GForce Bass Station
Freilich gibt sich GForce mit diesem Standardaufgebot nicht zufrieden. Mit den X-Modifiers wird die neue Bass Station viel modulationsfähiger als das Original. Per X-LFO und X-ADSR kommen ein separater LFO mit acht Wellenformen und eine weitere Hüllkurve hinzu.
Damit könnt ihr praktisch jeden Soundparameter der Bass Station modulieren – mit Ausnahme der schaltbaren Parameter wie etwa die Oszillator Range und die Waveform Knobs. Ihr könnt beliebige Settings kopieren und mit anderen Parametern nutzen. GForce hat das Ganze praxisnah gelöst, es braucht aber etwas Geduld, bis sich tolle Modulationen ergeben.
Weitere klangliche Möglichkeiten erlauben die internen Effekte. Dazu gehören neben Hochpass-Filter und Distortion-FX auch Chorus, Delay und Reverb. Diese fünf Effekt-Blöcke könnt ihr jeweils bearbeiten – sie liegen klanglich mindestens im Durchschnitt.
Sequenzer und Handling der GForce Bass Station
Man kann durchaus sagen, dass die Bass Station als Plugin musikalisch inspiriert. Allein der Arpeggiator leistet ordentlich Hilfe – sogar mit Chord-Mode und Probability. Noch raffinierter zeigt sich der Sequenzer der GForce Bass Station. Sympathisch finde ich die Randomisierung von Tonhöhe, Notendauer, Dynamik sowie Macro 1 und 2. Ihr könnt euch überraschen lassen, welche Phrasen die Bass Station per Mausklick hier kreiert. Für die beiden Macros stehen zwei einzelne Sequenzen bereit. Zudem bekommt ihr auch Accent und Slide für die TB-303 Lines. Rhythmisch wie melodisch gibt der Sequenzer einiges her, auch wenn ich insgesamt leider nur 16 Schritte zähle.
Obwohl der Step-Sequenzer und die X-Modifiers ein wenig Zuwendung einfordern, empfinde ich die GForce Bass Station insgesamt als gut bedienbar. Die Basis-Parameter habe ich auf dem skalierbaren GUI schnell aufgefunden. Alle Presets lassen sich mit zwei Macro Knobs effektiv modulieren, während man die allermeisten Parameter per MIDI steuern kann.
So vielseitig klingt die GForce Bass Station
Alles bässtens? Mehr noch: Mit bis zu 16 Stimmen und den zusätzlichen Funktionen entpuppt sich die GForce Bass Station als virtuell-analoger Synthesizer, der mehr als typische Basses und Leads liefert. Das beweist auch die Factory Library mit über 300 Presets. Hier überzeugen mich vor allem die interessanten Pads und Textures – und so auch manche Arpeggiator- und Sequenzer-Phrases konnten mich inspirieren.
Den Basisklang der GForce Bass Station würde ich als „Novation-like“ umschreiben. Es schwingt ein bisschen Schmutz mit und die vielen Presets mit Vintage-Charme lassen sich im Mix gut platzieren. Für extrem punchige Subbässe und andere Bässe mit viel Druck würde ich diese virtuelle Bass Station aber nicht verwenden.
Für Acid-orientierte und modulierende Phrasen ist das Plugin aber eine sichere Bank. Über ein Dutzend Audio-Demos zeigen euch, was ihr mit der GForce Bass Station anstellen könnt. Klanglich geben sich Soft- und Hardware übrigens nicht besonders viel. Wer diese Art von Presets mag, muss sich also nicht gleich den analogen Vintage-Synth von 1993 ins Studio holen.
GForce Bass Station und Alternativen
Die von GForce erweiterte Bass Station hat durchaus Konkurrenz. Wer sich für ein Synthbass-Plugin interessiert, sollte unbedingt die Emulationen des Roland SH-101 checken. Damit sind klassische und auch druckvolle Bässe möglich. EDM-orientierter zeigt sich der Moog Mariana, den ich auch als eine Alternative zur Bass Station empfehle.
Grundsätzlich solltet ihr euch im Klaren sein, dass auch die Hardware gar nicht so teuer ist. Die originale erste Bass Station kann man schon ab ungefähr 200 Euro gebraucht ergattern. Der Neupreis für eine Novation Bass Station 2 liegt bei unter 400 Euro.
Was die Funktionen anbelangt, überholt Moog Mariana seine prominenten Vorreiter Minimoog und Taurus. Mit einer praktischen Dual-Layer-Architektur stellt er sich für EDM und ähnliche aktuelle Stile auf – Moog-Bass von heute!
Mit der Bass Station II beschert uns Novation die überarbeitete Wiederauflage des legendären Synthesizers von 1993. Wie das Teil klingt, erfahrt ihr hier.
Der monofone Analog-Synthesizer Roland SH-101 liefert einen druckvollen Sound für Bässe, Leads und Sequenzer-Phrasen. Den mobilen Kultsynth aus den frühen 80ern gibt’s heute als Plugin in der DAW. Wir vergleichen die besten Emulationen dieses Vintage Synthesizers für euch.
FAZIT – Novation Bass Station Plugin Test
Keine Frage, die erste Novation Bass Station ist als Software um einiges praktischer für die DAW-Produktion als das Original aus den 90er Jahren. Es macht Spaß, mit dem Plugin zu produzieren und die technischen Vorzüge wie die vielen Speicherplätze und Effekte auszukosten. Die bekommt man selbst bei der Bass Station 2 nicht. Die aktuelle Hardware bleibt für Live-Situationen aber die bessere Lösung. Insgesamt hat GForce vieles richtig gemacht. Ein absoluter Kracher ist die virtuelle Bass Station zwar nicht, die vielen sinnvollen Features, der attraktive Preis und auch die gelungene Library verlocken aber zum Software-Kauf.
Features
- Emulation der ersten Novation Bass Station von 1993
- 16 Stimmen (Mono, Mono Unison, Legato, Autoglide und Poly Mode), Pan Spread
- Resonanzfähiger 12/24db Tiefpass-Filter
- X-Modifiers (LFO und Hüllkruve)
- Effekte (Hochpass-Filter, Distortion, Chorus Delay und Reverb)
- Klassischer Arpeggiator und umfangreicher Sequenzer
- Zwei Macros (als Snob sowie per Sequenz modulierbar)
- Polyfoner Pitchbend für MPE-Controller, Poly Aftertouch
- Preset Browser mit über 300 Sounds
- Skalierbares GUI
- VST3, AU, AAX, Standalone
- Ab Windows 7, Mac OS X 10.13 (M1 Support), Online-Aktivierung
- PREIS: 62 € (Straßenpreis am 21.1.25)
- Souveräne Emulation der Novation Bass Station
- 16 Stimmen und praktische Extras
- Sequenzer und Macros
- Einfaches Handling
- Gute Preset Library
- Günstiger Preis
- X-Modifier nicht intuitiv