Tracktion Horizen ist ein vielversprechendes Plugin mit dem Titel „Pristine Cinematic Sound“. Dieser Synthesizer ist relativ günstig, flexibel in Sounds und Tools und hat sich in der aktuellen Version 2.6 einen genaueren Blick verdient. Vollständig heißt das Plugin „Synth Factory Horizen“. In der Plugin-Liste der DAW taucht es daher nicht unter Tracktion, sondern unter „TheSynthFactory“ auf. Entwickelt hat es The Synth Factory mit dem Ziel, die Wünsche des etablierten Composers Andy Hodgson zu erfüllen. So offenbart sich Tracktion Horizen als Instrument für Producer, die sowohl im Game-/Film- als auch in anderen Genres kreativ und effektiv arbeiten möchten.
DETAILS & PRAXIS
Tracktion Horizen auf einen Blick
Tracktion Horizen ist ein Software-Synth mit 10-Voice-Architektur, die jeweils vier Samples Engines und Synthesizer-Engines (VA, Wavetable, FM) kombiniert. Hinzu kommen zwei Loop Player, die man per Drag-and-drop mit eigenen Audio-Files füllen kann. Richtig, das sind wirklich zehn Layer, die sich beliebig mischen oder muten lassen.
Garniert wird das Ganze mit 23 On-Board-Effekten, die gestandenen FX-Plugins klanglich das Wasser reichen können. Jeder Layer verfügt über vier Effekt-Sends, wodurch individuelle Mischungen entstehen können. Eine klassische Mixer-Ansicht hätte ich mir aber trotzdem noch gewünscht.
Das skalierbare GUI in Blau erscheint mir durchaus praxisorientiert. Nach kurzer Zeit werdet ihr mit der Struktur definitiv zurechtkommen. Alle zehn Layer sind schnell angewählt und direkt bereit fürs Programming mit Filtern, Hüllkurven, LFOs und so weiter – was gut funktioniert. In der Mitte des GUI lassen sich XY-Pad, Mods, Play, FX und Expansion Packs anwählen. Das sind einige Schmankerl, die Tracktion Horizen von einfachen Synths positiv abheben.
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Modulieren und kontrollieren: XY-Pad und Mods
Bereits eingehende MIDI-Noten könnt ihr in Echtzeit bearbeiten. Dafür findet ihr in Tracktion Horizen die Menüs Input und Realism. Ihr könnt sie verwenden, müsst es aber nicht unbedingt. Definitiv spannender ist das X/Y-Pad. Hier wählt ihr aus, welche der zehn Layer dynamisch gemischt werden sollen. Eigene Bewegungen auf dem XY-Pad könnt ihr auch automatisieren und als Pattern speichern. Anstelle eigener Aktionen auf dem Pad kann man aber auch einige fertige Muster laden und in verschiedenen Tempi abspielen.
Auf der Mods-Seite lassen sich bis zu sechs LFOs selbst definieren und an verschiedene Klangparameter des Tracktion Horizen adressieren. Auch die beiden Key-Modulatoren könnt ihr per Drag-and-drop beliebigen Parametern zuweisen. Natürlich laufen die Modulationen synchron zum Tempo der DAW, falls das gewünscht ist – gut so!
Play und Random für Spielspaß
Besonders gefällt mir die Player-Seite von Tracktion Horizen. Sie enthält ein klassisches Arpeggiator-System mit einstellbarer Anzahl von Schritten und den üblichen Parametern. Genauer gesagt sind es sogar zwei parallele Arpeggiatoren, die sich den zehn Layern frei zuweisen lassen und rhythmische Sounds erzeugen.
Der Chord Player ist ein musikalisches Tool, bei dem 16 MIDI-Noten jeweils einen von vielen Akkorden triggern. Die Akkordtöne kann man aber auch nacheinander als Strum spielen und beliebig erweitern. Wer auf der Suche nach neuen Akkorden ist, kann sich inspirieren lassen.
Viel Spaß macht auch die Randomisierung bei Tracktion Horizen. Ihr könnt die Sampler, Synths oder Loops zufällig mit neuen oder ähnlichen Sounds bestücken. Das klappt sogar überraschend gut und meistens ohne sinnlos konstruierte Effekten.
So gut ist der Sound von Tracktion Horizen
Grundsätzlich höre ich den „Cinematic“-Fokus deutlich heraus. Tracktion Horizen ist aber kein großes Kino, sondern mehr ein gefälliger Allrounder für Brot und Butter in vielen Arrangements. Das zeigen auch die derzeit drei Expansion Packs, die Tracktion optional anbietet: 84 All Year, Deep Horizon und Tape-OP. Sie enthalten Retro Synth-, Soundscapes- und LoFi-Sounds – eine bunte und nützliche Mischung für verschiedene Songs und Styles. Gern mehr davon!
Zwölf Audio-Demos zeigen, was euch bei den Presets der Factory Library und der Expansion Packs erwartet. Dieses Material kommt zwar nicht ans Niveau eines Spectrasonics Omnisphere 2 heran, klingt aber erfrischend anders und ist offen für eigene Interpretationen.
Tracktion Horizen und Alternativen
Das Praktische an Software: Ihr könnt euch jede Menge Plugins installieren, ohne das eigene Konto zu plündern. Wenn es cineastisch und preiswert sein soll, gibt’s einige Alternativen unter 100 Euro am Markt. Hervorheben möchte ich Cherry Audio Dreamsynth mit einem schönen Vintage-Hybrid-Charakter, Tracktion Wavesequencer Theia mit etlichen Presets für Ambient und Soundtracks und der großartige, FM-basierte Sugar Bytes Aparillo.
Diese Soft-Synth klingen jeweils anders und sind kein Ersatz für Tracktion Horizen. Sie machen aber Sinn, wenn noch viele und etwas andere Presets in der DAW click-bereit sein sollen.
FAZIT
Tracktion Horizen bietet sehr viel Synth für wenig Geld. Der Basisklang ist gut und die Ansätze wirklich vielseitig – dafür gibt es vier Sterne. Ihr könnt einfach nur die zahlreichen und gut sortierten Presets konsumieren, die vielen Layer aber auch im Detail bearbeiten und euch musikalisch inspirieren lassen. Der Schwerpunkt liegt auf cineastischen Klängen, aber auch für andere Styles findet man hier durchaus brauchbare Sounds. Letztlich solltet ihr bei Tracktion Horizen ohnehin nicht auf Preset-Jagd gehen, sondern Freude am Sounddesign mitbringen. Als preiswerte Lösung für Producer, die selber sphärische Layer entwickeln, ist Tracktion Horizen ein Tipp!
Features
- Software-Synthesizer mit 10-Voice-Architektur
- Sampler, Synths, Loop Player, VA, Wavetable, FM
- LFO mit User-definierbaren LFOs, XY Pad und Play Parameter
- Multi-FX Send und Master-Effekt, Skalierbares GUI
- Über 350 Factory Presets, Expansion Packs
- Produktseite tracktion.com/products/horizen
- Ab Windows 8, Mac OS X 10.9.5 (M1 Support), Online-Aktivierung
- PREIS: 129,- USD (Straßenpreis am 4.02.2025)